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Altruismus: Einfach erklärt – gibt es Selbstlosigkeit?

Altruismus ist uneigennütziges Handeln in Reinform. In der modernen Ellenbogengesellschaft zeigt sich altruistisches Verhalten aber nur selten. Die Sorge: Schaden Sie sich mit Altruismus selbst, weil jemand Ihre Selbstlosigkeit schamlos zum eigenen Vorteil ausnutzt? Auf der anderen Seite ist scheinbarer Altruismus oft gar nicht so selbstlos, wie manche denken. Was altruistisches Verhalten ausmacht und Beispiele für echten Altruismus…



Altruismus: Einfach erklärt - gibt es Selbstlosigkeit?

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Definition: Was ist Altruismus?

Altruismus ist die bewusste, absichtliche und freiwillige Verhaltensweise, etwas für jemand anderen zu tun, ohne selbst einen Nutzen davon zu erwarten. Sie handeln ohne Hintergedanken oder eigene Erwartungen an eine Gegenleistung. Hilfsbereitschaft ist eine wichtige Ausprägung des Verhaltens, kann aber nicht gleichgesetzt werden.

Echter Altruismus ist reine Selbstlosigkeit und pure Uneigennützigkeit. Altruisten kümmern sich nicht darum, ob ein Nachteil für sie selbst entsteht. Es werden Aufwand und Kosten (nicht zwangsläufig finanziell) akzeptiert, ohne im Gegenzug etwas zu erhalten. Einem wahren Altruisten ist es egal, ob ihm ein Schaden entsteht, solange er durch sein Handeln jemand anderem helfen konnte.

Altruismus Gegenteil

Altruismus ist das genaue Gegenteil von Egoismus. Hier zielt jede Handlung auf den eigenen Nutzen und das eigene Ziel ab. Die tiefere Einstellung lautet: Wie kann ich davon profitieren? Es ist eine Einstellung und ein Verhalten, das sich nach außen zeigt. Über eine einheitliche allgemeine Definition gibt es immer wieder Unstimmigkeiten. Ein Kriterium ist die innere Motivation. Dominiert der Wunsch, dass alle von den Taten des Wohltäters erfahren, ist eher Egoismus die treibende Kraft.

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Egoistischer Altruismus

Längst nicht alles, was nach Altruismus aussieht, ist tatsächlich selbstloses Verhalten. Oft verstecken sich Manipulation und Hintergedanken. Wir wollen Pluspunkte bei anderen sammeln, später einen eigenen Gefallen einfordern oder uns an der eigenen Selbstlosigkeit erfreuen. Selbst dieses Motiv ist alles andere als altruistisch.

Wir wollen uns selbst besser fühlen und genießen es, anderen geholfen zu haben. Experten sprechen dabei vom „warm glow“, dem warmen Gefühl, das Sie durchströmt. Vor diesem Hintergrund ist echter Altruismus eine Rarität. Egoistischer Altruismus ist weit häufiger.

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Motive für echten Altruismus

Kann es echten Altruismus geben? Ja, es gibt Menschen, die wirklich komplett uneigennützig handeln. Sie scheuen keine Kosten und Mühen, bringen sich selbst sogar in Gefahr und erhoffen rein gar nichts für sich selbst. Dahinter können verschiedene Motive stecken:

  • Liebe und Zuneigung
    Liebe ist eine häufige Ursache für Altruismus. Wenn wir eine andere Person von Herzen lieben, sind wir bereit, alles für sie zu tun. Wir brauchen keine Gegenleistungen, sondern handeln einzig aus unserer tief empfundenen Zuneigung heraus.
  • Gerechtigkeit und Mitleid
    Ungerechtigkeit ist für manche Menschen schwer zu ertragen. Sie entscheiden sich dazu, einzugreifen und ihren unfair behandelten Mitmenschen beizustehen. Dabei spiele Mitgefühl und Mitleid eine entscheidende Rolle.
  • Religion und Glaube
    Nächstenliebe und altruistisches Verhalten ist ein zentrales Element in Religionen. So kann Altruismus ein Ausdruck des eigenen Glaubens sein.
  • Selbstverwirklichung und Lebensziel
    Einige Menschen sehen Selbstlosigkeit als Lebensziel und -zweck. Sie gehen regelrecht in ihrem Altruismus auf und finden darin Selbstverwirklichung

Faktoren für altruistisches Handeln

Sind Sie altruistisch und bereit, anderen vollkommen uneigennützig zur Seite zu stehen? Wer das von sich glaubt, hat zumindest ein sehr positives Selbstbild. Neben den obigen Motiven hängt altruistisches Handeln jedoch von mehreren Faktoren ab:

  • Befähigung

    Wenn Sie altruistisch handeln wollen, müssen Sie das Gefühl haben, dass es tatsächlich in Ihrer Macht steht, hilfreich zu sein. Sie müssen in der Lage sein, mit Ihrem Eingreifen etwas zu bewegen und beizusteuern.

  • Sympathie

    Sind uns andere Menschen sympathisch, ist es wahrscheinlicher, dass altruistisches Verhalten gezeigt wird. Können Sie einen Kollegen überhaupt nicht leiden, werden Sie diesem nicht so bereitwillig helfen, wie einem besonders freundlichen Kollegen, mit dem Sie sich sehr gut verstehen.

  • Ursache

    Ist derjenige, dem Sie helfen wollen, unverschuldet und unglücklich in die missliche Lage gerutscht? Oder trägt er selbst die Verantwortung für die aktuelle Situation? Im ersten Fall neigen mehr Menschen zu Altruismus, weil es jedem passieren könnte – auch einem selbst. Bei eigenem Verschulden verfolgen mehr Menschen den Ansatz „Die Suppe hat er sich selbst eingebrockt und muss sie auch auslöffeln…“

  • Beobachtung

    Es gibt so etwas wie Gruppenzwang. Wenn Sie mit Ihren Kollegen mittags essen gehen und alle bei der Rechnung Trinkgeld geben, ist es unwahrscheinlich, dass Sie als einziger ausscheren. Auch die Höhe des Trinkgeldes bemisst sich vermutlich an dem, was die anderen im Schnitt geben.

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Altruismus Beispiele

Wie altruistisches Verhalten aussehen kann – sowohl echter als auch egoistischer Altruismus – zeigen die folgenden Beispiele:

Beispiel für Altruismus

Ein Vater geht mit seinem Kind spazieren. Plötzlich fängt es in Strömen an zu regnen, doch die beiden haben nur einen kleinen Schirm dabei. Ohne zu zögern öffnet der Vater den Regenschirm und hält diesen über sein Kind, während er selbst komplett durchnässt wird. Sein ganzes Denken und Handeln ist darauf ausgerichtet, das Kind trocken und behütet zu halten. Er selbst erwartet sich nichts davon, er riskiert sogar eine Erkältung.

Beispiel für Altruismus: Ärzte ohne Grenzen

Mediziner, die sich über die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ engagieren, handeln sehr altruistisch. Sie helfen Menschen in Not in besonders armen Ländern oder Krisengebieten. Zwar werden die Ärzte bezahlt, sie verdienen aber meist viel weniger, als sie als Arzt normalerweise verdienen könnten. Trotz der finanziellen Einbußen und des geringeren Lebensstandards helfen sie Menschen, denen es schlechter geht.

Beispiel für egoistischen Altruismus

Ein Kollege kommt zu Ihnen und bietet an, Ihre Schicht am Wochenende zu übernehmen, weil Sie doch schon am letzten Samstag arbeiten mussten. Auf den ersten Blick handelt es sich auch hier um altruistisches Verhalten, schließlich profitieren Sie von der netten Geste. Ein paar Wochen später kommt genau dieser Kollege an und fragt Sie, ob Sie seinen Dienst am Wochenende übernehmen könnten. Er spricht es vielleicht nicht aus, aber natürlich erinnern Sie sich daran, dass er für Sie eingesprungen ist. Dahinter stand von Anfang an der Gedanke, dass er selbst in einiger Zeit Ihre Hilfe braucht.

Altruismus in der Biologie

In der Biologie zeigt sich: Schon in den Genen eines Menschen kann verankert sein, wie altruistisch er ist. Altruismus kann also zum Teil angeboren sein. Studien zeigen: Menschen mit einem bestimmten Gen (COMT-Val) verhalten sich altruistischer als Probanden mit einer anderen Mutation des Gens (COMT-Met). Der Grund: Das Glückshormon Dopamin wird durch das COMT-Val Gen besser verarbeitet. Betroffene fühlen sich besser, wenn sie anderen helfen.

Altruismus in der Tierwelt

Biologisch betrachtet besteht der Sinn des Lebens in der Fortpflanzung und Verbreitung des eigenen Genmaterials. Hier zeigt sich in der Tierwelt Altruismus. Wenn ein Tier seine Herde durch Rufe vor einem Raubtier warnt, begibt es sich in Gefahr, da er die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das eigene Leben wird zum Schutz der Familie – und damit des eigenen Genpools – riskiert. Die Evolutions- und Soziobiologie spricht in diesem Zusammenhang von Verwandtenselektion.

Vorteile: So profitieren Sie selbst von Altruismus

Altruismus dient ausschließlich anderen. Wer an den eigenen Vorteil denkt, verfehlt das gesamte Konzept. Trotzdem können Sie von altruistischem Verhalten profitieren – selbst wenn Sie keinerlei Erwartungen an Ihr Handeln knüpfen:

  • Altruismus macht glücklich

    Helfen macht glücklich. Zu sehen, dass man selbst einen Beitrag leisten kann, damit es jemand anderem besser geht oder dieser sich freut, ist ein ungemein gutes Gefühl. Schon Kleinigkeiten, die anderen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, können zu mehr Glück und Zufriedenheit mit sich selbst führen.

  • Altruismus verdeutlicht Positives

    Neben größerer Zufriedenheit kann Altruismus zu mehr Dankbarkeit und Fokus auf die positiven Dinge im Leben führen. Indem Sie uneigennützig anderen helfen, denen es vielleicht schlechter geht als Ihnen selbst, lernen Sie zu schätzen, was Sie haben, besitzen und auch können.

  • Altruismus fördert Nachahmer

    Sie können Einfluss auf Ihr Umfeld nehmen und mit gutem Beispiel voran gehen. Vorgelebter Altruismus wirkt sich positiv auf die Menschen in Ihrer Nähe aus. In Anlehnung an Gandhis Zitat „Sei selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen willst“ können Sie andere zu mehr Selbstlosigkeit animieren.

Reziproker Altruismus

Gerade der letzte Punkt ist besonders wichtig. Andere werden Ihr Verhalten wahrnehmen, das eigene Denken und Handeln reflektieren und daraufhin ändern. So entsteht reziproker Altruismus, der auf Gegenseitigkeit beruht. Indem Sie selbstlos sind, inspirieren Sie andere dazu, es Ihnen gleich zu tun. Auf diese Weise können Sie den Altruismus fördern und ein Umfeld gestalten, in dem jeder bereit ist, uneigennützig etwas für den anderen zu tun.

Risiko des Altruismus: Übertreiben Sie es nicht

Altruismus hat auch Schattenseiten. Allen voran sollten Sie aufpassen, sich selbst nicht vollkommen für andere aufzuopfern und dabei komplett die eigenen Bedürfnisse vergessen. Hin und wieder muss jeder an sich selbst denken, schon für die eigene Gesundheit. Auch sollten Sie hinterfragen, woher Ihr Altruismus kommt. Sind Sie vielleicht doch nur auf der Suche nach Anerkennung und Bestätigung und versuchen deshalb, es allen anderen recht zu machen?

Ist dies der Fall, laufen Sie Gefahr, sich selbst zu überfordern. Sie können nicht nein sagen und bürden sich immer mehr Lasten auf. Daraus kann ein ernsthaftes Helfersyndrom entstehen. Der beste Weg, den Risiken zu entkommen, ist eine gesunde Balance. Selbstloses Verhalten ist positiv. Es kann ein Teil Ihrer Persönlichkeit sein, macht sympathisch und kann für Zufriedenheit sorgen. Es muss allerdings immer in Maßen bleiben. Permanenter Altruismus schlägt schnell ins Gegenteil um.

Altruistisches Verhalten fördern

Ob die Neigung bereits angeboren ist oder nicht: Altruismus lässt sich fördern. Das Fundament wird idealerweise bereits in der Kindheit gelegt. Eltern sind die ersten Idole ihrer Kinder und haben Vorbildcharakter.

Begegnen Eltern ihren Kindern mit Empathie, trösten sie diese, wenn sie hingefallen, krank oder müde sind, entwickeln diese ihrerseits ein Gefühl für Mitgefühl und Trost. Eine wichtige Rolle im prosozialen Verhalten spielen außerdem Institutionen wie Schule oder Vereine. Sie prägen bestimmte soziale Normen und fördern das ehrenamtliche Engagement.


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[Bildnachweis: Doppelganger4 by Shutterstock.com]