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Déjà-vu – einfach erklärt: Wie kommt es dazu? 6 Ursachen

Ein Déjà-vu beschreibt das merkwürdige Gefühl, etwas schon einmal ganz genauso gesehen oder erlebt zu haben. Untersuchungen gehen davon aus, dass jeder Zweite bereits ein Déjà-vu hatte oder regelmäßig hat. Das Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik geht sogar von bis zu 97 Prozent der Menschen aus. Ein Déjà-vu kann in den unterschiedlichsten Situationen auftreten. Fast immer ist es verwirrend und irritierend. Was aber steckt hinter dem Phänomen? Wie entstehen Déjà-vus? Die Antworten…



Déjà-vu - einfach erklärt: Wie kommt es dazu? 6 Ursachen

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Einfach erklärt: Was ist ein Déjà-vu?

Begriff „Déjà-vu“ stammt aus dem Französischen und bedeutet wörtlich übersetzt soviel wie „schon mal gesehen“. Betroffene haben das sichere Gefühl, etwas oder eine Situation schon einmal genau so gesehen oder erlebt zu haben. Meist handelt es sich dabei aber nur um eine sogenannte „Erinnerungstäuschung“, wie etwa der britische Neurowissenschaftler Akira Robert O’Connor sagt. Ein flüchtiges Phänomen, bei dem uns unser Gehirn einen Streich spielt.

Die 4 Merkmale eines Déjà-vus

Umgangssprachlich wird auch schon mal von einem Déjà-vu gesprochen, wenn Sie einem Bekannten am selben Tag zweimal über den Weg laufen, Motto: „Ich glaube, ich habe gerade ein Déjà-vu!“ Ein echtes Déjà-vu zeichnet sich allerdings durch 4 typische Merkmale aus:

Deja Vu Merkmale Ursachen Bedeutung

  1. Zweifel
    Sie spüren trotz der Vertrautheit der Situation, dass diese nicht echt sein kann.
  2. Ungewissheit
    Sie können nie exakt benennen, woran genau Sie das Déjà-vu erinnert.
  3. Momentaufnahme
    Sie erinnern nur einen winzigen Moment, eine Szene, nie das Davor oder Danach.
  4. Flüchtigkeit
    Das Gefühl der Vertrautheit ist binnen weniger Sekunden vorbei.

Treffen alle vier Merkmale zu, handelt es sich um ein echtes Déjà-vu.

Déjà-vu-Verwandte: Mit allen Sinnen erleben

Déjà-vu ist der Sammelbegriff für etwas, das die Sensorik von Menschen verwirrt und das Gefühl der Erinnerung auslöst. Dazu gibt es auch verwandte Phänomene, die sich zum Teil inhaltlich überschneiden:

  • Fausse reconnaissance (französisch für „falsches Wiedererkennen“)
  • Déjà-entendu, Déjà-écouté (französisch für „schon gehört“)
  • Déjà-vécu (französisch für „schon erlebt“)
  • Déjà-rêvé (französisch für „schon geträumt“)
  • Déjà-senti (französisch für „schon gefühlt“)
  • Déjà-visité (französisch für „schon besucht“)
  • Déjà-èprouvé (französisch für „schon durchgemacht“)

Jamais-vu: Das Gegenteil von Déjà-vu

Es gibt auch das Gegenteil zum Déjà-vu – das sogenannte „Jamais-vu“. Der Begriff bedeutet übersetzt „noch nie gesehen“ oder „noch nie dagewesen“ und beschreibt die Unfähigkeit, etwas zu erinnern, obwohl wir es tagtäglich erleben. Beispiel: Sie wollen einem Bekannten den Weg zu Ihrer Wohnung erklären, den Sie seit Jahren täglich gehen. Doch fällt Ihnen partout nicht ein, wie die Seitenstraße heißt, an der Sie Tag für Tag abbiegen müssen.

Achtung: Kommen Jamais-vus häufiger vor, ohne dass Sie diese auf Ursachen wie Drogenkonsum, Schlafmangel oder Ähnliches zurückführen können, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Regelmäßige Erinnerungsaussetzer können frühe Warnzeichen für Alzheimer oder Demenz sein (müssen aber nicht).

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Ursachen: Wie entstehen Déjà-vus?

Bis heute herrscht in der Wissenschaft keine Einigkeit darüber, wie ein Déjà-vu entsteht. Sigmund Freud glaubte noch, dass verborgene Wünsche Auslöser sind. Die moderne Forschung wiederum weiß, dass auch Stress, Schlafmangel oder Substanzen wie Alkohol und Drogen zu vermehrten Déjà-vus führen. Immerhin die Psychologie kennt ein paar Motive, die das Auftreten Déjà-vus erklären können:

Déjà-vu als falsche Assoziation

Einige Psychologen glauben, dass wir bei einem Déjà-vu nur ein Fragment erinnern, das beim ersten Mal nicht vollständig erfasst wurde. Bruchstücke aus der Vergangenheit, die wir mit der Gegenwart falsch verknüpfen und so als Wiederholung interpretieren. Demnach kommt es zu einer falschen Assoziation zwischen etwas Neuem und etwas Altem, das tief im Unterbewusstsein abgespeichert ist. Etwa ein bestimmter Ort, Geruch oder Satz. Für diese Theorie spricht eine Studie von Forschern an der St. Andrews Universität in Schottland. Sie fanden mittels Gehirnscans heraus, dass bei einem Déjà-vu nicht die Areale für Gedächtnisleistung im Gehirn aktiv sind, sondern die für Entscheidungen.

Déjà-vu als vergessene Erinnerung

Charakteristisch für Déjà-vu-Erlebnisse sei, dass man einen Augenblick sicher ist, die Situation so schon einmal erlebt zu haben. Man erinnert sich aber nicht an den Zeitpunkt. Demnach kann ein Déjà-vu entstehen, wenn es sich um eine tatsächliche Erinnerung handelt, die wir aber bis zu diesem Zeitpunkt vergessen haben. Das glauben zum Beispiel die französischen Autoren Marc Tadie und seines Bruders Jean-Yves. Der eine ist Direktor eines neurochirurgischen Universitätsinstituts, der andere Literaturprofessor.

Déjà-vu als neurologischer Vorgang

Eine weitere These sagt, dass das Déjà-vu-Gefühl von einem neurochemischen Vorgang im Gehirn ausgelöst wird. Eine Art Fehlschaltung. Die grauen Zellen ordnen den aktuellen Sinneseindrücken eine alte Erinnerung zu. Schon erkennen wir sie – fälschlicherweise – als etwas wieder, was wir bereits erlebt haben. Die Hypothese stützt sich auf Erzählungen von Epileptikern, die häufig Déjà-vus erleben. Tatsächlich ist bei einem epileptischen Anfall dieselbe Hirnregion betroffen (Hippocampus oder Amygdala), die für das Gefühl des Wiedererkennens zuständig ist.

Déjà-vu als Vorahnung

Wer eher spirituell oder esoterisch veranlagt ist, denkt häufig, das Déjà-vu sei ein Zeichen. Vielleicht von Geistern der Verstorbenen. Oder eine kosmische Warnung vor einem schrecklichen Unglück. In der Regel ist das unseriöser Hokuspokus. Einzig zulässig ist nach Ansicht von Experten das Vorgehen wie bei der Traumdeutung: Wahrnehmungen werden auf Hintergründe aktuelle Probleme des Unterbewussten untersucht, um eine plausible Erklärung zu finden, was uns gerade wirklich beschäftigt. In die Kategorie „Spiritualität“ gehört übrigens auch die Deutung, ein Déjà-vu entstehe, weil man schon mal gelebt hat. Das Déjà-vu sei damit ein Erlebnis aus einem früheren Leben.

Déjà-vu als Wunschdenken

Viele Sinnestäuschungen und Déjà-vus lassen sich als Wahrnehmungsfehler erklären. Wie auch der sogenannte Confirmation Bias. Kurz: Wir filtern Informationen auf Basis unserer Erwartungen. Statt uns objektiv zu informieren, suchen wir nach Informationen, die unsere Meinung bestätigen. So ist denn auch beim Déjà-vu der Wunsch häufig Vater des Gedankens. Zudem kann hinter der Vorstellung, mit Geistern oder Engeln kommunizieren zu können, latenter Geltungsdrang stecken. Der Wunsch, etwas Besonderes zu sein.

Déjà-vu als Schutzmechanismus

Manche Déjà-vus kreieren wir geradezu selbst. Gerade wenn sich tiefgreifende Wandel im Leben ankündigen – etwa ein Jobwechsel, eine kriselnde Partnerschaft – neigen manche Menschen dazu, in alte Muster und Gewohnheiten zu fallen. Diese geben ihnen Sicherheit. Das Déjà-vu-Erlebnis wäre damit ein Schutzmechanismus der Seele, der uns in unserem Handeln bestätigen soll.

Optical Delay Theory (widerlegt!)

Die Optical Delay Theory (oder „Optical Delay Theorie“) wiederum besagt, dass wir Informationen zuerst über das eine (meist rechte) Auge aufnehmen und sie ins Gehirn weiterleiten, bevor sie über das andere Auge erneut aufgenommen und weitergeleitet wird. Die Verzögerung soll Ursache dafür sein, dass wir eine Sache „zweimal sehen“ und daraus schlussfolgern, wir müssten sie schon kennen. Diese Theorie hat sich allerdings als falsch erwiesen: Blinde Menschen berichten ebenfalls von Déjà-vus.

Déjà-vu im Film

Weil Déjà-vus so faszinierend und populär sind, hat sie längst auch die Filmindustrie als Motiv aufgegriffen. Zum Beispiel im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Dort erlebt der Zuschauer zusammen mit dem Protagonisten, einem zynischen Wettermoderator ein reales Déjà-vu. Der sitzt in einer Zeitschleife fest und erlebt denselben Tag immer wieder. Solange, bis er beginnt, Einstellung und Verhalten zu ändern. Beim gleichnamigen Film („Déjà-vu“) mit Denzel Washington in der Hauptrolle ist es wiederum mithilfe einer Art Zeitmaschine möglich einen terroristischen Anschlag zu vereiteln.


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Reaktion: Wie gehe ich mit einem Déjà-vu um?

Ein Déjà-vu geht meist genauso schnell wieder vorbei, wie es gekommen ist. Nach ein paar Sekunden verpuffen Verblüffung und Aha-Erlebnis – und wir realisieren: Alles nur ein kleiner Spuk im Gehirn. Wer noch länger verdutzt bleibt und sich wundert, was gerade passiert ist, kann Folgendes tun:

  • Distanz
    Lassen Sie die verzerrte Wahrnehmung abklingen und orientieren Sie sich kurz – vor allem, wenn Sie das Déjà-vu in einer fremden Umgebung hatten. Machen Sie sich klar, dass es sich um eine Illusion handelt und Sie nicht wissen können, was beispielsweise hinter der nächsten Straßenecke auf Sie wartet. Während des Déjà-vus waren Sie sich sicher, die Realität sieht aber anders aus.
  • Vergleich
    Im zweiten Schritt können Sie in Ihren Erinnerungen kramen: Was könnte das Déjà-vu ausgelöst haben? Vielleicht können Sie sich im Nachhinein einen Reim darauf machen und erkennen, was die Erinnerungstäuschung ausgelöst hat.
  • Abhaken
    Schließlich sollten Sie sich von dem Déjà-vu nicht weiter beirren lassen. Jeder hat das mal. Selbst wenn Sie Auslöser und Ursachen nicht erkennen, bleibt es eine einfache Erinnerungstäuschung. Ein amüsantes Gimmick des Gehirns. Mehr nicht.
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Ist ein Déjà-vu ein Grund zur Sorge?

Zugegeben, jedes Déjà-vu umweht der Hauch des Übersinnlichen. Etwas Geheimnisvolles, das uns einen kleinen Schauer über den Rücken jagt. So manche(r) fragt sich deshalb: Ist das überhaupt normal? Oder muss ich mir Sorgen machen und möglicherweise sogar einen Arzt aufsuchen?

Kein Grund zur Sorge! Alles ganz normal. Vor allem in jungen Jahren treten Déjà-vus und Erinnerungsfehler vermehrt auf, haben Wissenschaftler herausgefunden. Sie sind eine Art Überprüfungsmechanismus unserer Erinnerung – ausgelöst durch erhöhte Dopaminzufuhr. Die nimmt im Alter ab – und damit auch die Déjà-vus. Nur in seltenen Ausnahmefällen gibt es eine Verbindung zwischen Déjà-vu und Krankheiten, etwa bei Epilepsie. Wer also häufiger Déjà-vu-Erfahrungen macht, muss deshalb nicht zum Arzt gehen.

Ärztlichen oder psychologischen Rat sollten Sie aber hinzuziehen, wenn Sie wiederholte Déjà-vu-Erlebnisse haben und diese Ängste und negative Gefühle auslösen. In einem solchen Fall sind es allerdings weniger die Déjà-vus, die schädlich sind. Vielmehr sind es die Begleitumstände, da sich so häufig Phobien oder Zwangsstörungen äußern.

Ist KEIN Déjà-vu ein Grund zur Sorge?

Wenn ein Déjà-vu völlig normal ist, könnten jetzt manche auf die Idee kommen: Keine zu haben, sei ein Indiz dafür, dass etwas nicht in Ordnung ist. Auch hier können wir Entwarnung geben: Einige Menschen haben noch nie ein Déjà-vu erlebt. Vielleicht schade, aber auch kein Grund zur Sorge.

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[Bildnachweis: Karrierebibel.de]