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Arbeiten im Ausland: Vorbereitung, Tipps, Länder

Arbeiten im Ausland kann aus vielen Gründen interessant sein: Sei es, dass Sie regelmäßig das Fernweh packt, sei es, dass Sie nach der Schule oder dem Studium die Welt mit Work and Travel kennenlernen wollen, dass Sie im Sabbatical eine Auszeit nehmen wollen oder aber, dass Sie sich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt ausrechnen: Über internationale Kenntnisse zu verfügen, macht sich immer gut im Lebenslauf. Von der persönlichen Bereicherung ganz zu schweigen, denn Reisen bildet. Nur: Wie geht Arbeiten im Ausland eigentlich? Was muss ich beachten? Wir haben die wichtigsten Tipps für Sie zusammengefasst.



Arbeiten im Ausland: Vorbereitung, Tipps, Länder

Vorbereitungen: Ausgangslage klären und Ziel finden

Wer zum Arbeiten ins Ausland will, sollte sich zuvor gut erkundigen und seinen Aufenthalt (oder auch seine Auswanderung, wenn es langfristig sein soll) gut planen. Die Bedingungen sind von Land zu Land unterschiedlich, und die staatlichen Förderungen für den Fall, dass es nicht so gut läuft, längst nicht so umfangreich wie in Deutschland.

Darüber hinaus gilt grob gesagt für jedes Land, dass gut qualifizierte Arbeitnehmer bevorzugt genommen werden und es viel leichter haben, im Ausland Fuß zu fassen. Oftmals geht der Weg ins Ausland nur über ein entsprechendes Visum und/oder genügend Geld als Startkapital auf der hohen Kante.

Wer sich für Nicht-EU-Länder wie Australien, Neuseeland oder Kanada interessiert, hat gute Chancen als Ingenieur, Mediziner, IT-Experte oder auch als Handwerker. Denn nach wie vor genießt das in Deutschland übliche duale Ausbildungssystem im Ausland einen guten Ruf.

Darüber hinaus gibt es dort einen Fachkräftemangel: Diese Länder haben eine hohe Wirtschaftsleistung, sind aber gleichzeitig dünn besiedelt. Ebenfalls bieten die Finanzbranche, Unternehmensberatung und die Tourismusbranche Jobs für Deutsche, die im Ausland arbeiten wollen, ebenso wie Sie als Lehrer im Ausland gute Aussichten haben.

Gerade als deutscher Staatsbürger sind die Möglichkeiten zahlreich, nicht zuletzt innerhalb der Europäischen Union. Jeder EU-Bürger darf sich innerhalb der EU niederlassen und in seinem erlernten Job, aber auch als Quereinsteiger oder Selbständiger arbeiten.

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Was braucht es für die Arbeit im Ausland?

Thg Grass is always greener on the other side. Dieses englische Sprichwort bringt ganz gut zum Ausdruck, was tausenden von Ausreisewilligen offenbar durch den Kopf geht – seit Jahren sind die Fernsehkanäle voll von Auswanderer-Sendungen. Der Wunsch, in einem anderen Land zu leben und zu arbeiten, reicht jedoch in der Regel nicht aus, um dort auch erfolgreich zu sein und sich den eigenen Lebensunterhalt verdienen zu können.

Um sich selbst den Start in einem fremden Land zu erleichtern, sollten neben beruflichen Qualifikationen gewisse Sprachkenntnisse sowie interkulturelle Kompetenz vorhanden sein: Denn Arbeiten im Ausland bedeutet, sich auf die landestypischen Arten, Arbeitsweisen und Gebräuche einzulassen. Eine andere Kultur bedeutet auch eine andere Arbeitskultur:

So ist in Großbritannien beispielsweise das Hot-Desking verbreitet, das heißt, jeder Mitarbeiter sucht sich einen freien Platz. Dadurch werden Kosten durch überflüssige Arbeitsplätze vermieden, aber es bedeutet auch, dass niemand einen festen Platz hat, die Arbeitsplätze wenig individuell gestaltet sind.

Die Möglichkeiten weltweit scheinen endlos zu sein, doch sollten Sie nicht blauäugig an das Thema Arbeiten im Ausland herangehen. Hinter der Reiselust verbirgt sich nicht selten der naive Gedanke, dass es im Ausland leichter sei, einen Job zu finden. Auch wenn die eigenen Qualifikationen hoch sind, sind bestimmte Hindernisse nicht zu unterschätzen:

  • Sie sind mit dem hiesigen System der Arbeitsvermittlung und Arbeitssuche nicht vertraut.
  • Wer keine Verwandten oder Freunde im Ausland hat, kann auf keinerlei soziales Netzwerk zurückgreifen.
  • Wer nicht über die eigene Firma ins Ausland entsandt wird, hat keinerlei berufliche Kontakte.
  • Es existieren andere Standards, andere Regeln, die das gesellschaftliche Leben bestimmen.

Das kann sich in so Situationen zeigen wie der Suche nach einer passenden Wohnung: In den Zeitungen finden Sie nur Angaben zur Anzahl der Zimmer, aber keine Quadratmeterangaben. Oder aber die Miete ist wöchentlich fällig. Oder Sie müssen erst ein ausländisches Bankkonto eröffnen, bevor Sie Ihre Stelle antreten können.

Arbeiten im Ausland: Krankenversicherung abklären

Wer im Ausland leben und arbeiten möchte, muss sich Gedanken um seine Sozialversicherungen machen. Bezüglich der Krankenversicherung heißt das, dass Sie klären müssen, wohin Sie reisen und wie lange Sie dort bleiben.

Sind sie nur eine befristete Zeit im Ausland, beispielsweise bei einer Entsendung Ihres Arbeitgebers, bleibt Ihr Krankenversicherungsschutz in Deutschland bestehen. Wer dauerhaft ins Ausland geht, ist üblicherweise über seinen Arbeitgeber krankenversichert.

Ausnahme: Beispielsweise die USA. Dort müssen Sie sich selbst um eine Krankenversicherung kümmern. Sie haben als Auswanderer allerdings die Möglichkeit, bei einer deutschen Versicherung eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen, ganz gleich, in welchem Land Sie leben.

Machen Sie sich jedoch zuvor mit den jeweiligen Konditionen vertraut, denn die Leistungen von Krankenkassen schwanken von Land zu Land. Die Seiten der EU-Kommission bieten Informationen rund um die soziale Sicherung für diejenigen, die im Ausland arbeiten wollen.

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Jobs im Ausland: Arbeitsagentur und andere Dienste

Wen das Arbeiten im Ausland reizt, sollte sich an die Zentrale Auslandsvermittlung und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit wenden. Hier erhalten Sie aktuelle Informationen zu:

  • Stellenangeboten
  • Einstellungs- und Arbeitsbedingungen
  • Anerkennung von Berufsabschlüssen
  • Niederlassungsformalitäten
  • Lebensbedingungen
  • Kontaktadressen

Auch die Arbeitsagentur Jobbörse listet Jobangebote aus dem Ausland, vorwiegend allerdings von mittelständischen Firmen.

Die Arbeitsagentur richtet sich an Akademiker, Führungskräfte und Fachkräfte ebenso wie an Künstler oder an Freiwillige, die ehrenamtlich in Organisationen tätig werden wollen. Sie ist Ihr Ansprechpartner sowohl während des Auslandsaufenthaltes als auch nach der Rückkehr nach Deutschland.

Andere Möglichkeiten der Jobsuche

Arbeiten im Ausland bedeutet für manche Länder vor allem: vorher arbeiten, und zwar von Deutschland aus. Denn teilweise bekommen Sie ohne einen festen Arbeitsplatz gar keine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis. Das bedeutet eine intensive Recherche und schließt folgende Möglichkeiten ein:

  • Jobbörsen

    Die wohl größte Jobbörse ist Monster, aber auch Stepstone und Seek sind international mit verschiedenen Domains vertreten. Daneben bieten soziale Netzwerke wie Xing, Linkedin und Facebook die Möglichkeit, sich beruflich umzuschauen.

  • Nationale Zeitungen

    Wie bei der Jobsuche in Deutschland sollten große Zeitschriften des jeweiligen Landes durchstöbert werden. Im Gegensatz zu früher geht das heutzutage bequem über das Internet, so dass Sie das viele Geld für importierte Zeitschriften sparen können. Die bekanntesten sind für…

    • Vereinigte Staaten: The New York Times
    • Australien: The Australian
    • Neuseeland: The New Zealand Herald
    • Großbritannien: The Times
    • Schweiz: Neue Zürcher Zeitung
  • Digitaler Nomade

    Wer als Freelancer unterwegs ist und lediglich das Internet benötigt, kann ortsunabhängig arbeiten. Das geht im außereuropäischen Ausland zwar meist nur für wenige Monate, jedoch bietet diese Form der Arbeit Ihnen die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten. Meist arbeiten Sie nach wie vor für deutsche Unternehmen, können aber beispielsweise in einem Land mit niedrigeren Lebenshaltungskosten leben.

  • Work and Travel

    Work and Travel bietet vor allem für junge Arbeitnehmer bis 30 Jahre eine gute Möglichkeit erst einmal herauszufinden, ob das Land der Träume auch wirklich geeignet ist für einen Daueraufenthalt. Zwar ist der Aufenthalt bei Work and Travel begrenzt, dafür sind die Ansprüche an die beruflichen Qualifikationen sehr gering, da hier Arbeit im Ausland ohne Ausbildung möglich ist.

Bewerben im Ausland: Anforderungen kennen

Wer dauerhaft (oder auch nur vorübergehend) im Ausland arbeiten möchte, sollte sich vor Augen halten, dass die Bedingungen oftmals andere als in Deutschland sind. Da schadet auch ein Blick in die Arbeitslosenstatistik nicht: In anderen europäischen Ländern sind die Arbeitslosenzahlen um ein Vielfaches höher.

Gerade beliebte Urlaubsländer wie Griechenland (22,5 Prozent), Spanien (17,7 Prozent) und Italien (11,3 Prozent) führen die Arbeitslosenquote an (Stand: Mai 2017). Man muss also schon ein überzeugendes Konzept haben beziehungsweise den Bedarf kennen, um erfolgreich zu sein.

Für die Bewerbung gilt es, die Gepflogenheiten des Landes zu beachten, nicht immer ist ein Anschreiben wie in Deutschland üblich. Eine Bewerbung auf Englisch für die USA oder Großbritannien etwa verwendet stattdessen den cover letter.

Wichtig ist, dass Sie Ihre beruflichen Qualifikationen in der Landessprache übersetzen und darlegen können. Die richtigen Berufsbezeichnungen auf Englisch und Französisch finden Sie beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Wer beispielsweise eine Ausbildung zum Kaufmann oder Kauffrau für Büromanagement gemacht hat, wird als office manager in England bezeichnet werden und in Frankreich heißt ein Augenoptiker opticien.

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Arbeiten in den USA: Das Land der (un-)begrenzten Möglichkeiten

Nicht nur um die Krankenversicherung müssen Sie sich selbst kümmern: Wer zum Arbeiten im Ausland die USA wählt, sollte sich auch auf eine andere Arbeitspraxis einstellen: hire and fire ist dort völlig üblich, denn es existiert kein Kündigungsschutz.

Auch für die USA gilt wie für jedes Land, dass Sie zuvor Ihre Möglichkeiten realistisch abchecken sollten. Gute Aussichten haben Sie beispielsweise als qualifizierter, gut ausgebildeter Techniker. Aber: ohne Visum läuft nichts.

Das H1B-Visum ermöglicht Ihnen einen Arbeitsaufenthalt, wenn Sie als Akademiker oder mit gesuchten Qualifikationen nicht länger als sechs Jahre in den USA bleiben. Wer jedoch dauerhaft in Amerika bleiben möchte, braucht ein Einwanderungsvisum, die sogenannte Greencard.

Mit einem Touristenvisum dürfen Sie in den USA nicht auf Jobsuche gehen, weshalb Sie sich bereits zuvor von Deutschland aus nach Jobs umgucken müssen. Welches Visum für Sie in Frage kommt und unter welchen Bedingungen die Vergabe stattfindet, erfahren Sie auf der Website der amerikanischen Botschaft.

Wer bei den üblichen Jobbörsen nicht fündig wird, sollte sich gezielt bei international tätigen Firmen bewerben. Idealerweise gelangen Sie über eine Stellenausschreibung eines deutschen Unternehmens oder einer Kooperationsfirma in die USA.

Weitere Möglichkeiten sind die Deutsch-Amerikanische Handelskammer, Headhunter, große Zeitungen oder Jobvermittler wie etwa bei der Arbeitsagentur (mehr dazu weiter unten).

Arbeiten in Europa: Aussichtsreiche Länder

Es muss beim Arbeiten im Ausland aber gar nicht so weit weg sein. Natürlich sind die USA, Kanada oder auch Australien sehr beliebte Ziele, um an einem anderen Ort auf dem Globus zu arbeiten, doch auch in Europa und sogar in direkter Nachbarschaft gibt es für Arbeitnehmer attraktive Länder, in denen Sie sich eine Karriere aufbauen oder Ihre Laufbahn fortsetzen können.

Wir stellen Ihnen drei vielversprechende Länder vor, die Sie für einen Job im Ausland in Betracht ziehen sollten:

  • Estland

    Estland ist in Traveller-Kreisen ein Geheimtipp. Man kann es hier aber auch länger aushalten. Zeitverträge sind im Balten-Staat nahezu unbekannt, fast jeder Arbeitsvertrag ist unbefristet. Schon Berufseinsteiger dürfen sich hier über einen solchen Vertrag freuen, während die Quote von befristeten Verträge bei den 15- bis 24-Jährigen in Deutschland bei rund 50 Prozent liegt. Und: Auch die Zahl der Arbeitskräfte, die in einer Teilzeitstelle feststecken, aber eigentlich lieber Vollzeit arbeiten würden, ist in Estland extrem niedrig. Vor allem der Dienstleistungssektor ist in Estland in den letzten Jahren enorm gewachsen.

  • Norwegen

    Norwegen punktet mit einer sehr geringen Arbeitslosigkeit von rund 4 Prozent. Auch für junge Leute ist es hier vergleichsweise einfach, eine Stelle an Land zu ziehen. Zeitverträge sind hiier ebenfalls ein eher seltenes Phänomen, für Berufseinsteiger kann es jedoch durchaus sein, dass erste Verträge befristet sind. Günstig für Auswanderer: Der Dienstleistungssektor ist in Norwegen extrem groß, während Jobs in der Produktion weniger als zehn Prozent aller Stellen ausmachen – das ist sonst nur in Großbritannien, den Niederlanden und Griechenland der Fall.

  • Österreich

    Nach einem Anstieg der Arbeitslosigkeit im letzten Jahr und auch zu Beginn dieses Jahres konnte in den letzten Monaten ein Rückgang verzeichnet werden, aktuell sind rund 7 Prozent in Österreich arbeitslos. Positiv ist die vergleichsweise geringe Verbreitung von Zeitverträgen, diese machen in Österreich neun Prozent aller Arbeitsverträge aus. In Deutschland sind es mit 13 Prozent mehr, in Schweden, Frankreich und Finnland arbeiten sogar 15 Prozent der Arbeitnehmer auf Zeit. Für junge Arbeitnehmer zwischen 15 und 24 sind Zeitverträge dagegen üblich, hier übertrifft die Quote 30 Prozent.

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Arbeiten in Irland: Die wichtigsten Informationen

Irland ist ein weiterer Tipp für das Arbeiten im Ausland innerhalb Europas. Es ist zwar nicht gerade für schönes Wetter bekannt, doch wer im Ausland arbeiten möchte, ist hier möglicherweise trotz Regen und eher niedriger Temperaturen bestens aufgehoben. Die Wirtschaft wächst, zahlreiche Unternehmen bauen Standorte in Irland auf oder aus und gut ausgebildete Fachkräfte werden gesucht.

Optimale Voraussetzungen. Sollten Sie nach einem Job im Ausland suchen, lohnt sich ein genauerer Blick auf die grüne Insel. Viele große Unternehmen mit Milliardenumsätzen haben dort ihren Sitz und bieten attraktive Karrieremöglichkeiten in den unterschiedlichsten Branchen:

Die größten Unternehmen Irlands

Rang Unternehmen Branche Sitz
1. Medtronic Medizintechnik Dublin
2. Shire Pharma Dublin
3. Accenture Beratung Dublin
4. Johnsons Controls International Mischkonzern Cork
5. Cement Roadstone Holding (CRH) Baustoffhersteller Dublin
6. Ingersoll-Rand Mischkonzern Swords
7. Cement Roadstone Holding (CRH) Baustoffe Dublin
8. Eaton Corporation Industrie Dublin
9. Allergan Pharma Dublin
10. Ingersoll Rand Mischkonzern Swords
11. Allied Irish Banks Banken Dublin
12. Ryanair Fluggesellschaft Dublin
13. Bank of Ireland Banken Dublin
14. Seagate Technology Technologie Dublin
15. Kerry Group Nahrungsmittel Tralee
16. Experian IT-Dienstleistungen Dublin
17. Smurfkit Kappa Group Verpackungsindustrie Dublin
18. DCC Dienstleistungsgruppe Irland
19. Adient Autozulieferer Dublin
[Quelle: The World’s Largest Public Companies]

Gehälter in Irland

Insgesamt sind die Gehälter im Großen und Ganzen mit denen in Deutschland vergleichbar. Innerhalb Irlands gilt: In Dublin ist die Lohntüte deutlich voller als in Cork, Galway oder Limerick.

Ein paar Beispiele für den Standort Dublin:

  • Ein Projektingenieur verdient 35.000 bis 50.000 Euro im Jahr
  • Ein Qualitätsmanager in der Pharma-Industrie verdient 60.000 bis 75.000 Euro
  • Ein Lagerleiter in der Logistikbranche verdient 45.000 bis 55.000 Euro
  • Ein PR-Manager verdient 55.000 bis 75.000 Euro
  • Ein SEO-Spezialist verdient 40.000 bis 60.000 Euro
  • Ein PHP-Entwickler verdient 40.000 bis 65.000 Euro
  • Ein Web-Designer verdient 32.000 bis 55.000 Euro
  • Ein Human Resources Officer verdient 28.000 bis 35.000 Euro
  • Ein Rechtsanwaltsfachangestellter verdient 25.000 bis 45.000 Euro

Was aber jeder weiß, der schon mal den Ring of Kerry befahren hat: Das Preisniveau in Irland ist außerordentlich hoch, dies sollten Sie in Ihre Kalkulationen unbedingt mit einbeziehen.

Bewerbung in Irland

Für EU-Bürger gilt die Personenfreizügigkeit. Wer will, kann also ohne Umschweife in Irland auf Jobsuche gehen.

Der Bewerbungsprozess gilt als unkompliziert und ist mit dem in Großbritannien vergleichbar. Irische Unternehmen legen Wert auf eine No frills-Bewerbung, ähneln in dieser Hinsicht also einem Flug mit Ryanair. Ein knappes Anschreiben, Lebenslauf und Referenzen genügen – irische Recruiter sind weniger zeugnisverliebt als ihre deutschen Pendants.

Dafür bitten sie sehr gerne zum Telefoninterview oder rufen Referenzgeber an. Stellen Sie in der Bewerbung Ihre Leistungen und Fähigkeiten nach vorne, nennen Sie Referenzen und Ansprechpartner. Englische Sprachkenntnisse werden selbstverständlich vorausgesetzt.

Interview: Arbeiten in den Silicon Docks in Dublin

Selcuk Kösemehmetoglu hat es nach einem Studium an der Universität Mannheim in die IT-Welt verschlagen. Nach einem Praktikum im App-Marketing bei Microsoft, ging er Ende 2012 ins Ausland. Wir haben mit ihm über die Arbeit im Ausland gesprochen:

Herr Kösemehmetoglu, zurzeit beneiden uns viele Europäer um unseren Arbeitsmarkt mit nahezu Vollbeschäftigung. Sie aber sind ausgewandert, warum?

Ich hatte schon immer den Traum, im Ausland zu leben und zu arbeiten. Nach meinem Studium hielt ich das aber für unrealistisch und habe zunächst ganz klassisch unzählige Bewerbungen in Deutschland geschrieben, allerdings mit überschaubarem Erfolg. Oft gab es gar keine Antwort oder eine Standard-Absage. Als ich dann über eine Freundin von den Möglichkeiten in Dublin hörte, dauerte es nach meiner Bewerbung ganze zwei Wochen bis ich im Flieger saß, um die neue Stelle anzutreten.

Und was machen Sie jetzt?

Ich arbeite seit mittlerweile mehr als drei Jahren im IT-Vertrieb bei Oracle. Angefangen habe ich in Dublin als Business Development Consultant, seit einiger Zeit hat es mich aber nach Málaga in den warmen Süden verschlagen, wo ich als Territory Manager den direkten und indirekten Vertrieb über unser Partnernetzwerk in Süddeutschland verantworte.

Sie kommen viel rum. Wie erleben Sie den Arbeitsmarkt im Ausland?

Anders. Besser als gedacht. Besonders in Dublin werden händeringend europäische, speziell deutschsprachige Talente gesucht. Während in Deutschland auf eine Stelle unzählige Bewerber treffen, ist es hier genau umgekehrt. Das merkt man natürlich.

Woher kommt diese Nachfrage?

Anfangs spielte der niedrige Unternehmenssteuersatz in Irland eine Rolle. Inzwischen hat sich Dublin aber zu einem riesigen Tech-Hub in Europa entwickelt. Heute tummeln sich hier unzählige Startups, Business-Inkubatoren und Acceleratoren neben IT-Größen wie Google, Facebook und Oracle.

Man spricht heute in Anspielung an das Silicon Valley auch von den Silicon Docks. Für Unternehmen ist das enorm attraktiv, da sie so auf einen bereits bestehenden Talente-Pool zugreifen können. Da viele Unternehmen von Dublin aus den gesamten EMEA-Raum bearbeiten, sind vor allem Talente, die neben ihrer Heimatsprache auch fließend Englisch sprechen, gefragt. Hinzu kommt, dass sich immer mehr der Trend zum sogenannten Inside- oder Digital Sales beobachten lässt.

Das müssen Sie erklären…

Unter Inside- oder Digital-Sales versteht man Vertriebsmitarbeiter, die mit ihren Kunden in erster Linie aus dem Virtual Office kommunizieren, statt sie persönlich vor Ort zu besuchen.

Und warum ist das ein Trend?

Zwei Gründe sind dafür verantwortlich: Erstens hat sich das Käuferverhalten im Vergleich zu früher verändert. Inzwischen findet man immer mehr Digital Natives in Führungspositionen. Diese Generation ist es gewohnt, benötigte Informationen selbstständig online zu recherchieren, ist in Social Networks zuhause und kommuniziert zunehmend digital. Unternehmen begegnen dieser Entwicklung durch Tools wie Webinare und Videokonferenzen sowie entsprechend ausgebildete Mitarbeiter. Wir sprechen hier vom Social Selling. Die klassische Kaltakquise halte ich für ein Auslaufmodell.

Der zweite Grund ist, dass Inside- oder Digital-Sales in der Regel deutlich effizienter und preisgünstiger als klassische Außendienstler sind. Da der Partnervertrieb außerdem eine immer größere Rolle spielt, können Kundenbesuche oft von diesen übernommen werden. Das ist auch der Grund, warum beispielsweise IBM ein riesiges, modernes Digital-Sales-Center in Dublin aufgebaut hat. Oder warum wir zwei neue Sales-Hubs in Amsterdam und Kairo aufbauen und rund 1400 Inside-Sales-Mitarbeiter einstellen.

Das klingt aber so, als brauchten Bewerber eine Menge Fachwissen?

Nicht unbedingt. Es gibt neben Senior- auch Einstiegspositionen. Natürlich sollte man einigermaßen technikaffin sein und Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge haben. Schon mal im Marketing oder im Vertrieb gearbeitet zu haben, ist sicher von Vorteil. Alles andere bekommt man aber in den entsprechenden Trainings beigebracht.

Worauf kommt es dann an?

Auf die Persönlichkeit. Gesucht werden sozial kompetente, kreative Mitarbeiter. Da außerdem viele Teams multikulturell sind, müssen Kandidaten grundsätzlich weltoffen sein. In meinem ersten Team hatten wir unter anderem Mitarbeiter aus Frankreich, Spanien, Schweden, Irland, England, den Niederlanden und Italien. Das ist nicht ungewöhnlich. Ansonsten ist der typische Vertriebsmitarbeiter ein Mythos. So gibt es in jedem Team, je nach Anforderung, sowohl introvertierte als auch extrovertierte Typen.

Wo Sie gerade von multikulturellen Teams sprechen: Welche Unterschiede fallen Ihnen im Vergleich zu Deutschland auf?

Es gibt wahnsinnig viele Unterschiede. Neben dem extrem jungen Durchschnittsalter und der bereits erwähnten Internationalität, sticht vor allem die Durchlässigkeit nach oben ins Auge: Während in Deutschland oft erwartet wird, mehrere Jahre dieselbe Position zu bekleiden, geht hier alles etwas schneller. Zwei Beförderungen innerhalb von drei Jahren sind keine Seltenheit.

In Dublin selbst geht es ähnlich international zu: Neben Expats tummeln sich in der Stadt viele Backpacker und Südamerikaner, die dort ihr Englisch verbessern wollen. Es ist ganz normal, in einer der vielen Bars der berühmten Temple Bar Area fünf verschiedene Sprachen an einem Abend zu hören.

Aber die hören Sie ja schon in Ihrem Team.

Absolut. In Dublin kommt es aber nicht selten vor, nach Feierabend auch mit dem gesamten Team inklusive Manager noch das ein oder andere Pint zu trinken. Freitags können es auch mal Baby Guinness Shots sein…

Sie selbst sind aber schon wieder weiter- und von Dublin nach Málaga umgezogen…

Das ist richtig. Und das ist das Tolle an diesem Beruf. Da sich auch in anderen Städten ähnliche Tech-Hubs entwickeln, kann man als Digital-Sales an vielen Standorten arbeiten. Zum Beispiel in London, Barcelona oder eben in Dublin. Wir selbst haben Standorte in Dublin, Prag, Dubai, Potsdam und Málaga. In Kürze kommen, wie schon erwähnt, Hubs in Amsterdam und Kairo dazu…

Warum dann Málaga?

Nach etwas über einem Jahr als Business Development Consultant wurde ich zum Territory Manager befördert. Dass die neue Stelle in Málaga war, und ich so die Möglichkeit bekam, eine neue Kultur und Sprache zu lernen, war ein schöner Nebeneffekt.

Sicher ein Traum für manche unserer Leser. Angenommen, deren Interesse ist nun geweckt: Was wäre der beste Einstieg?

Ich würde nicht viel Zeit mit Bewerbungsportalen verschwenden. Auch wenn man in der Regel später eine formale Bewerbung einreichen muss, ist es am einfachsten, direkt den zuständigen Recruiter anzusprechen. Der kann gleich sagen, ob etwas verfügbar ist und ob das Profil passt.

Noch besser ist es, sich direkt an jemanden aus dem Zielunternehmen zu wenden, da man so direkt empfohlen werden kann und wertvolle Tipps für das Vorstellungsgespräch erhält.

Sie würden also immer wieder ins Ausland gehen?

Unbedingt. Leider muss man sagen, dass immer noch relativ wenige Deutsche die Möglichkeiten im Ausland nutzen. Hätte ich diesen Schritt damals nicht gemacht, wäre ich wahrscheinlich nie in Irland. Und selbst wenn man nach ein, zwei Jahren feststellt, dass man doch etwas anderes machen möchte: Zwei, drei Jahre Vertriebs- und Auslandserfahrung machen sich immer gut im Lebenslauf!

Herr Kösemehmetoglu, Danke für das Gespräch.

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[Bildnachweis: mentatdgt by Shutterstock.com]

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