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Außenseiter integrieren: Das WIR gewinnt

Jeder kennt sie aus der Schule: Außenseiter. Das sind diejenigen, die beim Sport zuletzt ins Team gewählt wurden, die besonders gute oder auffällig schlechte Noten hatten, die „falschen“ Klamotten trugen und deren Hobbys niemand nachvollziehen konnte. Manche Menschen haben diesen Außenseiterstatus auch im späteren Berufsleben noch inne. Während andere sich auch nach Feierabend noch mit Kollegen verabreden, ist dieser eine Kollege in der Mittagspause immer allein. Das ist nicht nur unter menschlichen Gesichtspunkten schade, sondern wirkt sich nachteilig fürs Unternehmen aus. Warum es Außenseiter gibt und wie sie sich integrieren lassen…



Außenseiter integrieren: Das WIR gewinnt

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Definition: Was ist ein Außenseiter?

Außenseiter, das sind diejenigen, die nicht dazugehören. Sie sind zwar einerseits Bestandteil einer Gruppe – beispielsweise als Klassenkamerad zu Schulzeiten oder als Kollege im Team. Auf der anderen Seite handelt es sich dabei immer um die eine Person, die in irgendeiner Form abweicht und die unter Umständen nicht so gerne gemocht wird.

Die aufgrund bestimmter Eigenheiten von der Masse gemieden wird. Die Masse wiederum, also die restlichen Teamkollegen beispielsweise, gibt den Ton an. Sie entscheidet, welche Regeln und Normen gelten.

Das umfasst einerseits durchaus Gesetze, andererseits geht es in den schwer fassbaren Bereich der Wertvorstellungen. In Teams können das beispielsweise unsichtbare Teamregeln sein, die ein Neuankömmling nicht kennt und daher nicht beachtet.

Wer bewusst gegen Konventionen verstößt, wird schnell zum Außenseiter. Geschieht das gegen das Gesetz, wird er zum Kriminellen und entsprechend bestraft. Gerade bewusste Verstöße werden von der Mehrheitsgesellschaft sanktioniert – entweder, indem die Person gemieden wird oder sie in irgendeiner Form Wiedergutmachung leisten muss.

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Warum gibt es Außenseiter?

Das Phänomen des Außenseiters lässt sich aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Manche Menschen werden von anderen zu Außenseitern gemacht. Sie werden stigmatisiert, da sie von der Masse abweichen. Gründe dafür können sein:

  • Milieu

    Menschen werden als asozial abgestempelt, weil sie einer bildungsfernen, meist zusätzlich noch armen Schicht entstammen. Dieses Problem lässt sich selbst bei Menschen beobachten, die aus familiär unbedenklichen Verhältnissen stammen, aber arbeitslos werden. Gerade Langzeitarbeitslose fühlen sich außen vor, da die gesellschaftliche Teilhabe eingeschränkt ist.

  • Äußerlichkeiten

    Wer eine andere Hautfarbe oder sonstige äußere Merkmale hat, die stark von der Mehrheitsgesellschaft abweichen, fällt auf. Das trifft auf exotische Gesichtszüge ebenso zu wie auf extravagante Kleidung, beispielsweise als Punk oder Gothic. Das muss nicht automatisch in einer Außenseiterrolle resultieren, sondern hängt von der Toleranz der Umgebung ab.

  • Überzeugungen

    Personen, die andere Meinungen vertreten als die jeweilige Gruppe, der sie angehören, können ebenfalls Außenseiter sein. Ganz gleich, ob es sich um Veganer, Angehörige einer religiösen Sekte oder politische Extreme handelt: Wer damit allein auf weiter Flur ist, wird schnell skeptisch beäugt.

Abweichler oder Trendsetter?

Letztlich gibt es eine Vielzahl an Gründen, warum Menschen als abweichend empfunden werden: Zu dick/dünn, doof/klug, schön/hässlich, die falsche Musik hörend – all das sind ziemlich willkürliche und oft individuelle Gründe. Nicht selten spielen Gefühle wie Neid dabei eine Rolle:

Wer zu Schulzeiten bereits als Streber verschrien war, wird später womöglich zum Überflieger – Erfolg zieht eben auch Missgunst auf sich.

Ob jemand negativ als Außenseiter bewertet wird, hängt von vielen Faktoren ab. Zum einen spielen gruppendynamische Prozesse eine Rolle: In der Schule, aber auch im Team gibt es häufig die eine tonangebende Person. Sie bestimmt, wer oder was cool, angesagt, in ist.

Solange die Gruppenstruktur sich nicht ändert und von außen – beispielsweise in Form des Lehrers oder Vorgesetzten auf die Gruppe eingewirkt wird – kann der Außenseiter selbst recht wenig tun, wie er wahrgenommen wird. (Er kann sich zwar um Integration bemühen, im Falle klarer Diskrimierung aufgrund der Hautfarbe, Religion oder sexuellen Orientierung sind die Gründe für die Außenseiterrolle klar bei den Diskriminierenden zu suchen.)

Eine veränderte Situation, beispielsweise durch einen Neuzugang oder einen beruflichen Erfolg, kann den Status des Außenseiters beeinflussen.

Bestes Beispiel: Körperschmuck. Lange Zeit galten Tätowierungen als schichtspezifisches Merkmal von Kriminellen. In den vergangenen 20 Jahren haben sie Eingang in die Mehrheitsgesellschaft gefunden, so dass eine Person mit Tattoos im Gegensatz zu früher deutlich wohlwollender wahrgenommen wird.

Wer sich bereits zu einem Zeitpunkt bevor eine bestimmte Stilrichtung, eine Idee oder eine Marke Eingang in den Mainstream gefunden hat, mit eben dieser Sache beschäftigt hat, wird plötzlich nicht mehr als Außenseiter, sondern als Vorreiter wahrgenommen.

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Psychische Folgen und Umgang mit der Außenseiterrolle

Menschen brauchen die Gesellschaft anderer Menschen. Sofern jemand nicht einen ausgeprägten D-Faktor hat, will er üblicherweise dazugehören. Es gibt natürlich einige Beispiele von Menschen, die freiwillige Außenseiter sind – die Nonkonformisten, Exzentriker, Aussteiger und Eigenbrötler etwa.

All das sind Synonyme für Menschen, die gegen den Trend schwimmen. Leute, die ihre Ruhe brauchen und introvertiert veranlagt sind.

Wer aber kein Einzelgänger ist, wird die Nähe anderer suchen und schnell merken, wenn das nicht auf Gegenseitigkeit stößt. Die psychische Folgen, wenn jemand unfreiwillig zum Außenseiter wird, sind vielfältig.

  • Rückzug
  • Überspielen
  • Aggression
  • Wut
  • Trotz

Trotzreaktionen sind noch die harmloseren psychischen Folgen. Der Außenseiter kompensiert das Frusterlebnis, indem er sich bewusst gegen andere stellt, Motto: Ich will gar nicht dazugehören. Das kann im Falle einer ernsthaften Reflexion durchaus stimmig sein – etwa wenn sich jemand mit den gelebten Werten überhaupt nicht identifizieren kann.

In einer Firma, deren Unternehmenskultur sich beispielsweise nach einer Fusion massiv verschlechtert hat, kann dies in einem Jobwechsel münden. Der Betroffene hat sich in diesem Fall konstruktiv mit seiner Situation auseinandergesetzt.

Schwieriger gestaltet sich der Umgang mit Aggression und Wut: Beides führt auf Dauer zu Konflikten. Bei Außenseitern, die sich zusätzlich unter Druck gesetzt fühlen, kann sich das in Gewalt entladen.

Eine häufig angewandte Taktik ist das Überspielen: Die Betroffenen mimen den „Klassenclown“, sowohl in der Schule, als auch später lässt sich diese Strategie beobachten. Sie machen gute Miene zum bösen Spiel, wenn mal wieder jemand sie piesackt, reißen Witze. Sie verheimlichen somit, wie sie wirklich denken.

Das kann zum Rückzug bis zur totalen sozialen Isolation führen. Das wiederum kann in körperlichen Beschwerden wie Magen- und Rückenschmerzen bis hin zu Depressionen münden.

Nachteile fürs Unternehmen

In einem funktionierenden Team arbeiten die einzelnen Personen nicht nur zusammen, sie reden auch miteinander und tragen so zu einer angenehmen Arbeitsatmosphäre bei.

Das funktioniert allerdings nicht, wenn es in Teams Außenseiter gibt, die weitestgehend ausgeschlossen werden. Das ist sowohl auf der persönlichen als auch auf der professionellen Ebene ein Verlust. Zum einen zeugt es von mangelnden sozialen Kompetenzen der Beteiligten: Sei es, dass einige Kollegen einen anderen ausgrenzen oder sei es, dass der Außenseiter sich nicht integrieren will.

Zum anderen gehen dadurch wertvolle Synergien verloren. Schon lange ist bekannt, dass diverse Teams besonders kreativ und effektiv beim Lösen von Aufgaben sind – setzt natürlich voraus, dass alle an einem Strang ziehen.

Und nicht zuletzt geht dem Unternehmen durch krankheitsbedingte Fehlzeiten (eine typische Folge von Mobbing) Geld verloren. Dabei können viele Außenseiter ins Team integriert werden – vorausgesetzt, es ist gewünscht und alle arbeiten daran mit.

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Das Außenseiter-Problem an der Wurzel packen

So ein Außenseiter ist oft ruhig und unauffällig und frisst so lange alles in sich hinein, bis er ausfällt. Im schlimmsten Fall kann er zur Belastung für das Team werden und die Atmosphäre nachhaltig stören.

Als Vorgesetzter sollten Sie jedoch nicht automatisch den Außenseiter als Störenfried betrachten. Zwar gibt es Menschen, die einfach nicht mit anderen zusammenarbeiten können. In einem solchen – seltenen – Fall kann eine Versetzung auf eine Position, in der er weitestgehend alleine arbeiten kann, die Lösung sein.

Ansonsten ist aber Ursachenforschung gefragt. Analysieren Sie die Art des Problems und dessen Ursachen: Es kann sich bei dem Außenseiter um…

  • aktive Ausgrenzung durch die Kollegen,
  • bewusste Selbst-Abschottung des Einzelnen oder
  • ungewollte Ausgrenzung handeln.

Der erste Fall stellt ein grundlegendes Problem des Betriebs dar: Ein Team, das einen Mitarbeiter aktiv ausgrenzt, lässt offenbar fundamentale soziale Kompetenzen wie gegenseitigen Respekt, professionelle Anerkennung und kollegiale Unterstützung vermissen.

Wird ein Kollege aktiv ausgegrenzt, ist die Schwelle zum Mobbing schnell überschritten. Hier sollte aktiv mit professioneller Supervision und Team-Coachings gegengesteuert werden.

Schottet sich der Mitarbeiter selber bewusst ab, kommen Sie um ein klärendes Mitarbeitergespräch und möglicherweise eine anschließende Aussprache im Team nicht herum.

Liegen die Gründe der Abschottung im privaten Bereich, können Sie als Chef zumindest für eine gewisse Entlastung des einzelnen Mitarbeiters sorgen. Dabei sollten Sie dem restlichen Team jedoch zumindest grob erläutern, warum diese Entlastung notwendig ist. Denn die Kollegen müssen die Arbeit des Mitarbeiters mit übernehmen und sind so ebenfalls von dem Problem betroffen.

Der häufigste Fall ist jedoch die dritte Konstellation: Die Ausgrenzung findet schleichend und unbewusst statt. Hier ist es entscheidend, dass Sie als Vorgesetzter rechtzeitig reagieren, bevor die Situation eskaliert. Sonst entstehen Gräben, die sich später nur schwer überbrücken lassen.

Tipps für Chefs: Gemeinsame Lösungen finden

Versetzten Sie sich bitte in folgende Situation: Sie sind Chef eines zehnköpfigen Teams. In den letzten Wochen haben Sie den Eindruck gewonnen, dass einer der Mitarbeiter nur mitläuft und von den anderen mehr oder weniger spürbar ausgegrenzt wird.

Wie reagieren Sie?

Viele Chefs suchen direkt das Teamgespräch. Machen Sie diesen Fehler bitte nicht: Es hilft weder Ihnen noch Ihren Mitarbeitern, wenn Sie das Thema sofort ansprechen und dann niemand so recht weiß, von was Sie eigentlich sprechen. Noch schlimmer wird es, wenn der ausgegrenzte Mitarbeiter damit überhaupt nicht zurechtkommt und so als Außenseiter geoutet und gebrandmarkt wird.

Führen Sie stattdessen im Vorfeld Gespräche mit den einzelnen Mitarbeitern, in denen Sie das Thema allgemein ansprechen. Achten Sie dabei ganz genau auf die Antworten und bekommen Sie so ein Gespür dafür, wie Ihre Mitarbeiter die Situation wahrnehmen.

Ist ein solches Gespräch – aus welchen Gründen auch immer – unmöglich, könnten Sie den Mitarbeiter zumindest mit Aufgaben betrauen, bei denen er eng mit seinen Kollegen zusammenarbeiten muss. Manchmal reicht es bereits, das Team intensiv an einem gemeinsamen Projekt arbeiten zu lassen, um dafür zu sorgen, dass der bisherige Außenseiter wieder in die Gruppen und in die Arbeit integriert wird.

Unabhängig davon, wie Sie vorgehen: Sitzen Sie das Problem nicht nur aus. Das Wohl Ihrer Mitarbeiter sollten Vorgesetzte dabei im Blick haben. Mitarbeiter merken, ob ein Chef sich um Ihre Belange oder nur um seine Quartalsergebnisse sorgt. Und ein lösungsorientiertes, mitarbeiterorientiertes Vorgehen macht ihn letztlich erst zur Führungskraft.

[Bildnachweis: Pressmaster by Shutterstock.com]