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Ekpathie: Ist das Gegenteil von Empathie gut oder schlecht?

Ekpathisch – so nennt man Menschen, die empathielos sind. „Ekpathie“ klingt nach einem gefühlskalten Egoisten und herzlosen Psychopathen. Doch diese Definition ist zu einseitig: Hinter dem Gegenstück zur Empathie stecken ebenso nützliche Vorteile und oft purer Selbstschutz. Über die Bedeutung der Ekpathie – und warum es sinnvoll ist, sich bewusst vor Ausnutzung oder Manipulation zu schützen…



Ekpathie: Ist das Gegenteil von Empathie gut oder schlecht?

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Definition: Was bedeutet Ekpathie?

Ekpathie ist das Gegenteil von Empathie – also die Unfähigkeit oder der Unwille, die Gefühle und Stimmungen seines Gegenübers wahrzunehmen, nachzuempfinden und darauf angemessen oder einfühlsam zu reagieren.

Geprägt wurde der Begriff Ekpathie (engl. Ecpathy) von dem spanischen Psychotherapeuten Luis de Rivera, der sich auf dem Gebiet der Anti-Mobbing-Forschung einen Namen machte.

Ekpathie Bedeutung

Empathie und Ekpathie sind zwei Seiten derselben Medaille: Während das Einfühlungsvermögen beschreibt, sich in die Gedanken, Gefühle und Sichtweisen anderer Menschen hineinzuversetzen, diese zu verstehen und nachzuempfinden, bezeichnet das „Ausfühlungsvermögen“ eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der Umwelt – oder den Prozess der Empathie bewusst umzukehren.

Luis de Rivera sieht darin ein sich bewusstes und freiwilliges Lösen von schädlichen Gefühlen und Gedanken, was nichts mit der Gefühlskälte eines Soziopathen zu tun haben muss. Vielmehr handele es sich dabei um ein „kompensatorisches Manöver“ zum Schutz einer ansonsten empathischen Person.

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Ist Ekpathie gut oder schlecht?

Ekpathisch zu sein, bedeutet für die meisten Menschen etwas Negatives. Es beschreibt häufig einen kalten, rücksichtslosen oder toxischen Menschen. Das ist aber zu kurz gesprungen: Ekpathie kann ebenso Selbstschutz sein.

Übergroßes Mitgefühl und Mitleid können krank machen. Betroffene reagieren dann so intensiv auf fremden Schmerz und lassen die negativen Gefühle zu nah an sich heran, sodass diese sie dauerhaft belasten. Das kann beispielsweise in sozialen oder karitativen Berufen (Ärzte, Krankpfleger, Hospizarbeit) zu einem Problem werden.

Ekpathie ist Abgrenzung und fördert Resilienz

Auch im Job begegnen uns immer wieder nervige Kollegen, emotionale Energieräuber oder Menschen, die uns ausnutzen wollen. Sie suchen gerne die Nähe zu empathischen Zeitgenossen, die sie mit in ihren Abgrund ziehen oder emotional erpressen.

Ekpathie kann daher eine Form der bewussten Abgrenzung sein – ohne schlechtes Gewissen. Oder um die eigenen Bedürfnisse in einer Beziehung nicht weiter zu ignorieren und mehr Selbstfürsorge zu lernen.

Die Ekpathie bildet damit eine wesentliche Voraussetzung zum Erlernen von Resilienz – der Fähigkeit, Lebenskrisen oder Rückschläge zu meistern, ohne sich davon dauerhaft unterkriegen zu lassen. Oft wird Resilienz auch als „psychische Widerstandsfähigkeit“ definiert.

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Was sind die Vorteile der Ekpathie?

Die Ekpathie schützt uns vor emotionalem Schaden und davor, von anderen Menschen manipuliert und ausgenutzt oder in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Sie hält unser Ich auf Distanz und verhindert, dass wir aus dem Affekt heraus reagieren oder Ballast mit nach Hause nehmen.

Die größten Vorteile liegen in seiner vielseitigen Schutzfunktion – zum Beispiel dem Schutz vor…

Gerade im Berufsleben kann Ekpathie helfen, anderen Grenzen zu setzen, Nein zu sagen und sogar einen Burnout zu verhindern. Fehlt diese Eigenschaft kann das im Extrem zu einem „pathologischen Altruismus“ führen, wie Psychologen die krankhafte Nächstenliebe oder Selbstlosigkeit nennen. Ein gesundes Maß an Ekpathie hilft uns also dabei, objektiv zu bleiben, rational und kritisch zu denken.

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Ekpathie Test: Wie ekpathisch bin ich?

Sie wollen wissen, ob und wie ekpathisch Sie sind? Dann machen Sie unseren kurzen Ekpathie-Test. Haken Sie die Aussagen, die auf Sie zutreffen, direkt online im Browser ab und zählen Sie anschließend die Anzahl der Buchstaben (in Klammern) zusammen. Der Test ist gedacht als erste Einschätzung:

    Eine Freundin ruft aufgeregt in der Nacht an – wie reagieren Sie?

  • Ich höre mir in Ruhe an, was sie zu sagen hat und entscheide danach, wie es weitergeht. (A)
  • Ich setze mich sofort ins Auto und fahre zu ihr. (C)
  • Ich frage nach, worum es geht und ob das nicht bis zum Morgen Zeit hat. (B)
  • Sie wollen nach Hause und sind schon spät dran, da kommt ein Fremder mit einem Überbrückungskabel und fragt, ob Sie Starthilfe geben können. Was tun Sie?

  • Bitte nicht jetzt! Ich erkläre, dass ich jetzt der Falsche bin und schaue, ob er nicht einen anderen um Starthilfe bitten kann. (B)
  • Ich ärgere mich und frage nach, ob es wirklich nur an der Batterie liegt. (A)
  • Natürlich helfe ich sofort. Schließlich könnte das auch mir passieren. (C)
  • Sie werden Zeuge, wie einer Verkäuferin beim Einräumen alle Waren aus dem Regal fallen. Wie verhalten Sie sich?

  • Ich schmunzle über das Missgeschick – und gehe zügig in einen anderen Gang. (B)
  • Ich frage kurz, ob sie Hilfe braucht. (A)
  • Ich eile dazu und helfe beim Einräumen. (C)
  • Sie haben es eilig und treffen einen alten Schulkameraden, der niedergeschlagen wirkt und ein Gespräch beginnen will. Was tun Sie?

  • Ich nehme mir natürlich die Zeit für ihn. Der Rest muss warten. (C)
  • Wenn 20 Jahre ohne Kontakt möglich waren, muss es auch nicht jetzt sein. (B)
  • Ich bitte um Verständnis, dass ich gerade keine Zeit habe, gebe ihm aber gerne meine Telefonnummer. (A)
  • Die Kollegin wird zum Chef gerufen. Danach wirkt sie aufgewühlt. Fragen Sie nach?

  • Natürlich. Das gehört sich unter Kollegen! (C)
  • Nein, das finde ich übergriffig. Wenn sie reden will, soll sie auf mich zukommen. (B)
  • Ich sage, was ich beobachte und biete einen Kaffee an. Wenn sie möchte, wird sie ein Gespräch beginnen. (A)

Wie hoch ist Ihr Ekpathie-Level?

Hier finden Sie die Auflösung zum Test:

A-Antworten überwiegen

Sie haben ein gesundes Mittelmaß gefunden: Empathie und Ekpathie sind bei Ihnen ausgewogen. Sie bekommen die Stimmungen Ihrer Mitmenschen mit und können darauf angemessen reagieren. Allerdings entscheiden Sie situationsabhängig: Wer sich jahrelang nicht blicken lässt und dann plötzlich etwas will, muss schon gute Gründe haben.

B-Antworten überwiegen

Sie haben ein ausgeprägtes Gespür für Menschen, die andere mit ihren Problemen erdrücken oder ausnutzen wollen. Es ist nicht so, dass Sie kein Mitgefühl hätten – aber Sie lassen auch nicht ausbeuten oder missbrauchen. Ihre Ekpathie ist auf einem hohen Level und verrät Ihnen zuverlässig, welche Menschen Ihnen gut tun und Gutes wollen – und welche nicht.

C-Antworten überwiegen

Sie nehmen Schwingungen auf wie kein(e) andere(r) und verfügen über ausgeprägte Empathie. Leidet jemand, können Sie das kaum ertragen. Braucht jemand Hilfe, springen Sie sofort ein. Das ist nobel – aber auch gefährlich: Sie sollten unbedingt mehr an Ihrer Ekpathie arbeiten und diese stärken. Andernfalls laufen Sie Gefahr, von anderen ausgebeutet zu werden.

Kann ich das Gegenteil von Empathie lernen?

Ebenso wie Sie lernen können, empathischer zu werden, lässt sich Ekpathie lernen. Schließlich stellt das eine hilfreiche Ergänzung zur Empathie dar und ist weniger negativ als viele denken. Dank Ekpathie können Sie Situationen nüchterner beurteilen, Verhaltensmuster und Motive anderer kühler abschätzen sowie emotional wie geistig unabhängiger werden…

Die folgenden Tipps und Strategien haben sich bewährt, um die eigene Ekpathie zu stärken:

  • Ruhe bewahren

    Es ist so trivial wie wirkungsvoll: Lassen Sie sich von anderen nicht aus der Ruhe bringen oder emotional anstecken. Halten Sie kurz inne, atmen Sie tief durch und nehmen Sie sich alle Bedenkzeit, die Sie brauchen.

  • Objektivität herstellen

    Lassen Sie Ihr Urteilsvermögen nicht von hochkochenden Emotionen trüben: Beobachten Sie genau, wer was warum von Ihnen will! Hinterfragen Sie kritisch mögliche Absichten und Motive – und bei Missverständnissen hilft immer: nachfragen! Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Der übergeordnete Blickwinkel neutralisiert so manchen Manipulationsversuch.

  • Notizen machen

    Leider vergessen wir manche Dinge – teils aus Wohlwollen, teils aus Naivität. Neigen Sie dazu, machen Sie sich mehr Notizen und protokollieren Sie beispielsweise, wer immer wieder was von ihnen verlangt, undankbar oder unzuverlässig ist und sie möglicherweise ausnutzt.

  • Grenzen setzen

    Und schließlich: Lernen Sie „Nein“ zu sagen – auch wenn das schwerfällt. Erinnern Sie sich bitte: Das ist keine Gefühlskälte sondern Selbstschutz. Ekpathie bedeutet nicht die generelle Abwesenheit von Empathie. Sie können weiterhin ein einfühlsamer Mensch sein – nur bleiben Sie dabei emotional souverän.


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