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Lippenstift-Effekt: Make-up als Konjunktur-Indikator?

Der Lippenstift-Effekt (auch: Lippenstift-Index) gehört zu den skurrilsten Wirtschaftsindikatoren. Er geht auf den Estée-Lauder-CEO Leonard Lauder zurück. Der Chef des Kosmetikkonzerns beobachtete nach den Terroranschlägen des 11. September 2001, dass der Lippenstift-Absatz stark angestieg. Danach war er davon überzeugt, dass der Kauf von Lippenstift auf eine drohende Rezession hindeute. Verrückt? Tatsächlich haben Forscher inzwischen einen anderen Lippenstift-Effekt nachgewiesen – der sogar im Berufsleben von Nutzen sein kann…



Lippenstift-Effekt: Make-up als Konjunktur-Indikator?

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Lippenstift, High Heels und Rocklängen als Indikator

Schon immer haben sich Wirtschaftswissenschaftler und Konjunkturforscher auf die Suche nach verlässlichen Indikatoren gemacht, ob es mit der Wirtschaft bald bergauf (Boom) oder bergab (Rezession) geht. Neben den durchaus seriösen Werten wie dem „Ifo-Index“ oder dem Bruttosozialprodukt gibt es inzwischen eine Reihe weiterer, „weicher“ Indikatoren, die Volkswirte zurate ziehen, um die konjunkturelle Entwicklung zu prognostizieren.

Dabei haben es den (männlichen?) Wissenschaftlern vor allem weibliche Bekleidungsstücke wie zum Beispiel High Heels oder die Rocklänge angetan – bis hin zum Lippenstift und anderen Kosmetika. Aber sehen wir uns das genauer an…

Der Minirock Index

Der sogenannte Minirock-Index sagt: Je kürzer die Röcke in der Mode werden, desto besser brummt die Wirtschaft. Was ziemlich herbeigeholt wirkt, konnte als Phänomen schon ein paar Mal empirisch nachgewiesen werden. Offenbar korrelieren Mode und Rocklänge tatsächlich mit der Konjunktur:

Lippenstift Effekt Minirock Index

Allerdings reagieren Rock-Mode und Wirtschaft beim Minirock-Index um rund drei Jahre zeitversetzt aufeinander. Bedeutet: In Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs sinkt der Rocksaum zu Boden, aber erst rund 3 Jahre später.

Der High Heels Index

Auch ein anderer Zusammenhang wird zu Unrecht als urbane Legende abgetan: der High-Heels-Index. Dabei werden die Schuhabsätze allerdings regelmäßig höher, wenn die Konjunktur ins Stocken gerät. Der High–Heels-Index funktioniert also anders herum als der Minirock-Index: Je höher der Absatz, desto geringer der Absatz und Umsatz in den Unternehmen. Das hat Elizabeth Semmelhack, Autorin des Buchs „Heights of Fashion: A History of the Elevated Shoe“ festgestellt.

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Lippenstift-Index: Mehr Farbe = Rezession

In dieselbe Kategorie fällt auch der Lippenstift-Index – oder Lippenstift-Effekt. Der Zusammenhang ist ähnlich wie beim High-Heels-Index: Beginnt der Wirtschaftsmotor zu stottern und droht eine Rezession, greifen Frauen verstärkt zu Kosmetik-Produkten – auch, weil sie im Vergleich zu Klamotten und Luxusgütern deutlich günstiger sind.

Der Lippenstift-Effekt konnte inzwischen in Studien um die Wirtschaftswissenschaftlerin Sarah E. Hill nachgewiesen werden. Danach beeinflussen Rezessionen das Konsumentenverhalten von Frauen – insbesondere den „Wunsch nach Produkten, die ihre Attraktivität erhöhen“, sagt Hill.

Lippenstift Effekt Index Make Up Konjunktur Rezession

Laut Studien sei der Lippenstift-Effekt in den USA während jeder Rezession zu beobachten gewesen: in der Zeit der Great Depression in den 1930er Jahren, nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sowie zu Beginn der Wirtschaftskrise 2008.

Auch in Großbritannien zeigte sich der „Lipstick Effect“ nach dem Brexit-Votum. Die Gehälter stagnierten, die wirtschaftlichen Aussichten waren ungewiss bis schlecht – dafür gaben die Britinnen deutlich mehr Geld für erschwingliche Schönheitsprodukte, speziell für Lippenstifte aus.

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Lippenstift-Effekt Psychologie: Was steckt dahinter?

Der Lippenstift-Effekt selbst macht dabei allerdings eine Art Evolution durch. Frühere Studien kamen zu dem Schluss, dass die Frauen in rezessiven Phasen vor allem auf Schönheitsprodukte setzen, „um solvente Partner anzulocken“, sagt die Psychologin McKenzie Rees von der Uni Notre Dame. Kosmetik, Lippenstift und High Heels als Überlebensstrategie und Mittel zum Zweck.

Das hat sich in den vergangenen Jahre allerdings gewandelt. Frauen sind heute wirtschaftlich weit weniger abhängig von Männern. Viele Frauen sind bestens ausgebildet, haben eigene Jobs und verdienen teils mehr als Männer. Wozu also dann noch die Maskerade und das Make-up? Kurze Antwort: Kosmetik ist ein Wohlfühlfaktor in schlechten Zeiten…

Make-up gegen schlechte Zeiten

Make-up und Lippenstift steigern das Selbstwertgefühl und hellen die Stimmung auf. Zu diesem Ergebnis kommen Untersuchungen um Rocco Palumbo von der Harvard Medical School. Betroffene schminkten sich – im übertragenen Sinn – den traurigen Alltag und die konjunkturelle Entwicklung schön.

Mehr noch: Das Make-up verbesserte bei den Probandinnen sogar deren kognitive Leistungen. Die Erklärung: Make-up führe dazu, dass sich die Frauen schöner und insgesamt besser fühlen. Der Glaube an sich selbst wiederum erhöhe die kognitive Leistungskraft (siehe: Rosenthal-Effekt). Ein Effekt, der auch im Berufsleben von Vorteil sein kann!

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Körperpflege beflügelt Männer

Auch bei den Männern gibt es einen solchen Effekt. Weil die aber seltener Make-up tragen, wirkt bei ihnen vor allem die Körperpflege positiv auf das Selbstbewusstsein. Zu diesem Ergebnis kommen Studien um Nancy Etcoff, Psychologin an der Harvard Medical School.

Das amüsante Experiment dazu: Zunächst sollten sich die Männer mit einem angeblich attraktiven Parfüm einsprühen. Tatsächlich war der Duft aber geruchlos. Trotzdem wurden die Männer später von Frauen als attraktiver (gegenüber der Kontrollgruppe) eingestuft – obwohl sie diese nicht mal riechen konnten. Der Schluss: Die Parfüm-Männer agierten schlicht selbstbewusster und wirkten dadurch anziehender.


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[Bildnachweis: Karrierebibel.de, KI]

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