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Körpergröße: Wer groß ist, verdient mehr

Oft ist Erfolg nur eine Frage von wenigen Zentimetern. Glauben Sie nicht? Vergleicht man die Eigenschaften der Vorstandsvorsitzenden der „Fortune Global 500“ (das sind die 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt) und die der bisherigen US-Präsidenten, dann scheint es da zunächst keinerlei Zusammenhang zu geben – außer dass sie allesamt beruflich äußerst erfolgreich waren und sind. Es gibt aber noch eine weitere Parallele: 90 Prozent der CEOs und 88 Prozent der US-Präsidenten waren überdurchschnittlich groß. Wie sich Körpergröße auf beruflichen Erfolg auswirkt…



Körpergröße: Wer groß ist, verdient mehr

Der Zusammenhang von Körpergröße und Erfolg

Auf einen Nenner gebracht: Erfolg und Körpergröße scheinen stark zusammenzuhängen, wissenschaftlich: zu korrelieren.

Dieser Zusammenhang ist in zahlreichen wissenschaftlichen Studien zu finden, unter anderem aus den USA und Großbritannien. So bringen Männer, die größer sind als 1,82 Meter, später knapp sechs Prozent mehr Gehalt nach Hause als ihre durchschnittlich hoch geratenen Kollegen. Das stellten Forscher der Londoner Guildhall Universität nach einer Befragung unter 11.000 Berufstätigen fest.

Auch der Münchner Doktorand Fabian Spanhel kam in seiner Diplomarbeit zu diesem Schluss. Darin beschäftigte er sich mit dem Einfluss von Körpergröße auf die Lohnhöhe und die Berufswahl. Mit Verweis auf die Studie (PDF) von Nicola Persico, Andrew Postlewaite und Dan Silverman schreibt Spanhel:

Männer mit einem überdurchschnittlichen Nettolohn je Stunde sind in der Regel signifikant um 0,84 cm größer als Männer mit einem unterdurchschnittlichen Nettolohn je Stunde. Bei Frauen ist der Körpergrößenunterschied mit 0,83 cm fast genauso groß und ebenso signifikant.

In der Regel haben größere Personen einen höheren Schulabschluss und verfügen über eine höherwertige berufliche Qualifikation. Die größte Diskrepanz in der Körpergröße ist mit 4,16 cm zwischen promovierten Männern und Männern mit einer Anlernausbildung oder einem beruflichen Praktikum zu beobachten. Größere Menschen üben in der Regel eher leitende Tätigkeiten aus oder arbeiten in wissensintensiven Berufen. Wissenschaftlerinnen sind beispielsweise in der Regel um 2,44 cm größer als Frauen, die als Hilfsarbeitskräfte tätig sind.

Ist der Zusammenhang tatsächlich so einfach?

Olaf Hübler, Professor an der Leibniz Universität Hannover und Institutsleiter für empirische Wirtschaftsforschung, gab in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu bedenken, dass der Zusammenhang zwischen Körpergröße und Gehalt nicht linear sei. Entsprechend sei die Annahme „je größer, desto besser“ falsch.

Entscheidend sei in Hüblers Augen stattdessen die Tendenz zum Mittelwert. Optimal für einen Mann sei demnach eine Körpergröße von 1,91 Meter. Bei größeren Männern nehme der Gehaltsvorteil wieder ab.

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Warum Körpergröße auf die Karriere wirkt

Die Forscher Timothy Judge und Daniel Cable sehen die Gründe in der unbewussten Wahrnehmung der Körpergröße: Große Menschen werden für selbstbewusst, kräftig und durchsetzungsstark gehalten – sprich sie bringen mehr Führungsqualität mit. Und wir sehen zu ihnen buchstäblich auf.

Dahinter stecken steinzeitliche Denkmuster, die sich entwickelt haben als der Mensch noch Jäger und Sammler war: „In Urzeiten hat man Größe mit Stärke gleichgesetzt“, sagte Reinhold Bergler, Vorurteilsforscher an der Universität Bonn, gegenüber dem Focus.

Mächtige überschätzen ihre Körpergröße

Was haben Dschingis Khan, Atilla der Hunnenkönig, Napoleon, Nikita Chruschtschow, Helmut Schmidt, Wladimir Putin, Silvio Berlusconi und Nicolas Sarkozy gemeinsam? Klar, sie alle waren große Staatsmänner. Aber die Wahrheit ist auch: So groß waren sie gar nicht, eigentlich sogar eher klein. Und doch haben sie es weit gebracht, trotz ihrer eher mikrigen Körpergröße.

Michelle M. Duguid und Jack A. Goncalo von der Washington Universität haben in ihren Untersuchungen noch ein weiteres Merkmal kleiner, aber mächtiger Männer entdeckt: Macht beeinflusst, wie groß wir uns physisch fühlen. Oder anders gesagt: Je mächtiger kleine Männer werden, desto größer fühlen sie sich – und zwar größer als sie tatsächlich sind.

Although a great deal of research has shown that more physically imposing individuals are more likely to acquire power, this work is the first to show that powerful people feel taller than they are.

Nur sagen sollte man das den Napoleons und Atillas dieser Tage freilich nie. Hybris lässt Menschen nämlich schnell wieder klein aussehen.

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Wie wirkt sich die Körpergröße bei Frauen aus?

Wie sieht die Sache eigentlich bei den Frauen aus? Zählt auch dort die Größe? Eher nicht, glaubt man den Ergebnissen einer deutschen Langzeitstudie von Olaf Hübler aus dem Jahr 2009.

Er kommt zu dem Schluss, dass Männer mehr verdienen, wenn Sie größer sind als der Durchschnitt, während Frauen mehr verdienen, wenn diese kleiner sind als der Durchschnitt. Die optimale Größe einer Frau liegt für Hübler demnach bei 1,60 Meter.

Bei Frauen ist der entscheidende Faktor nicht die Körpergröße, sondern das Gewicht.

Die beiden Ökonomen Marco Caliendo von der Universität Potsdam und Markus Gehrsitz von der City Universität von New York haben dazu die Daten von rund 18.000 Personen ausgewertet. Für jeden ihrer Probanden ermittelten die Forscher den sogenannten Body-Mass-Index (BMI) und befragten sie gleichzeitig nach deren Gehalt (PDF).

Berechnet wird der BMI, indem man sein Gewicht in Kilogramm durch das Quadrat seiner Körpergröße in Metern teilt. Menschen mit einem BMI zwischen 18,5 und 25 gelten als normalgewichtig, ab 25 beginnt Übergewicht, ab 30 spricht man von Fettleibigkeit, die behandlungsbedürftig ist.

Das Ergebnis: Schlanke Frauen verdienen deutlich mehr als dicke. Am höchsten war ihr Gehalt bei einem BMI von 21,5. Bei Werten darüber sinkt das Gehalt immer weiter.

BMI oder LBR? Auf die Proportionen kommt es an

Überdurchschnittlich lange Beine gelten – insbesondere bei Frauen – als Hingucker und machen sie enorm attraktiv. So jedenfalls das Klischee, das auch polnische Wissenschaftler bestätigen konnten. Dazu manipulierten sie Fotos und verlängerten die Beine der abgebildeten Frauen immer wieder um einige Prozent. Anschließend sollten 218 Probanden deren Erscheinung als attraktiv (oder eben nicht) einstufen. Ergebnis: Schon Frauen mit um fünf Prozent verlängerten Beinen galten als „besonders hübsch“, das Optimum lag bei zehn Prozent über Normalmaß. Beine mit bis zu 15 Prozent Abweichung wirkten dagegen stelzig und entsprechend abtörnend.

Doch genau das ist der Punkt. Die Körpergröße insgesamt ist für eine besonders schöne Erscheinung gar nicht entscheidend. Bei der optimalen Beinlänge geht es vielmehr um Propotionen. Es kommt auf das Bein-zu-Körper-Verhältnis, auch bekannt als leg-to-body-ratio (LBR), an.

Forscher der Londoner Universität von Westminster ließen zum Beispiel mehr als 1000 Männer abstimmen, wie attraktiv sie die Umrisse von weiblichen Körpern fanden. Der Trick war: Die Körperlänge der Frauen war stets gleich – sie unterschieden sich lediglich in besagter LBR. Und tatsächlich: Am besten gefielen den Männern nicht die Abbildungen mit Modelmaßen, sondern jene mit mit einem LBR von 1:1.

[Bildnachweis: ruigsantos by Shutterstock.com]

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