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Abgeworben werden: Wie sollten Sie sich jetzt verhalten?

Das Konkurrenzunternehmen Ihres Arbeitgebers tritt an Sie heran und macht Ihnen ein attraktives Angebot – was nun? Von einer anderen Firma abgeworben werden ist ein Kompliment, jemand anderer hält Sie für begabt, hat offensichtlich Interesse an Ihren Fähigkeiten. Doch wie sollten Sie sich verhalten? Wovon hängt Ihre Entscheidung ab? Denn abgesehen von gewissen Risiken gibt es auch gesetzliche Vorgaben, die einen Wechsel zur Konkurrenz erschweren…



Abgeworben werden: Wie sollten Sie sich jetzt verhalten?

Abwerben Bedeutung: Die Gunst des Arbeitnehmers gewinnen

In dem Verb abwerben (englisch = to headhunt, to poach) steckt bereits „um jemanden werben“ und wie bei einer sich anbahnenden Liebesbeziehung zeigt hier ein Arbeitgeber sein Interesse an einem Arbeitnehmer einer anderen Firma.

Zumeist wird versucht, den Arbeitnehmer durch attraktive Angebote für sich zu gewinnen. Synonym könnte man bei abwerben von ausspannen, überzeugen oder überreden sprechen.

Wenn Fachkräfte abgeworben werden, kann das für die Führungskraft brenzlich werden, egal, ob Sie von einem Abteilungsleiter im selben Unternehmen angesprochen werden oder direkt den Arbeitgeber wechseln wollen. Für Ihren Vorgesetzten bedeutet das:

Know-how geht verloren, im schlimmsten Fall zieht sein Mitarbeiter sogar Kunden mit. In Zeiten des Fachkräftemangels sind einige Arbeitnehmer in der glücklichen Situation, zwischen mehreren Optionen wählen zu können. Allerdings gibt es auch für Ihren Arbeitnehmer Möglichkeiten, sich im Falle eines Abwerbeversuchs zu schützen.

Was Sie beim Abgeworben werden beachten sollten

Für gewöhnlich investiert ein Arbeitgeber Zeit und Geld in seine Mitarbeiter – selbst, wenn Sie nicht im selben Unternehmen ausgebildet worden sein sollten, steht die volle Arbeitsleistung erst nach einer gewissen Einarbeitungsphase zur Verfügung.

Es ist nur verständlich, dass ein Unternehmen daher sowohl einen Wissenstransfer vermeiden möchte (vor allem, wenn die Gefahr besteht, dass der Mitarbeiter zur direkten Konkurrenz wechselt) als auch den Verlust der Arbeitskraft an sich.

Es besteht daher die Möglichkeit, dass in Ihrem Arbeitsvertrag ein sogenanntes nachvertragliches Wettbewerbsverbot festgehalten ist.

Das sichert im Falle eines beendigten Arbeitsverhältnisses, dass weder Fachwissen noch Interna an die Konkurrenz gehen. Da ein Arbeitsverbot bei der Konkurrenz eine Einschränkung der beruflichen Laufbahn bedeuten kann, ist dieses Wettbewerbsverbot auf zwei Jahre begrenzt.

Darüber hinaus muss Ihr ehemaliger Arbeitgeber Ihnen für die Dauer des Wettbewerbsverbots eine Karenzentschädigung zahlen, die mindestens die Hälfte der zuletzt vertragsmäßigen Leistungen beträgt. Wird das nachvertragliche Wettbewerbsverbot durch Verstoß gegen eine Regelung ungültig, steht es Ihnen frei, auf die Entschädigung zu verzichten und stattdessen bei einem Konkurrenzunternehmen anzufangen.

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Firma will mich abwerben – was nun?

Dabei ist es unerheblich, ob Sie durch einen ehemaligen Mitarbeiter oder einen Headhunter von Ihrem jetzigen Arbeitgeber abgeworben werden sollen. Wenn Sie einen Anruf direkt auf der Arbeit erhalten, sollten Sie um Rückruf auf Ihre Privatnummer zu einem festgesetzten Termin bitten.

Planen Sie genügend Zeit ein, um sich zuvor einige Gedanken zu machen. Sofort mit fliegenden Fahnen einen Arbeitgeberwechsel in die Wege zu leiten, ist nicht nur ein Zeichen von geringer Loyalität Ihrem jetzigen Arbeitgeber gegenüber, sondern könnte auch beim potenziell neuen Arbeitgeber für Irritation sorgen: Loyalität und Beständigkeit sind neben Verschwiegenheit Grundtugenden, die jeder Arbeitgeber zu schätzen weiß.

Darüber hinaus spricht sich womöglich innerhalb einer Branche recht schnell herum, wenn gesuchte Fachkräfte das Unternehmen wechseln. Sie sollten bei einem Gespräch mit einem Headhunter also größte Vorsicht walten lassen und keinesfalls Interna wie Gehälter oder Daten bekannt geben.

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Gründe: Wann es sich für Sie lohnt, abgeworben zu werden

Vielleicht erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Tag, wie hochmotiviert Sie die neue Stelle angetreten sind: Neue Umgebung, neue Kollegen, neue Aufgaben und irgendwann tritt die Routine ein. Die Abläufe haben sich eingespielt, Sie kennen die Macken der Kollegen und Ihres Chefs sowieso.

Es verhält sich ähnlich wie mit der Gesundheit: An den Normalzustand gewöhnen wir uns schnell, die negativen Dinge werden allerdings häufig stärker wahrgenommen. Daher lohnt es sich gut zu überlegen, wenn ein Angebot von einem anderem Arbeitgeber kommt, worin die Attraktivität begründet sein könnte.

Ist es vielleicht der Fall, dass Sie sich hin und wieder über Nichtigkeiten ärgern, im Grund genommen aber zufrieden sein können? Oder haben Sie objektiv betrachtet keinerlei beruflichen Perspektiven in dem Unternehmen und möchten sich entwickeln?

Überstürzen Sie nichts und fragen Sie sich anhand des sogenannten 10-10-10-Modells von Suzy Welch stattdessen lieber, was Sie kurz-, mittel- und langfristig erreichen wollen:

  • Welche Auswirkungen hat meine Entscheidung in 10 Tagen?
  • Welche Auswirkungen hat sie in 10 Monaten?
  • Welche Auswirkungen hat sie in 10 Jahren?

Mit ihm lassen sich Entscheidungen relativ simpel und schnell treffen, da Sie Ihren Blick für die langfristigen Auswirkungen schärfen. Wer ein Jobangebot eines Wettbewerbers vorliegen hat, sollte das 10-10-10-Modell einmal durchspielen und sich fragen, ob ihn oder sie die Stelle wirklich dorthin bringt, wo er oder sie auch in zehn Jahren hin möchte.

Allein auf die Hoffnung hin – oder gar irgendwelche Beteuerungen des Headhunters – sich auf eine neue Stelle einzulassen, ist riskant. Ein Jobwechsel ist nur dann sinnvoll, wenn damit konkrete Verbesserungen verbunden sind:

  • Gehalt

    Ein höheres Gehalt ist für viele Arbeitnehmer zunächst eine große Motivation. Mindestens 15 Prozent mehr sollten bei einem Arbeitsplatzwechsel zu einem neuen Arbeitgeber drin sein. Allerdings sollten Sie das Gehalt genau in Relation zu der neuen Tätigkeit setzen, ob es angemessen ist. Bei einer minimalen Erhöhung, aber doppelt so viel Arbeit gilt es entsprechend abzuwägen. Ebenfalls sollten Sie vorsichtig sein, wenn man versucht Sie mit vagen Aussagen in die Zukunft zu vertrösten: So ein Wechsel lohnt sich oftmals nicht, jedenfalls nicht, wenn Geld die einzige Motivation ist.

  • Verantwortung

    Ein größerer Aufgabenbereich, mehr Kompetenzen, vielleicht Führungsverantworung – das können reizvolle Perspektiven für Arbeitnehmer sein, sich abwerben zu lassen. Allerdings sollten Sie aufpassen, ob mit der neuen Position tatsächlich ein Aufstieg mit mehr Verantwortung für Sie herausspringt oder ob die Jobbezeichnung sich als Worthülse entpuppt. Gerade mit englischen Jobtiteln wird gerne verschleiert, ständig entstehen neue vermeintliche Führungspositionen, erst kürzlich erschien dazu ein Artikel der Zeit.

  • Karriere

    Ebenso wachsam sollten Sie sein, wenn es um konkrete Karrieremöglichkeiten geht. Wie werden Mitarbeiter im Unternehmen gefördert? Gibt es vielleicht spezielle Mentorenprogramme? Wie steht es um berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten? Wie gibt sich das Unternehmen nach außen, tritt es für eine bestimmte Unternehmenskultur ein?

Fairerweise sollten Sie Ihren Arbeitgeber frühzeitig signalisieren, wenn Sie sich beruflich verändern wollen. Es kommt vor, dass Arbeitnehmer sich über mangelnde Perspektiven beklagen, gleichzeitig aber erwarten, dass eine Beförderung frei Haus kommt – das ist eher unwahrscheinlich. Daher empfiehlt sich eine klare, offene Kommunikation, bei der Sie auf ihn zugehen und Ihre Pläne besprechen.

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Risiken beim Abgeworben werden

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Sie bei den oben erwähnten gelegentlichen Schwierigkeiten genau schauen sollten, ob sie tatsächlich einen deutlichen Anlass für einen Wechsel darstellen oder ob sie womöglich in Ihrer Person begründet liegen?

Ist das der Fall, werden Sie Ihre Probleme natürlich auch in ein anderes Unternehmen mitnehmen. Aber Sie sollten auch bedenken: Wer in ein neues Unternehmen wechselt, fängt wieder von vorne an. Beispielsweise bei einem Vertriebsmitarbeiter wirkt sich das besonders extrem aus: Sie müssten Ihren Kundenstamm komplett neu aufbauen.

Und es gilt natürlich immer, dass Sie in Ihrem gegenwärtigen Unternehmen die Sicherheit haben: Sie sind in ungekündigter Stellung, Sie kennen sich aus – Headhunter neigen dazu, in leuchtenden Farben die Möglichkeiten auszumalen; was Sie jedoch wirklich im neuen Unternehmen erwartet, können Sie schlecht abschätzen.

Anders sieht es natürlich aus, wenn ein Kollege versucht, Sie ins neue Unternehmen zu holen. Aber seien Sie auch hier vorsichtig: Wie gut kennen Sie diesen ehemaligen Kollegen, wie war das Verhältnis zuvor? Womöglich sind die Motive nicht immer ganz so edel, wie sie im ersten Augenblick erscheinen mögen.

Ein weiteres Problem kann sein, dass bei Ihnen als Umworbener der Blick auf die Realität verstellt ist. Bestimmte Abläufe haben sich in Ihrem alten Unternehmen eingespielt, Sie sind gut darin. Aber bevor Sie eine vorschnelle Entscheidung treffen, sollten Sie unbedingt eine zweite und vielleicht auch dritte Meinung von Freunden und verschwiegenen Kollegen einholen.

Wenn es um Ihre beruflichen Qualifikationen geht, kann auch die Beratung durch einen Coach sinnvoll sein. In jedem Fall sollten Sie selbstkritisch reflektieren, um die eigene Situation realistisch einschätzen und von dort aus das Jobangebot prüfen zu können.

[Bildnachweis: SFIO CRACHO by Shutterstock.com]

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