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Staffing: Wenn der Boss gemobbt wird

Mobbing von Mitarbeitern ist als Problem geläufig. Kaum bekannt ist allerdings, dass auch Vorgesetzte zum Opfer solcher Mobbingattacken werden. Staffing nennt sich diese Art der Schikane am Arbeitsplatz. Zwar sollte man meinen, dass der Boss in jedem Fall die Oberhand hat. Doch die Auswirkungen von Staffing sind nicht zu unterschätzen. Mitunter begünstigt das Verhalten von Führungskräften das Mobbing gegenüber dem Chef. Wir zeigen, welche Fehler Sie vermeiden müssen, um die Situation zu klären…



Staffing: Wenn der Boss gemobbt wird

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Staffing Definition: Der Chef als Opfer

Beim Staffing sind es die Mitarbeiter, die dem Chef das Leben absichtlich schwer machen. Der Begriff leitet sich vom englischen Wort „staff“ ab, was Personal oder auch Belegschaft bedeutet. Häufig trifft es unerfahrene Führungskräfte, die mehr oder weniger offenen Angriffen durch ihre Mitarbeiter ausgesetzt sind.

Das kann sich beispielsweise in Ausgrenzung oder Vorenthalten von Informationen äußern. Ziel ist es, den Chef in einem schlechten Licht dastehen zu lassen. Beim Staffing suchen sich Mitarbeiter andere Verbündete, allein stünden sie schnell isoliert da.

Die drei unterschiedlichen Arten des Mobbings

Das Problembewusstsein für Schikane am Arbeitsplatz ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Meist steht dabei das Mobbing im Fokus: Hierbei handelt es sich um Fälle, in denen Mitarbeiter von ihren Kollegen über Monate oder gar Jahre schikaniert wurden. Selten wird jedoch darauf eingegangen, dass Mobbing nicht nur zwischen direkten Kollegen stattfindet. Immer wieder kommt es auch zu Gemeinheiten zwischen Boss und Mitarbeiter – und das in beiden Richtungen.

Von Bossing spricht man, wenn der Terror vom Vorgesetzten ausgeht. Für betroffene Arbeitnehmer ist das oft besonders schwierig. Denn die Person, an die man sich eigentlich mit Fragen und Problemen wenden sollte, ist in diesem Fall selbst der Täter. Andersherum ist Staffing für den Betroffenen ebenfalls schwierig: Von Chefs erwartet man Durchsetzungsvermögen. Es dürfte also eine hohe Dunkelziffer derer geben, die aus Scham schweigen.

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Staffing Merkmale: Wie äußert es sich am Arbeitsplatz?

Wie beim Mobbing unter Kollegen, geschieht Staffing über einen längeren Zeitraum und systematisch. Es gibt verschiedene Formen, wie sich Staffing am Arbeitsplatz bemerkbar macht. Das Ziel ist aber in beiden Fällen ähnlich: Die Täter wollen den Betroffenen verdrängen. Deshalb drangsalieren sie so lange, bis er am besten von selbst das Feld räumt. Diese Taktiken setzten Mitarbeiter beim Staffing ein, um dem Boss zu schaden:

  • Gerüchte streuen
    Ähnlich wie beim Mobbing unter Kollegen, ist es ein verbreitetes Vorgehen, den Chef bei anderen Mitarbeitern oder auch beim Management in Verruf zu bringen. Deshalb streuen die Mitarbeiter munter Gerüchte, die den Boss in ein schlechtes Licht rücken und seinem Ansehen schaden sollen.
  • Informationen vorenthalten
    Vorgesetzte treffen wichtige Entscheidungen auf Basis der Informationen, die sie von ihren Mitarbeitern erhalten. Halten diese wichtige Informationen böswillig zurück, steigt das Risiko für falsche oder schlechte Entscheidungen deutlich an.
  • Abwehr signalisieren
    Die Mitarbeiter tragen eine ausgeprägte Anti-Haltung zur Schau. Sie blockieren Vorschläge in Meetings und drücken durch Körpersprache Geringschätzung aus, etwa Augenrollen oder entsprechende Gestik. Sie verweigern Anordnungen ihres Chefs oder verschleppen mutwillig Arbeit, so dass letztlich alles negativ auf den Vorgesetzten zurückfällt.

Staffing Beispiel

Staffing liegt beispielsweise vor, wenn eine Mitarbeiterin über die Vorgesetzte gegenüber anderen lästert. Beispielsweise behauptet sie in der Mittagspause oder in Mails über die Chefin, dass diese faul und inkompetent sei. Oder dass sie einen miesen Charakter hätte und die Mitarbeiter gegeneinander ausspiele.


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Staffing Ursachen: Wodurch wird es ausgelöst?

Staffing kann mehrere Ursachen haben. So können schon Missgunst und Eifersucht darüber ausreichen, dass ein anderer Kandidat die Beförderung erhalten hat. Ein erfahrener Mitarbeiter fühlt sich übergangen und lässt diese Wut direkt am neuen Chef aus. Auch das ist ein Grund, warum gerade neue Führungskräfte häufiger unter Staffing zu leiden haben.

Um ihre Attacken zu begründen, suchen Mitarbeiter sich gerne einige missliebige Verhaltensweisen des neuen Vorgesetzten aus. Das rechtfertigt zwar kein Staffing, aber es erklärt das Vorgehen der Mitarbeiter.

  • Schwache Führungskompetenz
    Von Vorgesetzten erwartet man Entscheidungsstärke und ein selbstbewusstes Auftreten. Bei unklaren Zuständigkeiten und Arbeitsabläufen wächst die Unzufriedenheit der Mitarbeiter.
  • Autoritäres Auftreten
    Wiederum andere Chefs neigen anfangs dazu, ihre Unsicherheit durch Autorität zu überspielen. Allerdings kommt dies nicht bei allen Mitarbeitern gut an, besonders wenn das Verhältnis zum letzten Chef eher freundschaftlich war.
  • Blinder Aktionismus
    Vorgesetzte können Mitarbeiter gegen sich aufbringen, wenn sie kurz nach der Beförderung jede Menge Änderungen anordnen. Einige Mitarbeiter fühlen sich und ihre Arbeitsweise dadurch kritisiert und reagieren mit Trotz und Abneigung.
  • Fehlendes Vertrauen
    Die höhere Stufe in der Unternehmenshierarchie hat keine große Bedeutung, wenn die Mitarbeiter ihrem Chef nicht vertrauen. Erst wenn sich dieses Vertrauen aufgebaut hat, wird ein Chef als höhere Autorität akzeptiert.
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Diese Fehler sollten Führungskräfte und Unternehmen beim Staffing vermeiden

Wenn es hart auf hart kommt, hält natürlich der Boss die Trümpfe in der Hand. Überschreitet das Verhalten der Mitarbeiter eine gewisse Grenze, riskieren diese ihren Arbeitsplatz. Das ist einer der Gründe dafür, dass Staffing in der Häufigkeit hinter Mobbing oder auch Bossing liegt. Dennoch gehen Statistiken davon aus, dass es sich um mehrere Zehntausend Fälle jedes Jahr handelt.

Damit nicht die Kündigung als letztes Mittel in Betracht kommt, hängt viel davon ab, wie betroffene Chefs auf die Situation reagieren. Leider passieren genau hier eine Menge Fehler. Wie Führungskräfte und Unternehmen NICHT auf Staffing reagieren sollten, um die Situation nicht noch zu verschlimmern:

1. Mit Bossing zurückschlagen

Auch Chefs wollen sich nicht alles gefallen lassen und so kann die Versuchung groß sein, es den Mitarbeitern heimzuzahlen. So nachvollziehbar dieser Wunsch ist: Er macht am Ende doch alles nur schlimmer. Das Verhalten gibt den angriffslustigen Mitarbeitern noch mehr Gründe, sich über den Chef zu ärgern und ihm weitere Steine in den Weg zu legen.

2. Kompromisslosigkeit demonstrieren

Wenn ein Chef Staffing bemerkt, bringt es in der Regel nichts, felsenfest auf seine Meinung zu bestehen. Eine erfolgreiche Änderung der Situation ist nur dann möglich, wenn beide Seiten einen gemeinsamen Kompromiss finden. Das beinhaltet die Kritikfähigkeit des Vorgesetzten, mögliche eigene Fehler einzusehen und daran zu arbeiten.

3. Versetzung des Vorgesetzten

Um endlich Ruhe in eine Abteilung zu bringen, ist es vielleicht eine einfache Lösung, den betroffenen Vorgesetzten in eine andere Position zu versetzen. Durch diese Reaktion fühlen sich die Mitarbeiter jedoch in ihrem Verhalten bestätigt. Bei anderen Führungskräften werden sie dies bei bietender Gelegenheit ebenfalls anwenden, schließlich waren sie in der Vergangenheit erfolgreich damit.

4. Das Verhalten ignorieren

Manche Vorgesetzte auf höherer Hierarchieebene hoffen, das Problem erledige sich irgendwann von selbst. Ignorieren ist jedoch ebenso wenig wie Versetzung eine Lösung. Auch entsteht – ungewollt – der Eindruck, dass das Staffing der Mitarbeiter nicht so schlimm und irgendwie in Ordnung sei. Für den Gemobbten fühlt es sich doppelt schlimm an: Stress von unten und wenig Rückhalt von oben.

Staffing unterbinden: So gehen Sie vor

In vielen Fällen hilft ein Gespräch, die unzufriedenen Mitarbeiter wieder zur Besinnung zu bringen. So erhalten diese die Chance, ihre Ansichten zu äußern. Hierbei sollte es unbedingt darum gehen, eine gemeinsame Lösung zu finden. Es bringt daher nichts, den Mitarbeiter mit einer drohenden Kündigung zu konfrontieren. Dies gibt nur noch mehr Anlass für Unstimmigkeiten und liefert neuen Zündstoff.

Verdeutlichen Sie dem Mitarbeiter besser, dass sein Verhalten falsch war. Bieten Sie gleichzeitig eine Lösung an, die auch dem Angestellten entgegenkommt. So muss keiner vollkommen von seiner Ansicht abrücken und sie können gemeinsam versuchen, die Chef-Arbeitnehmer Beziehung von vorne zu beginnen.

Verhalten dokumentieren

Für solche Gespräche, aber auch für mögliche Nachweise in Zukunft ist es wichtig, dass Sie Belege anführen. Ein diffuses Gefühl allein oder Hörensagen durch Dritte sind eine schlechte Basis. Helfen kann einerseits ein Mobbingtagebuch, in dem Sie Uhrzeit, Datum und Anlass notieren. Schreiben Sie auf, welche Anweisungen Mitarbeiter ignoriert haben, wann und wie sie sich respektlos verhalten haben. Idealerweise können Sie Beispiele für Staffing durch E-Mails belegen.

Verbündete suchen

Oft beteiligen sich nicht alle Mitarbeiter am Staffing. Holen Sie diejenigen ins Boot, deren Unterstützung Sie sicher sein können. Bleiben die bisherigen Maßnahmen ohne Erfolg, sollten Sie sich an Ihren nächsten Vorgesetzten mit der Bitte um Hilfe wenden. Auch dem obliegt eine Fürsorgepflicht Ihnen gegenüber.

Staffing im Arbeitsrecht: Abmahnung möglich

Selbst bei harmloserem Fehlverhalten der Mitarbeiter sollte eine Führungskraft schnell handeln. Ein Kritikgespräch wie oben beschrieben, kann noch einiges bewirken. Anders, wenn die Bosheiten eine massive Persönlichkeitsverletzung darstellen: In solchen Fällen kann Staffing eine verhaltensbedingte Abmahnung und sogar eine Strafanzeige nach sich ziehen. Zudem sollten Mobbende wissen, dass sie eine Klage auf Schadensersatz und/oder Schmerzensgeld die Folge sein kann.

Folgen von Staffing

Für den Betroffenen wirken sich die Bosheiten oft recht unmittelbar aus. Sowohl psychische als auch physische Krankheiten können die Folgen sein. Im schlimmsten Fall bringt Staffing krankheitsbedingte Fehlzeiten, Depression oder sogar Arbeitsunfähigkeit mit sich. Maßgebliche Faktoren sind nicht nur die individuelle Konstitution, sondern auch der Rückhalt der eigenen Vorgesetzten und wie lange die Zustände anhalten.

Staffing ist kein Kavaliersdelikt und nur vordergründig an den Vorgesetzten gerichtet. Im Endeffekt schaden die Mitarbeiter dem ganzen Unternehmen – finanziell und ideell. Diese Folgen sind möglich:

  • Produktionsstörungen
  • Qualitätsdefizite
  • krankheitsbedingte Ausfälle
  • Zusatzkosten für Aushilfen
  • Verlust von qualifizierten Mitarbeitern
  • Abfindungen
  • vergiftetes Betriebsklima
  • Imageverlust

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