Der Business-Hemden-Knigge
Die erste Frage bei der Hemdenauswahl ist meist: Langarm oder Kurzarm? Natürlich sind beide Varianten erlaubt, allerdings droht bei der zweiten zugleich eine der häufigsten Stilsünden überhaupt: Über einem Kurzarmhemd wird NIE ein Sakko getragen. Wer stilvoll und klassisch-elegant auftreten will, wählt daher immer ein Langarmhemd.
Im Zweifel und im Hochsommer darf es auch schon mal an den Ärmeln hochgekrempelt werden. Schlüpft der Träger aber wieder in sein Jacket zurück, werden Ärmel wieder heruntergekrempelt und die Hemdmanschetten geschlossen.
Hemden-Knigge: Der richtige Stoff
Heute gibt es eine große Auswahl an Herrenhemden, Markenhemden, Maßhemden und – praktisch – bügelfreien Hemden. Der richtige Stoff ist dabei entscheidend, er verleiht dem Hemd seinen Charakter:
- Kunstfaser
Verzichten Sie dabei bitte auf Kunstfasern – sie sehen immer billig aus. - Seide
Seidenhemden wiederum gehören ausschließlich in die Freizeit und in den Abend. Also bitte nicht im Büro tragen!
Ein gutes Hemd ist in der Regel zu mindestens 80 Prozent aus Baumwolle (im Sommer geht auch Leinen) gewebt – und möglichst einfarbig. Weiß geht immer; blau, grau und schwarz ebenfalls. Andere Farben müssen zum Typ passen, nicht allen steht rot oder grün, den wenigsten gelb. Pastelltöne machen vor allem blass. Gemusterte Hemden dürfen Sie im Job natürlich auch tragen. Dazu sollten Sie allerdings Folgendes beachten:
- Wirkung
Je ausgeprägter diese Muster sind, desto eher bekommt das Hemd allerdings einen Freizeitcharakter. - Maße
Zudem geben Muster dem Oberkörper stets mehr Volumen – das passt nicht zu jeder Figur. - Stil
Unter gemusterten Anzügen (Nadelstreifen zum Beispiel) werden bitte nur einfarbige Hemden getragen!
Extra-Tipp: Qualität von Hemden erkennen
Ein erstklassiges und hochwertiges Hemd erkennen Sie unter anderem an diesen drei Merkmalen:
- Knöpfe
Die meisten Hemden haben heute Plastikknöpfe. Leider sieht man das auch. Hochwertige Hemden dagegen besitzen noch Perlmutt-Knöpfe, die nicht nur edler aussehen, sondern auch extrem widerstandsfähig sind. - Nähte
Je mehr Stiche eine Naht hat, desto haltbarer ist das Hemd. Bei hochwertigen Maßhemden gilt etwa die Faustregel: Acht Stiche pro Zentimeter sollten es sein. - Rückenpasse
So nennt man den Schnitt am Hemdrücken. Billige Hemden sind einfach nur glatt. Konfektionshemden aber haben hier meist einen besonderen Schnitt, der dafür sorgt, dass das Hemd nicht spannt, wenn man sich darin bewegt.
Hemden-Knigge: Die richtige Länge
Wie schon eingangs erwähnt: Kurzarmhemden sind im Job erlaubt, sehen aber nie wirklich stilvoll aus – erst recht in Kombination mit einer Krawatte. Da wirkt Mann schnell wie ein Stromableser. Bei der Auswahl von Langarmhemden sollten Sie indes folgende Regeln beachten:
- Der Ärmel sollte auch bei angewinkeltem Arm bis zur Daumenwurzel reichen.
- Die Manschette ragt stets rund einen Zentimeter unter dem Sakko-Ärmel heraus.
- Welche Manschette Sie wählen – eine einfache mit Knopf oder eine umgeschlagene Doppelmanschette mit Manschettenknöpfen -, bleibt Ihnen überlassen. Je offizieller und festlicher der Anlass, desto eher sollten Sie jedoch zur Doppelmanschette greifen (siehe unten).
- Das Hemd sollte am Rücken so lang sein, dass es auch beim Bücken nicht aus der Hose rutscht.
- Die Knopfleiste ist bei den meisten Business-Hemden sichtbar. Zu feierlichen Anlässen, insbesondere wenn Sie eine Fliege tragen, muss die Knopfleiste verdeckt sein.
Bitte kein Hemd mit Brusttasche!
Bitte kaufen Sie keine Hemden mit Brusttasche. Ja, die ist praktisch – aber genau aus dem Grund verrät sie den Mode-Kretin: Die Brusttasche degradiert das stillvolle Business-Hemd zum Füllfederhalter. Und gut gefüllte Brusttaschen mit drei Kulis, sechs Visitenkarten und einem Schreibblock oder Handy sehen einfach nie nach jemandem aus, der etwas zu sagen oder Stil hat. Sie verraten den subordinierten Handlungsgehilfen.
Hemden-Knigge: Die richtige Manschette
Den Begriff Ärmelaufschlag kennen wohl nur Schneider, geläufiger ist „Manschette“. Sie beschreibt den unteren Teil des Hemdärmels und soll dafür sorgen, dass die Enden nicht so schnell ausfransen oder unschöne Verfärbungen davon tragen. Die Idee dahinter stammt noch aus der Zeit, als Hemd noch etwas länger halten musste. Waren die Manschetten abgenutzt, konnte man sie bei einem Schneider auswechseln lassen, ohne gleich das ganze Hemd wegwerfen zu müssen.
Dass der Manschette heute wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, haben wir zahlreichen Designern zu verdanken. Die setzen neuerdings unterschiedliche Manschettenformen in ihren Entwürfen ein – auch in der Frauenmode. Es gibt Manschetten mit eckigen Enden, seltener mit runden, einfache und Doppelmanschette. Manche werden geknöpft, andere doppelt oder dreifach und die ganz klassischen haben zwei Löcher – für einen modischen Manschettenknopf. Die drei gängigsten Varianten aber sind diese:
Die Sportmanschette
Diese Form ist die populärste und an jedem normalen Hemd zu finden. Sie wird mit einem gewöhnlichen Knopf geschlossen. Es gibt auch Varianten mit zwei Knöpfen nebeneinander. So lässt sich die Armweite flexibel einstellen. Maßgeschneiderte Hemden haben aber meist nur eine Sportmanschette mit einem einzelnen Knopf, da der Armunfang hier zuvor genau abgemessen wurde. Die Sportmanschette ist das Design für den Alltag.
Die Kombimanschette
Wie der Name schon sagt, kann diese Manschette mit normalen Knöpfen geschlossen werden. Allerdings befindet sich zwischen den beiden Knöpfen zusätzlich ein Loch, sodass sie ebenfalls mit einem Manschettenknopf geschlossen werden kann. Die Kombimanschette (auch Wiener Manschette genannt) ist besonders variabel und kann bei vielen Gelegenheiten, wie Hochzeiten, Geschäftsterminen oder Bewerbungsgesprächen getragen werden. Sie besteht, ebenso wie die Sportmanschette aus einlagigem Stoff.
Die Doppelmanschette
Die eleganteste und klassischste Form: Die Doppelmanschette wird erst einmal in Richtung Handgelenk umgeschlagen und dann mit einem Manschettenknopf geschlossen. Die Umschlagmanschette, wie sie ebenfalls manchmal genannt wird, ist unerlässlich bei Abendveranstaltungen und hochoffiziellen Anlässen mit strengem Dresscode. Bei besonders hochwertigen Smoking-Hemden gibt es an der Knopfleiste noch zusätzlich Löcher, in die passende Knöpfe gesteckt werden, sodass Knopfleiste und Manschette ein einheitliches Bild ergeben.
Tipps für Manschettenknöpfe
Was wäre ein Manschettenhemd ohne Manschettenknöpfe? Eben: unvollständig. Manschettenknöpfe gibt es mittlerweile in allen möglichen Formen, Farben und Materialien. Die Einfachsten sind aus Plastik und mit einer Kordel umwickelt. Andere sind aus Perlmutt, Edelstahl oder verchromt, versilbert, vergoldet. Die einen sind mit Halbedelsteinen verziert, andere schmückt ein (Familien-)Emblem.
Letztlich gilt: weniger hat mehr Eleganz. Allerdings sollten die Manschettenknöpfe immer zum Rest des Outfits passen. Heißt: Falls Sie eine silberne Gürtelschnalle tragen, sollten die Knöpfe nicht gold schimmern, sondern silbern. Absolut rund wirkt es, wenn Sie das Knopf-Design mit dem der Armbanduhr abstimmen.
PS: Hochwertige Manschettenknöpfe erkennen Sie daran, dass der Verschluss genauso aussieht wie der Kopf. Bei den Standard-Manschettenknöpfen besteht die Schließe einfach nur aus einem schmalen Stift, der nach dem Durchfädeln umgeklappt wird. Stilvoller aber ist, wenn die Unterseite aussieht wie der Kopf – nur etwas kleiner (sonst passt es ja nicht durch das Manschettenloch.
Kragenweite: Die wichtigsten Hemdkragen für Herren
Der Hemdkragen ist vielseitiger als mancher vielleicht ahnt. Ein Klassiker ist mittlerweile der Haifischkragen, mit ihm macht Mann kaum etwas verkehrt. Gedacht war er ursprünglich für besonders breite Krawatten, weil die sogenannten Kragenschenkel weit auseinander stehen. Noch klassischer ist aber der Kentkragen – ein Allrounder. Hier stehen die Kragenenden dichter zusammen. Dadurch lässt sich dieser Hemdkragen auch gut ohne Krawatte und aufgeknöpft tragen.
In konservativen Kreisen wird allerdings auch gerne der sogenannte Tab-Kragen gewählt. Dabei werden die beiden Kragenschenkel mittels eines Stoffstegs und Druckknopf eng zusammengezogen. Effekt: Der Kragen kann nicht mehr hochklappen und der Krawattenknoten wird angehoben und tritt deutlicher hervor. Eine Übersicht der wichtigsten Kragenformen finden Sie hier:
PS: Achten Sie auch auf die Kragenstäbchen! Bei einem guten Hemd lassen sich diese (vor dem Waschen) herausnehmen und sind nicht nur aus Pappe, sondern aus biegsamem Kunststoff. Sie geben dem Hemdkragen später eine gewisse Steifheit und verhindern, dass die Spitzen hoch stehen.
Wie soll ein Hemd sitzen?
Wichtig sind Größe und Passform des Hemdes. Ein Problem sind je nach Hersteller und Land schwankende Konfektionsangaben. Den korrekten Halsumfang ermitteln Sie, indem Sie auf Höhe des Kehlkopfs messen und anschließend einen Zentimeter draufrechnen. Für einen guten Sitz sollte der geschlossene Kragen noch ein bis zwei Fingerbreit Platz lassen. Für die Körpermitte ermitteln Sie den Umfang auf Höhe des Bauchnabels (beziehungsweise an der höchsten Stelle). Anschließend rechnen Sie weitere fünf Zentimeter dazu.
Korrekt sitzt das Hemd, wenn es nicht über der Brust spannt oder Wellen schlägt. Außerdem sollten die Schulternähte am Übergang zwischen Schulter und Arm sitzen. Je nach Figurtyp eignen sich bestimmte Schnitte beziehungsweise Passformen besser oder weniger gut:
- Slim-Fit
Alternative Begriffe sind Body Fit und Super Slim Fit. Hierbei handelt es sich um stark taillierte Hemden. Geeignet sind sie nur für schlanke Männer. Super Slim Fit hebt durch mehr Stoff im Schulterbereich zusätzlich die sportliche Figur bei trainiertem Körperbau hervor. - Tailor-Fit
Nur leicht tailliert ist die Passform bei Tailor Fit. Diese Hemden sitzen bequem bei schlanker bis normaler Figur. Teilweise finden sich auch Bezeichnungen wie Modern Fit oder Shaped Fit. - Regular Fit
Für Männer mit normalen bis eher stattlichem Körperbau empfiehlt sich die Passform Regular Fit beziehungsweise Classic Fit. Die Hemden sind etwas weiter als Modern Fit Hemden geschnitten. Meist verläuft der Schnitt im Brust- und Taillenbereich gerade. - Comfort-Fit
Comfort-Fit Hemden zeichnen sich ebenso wie Loose Fit Hemden durch einen weiten Schnitt aus. Sie sind ideal für eher korpulente Herren. Bei schlanken Männern passen aufgrund ihres legeren und lockeren Schnitts eher zum Casual Look.
Welche Hemden kann man über der Hose tragen?
Nicht jedes Hemd ist geeignet, um es über der Hose zu tragen. Gleichzeitig kommt es aber auch auf den Anlass an: Verlangt der Dresscode in Ihrem Unternehmen eher Business Attire oder Business Formal – also Anzug mit Krawatte – gehört das Hemd in jedem Fall in die Hose. Grenzwertig kann ein Dresscode wie Business Casual sein, wo es auf den Kundenkontakt und das eigene Feingefühl ankommt.
Im Freizeit oder Casual Look sind Hemden über der Hose meist kein Problem. Entscheidend ist einerseits die richtige Länge: Ist es zu kurz, wirkt es insgesamt klein und steht womöglich am Bauch ab. Zu lang ist es, wenn es über dem Gesäß hängt. Andererseits kommt es hier auf den Stoff an: Besonders Leinen- und Jeanshemden eignen sich, über der Hose getragen zu werden.
Hemdtypen verraten sich in Nuancen
Was das Hemd über seinen Träger aussagt:
- Der Traditionalist
Weißes Hemd, Button-Down-Kragen. Damit kann man nicht viel falsch machen, auffallen aber auch nicht. Und das will dieser Typ auch nicht, er ist unprätentiös, tüchtig, uncool. - Der Langeweiler
Trägt nur knitterfreie, bügelfreie Hemden in Weiß oder anderen blassen Farben, die ihm vielleicht sogar die Partnerin ausgesucht hat. Ein Pragmatiker, nicht besonders ehrgeizig und gewiss nicht allzu selbstständig. - Der Gekko
Buntes Hemd mit weißem Kragen – oft auch in Kombination mit Hosenträgern. Eine Mischung aus Gordon Gekko und Jay Leno. Hält sich selbst für unglaublich cool, spricht gerne laut und strebt nach Macht und Geld. - Der Kleinkarierte
Ist es keinesfalls, auch wenn er ein ebensolches kleinkariertes, buntes Hemd trägt. Das steht nämlich eher für den sportlichen Mittdreißiger. Mit der richtigen Krawatte kombiniert, zeugt es zugleich von Coolness und Unkonformität. Aber diesen Typ bitte nicht verwechseln mit dem Stadt-Django im Holzfällerhemd. Der ist eher eine Art Globetrotter auf Zwischenstopp im Büro. - Der Saturierte
Weißes Maßhemd, tailliert geschnitten, Doppelmanschette, teuer. Keine Frage, hier beweist einer Stil und Eleganz, jedoch ohne zu protzen. Es sei denn, das Hemd hat auch noch ein Monogramm.
T-Shirt unter dem Hemd?
Klassisch wird unter einem weißen Hemd kein Shirt getragen. Es sieht einfach nicht gut aus, wenn sich die kurzen Ärmel eines T-Shirts unter einem Langarmhemd abzeichnen. Wer allerdings stärker schwitzt oder friert, sollte ein Unterhemd in Erwägung ziehen – möglichst in derselben Hemdfarbe und möglichst eng anliegend. Wichtig ist zudem: Achten Sie darauf, dass der Kragen des T-Shirts nie sichtbar ist – auch nicht, wenn Sie das Hemd etwas aufknöpfen. Ein klassisches T-Shirt mit Rundkragen scheidet damit aus. Besser sich greifen zu einem tiefen V-Ausschnitt.
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