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Schwarmintelligenz: Sind wir gemeinsam wirklich klüger?

Einer für alle – alle für einen! So könnte man überspitzt formuliert das Prinzip der Schwarmintelligenz zusammenfassen. Wer Ameisenvölker und Bienenschwärme beobachtet, gewinnt den Eindruck, dass sie einen bestimmten Plan verfolgen. Es sind kleine Staaten, in denen jeder seine Aufgabe zu kennen scheint und die in ihrer Abfolge Menschen seit jeher faszinieren: Wie wäre es, wenn sich dieses Prinzip auf Unternehmen übertragen ließe? Wenn die Masse aller Mitarbeiter sich quasi wie von Geisterhand bewegen und auf kollektiven Entscheidungen beruhend sinnvolle Maßnahmen ergreifen würde? Was Schwarmintelligenz bedeutet und wie Unternehmen davon profitieren…



Schwarmintelligenz: Sind wir gemeinsam wirklich klüger?

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Schwarmintelligenz: Die Summe der Einzelmeinungen

Eigentlich kennen wir den Begriff Schwarmintelligenz vor allem aus dem Reich der Tiere, denn dort spricht man von Schwarm, beispielsweise bei Insekten.

Ein Schwarm bezeichnet meist einen Verband fliegender oder schwimmender Tiere, so beispielsweise Vögel oder Bienen. Schwarmverhalten lässt sich jedoch auch bei anderen Tieren, etwa Ameisen und Heuschrecken beobachten. Selbst bei Säugetieren existieren diese Verbände.

Dort ist dann allerdings von Rudeln oder Herden die Rede. Dieser Zusammenschluss bringt etliche Vorteile, etwa bei der Nahrungsbeschaffung als auch beim Schutz vor Gefahren. Daher wird gerne von Schwarmintelligenz oder synonym auch von kollektiver Intelligenz oder Gruppenintelligenz gesprochen:

Individuen handeln so, dass selbst die Masse der Individuen wie ein ganzer Körper reagiert. Dieses Phänomen beschäftigt verschiedene Wissenschaften, etwa die Biologie, Philosophie, Soziologie oder Systemtheorie.

Auch Menschen profitieren von der Schwarmintelligenz, nicht umsonst sind sie soziale Wesen. Die Erkenntnis spiegelt sich in Redewendungen wie „Gemeinsam sind wir stark“ oder „Vier Augen sehen mehr als zwei.“

Was sich der Mensch aufgrund von Erfahrungen rational erklären kann, wird bei Tieren mit Spiegelneuronen in Verbindung gebracht. Interessanterweise verhalten sich größere Menschenmengen auch nicht anders als Tierschwärme.

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Erkenntnisse für den Menschen nutzbar machen

Das bestätigte jedenfalls ein Experiment zur Schwarmintelligenz mit 200 Menschen in einer Messehalle. Zwanzig von ihnen wurde die Aufgabe gegeben, sich in eine bestimmte Richtung zu bewegen, untereinander wusste niemand von dem gleichen Ziel. Die restlichen 180 Personen brauchten lediglich in Bewegung zu bleiben.

Verboten war jegliche Kommunikation, weder durch Sprache noch Gestik. Obwohl weder die 20 Personen untereinander wussten, dass sie dem gleichen Ziel folgen, noch die restlichen 180 Personen wussten, dass überhaupt eins existierte, kamen alle binnen kürzester Zeit am selben Ziel an.

Die Soziologie berücksichtigt Schwarmintelligenz besonders unter dem Gesichtspunkt der Kommunikation. So lässt sich beobachten, dass innerhalb der Gruppe Entscheidungen im Konsens getroffen werden. Für Unternehmen stellt sich die Frage, wie sich moderne Erkenntnisse nutzen lassen.

Denn so wie Ameisen die kürzeste Route zum Futtertransport zum Ameisenbau finden, wäre es vorteilhaft, wenn Menschen diese Erkenntnisse auf die Verkehrssysteme übertragen könnten. Denn der kürzeste Weg zu einem Ziel wäre eine hervorragende Zeit- und Energieersparnis.

Mathematische Berechnungen imitieren die Schwarmintelligenz bereits und sorgen für intelligente Verkehrsleitsysteme. Die ermöglichen eine Abstimmung von Ampelanlagen untereinander, die wiederum für einen idealen Verkehrsfluss sorgen.

Für Unternehmen könnte Schwarmintelligenz einen klaren Wettbewerbsvorteil bedeuten. Beispielsweise nutzt der Autohersteller BMW dieses Prinzip, indem er ein Co-Creation Lab entwickelt hat. Dabei handelt es sich um eine virtuelle Plattform, auf der sich Automobilinteressierte mit ihren Ideen und Vorschlägen einbringen können.

Beispiel für Schwarmintelligenz

Panik kam auf. Am 21. Mai 1968 verlor die US Navy den Kontakt zu einem ihrer Atom-U-Boote im Nordatlantik, der USS Scorpion. War es aufgelaufen? Leck geschlagen? Explodiert?

Vor allem aber: Wo war das Boot? Eine Suchaktion mitten im Atlantik wäre wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen geworden – die Navy hatte einfach zu wenige Informationen über Unglücksursache und letzte Position des Unterseebootes. Also bildete man ein Team aus Technikern, Offizieren, Navigatoren, die allesamt überlegten, was passiert sein könnte:

Wie schnell das Boot gefahren ist? In welche Richtung? Wie tief es fuhr? Und so weiter. All diese Einzelmeinungen fasste man anschließend zu einem Mittelwert zusammen – und tatsächlich: Das U-Boot lag nur 200 Meter neben den so errechneten Koordinaten.

Bemerkenswert an diesem Ergebnis: Keiner der Experten hatte auf diesen Ort getippt. Es war allein die Summe aller Vermutungen – kurz: Schwarmintelligenz.

Gemeinsam klüger – das Modell fand noch weitere Anwendungen:

  • Die Methode wurde beispielsweise bei einem Flugzeugunglück vor der spanischen Küste angewandt. Hier ging eine Wasserstoffbombe verloren – und konnte so schnell wiedergefunden werden.
  • 1986 verunglückte die Raumfähre Challenger. Vier große Unternehmen hatten für die Nasa Bauteile geliefert. Nach der Explosion knickten alle vier Aktienkurse an der Börse ein, erholten sich jedoch kurz darauf wieder – bis auf die Aktien von Morton Thiokol, die die Feststoffraketen geliefert hatten. Ihr Kurs fiel ins Bodenlose. Kurze Zeit später stellte sich heraus: Die fehlerhaften Raketen hatten tatsächlich das Unglück verursacht. Interessant daran: Es gab keinen Insiderhandel. Allerdings ahnte jeder ein bisschen was, spekulierte nach seinem Bauchgefühl oder folgte dem Beispiel der anderen. Der Markt behielt Recht.

Dahinter steckt immer dasselbe Prinzip: Oft weiß es die Masse besser, spürt die Wahrheit schneller, findet die klügeren Lösungen.

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Warum Schwarmintelligenz nicht immer funktioniert

Was bei Ampelanlagen funktioniert, funktioniert im Internet und beim Menschen jedoch nur mit Einschränkungen: Das Ganze gelingt nur, wenn unterschiedliche Meinungen gefördert werden und nicht der Konsens. Die Masse ist also nur schlau, wenn alle unabhängig von einander ihre Einzelmeinungen abgeben.

Hätte man bei dem Navy-Beispiel noch während des Prozesses einen Mittelwert oder die Mehrheitsmeinung gebildet, wäre das Boot vielleicht nie gefunden worden.

Die Erkenntnis lässt sich heute ebenso hervorragend auf Teams und Meetings übertragen: Sobald sich die Gruppenmitglieder zu ähnlich werden, stockt der Innovationsprozess.

Heraus kommen Mittelwerte – oder eben Mittelmaß. Und sobald wenige die Debatte beherrschen, wird die Masse blind und dumm. Dann reden wir allerdings auch schon der Schwarmdummheit.

Einige Wissenschaftler sehen den Vergleich von Menschen und Tieren ohnehin kritisch, da Menschen sich nicht exakt wie Schwärme verhielten. Dementsprechend lehnen sie den Begriff Schwarmintelligenz beim Menschen ebenso ab. Vielmehr handele es sich häufig um einen Herdentrieb.

Und der hat nicht immer gute – im Sinne von intelligente – Auswirkungen. Etwa, wenn man auf den Aktienmarkt oder die Mode blickt. Deutlich gravierender sind durch andere beeinflusste Entscheidungen, wenn es um die Politik geht: Sobald beispielsweise keine geheimen Wahlen mehr gewährleistet wären, könnte die Demokratie gefährdet sein.

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[Bildnachweis: Karrierebibel.de]

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