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Richtig oder falsch – oder anders?

Richtig oder falsch? Die Welt ist im Grunde ganz einfach: Wer regelmäßig Kommentare liest, dem fallen schnell all die Menschen mit Monopol auf die eine Wahrheit auf. Wer anders denkt, liegt falsch – und muss ein Idiot sein. Mindestens. Wir sind schnell mit dem Urteil über andere. Menschlich ist das zwar verständlich: Wir alle lieben Stereotype, weil sie das Leben und Denken einfacher machen. Aber beim Urteil über „richtig“ oder „falsch“ wird gerne die dritte Option übersehen: Manches ist einfach nur „anders“…



Richtig oder falsch – oder anders?

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Richtig oder falsch – was stimmt?

Keine Frage, es gibt Dinge, für die gibt es nur EINE eindeutige Lösung. Diese ist richtig, alles andere falsch. In der Mathematik ist das ganz häufig so. 1 x 1 ist 1 – nicht 2, nicht 0, sondern 1. Ohne Ausnahme. Bei Manieren, Meinungen, menschlichem Verhalten oder Lösungswegen im Job sieht die Sache deutlich komplexer aus.

Wer etwas anders macht, als wir selbst das tun würden oder gelernt haben; wer anders denkt, andere Ansichten und Antworten vertritt, der muss automatisch falsch liegen: „Du siehst das anders? Nein, du siehst das falsch! Mindestens aber nicht richtig!“

Ist das nicht anmaßend?

Ich habe neulich gelesen, es gibt ein Restaurant, das rühmt sich damit, 100 verschiedenen Arten zu kennen, ein Schnitzel zuzubereiten. Wow! Mir fallen nicht einmal zehn ein. Ich bin allerdings auch kein Koch. Wenn ich aber ein paar Freunde fragen würde, hätten wir mit viel Mühe am Ende vielleicht auch 100 Schnitzel-Rezepte zusammen. Ob die Ergebnisse auch essbar wären, steht hier übrigens nicht zur Debatte!

Warum dieses Beispiel? Weil es vermutlich 100 andere Arten wären, ein Schnitzel zu braten, als die im besagten Restaurant. Liegen wir deshalb falsch? Oder das Restaurant? Und überhaupt: Wer beurteilt das? Was, wenn die richtige Art der Jury nicht schmeckt, die falsche aber schon?

Zugegeben, das waren rhetorische Fragen. Sie merken natürlich trotzdem, worauf das hinausläuft: Richtig oder falsch? Das ist eine binäre Denkweise. Sie verrät die Engstirne ebenso wie den Schubladendenker, Klischeereiter oder Korinthenkacker. Die sind zwar allesamt auch irgendwie anders, aber auch ziemlich daneben.

Etwas „anders“ zu machen, muss nicht automatisch richtig oder falsch sein. Es ist zunächst nur anders.

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Umwege entpuppen sich als Abkürzungen

Chefs denken gerne in solchen binären Kategorien. Manche Kollegen aber auch. Vielleicht sogar die eigenen Freunde: Wenn es nicht so oder so gemacht wird, ist es falsch! Schlimmstenfalls ist es ein #megafail. Dabei führen auch Umwege zum Ziel! Manche entpuppen sich gar als (bislang unentdeckte) Abkürzungen. Blöd natürlich, wenn das publik wird – und man selbst auf einmal wie der Depp dasteht, der es bisher immer „falsch“ gemacht hat…

Genau das steckt oft in dem (vor-)schnellen Urteil über richtig oder falsch: Eitelkeit und purer Selbstschutz. Tatsächlich könnten wir Verhaltensweisen, Ansichten oder Antworten BE-urteilen ohne sie zu VER-urteilen. Das aber setzt einen offenen Geist voraus – und eine Persönlichkeit, die tiefer blickt als nur auf die Oberfläche.

Eisberg-Modell: Mehr unter der Oberfläche

Es ist wie beim sogenannten Eisberg-Modell: Warum sich eine(r) so oder so verhält, ist letztlich eine Frage der Perspektive und Betrachtungsweise:

Persönlichkeit Definition beschreiben entwickeln Test Eisberg Modell Verhalten Gefühle Innere Haltung

Parabel und Geschichte über richtig oder falsch

Eine Mutter fährt mit ihrem Sohn im Bus. Der Sohn läuft völlig verstört durch den Bus. Er wirkt hyperaktiv, ist aggressiv, belästigt Mitreisende, pöbelt sie an. Die Menschen reagieren immer genervter und gereizter, schütteln den Kopf, rollen die Augen, fangen an zu maulen.

Irgendwann fasst sich ein Mann ein Herz und spricht die Mutter an: „Warum lassen Sie zu, dass sich ihr Kind so daneben benimmt? Sehen Sie nicht, dass sie andere damit stören!“ Da antwortet die Mutter: „Es tut mir Leid. Aber wir kommen gerade aus dem Krankenhaus, in dem soeben mein Mann und der Vater dieses Jungen an den Folgen eines Unfalls gestorben ist. Ich weiß leider überhaupt nicht, wie ich damit umgehen soll, und ich fürchte, mein Sohn weiß es auch nicht.“

Ein Satz – eine völlig andere Welt. Eben noch dachten Sie vielleicht, es geht in dieser Geschichte um Disziplin oder gute Kinderstube. Vielleicht haben Sie sich sogar über die rücksichtslose Mutter, ihre Laissez-Faire-Erziehung und ihren Jungen geärgert. Doch mit der Erklärung erscheint alles in einem ganz anderen Licht: Sie betrachten die Situation und die Mutter aus einer anderen Perspektive.

War ihr Verhalten richtig oder falsch? Mit dem neuen Wissen, lässt sich das überhaupt nicht beurteilen – verurteilen sowieso schon gar nicht. Allenfalls ließe sich sagen: „Ich hätte das anders gemacht – und wäre (beispielsweise) Taxi gefahren.“ Wir wissen aber auch nicht, ob sie sich das überhaupt hätte leisten oder in der Situation überhaupt so klar denken können…

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Richtig oder Falsch verengt den Blick

Es sind gerade die Unterschiede, die uns Menschen einzigartig und individuell machen. Das verlangt uns hier und da eine Menge Toleranz und Verständnis im Wortsinn ab, hat aber auch Vorteile: Andere Sichtweisen, Verhaltensweisen, Wege, Ideen und Meinungen sind üblicherweise der Teil, an dem das Lernen beginnt, wo Innovationen entstehen und das Leben spannend wird.

„Same same but different“, würden Inder dazu sagen. Eine absolute Wahrheit gibt es nur selten. Ein Monopol darauf allerdings nicht. Dafür machen wir Menschen zu viele Fehler. Irren gehört übrigens dazu.

Richtig oder falsch – diese Kategorien verengen unseren Blick. Sie versuchen, andere zu unterdrücken und sich selbst zu erhöhen. Und das zeugt nicht gerade von wahrer Größe. Deshalb, daher und darum: Ärgern Sie sich weniger über Falsches, freuen Sie sich mehr über Anderes!


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[Bildnachweis: Karrierebibel.de, Shutterstock.com]

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