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Peinlichkeiten parieren: Raus aus dem Fettnapf

Es gibt Menschen, denen ist nichts peinlich. Die Glücklichen! Völlig stil- und schmerzfrei durchs Leben zu stolpern, mag anderen die Schamesröte ins Gesicht treiben, sie selbst bekommen davon aber nichts mit. Auch das so ein interessantes Phänomen der Peinlichkeit: Peinlich berührt sein, steckt an. Die ProSieben-Kultserie „Stromberg“ hat diesen Effekt eindrucksvoll ausgenutzt und dabei gleich einen neuen Ausdruck geprägt: das Fremdschämen. Und tatsächlich: Wer eine entgleiste Situation noch schlimmer macht, nötigt uns eigene Schamgefühle auf…



Peinlichkeiten parieren: Raus aus dem Fettnapf

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Ups, peinlich! Peinliche Situationen im Alltag

Aber wie peinlich ist etwas schon wirklich? Zunächst einmal finden wir nur peinlich, was sozial unerwünscht ist. Die Grenzen einer Blamage sind kulturell und individuell verschieden, es gibt aber eine erstaunlich große Zahl gemeinsamer Nenner. Auch im Berufsalltag.

Dabei gehören Pleiten, Pech und Pannen eigentlich zum Job dazu. Gänzlich vermeiden lassen sie sich jedenfalls nicht, sie passieren einfach. Wobei Fachleute hier zwischen zwei Stufen unterscheiden:

  1. Peinlichkeit
    Wenn einem selbst eine dumme Sache passiert, die aber keiner mitbekommt, wird uns das peinlich sein. Meist aber nur kurzfristig.
  2. Scham
    Gibt es für den Fehltritt hingegen Zeugen, setzen automatisch Schamgefühle ein. Irgendwas ist dumm gelaufen – aber jeder hat’s gemerkt. Peinlich!, denken oder sagen jetzt die anderen, und man selbst schämt sich, jedoch mehr für die Bloßstellung als für die Schwäche wie im ersten Fall.

Der Mikrokosmos Büro ist nicht arm an Beispielen für unfreiwillige Komik, provozierten Spott und ungeplante Offenbarungen. Schon der Gedanke daran lässt manche erschaudern.

Typisch: Peinliche Situationen

Da lächeln einen Kollegen unverhofft an und garnieren ihr Zahnweiß mit Schnittlauchresten von der Frühstücksstulle. Das Telefon klingelt, ein guter Kunde ist dran, und weil man weiß, wie Sozialkompetenz klingt, begrüßt man ihn inbrünstig mit: „Ach, Sie sind’s! Ich hab Ihre Stimme gleich erkannt, wie geht’s Ihrer Tochter, der, äh, ja also … wie war doch gleich ihr Name?“

Nicht zu vergessen, die Auskünfte von Kollegen, die mehr Delikates von sich preisgeben als man eigentlich wissen möchte. „Neulich kam er grad frisch von der OP. Künstlicher Darmausgang. Na schönen Dank – mein Hunger war passé“, singen „Die Ärzte“ zynisch.

Augenscheinlich gibt es peinliche Situationen, in denen ist schon alles zu spät.

  • Mitten in der Präsentation bemerken Sie die Entschlossenheit Ihres Reißverschlusses, der damit zugleich die Motiv-Unterwäsche freilegt.
  • Oder Sie stolpern mit dem Aktenberg direkt in die Kaffeetasse des Chefs.
  • Oder versenken beim Businesslunch den Rotwein in den Hosenanzug der Verabredung. Deren Reaktion: hochgezogene Augenbrauen, fragende Blicke, entgleiste Mundwinkel.

Unangenehm, das. Und nur selten gelingt es uns, damit souverän umzugehen. Nicht wenige stammeln, stottern und eiern daraufhin schlimmer herum als Faust beim armen Gretchen. Ihr Gesicht bekommt die Farbe von gekochten Krebsen – und genauso fühlen sie sich auch: heiß und elend.

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10 peinliche Situationen im Job

In diese Kategorie fallen die peinlichen Situationen der folgenden Liste, bei denen die meisten sofort rot anlaufen dürften und am liebsten vor Scham im Boden versinken möchten…

  • Breit lachen, aber noch den halben Salatteller zwischen den Zähnen haben.
  • Im Meeting hörbar pupsen.
  • Über einen Kollegen lästern, während der hinter einem steht.
  • Von der Toilette kommen und nicht merken, dass sich der Rock im Slip oder Klopapier im Bund verklemmt hat.
  • Einen Witz erzählen, den niemand lustig findet.
  • Sein Statement mit einem klugen Fremdwort garnieren wollen, jedoch das falsche verwenden.
  • Die neue Chefin für deren Sekretärin halten.
  • Eine Präsentation halten – aber mit offenem Hosenschlitz.
  • Auf der Toilette festsitzen, weil kein Klopapier mehr da ist.
  • Mit den neuen Highheels durchs Büro stolzieren, umknicken und der Länge nach hinfallen.
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Peinliche Situationen meistern: Tschüss Fettnapf!

Aber was, wenn es passiert ist? Die robusteren Charaktere lächeln solche Momente einfach weg. Gekonnt! Der Mehrheit jedoch gelingt es nur selten, damit souverän umzugehen.

Sie versuchen dann eine abgeklärte Coolness zu mimen oder verfallen in überbordene Hektik und durchsichtige Schutzbehauptungen. Das macht derlei Peinlichkeiten in der Regel aber nur schlimmer… Das gilt übrigens auch für den umgekehrten Fall eines falschen Helfers: Der Satz „Das muss Ihnen nicht peinlich sein!“ entschärft die Lage keineswegs. Spätestens jetzt ist der Fauxpas amtlich und wirklich jeder bekommt ihn mit. Na, danke!

Schätzungen zufolge leidet in Deutschland jeder Zehnte an Gelotophobie. So nennen Psychologen Menschen, die permanent Angst davor haben, von anderen ausgelacht zu werden. Diesen bemitleidenswerten Zeitgenossen reicht bereits das Glucksen von Passanten, um es auf sich zu beziehen. Um es kurz zu machen: Um mit peinlichen Situationen umzugehen und sie zu meistern, gibt es nur drei richtige Reaktionen:

1. Durchatmen

Nein, sagen Sie jetzt erst mal nichts. Auch nicht, falls Ihr Gegenüber noch tobt, weil Sie ihn brüskiert haben. Jede Rechtfertigung erhöht die Peinlichkeit und eskaliert die Lage. Mit einem Moment des betroffenen Schweigens gewinnen Sie die Souveränität zurück. Auch wenn Sie dumm gefallen sind, machen Sie sich bitte nicht durch irgendwelche Kommentare zum Clown – Selbstironie im Übermaß lässt Sie nur wie eine Witzfigur aussehen. Sicher, das Schweigen auszuhalten, kann eine ewig wirkende Tortur sein. Aber jetzt gilt es, die erste Welle der Scham abebben zu lassen.

2. Entspannen

Wussten Sie, dass das Erröten, vor dem sich viele so fürchten, seinen Höhepunkt nach 15 Sekunden schon erreicht hat? Und womöglich interessiert das sogar keinen.

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Spotlight-Effekt heißt das Phänomen im Fachjargon, wonach wir regelmäßig unsere Wirkung auf andere überschätzen. Es kommt aber noch besser: Elliot Aronson, ein amerikanischer Psychologe und emeritierter Professor der Universität von Kalifornien in Santa Cruz, hat sich in seiner beruflichen Laufbahn vor allem mit sogenannten kognitiven Dissonanzen beschäftigt. Unter Psychologen ist Aronson so etwas wie eine Legende, ebenso seine Experimente.

So spielte er einmal seinen Probanden Tonbänder vor, auf denen verschiedene Personen Quizfragen beantworteten. Gelegentlich war deutlich zu hören, wie diese einen Becher Kaffee verschütteten. Ergebnis: Wem dieses Missgeschick widerfuhr, wurde von den Probanden durchweg sympathischer eingeschätzt – allerdings nur dann, wenn er viele der Fragen auch korrekt beantwortete.

Wer hingegen in dem Quiz versagte und zu allem Überfluss auch noch seine Tasse umschmiss, fiel in der Bewertung deutlich zurück. Aronson schloss daraus, dass die Attraktivität einer als kompetent eingeschätzten Person steigt, wenn sie einen kleinen Fehler offenbart. Dieses Phänomen taufte er den Pratfall-Effekt (engl. „Pratfall Effect“ – Pratfall heißt so viel wie „Reinfall“).

3. Wiedergutmachen

Okay, Sie haben Mist gebaut oder sind so richtig doof aufgefallen. Jetzt den Coolen zu markieren, wirkt schon reichlich abgebrüht. Wenn Sie aber jemanden dabei düpiert haben, etwa den Kollegen über den Sie hörbar hergezogen haben, entschuldigen Sie sich bitte sofort. Und bieten Sie – je nach Situation – Wiedergutmachung an: Sie haben Ihrem Tischnachbarn Wein über die Hose geschüttet? Dann offerieren Sie, die Reinigung zu bezahlen. Wichtig ist, sich weder zu rechtfertigen noch Bedingungen zu stellen. Sie wollen sich nicht freikaufen, sondern den Schaden ausgleichen.

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Peinliche Situationen verarbeiten und vergessen

Am Ende ist es doch so: Niemand mag Kollegen, die vollkommen sind. Fehlerfreiheit wird allenfalls Göttern zugestanden. An Menschen indes mutet sie fabelhaft an, jedoch im Wortsinn. Und wer seine Makellosigkeit allzu offensichtlich zur Schau stellt, schürt nur Minderwertigkeitsgefühle, Neid und Intrigen.

Perfektion ist eben alles andere als perfekt. Von Henry Ford stammt das schöne Bonmot: „Fehler sind die wunderbare Gelegenheit neu anzufangen – nur intelligenter.“ Natürlich wird Lernerfolg häufig von Zuständen des heftigen Stolperns, Herumeierns und des freien Falls begleitet. Da wagt man einmal was, baut etwas auf, erfindet ein Produkt oder startet ein Projekt – und die Reaktion darauf: Die Kunden hassen es, die Familie schüttelt den Kopf und der Chef schmeißt einen raus. So geht das zuweilen, wenn aus Träumen erst Realitäten werden, bevor sie sich in Schäume und Scham auflösen. Und dann?

Aufstehen, Krone richten, weitermachen

So wie Henry Ford: Er blickt nicht nach hinten, auch nicht in die Gegenwart, sondern nach vorn. Mehr noch: Er schämt sich seiner Fehler nicht, sondern begreift sie als wichtige Etappe, ohne die er nie weiterkommen würde.

Viele können das nicht. Sie fokussieren nur auf das Schlechte, die Schmach und Schande: „Ich habe etwas falsch gemacht, ich bin nicht gut genug. Nichts kann ich richtig…“ Scham kann Seelen paralysieren, ja sogar zerstören. Die Dichterin Margery Eldredge Howell schrieb dazu einmal: „Es liegt viel Erhabenheit im Leiden und Noblesse im Erdulden von Schmerz, aber zu scheitern ist wie eine gesalzene Wunde, die brennt und brennt.“

Nicht wenige Menschen reagieren völlig panisch, wenn sie beispielsweise einen Fehler im Internet gemacht haben: „Oh weh, mein guter Ruf! Millionen blicken jetzt auf mich und sehen meinen Fehler!“ Alles Quatsch. Manche Fehler sind nicht der Rede wert, und für andere reicht ein simples Entschuldigung. Fertig.

Fehler machen ist menschlich

Tatsache ist: Alle machen Fehler. Ganz besonders die Nelsons dieser Welt, die immer wieder gerne mit dem Finger auf die Fehler der anderen zeigen, „Ha-ha!“ rufen und sich bei irgendeinem Scheißwettersturm im Web zum Wolkenmacher aufschwingen.

Leider haben viele Menschen noch immer nicht mitbekommen, dass nicht Schuld die Welt zu einem besseren Planeten macht, sondern Vergebung.

Ja, manche Fehler haben Konsequenzen. Auch solche, die richtig wehtun und noch lange nachhallen. Lernen sie dennoch daraus und seien Sie künftig gnädiger – mit anderen, aber vor allem mit sich selbst. Sehen Sie die Peinlichkeit also ruhig aus einer anderen Perspektive: Wer einen ausgemachten Vollkommenheitsfimmel pflegt, sieht die Welt nur noch in Schwarz und Weiß.

Dabei lässt sich gerade in den Grauzonen, wo kleinere Mängel gedeihen, wunderbar lernen und wachsen. Fehler sind Lernchancen. Und es sind oft unsere Fehler, die uns die besten Lektionen erteilen.

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[Bildnachweis: Doppelganger4 by Shutterstock.com]

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