Vertrauen: Psychologie, Beziehung + Wie aufbauen?

Vertrauen ist mehr als ein Gefühl: Es ist die Grundlage aller Beziehungen – in der Liebe genauso wie im Berufsleben. Vertrauen aufbauen, braucht allerdings Zeit und manchmal auch Beweise. Gleichzeitig kann es binnen Sekunden zerstört werden. Was Vertrauen genau bedeutet, warum es so wichtig ist und wie wir verlorenes Vertrauen wieder zurückgewinnen…

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Definition: Was ist Vertrauen?

Vertrauen (englisch: trust) ist sowohl ein Gefühl als auch eine subjektive Überzeugung von der Aufrichtigkeit einer anderen Person. Wem wir vertrauen, dem glauben wir und sind überzeugt, dass er oder sie ehrlich zu uns ist und wir uns auf diese Person 100-prozentig verlassen können. Dadurch entsteht eine Bindung oder Beziehung.

Grundsätzlich ist Vertrauen ein erlerntes Verhalten. Die Basis bilden positive Erfahrungen in der Kindheit und ein ungetrübtes Ur-Vertrauen. Hinzu kommt die Erfahrung, dass sich unser Gegenüber stets stimmig (konsistent) verhält. Gleiches gilt für ein verlässliches Umfeld (Systemvertrauen).

Ohne Vertrauen funktioniert keine Gesellschaft, kein Job, keine Partnerschaft und Liebe. Es bildet die Grundlage für alle zwischenmenschlichen Beziehungen. Zwar bleibt stets ein Restrisiko und die Möglichkeit der Enttäuschung. Trotzdem „wollen“ die meisten Menschen anderen vertrauen.

Was ist das Gegenteil von Vertrauen?

Das Gegenteil von Vertrauen ist Misstrauen. Dahinter steckt eine negative Erfahrung oder das ungute Gefühl, von anderen hintergangen oder belogen zu werden. Entsprechenden Menschen begegnen wir argwöhnisch und mit großer Skepsis. Misstrauen steckt in Sprüchen wie: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“

Sind Vertrauen oder Vertrautheit dasselbe?

Die Begriffe Vertrauen und Vertrautheit klingen synonym – sind es aber nicht: Vertrautheit entsteht, wenn man sich besser kennenlernt oder eine Weile zusammenarbeitet. Man kennt sich – muss sich deswegen aber nicht bedingungslos vertrauen. Vertrauen beinhaltet die Gewissheit, dass man sich auf den oder die andere verlassen kann – auch in schweren Zeiten. Dabei kann Vertrautheit helfen, ist aber keine Voraussetzung.

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Wie entsteht Vertrauen?

Vertrauen entsteht bereits in der Kindheit und Jugend. Beide Lebensphasen sind entscheidend, ob und wie sehr wir anderen Menschen vertrauen. Zwei Erfahrungen sind dafür prägend: Wie sehr wir uns auf unsere Eltern, Angehörigen und Freunde verlassen konnten und unser Ur-Vertrauen nie missbraucht wurde – und die Erfahrung, dass wir schaffen, was wir uns vornehmen. Das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten fördert zugleich das Vertrauen gegenüber anderen.

Beide Erfahrungswerte entscheiden bis ins Erwachsenenalter darüber, wie vertrauensvoll wir anderen Menschen begegnen. Laut Studien der Oxford Universität spielt überdies der Intelligenzquotient eine Rolle: Je höher der IQ, desto vertrauensseliger sind wir. Wissenschaftler vermuten, dass hohe Intelligenz mit besserer Menschenkenntnis einher geht: Intelligente Menschen können andere besser einschätzen und wissen, wem sie vertrauen können und wem nicht.

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Was zählt alles zu Vertrauen?

Vertrauen kann unterschiedliche Formen haben. Die Psychologie unterscheidet zwischen mehreren Vertrauensarten:

Grundvertrauen

Das Grundvertrauen wird auch als „Glaube an das Gute im Menschen“ oder „Alles wird gut“ bezeichnet. Es ist tief in uns verankert und entsteht in frühester Kindheit. Diese Überzeugung ist schwer zu erschüttern. Extreme Vertrauensbrüche, Missbrauch und Traumata sowie emotionale Schicksalsschläge können aber Schaden anrichten.

Selbstvertrauen

Vertrauen kann sich ebenso auf die eigene Person beziehen. Selbstvertrauen umfasst den Glauben an die Stärken und Fähigkeiten und dass uns gelingt, was wir uns vornehmen. Diese Art des Vertrauens ist Ausdruck von mentaler Stärke und einer gefestigten Persönlichkeit.

Fremdvertrauen

Fremdvertrauen beschreibt das gegenseitige Vertrauen zwischen Menschen – jenes, das uns von anderen entgegengebracht wird und jenes, das wir erwidern. Als zwischenmenschliches Konzept braucht es diese Gegenseitigkeit, sonst funktionieren soziale Beziehungen nicht.

Vertrauen in der Liebe

Die wahrscheinlich stärkste Art von Vertrauen finden wir in der Liebe: Ohne Vertrauen kann eine Partnerschaft nicht funktionieren. Nach der ersten Verliebtheit entwickelt sich ein tiefes und starkes Vertrauen. Das ist auch der Grund, warum eine Trennung schmerzhaft ist: weil diese tiefe Überzeugung enttäuscht und zerstört wurde.

Vertrauen in Marken, Unternehmen, Staaten

Nicht nur Menschen – auch Marken, Unternehmen, Organisationen und Staaten vertrauen wir. Das kann die Überzeugung sein, von einem Sozialstaat in einer Notsituation unterstützt zu werden oder dass ein Produkt oder Medikament hält, was es verspricht.

Blindes Vertrauen

Von blindem Vertrauen spricht man, wenn jemand naiv und blauäugig handelt. Bei blindem Vertrauen trauen Menschen völlig grundlos einem Versprechen – ohne nachzudenken. Das endet selten gut. Umso wichtiger ist, dass wir aus negativen Erfahrungen Konsequenzen ziehen: Wer uns belügt, hintergeht, ausnutzt, dem sollten wir Grenzen setzen. Das macht uns sogar selbst vertrauenswürdiger.

Was ist das Paradoxon des Vertrauens?

Vor allem im Berufsleben wünschen sich alle ein Klima des gegenseitigen Vertrauens. Trotzdem ist die Arbeitswelt häufig geprägt von Machtspielen, Konkurrenzdenken, Schuldzuweisungen oder Intrigen. In der Wissenschaft ist das Phänomen als „Paradoxon des Vertrauens“ bekannt: Je lauter der Wunsch nach einem vertrauensvollen Miteinander, desto weiter davon entfernt ist die Realität.

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Warum ist Vertrauen wichtig?

Laut einer Studie der Universität von Kalifornien in Berkeley entscheiden wir schon nach 20 Sekunden instinktiv, wem wir vertrauen und wem nicht. Gut so! Denn Vertrauen verringert Komplexität und hat eine hohe Bedeutung im Alltag.

Wenn wir jemandem vertrauen, spart das Zeit, Sorgen und Kosten: Wir müssen nicht jede Aussage oder Handlung kontrollieren, hinterfragen und prüfen. Damit ist Vertrauen eine Art „sozialer Kredit“ – der sprichwörtliche Vertrauensvorschuss, den wir Menschen schenken. Das lohnt sich sogar: Wer viel vertraut, verdient bis zu 20 Prozent mehr, so das Ergebnis einer Studie um Jeffrey Butler von der Universität Los Angeles.

Pygmalion-Effekt: Vertrauen macht uns besser!

Wie positiv Vertrauen wirkt, zeigt der Pygmalion-Effekt (auch: Rosenthal-Effekt): Er geht auf Studien um Robert Rosenthal in den 1960er Jahren zurück. Lehrern wurde gesagt, sie betreuen eine Klasse aus den besten und intelligentesten Schülern. Nach Ablauf des Schuljahres waren die Klassen deutlich besser als alle anderen. Der Clou: alles gelogen! Die Schüler waren so normal wie alle anderen. Weil aber Schüler wie Lehrer sich mehr zutrauten, stieg die Leistungskurve an.

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Wie kann ich Vertrauen aufbauen und fördern?

Vertrauen ist die Grundlage, um langfristige Beziehungen aufbauen zu können. Allerdings lässt sich Vertrauen nicht einfach befehlen – nur fördern. Es muss sich entwickeln, wachsen oder wird verdient.

Hinter tiefem Vertrauen steckt immer ein Reifungsprozess: Wir schenken anderen zwar einen Vertrauensvorschuss, doch der muss sich in Krisen oder schweren Zeiten bewähren. Echtes Vertrauen entsteht daher erst mit der Zeit. Wenn Sie Vertrauen aufbauen oder gewinnen wollen, sind diese diese 7 Grundregeln essenziell:

1. Viel kommunizieren

Nichts schafft und erhält Vertrauen so sehr, wie regelmäßig und offen miteinander zu reden. Ein offenes Gespräch baut Barrieren ab, zeigt dem Gesprächspartner, dass Sie nichts zu verbergen haben und findet Gemeinsamkeiten.

2. Ehrlich sein

Ehrlichkeit ist unbedingte Voraussetzung für stabiles Vertrauen. Leider hat sie Grenzen und kann verletzen. Deshalb: Bevor Sie lügen, schweigen Sie lieber. Oder sagen Sie ehrlich: „Darüber kann ich nicht sprechen. Noch nicht.“ Lügen sind ein Weg dazu, dass Ihnen andere nicht mehr trauen.

3. Authentisch bleiben

Sagen Sie, was Sie meinen, glauben oder fühlen und tun Sie, was Sie sagen! Das ist das Grundprinzip der Authentizität. Worte und Taten müssen zueinander und zur Persönlichkeit passen. Dann gelten Sie als „echt“.

4. Versprechen halten

Stehen Sie zu Ihrem Wort und halten Sie Zusagen unbedingt ein. Nichts zerstört Vertrauen so sehr, wie falsche Versprechungen oder Wortbruch. Das gilt in der Liebe beim Treueschwur genauso wie unter Freunden oder Kollegen. Was Sie zusagen, müssen Sie auch einhalten – oder erst gar nicht versprechen. Wortbrüchige Menschen gelten in allen Kulturen als unehrenvoll und vertrauensunwürdig.

5. Diskretion bewahren

Vertrauenswürdigkeit beinhaltet, Geheimnisse zu bewahren. Wer permanent in der Gerüchteküche kocht, schadet seiner Reputation. Um als Vertrauensperson zu gelten, sollten Sie Vertrauliches nie ausplaudern.

6. Zu Fehlern stehen

Es ist ein Irrtum, dass wir durch Perfektion Vertrauen gewinnnen. Das Gegenteil ist richtig: Wer offen und ehrlich mit Fehlern umgeht, gewinnt an Glaubwürdigkeit. Wir alle machen Fehler. Umso glaubwürdiger wird, wer diese zugeben und sagen kann, was er oder sie daraus gelernt hat.

7. Entschuldigen können

Eng verwandt mit dem vorherigen Punkt ist die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen. Für Irrtümer oder Fehlverhalten. Um Entschuldigung bitten und sich klein machen zu können, zeigt menschliche Größe.

8. Zeit lassen

Lassen Sie sich Zeit. Vertrauen lässt sich nicht über Nacht aufbauen. Es braucht die Bewährungsprobe, um das Band zu festigen. Vertrauen ist gut – ein Beweis zu gegebener Zeit aber besser. Seien Sie bereit, entgegengebrachtes Vertrauen zu belohnen: durch Loyalität, Treue oder Ehrlichkeit.

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Was zerstört Vertrauen?

Geht Vertrauen verloren oder werden wir betrogen, macht das Menschen enorm misstrauisch und vorsichtig. Aus zerstörtem Vertrauen ziehen wir Konsequenzen, uns fehlt die Vertrauensbasis und häufig die Basis für stabile Beziehungen. Nicht wenige werden dadurch einsam oder bauen sich eine Art psychosozialen Schutzpanzer auf.

Wie geht Vertrauen verloren, was macht Vertrauen kaputt? Tatsächlich lässt sich Vertrauen schneller zerstören als aufbauen. Ein guter Ruf braucht Jahre, um sich zu etablieren – und geht durch einen einzigen Skandal binnen Minuten verloren. Folgende Verhaltensweisen sollten Sie vermeiden, wenn Sie Vertrauen nicht verspielen wollen:

  • Sie halten sich nicht an Abmachungen.
  • Sie belügen Ihr Umfeld.
  • Sie vertuschen eigene Fehler.
  • Sie geben anderen die Schuld.
  • Ihre Worte und Taten widersprechen sich.
  • Sie hintergehen andere und suchen den eigenen Vorteil.
  • Sie nutzen die Schwächen anderer aus.
  • Sie profilieren sich auf Kosten anderer.
  • Sie machen andere klein, um selber besser dazustehen.
  • Sie behalten wichtige Informationen für sich.
  • Sie plaudern Geheimnisse und Vertraulichkeiten aus.
  • Sie schmieden hinterrücks Allianzen und Intrigen.
  • Sie treffen einsame Entscheidungen.
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Wie kann ich zerstörtes Vertrauen zurückgewinnen?

Ein Vertrauensbruch verletzt tief. Nicht alle Menschen können das vergeben, verzeihen und vergessen. Wollen Sie verspieltes Vertrauen wieder aufbauen, brauchen Sie erst recht Geduld – und den Willen des anderen, die Beziehung noch zu retten. Was können Sie tun, um Vertrauen zurückzugewinnen?

  • Entschuldigen
    Stehen Sie zu dem Fehler, geben Sie alles zu und bitten Sie um Entschuldigung und Vergebung. Ohne diesen ersten Schritt geht es nicht.
  • Wiedergutmachung
    Falls möglich, bieten Sie eine Art Wiedergutmachung an – notfalls durch eigene Einschränkungen. Ihr Gegenüber muss die Reue spüren und dass Sie es wirklich ernst meinen und sich Mühe geben.
  • Entscheidung
    Wollen beide die Beziehung erhalten, sollten Sie sich über den Vertrauensbruch aussprechen und dann nie wieder thematisieren. Alte Wunden aufzukratzen, ist Gift für neues Vertrauen.
  • Veränderung
    Überlegen Sie gemeinsam, wie Sie in Zukunft an der Beziehung arbeiten sowie negative Verhaltensmuster durch positive ersetzen. Vertrauensaufbau ist harte Arbeit – für beide. Einseitig gelingt das nicht.

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