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Freiheit: Haben es Angestellte besser?

Freiheit ist ein Wert, der seit jeher hoch gehalten wird. Oft existiert eine idealisierte Vorstellung davon. Häufig im Zusammenhang mit Selbstverwirklichung und Selbstständigkeit. Aber stimmt das? Freiheit ist weniger, tun und lassen zu können, was ich will. Freiheit ist, die Disziplin zu haben, die Dinge umzusetzen, die ich mir vorgenommen habe… Und das gelingt als Selbstständiger ebenso wie als Angestellter. Wir gehen dem Begriff „Freiheit“ nach und schauen, was er für das Arbeitsleben bedeutet…



Freiheit: Haben es Angestellte besser?

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Freiheit: Was bedeutet es, frei zu sein?

Was bedeutet Freiheit? Der Begriff geht leicht über die Lippen – ich habe frei, sagen wir, wenn wir einen Urlaubstag haben. Unser Gegenüber versteht, dass wir nicht arbeiten müssen. Aber ist man automatisch frei von allen Verpflichtungen?

Der Duden beschreibt Freiheit als…

Zustand, in dem jemand von bestimmten persönlichen oder gesellschaftlichen, als Zwang oder Last empfundenen Bindungen oder Verpflichtungen frei ist und sich in seinen Entscheidungen oder Ähnlichem nicht (mehr) eingeschränkt fühlt.

Freiheit bedeutet Unabhängigkeit, Ungebundenheit und die Möglichkeit, sich frei und ungehindert zu bewegen, nicht gefangen zu sein. Ebenso kann Freiheit bedeuten, dass wir das Recht haben, etwas zu tun. Dazu muss man sagen, dass dieses Verständnis von Freiheit recht neu ist.

Über die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte hat es unterschiedliche Auffassungen davon gegeben, was Freiheit bedeutet und auch, wem sie zusteht – Sklaverei ist ein Problem bis in die heutige Zeit. Dabei wird der Begriff in vielen Disziplinen diskutiert, etwa der Philosophie, Theologie und dem Rechtsbereich.

Bei den antiken Römern stand Freiheit beispielsweise nur den städtischen Bürgern und Herrschern zu, die Mehrheit der Bevölkerung hatte keine Rechte. Auch im Mittelalter sah es nicht wesentlich besser aus: Die Ständegesellschaft kannte unterschiedliche Arten der Freiheit und damit entsprechende Rechte.

Schon immer hatten Menschen mit Reichtum und Macht ganz andere Freiheiten als solche ohne. Dass Menschen heutzutage sich als frei im politischen Sinne betrachten können, geht auf Entwicklungen im Zuge der Aufklärung zurück, ist also eine vergleichsweise junge Errungenschaft der vergangenen 200 Jahre.

Arten von Freiheit: Positive und negative Freiheit

Es existieren unterschiedliche Arten von Freiheit, in der Philosophie wird häufig unterschieden zwischen einer positiven und einer negativen Freiheit:

  • Positive Freiheit: Sie bedeutet die Möglichkeit zur autonomen Entscheidung und autonomen Handeln.
  • Negative Freiheit: Gemeint ist hier das Fehlen oder die Abwesenheit von Zwang, Beeinflussung oder Manipulation.

Daneben lassen sich weitere Arten von Freiheit definieren, je nachdem, worauf man den Fokus legt. Zum Beispiel:

  • Individuelle Freiheit

    Ein freier Mensch dient in erster Linie seinen eigenen Wünschen und ist nicht Mittel zum Zweck. Freiheit bedeutet vielmehr Souveränität über sich selbst und die Möglichkeit zur Entfaltung, beispielsweise durch die freie Berufswahl. Diese Freiheit bedeutet allerdings ebenso, dass der Mensch die Verantwortung für sich selbst übernimmt.

  • Materielle Freiheit

    Hierunter ist die Freiheit von Not zu verstehen. Finanzielle Freiheit ermöglicht eine ganz andere Form der Selbstverwirklichung als extreme finanzielle Engpässe. Da das soziale Netz in Deutschland für Sicherheit im Krankheitsfall oder bei Arbeitslosigkeit sorgt, wird auch denen eine gewisse materielle Freiheit zuteil, die nicht wohlhabend sind.

  • Äußere Freiheit

    Souveränität betrifft nicht nur die Einzelperson, sondern auch den Staat, in dem jemand lebt. Ein durch Fremdherrschaft besetzter Staat kann beispielsweise auch seinen Bürgern keine umfassenden Rechte (zum Beispiel im Sinne politischer Teilhabe) garantieren.

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Freiheit nur als Selbständiger: Ein Mythos

Freiheit – dieser Begriff weckt sofort starke Emotionen. Endlich tun können, was man will! Keine Zwänge, keine Verpflichtungen! Das klingt nach Sorglosigkeit, Spaß und Leichtigkeit. Das Arbeitsleben hingegen scheint für manche Arbeitnehmer eine ewige Schinderei zu sein, Bilder von Galeerensklaven schießen unwillkürlich durch den Kopf.

Wer montags schon den Freitag herbeisehnt, hat vermutlich einen sinnlosen Job, reißt seine acht Stunden ab und ist froh, wenn er nach Hause gehen kann. Die Freiheit, seinen Job so zu gestalten, wie er möchte, hat er offenbar nicht.

Die logische Konsequenz daraus lautet schnell: Werd dein eigener Herr! Selbständigkeit als das Maß der Dinge, das höchste Gut der Selbstverwirklichung. Conrad Pramböck, Gehaltsexperte und Karriereberater, sieht das kritisch.

Seiner Meinung nach sind Angestellte nicht nur häufig besser gestellt, sondern könnten ihre beruflichen Ziele auch oft besser als Selbständige erreichen. Und die Zahlen sprechen für sich:

Wer Angestellte als Auslaufmodelle bezeichnet und die Selbständigkeit als Zukunft der Arbeit preist, ignoriert diese Fakten. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Angestellten im deutschsprachigen Raum um mehr als 50 Prozent gestiegen. Die Anzahl der Selbständigen stieg im gleichen Zeitraum nur um 15 Prozent.

Viele Arbeitnehmer sehen sich in ihren Träumen auf einer Südseeinsel am Palmenstrand, nachdem sie zuvor mit einer tollen Geschäftsidee Millionen gescheffelt haben. De facto verdienen jedoch 90 Prozent der Angestellten mehr als Selbständige.

Einzelne Selbständige mögen durch ihre Arbeit im Gegensatz zu Angestellten sehr reich werden, aber die zählen eher zu den Ausnahmen. Die Sonnenhungrigen in der Südsee sind also eher die Angestellten, die ihren Traumurlaub verbringen.

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Die Freiheit als Angestellter

Natürlich hat ein angestellter Arbeitnehmer nicht alle Freiheiten. Kein Mensch hat sämtliche Freiheiten, denn letztlich endet die eigene Freiheit dort, wo die eines anderen beginnt. Wer sich also auf der Arbeit darüber beklagt, dass ihm gewisse Freiheiten nicht zustehen, dem steht es immer noch frei, sich in einer Fortbildung Kompetenzen und Fachwissen anzueignen, die ihn für eine Beförderung infrage kommen lassen.

Denn natürlich gehen mit einem beruflichen Aufstieg auch größere Freiheiten einher. Daneben hat jeder Arbeitnehmer die Freiheit, das Unternehmen zu verlassen, wenn er sich in seinem beruflichen Fortkommen behindert sieht.

Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass der Status als Angestellter nicht nur weniger Freiheit (weil weniger Handlungsspielraum) bedeutet, sondern auch einige Vorteile hat:

  • Sicherheit

    Als Angestellter kommen Sie in ein bestehendes Unternehmen, das heißt, sie verdienen ab Ihrem ersten Arbeitstag ein fixes Gehalt. Darüber können Sie frei verfügen und sich etwas aufbauen. Diese Sicherheit zeigt sich auch im direkten Vergleich mit Selbständigen: Mehr als ein Drittel scheitert mit seinem Geschäftsmodell bereits innerhalb der ersten drei Jahre. Auch im Insolvenzfall sind Arbeitnehmer besser geschützt: In Deutschland wird das Insolvenzgeld gezahlt, in Österreich erhalten Angestellte durch den Insolvenz-Ausfallsgeld-Fonds Zahlungen.

  • Qualifikation

    Der Sicherheitsaspekt betrifft auch andere Bereiche, beispielsweise rund um das Fachwissen. Arbeitnehmer sind ganz anders auf ihren Beruf vorbereitet. Sie können ihre Expertise häufig durch jahrelange Berufstätigkeit erwerben, viele Arbeitgeber sponsern überdies noch Weiterbildungen. Pramböck dazu: „Unternehmen im deutschsprachigen Raum investieren insgesamt über 30 Milliarden Euro jedes Jahr in Trainings, Seminare und Fortbildungen ihrer Belegschaft. Selbständige lernen in aller Regel aus Versuch und Irrtum, und jeder Fehler kommt sie teuer zu stehen.“

  • Unterstützung

    Im Gegensatz zu Selbständigen können Angestellte mit einer ganz anderen Unterstützung durch Kollegen rechnen. Im Regelfall sieht der erste Arbeitstag wohl so aus, dass er sich in einem voll ausgestatteten Büro mit Telefon, Computer und E-Mail-Adresse wiederfindet. Um Rechtliches, Organisatorisches und Steuerfragen kümmert sich die Personalabteilung oder ein externer Dienstleister. Selbständige hingegen sind in den ersten Wochen zu über 50 Prozent ihrer Zeit mit der Durchsicht von Verträgen, Verhandlungen mit der Bank oder dem Kauf von Büromöbeln und Computern beschäftigt. Sie verbringen viele Stunden mit wichtigen Dingen, aber nicht mit ihren Kunden.

  • Work-Life-Balance

    Nicht ohne Grund heißt es: Wer selbständig ist, arbeitet selbst und ständig. Die Südseeinsel ist in den seltensten Fällen Realität für Selbständige. Und wenn, dann ist auch dort ständige Erreichbarkeit sehr wahrscheinlich. Anders als Selbständige sind Angestellte in der Lage, mit gutem Gewissen in ihrem Privatleben Kraft zu sammeln, ohne finanzielle Einbußen zu erleiden. Wenn ein Angestellter in den Urlaub geht, kann er eine automatische E-Mail-Antwort einrichten und auf einen Kollegen verweisen.

[Bildnachweis: g-stockstudio by Shutterstock.com]

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