Warum gähnen wir und warum ist es so ansteckend?

Ich will Sie wirklich nicht langweilen, aber haben Sie sich schon mal gefragt, warum Gähnen ansteckend ist? Gähnen dauert in der Regel 5-10 Sekunden. Also eine halbe Ewigkeit. Oder etwas weniger. Zuerst spannen sich Zwerchfell und etliche Muskeln von Kiefer und Nacken an. Dann kommt das Einatmen: Der Mund öffnet sich weit, die Lippen ziehen sich zurück, der Herzschlag beschleunigt sich und die oberen Atemwege weiten sich, sodass der Schlund auf dem Höhepunkt des Gähnens viermal so dick ist wie normal. Es entsteht ein sprichwörtlicher „Deep Throat“ könnte man sagen. Danach folgt seliges Ausatmen. Die Muskeln erschlaffen wieder. Klappe zu. Fertig. Na, mussten Sie spontan mitgähnen?

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Was ist Gähnen? Einfach erklärt

Gähnen ist natürlicher Reflex. Häufige Auslöser sind Müdigkeit oder Langeweile. Beim Gähnen öffnen wir zunächst den Mund weit, atmen tief und geräuschvoll ein und schließen die Augen. Beim Ausatmen erleben viele dann ein Wohlgefühl. Das Gähnen wird daher auch schon mal das „Strecken und Räkeln des Atmens“ genannt. Denn dabei entspannen sich sowohl die Kiefer- wie auch die Nackenmuskulatur.

Der Gähnvorgang selbst dauert kaum mehr als 5-10 Sekunden. Nicht wenige Menschen gähnen auch mehrfach hintereinander. Dabei beschleunigt sich kurzfristig der Puls, teils tränen auch die Augen. Wir gähnen übrigens besonders häufig morgens. Aber auch bei Schlafmangel, monotonen Arbeiten oder um Anspannung abzubauen: Olympioniken etwa kann man oft beim Gähnen beobachten, kurz bevor die Pistole knallt. Wer gähnt, ist also nicht immer müde.

Bewusstes Gähnen zur Entspannung

Tatsächlich können Sie Gähnen auch selbst als bewusste Entspannungsübung einsetzen: Öffnen Sie dazu den Mund weit und versuchen Sie den hinteren Teil des Gaumens nach oben zu heben – dann tief ein- und ausatmen. Gelingt die Übung nicht auf Anhieb, können Sie den Vorgang mehrfach wiederholen – oder sich vom Gähnen anstecken lassen (dazu unten mehr).


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Ursachen: Warum gähnen wir?

Zunächst: alle gähnen! Menschen, Affen, Pferde, Hunde, Katzen, Ratten, Vögel, Krokodile, Schlangen, Fische. Ja, sogar Fische! Den Juwelen-Riffbarsch zum Beispiel kann man damit ärgern, dass man ihm die Attrappe eines Artgenossen vor die Flossen stellt. Dann verharrt der aggressive Barsch zunächst regungslos, bis er so richtig sauer wird. Danach öffnet er sein Maul und gähnt den Eindringling mehrfach an. Es ist nicht bekannt, ob Barsche Mundgeruch haben. Aber abschreckend sieht das in jedem Fall aus.

Obwohl wir rund eine Viertelmillion Mal im Leben gähnen, ist der Reflex so gut wie unerforscht. Über die Ursachen ist in der Gähnforschung (Fachbegriff: Chasmologie) bis heute wenig bekannt. Als widerlegt gilt heute die Theorie, dass das Gähnen das Gehirn mit Sauerstoff versorgt. „Mit Sauerstoffmangel hat das nichts zu tun“, sagt der Gähnforscher Robert Provine von der Universität in Baltimore. „Ein einzelner Atemzug rettet das ermattete Denkorgan nicht.“ Im Blut steige so weder die Sauerstoffkonzentration, noch sinke der Kohlendioxidgehalt. Allerdings könne Gähnen die Blutzirkulation im Gehirn anregen und so dem müden Kopf auf die Sprünge helfen.

Gähnen stärkt das Immunsystem

Olivier Walusinskis ist vielleicht DER weltweit führende Experte auf dem Gebiet der Gähnforschung. Er hat über 1000 Artikel dazu verfasst, einen Sammelband herausgegeben („The Mysterie of Yawning“) und in Paris die erste internationale Gähnkonferenz organisiert. Er hat herausgefunden: Mit dem Alter verändert sich die Gähnfrequenz. Während Kinder im ersten Lebensjahr bis zu 30 Mal täglich gähnen, tun es Ältere höchstens zehn Mal.

Das passt auch zu anderen Studien, wonach es einen Zusammenhang zwischen der Leistungsfähigkeit des Gehirns und der Dauer des Gähnens gibt. Kurz: Je leistungsfähiger das Gehirn, desto länger gähnen wir. Überdies soll das Gähnen gut für die Gesundheit der Lunge sein. Es weitet die Atemwege und sorgt so für eine bessere Durchlüftung der Lunge, was wiederum positiv auf das gesamte Immunsystem wirkt (siehe auch: Breathwork).

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Warum ist Gähnen ansteckend?

Warum ist Gähnen ansteckend und warum müssen wir mitgähnen, wenn wir anderen dabei zusehen? Die Ansteckungsgefahr beim Gähnen ist tatsächlich so groß, dass allein schon der Gedanke daran einen Gähnimpuls auslösen kann… Gähnen Sie etwa gerade??? Trotzdem gibt es bis heute nur wenige Erklärungen dafür.

Neuropsychologen halten das Mitgähnen oder „Reflexgähnen“ für ein neurologisches Symptom beziehungsweise eine soziale Reaktion. Sie bedienen sich dazu einiger Analogien aus dem Tierreich: Löwen zum Beispiel gähnen sich gegenseitig an, bevor sie zur gemeinsamen Jagd aufbrechen. Bei den Affen ist es das dominante Männchen, das seine Horde gut sichtbar angähnt, um ihr zu signalisieren: „Zeit, schlafen zu gehen!“ Bei Makaken beobachtete der Verhaltensforscher Bertrand Deputte von der Universität Rennes, dass das Alpha-Tier am meisten gähnte. Und das, obwohl der Faulpelz am wenigsten zu tun hatte!

Mitgähnen ist ein Zeichen für Empathie

Die Ansteckungsgefahr des Gähnens wurde bereits Ende Achtzigerjahre von Robert Provine untersucht. Er zeigte seinen Probanden damals einen gähntechnisch veränderten Film mit 30 schnarchigen Sequenzen: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer gähnte schon nach wenigen Sekunden (Ich vermute, es war „Titanic“), weitere Probanden 5 Minuten später (was wiederum für „Dirty Dancing“ spricht). Nur von gähnenden Zeichentrickgesichtern ließ sich niemand mitreißen (womit „Garfield“ ausscheidet).

An dieser Stelle kommt eine weitere Studie ins Spiel: Matthew Campbell von der Emory Universität in Atlanta, Georgia und der bekannte Primatenforscher Franz de Waal studierten das Verhalten von 23 Schimpansen, die in verschiedenen Sippen lebten. Auch die Primaten sahen sich einen 20-minütigen Film von anderen Affen an, in dem diese sich ausruhten oder gähnten. Und siehe da: Stammte der Gähnaffe aus der eigenen Sippe, ließen sich die Primaten von ihren Verwandten in mehr als 50 Prozent der Fälle öfter anstecken, als wenn ein fremder Artgenosse gähnte.

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Interessant ist in dem Zusammenhang auch, dass sich zwar Hunde untereinander kaum vom Gähnen anstecken lassen – wohl aber von ihrem Herrchen oder Frauchen. Gähnt ihr Besitzer, machen sie das in 70 Prozent aller Fälle nach. Forscher halten das ansteckende Gähnen daher inzwischen nicht nur für eine soziale Geste, sondern vielmehr für ein starkes Indiz für Empathie. Wer angesichts gähnender Kollegen, Freunde oder Verwandter mitgähnt, beweise damit Einfühlungsvermögen und Sympathie.

Ansteckendes Gähnen dank Spiegelneuronen

Einer der Hauptgründe, warum wir uns vom Gähnen anstecken lassen, sind die sogenannten Spiegelneuronen im Gehirn. Die Nervenzellen helfen uns dabei, das Verhalten anderer zu verstehen, indem wir dieses (meist unbewusst) imitieren. Dadurch entsteht zugleich so etwas wie Mitgefühl. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass wir umso heftiger mitgähnen, je verbundener wir uns mit einem Menschen fühlen. Ansteckendes Gähnen ist damit ebenso Sympathiebeweise wie es Gruppenzugehörigkeit ausdrücken kann. Wenn Sie sich als beispielsweise vom Gähnen eines Menschen leicht anstecken lassen, könnte das bedeuten, dass Sie ihn sehr mögen…


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Wie kann ich mich vor dem Mitgähnen schützen?

Lässt sich Mitgähnen verhindern? Der Psychologe Andrew C. Gallup von der Universität Albany will herausgefunden haben, wie wir uns vor der Ansteckungsgefahr des Gähnens effektiv schützen können: Wer ausschließlich durch die Nase atmet oder sich einen kühlen Wickel von 4 Grad Celsius an die Stirn klatscht, wird (bis auf 9 Prozent Ausnahmen) nahezu immun gegen den solidarischen Gähnreiz.

Weitere Tipps gegen das Gähnen:

  • Mit dem Finger auf die Zungenspitze tippen, sobald man gähnen will.
  • Die Zähne fest zusammenbeißen und dabei über die Lippen weiteratmen.

Der Wissenschaftler vermutet daher, dass Gähnen überdies kühlt. Da die grauen Zellen bis zu einem Drittel aller Kalorien sowie den Großteil des Sauerstoffs im Blut verbrauchen, entsteht dort viel Wärme. Beim Gähnen werde vor allem kühle Luft angesaugt – eine Art biologische Klimaanlage. Das muss man zwar nicht glauben. So gesehen gähnen Sie – falls Sie gerade gähnen – also nur, weil Sie dieser Artikel gerade sehr anregt und das Oberstübchen heißlaufen lässt. Eine schöne Vorstellung. Dabei lassen wir es, einverstanden?!


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