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Gap Year nach Abi: Möglichkeiten, Vor- und Nachteile

Direkt nach dem Schulabschluss wichtige Entscheidungen über die Zukunft treffen? Das fällt nicht jedem leicht. Ein Gap Year nach dem Abitur ist eine beliebte Option, um mit der notwendigen Zeit die Welt zu erkunden, sich selbst kennenzulernen und herauszufinden, was Ihnen wirklich liegt. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten ein Gap Year nach dem Abi bietet, was es kostet und welche Vor- oder Nachteile das Lückenjahr hat…



Gap Year nach Abi: Möglichkeiten, Vor- und Nachteile

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Definition: Was ist ein Gap Year?

Das Gap Year (deutsch: „Lückenjahr“) ist eine Pause, die nach dem Schulabschluss und vor dem Berufseinstieg eingeschoben wird. Meist folgt das Gap Year nach dem Abitur, doch auch nach einem Studienabschluss oder zwischen Bachelor und Master ist es möglich.

Der Zeitraum dient als Auszeit und ermöglicht jungen Menschen sich auszuklinken, über ihre Träume und Ziele nachzudenken und sich auszuprobieren. Viele wünschen sich nach dem Abi Zeit, um über die Zukunft nachzudenken, persönlich zu wachsen und sich selbst besser kennenzulernen.

Worum geht es bei einem Gap Year?

Das Gap Year ist mitnichten als zwölfmonatiges Faulenzen gedacht. Wer sich aber nach der Schule sofort in Bewerbungen stürzt, die nächstbeste Ausbildung oder irgendein Studium beginnt, findet sich schnell in einem Hamsterrad aus Erfordernissen und Erwartungen wieder.

Es bleibt keine Zeit, den Kopf freizubekommen und sich über die eigenen Wünsche klar zu werden. Das Gap Year ermöglicht genau diese Selbstreflexion. Wichtige Fragen sind:

  • Was ist mein Ziel?
    Die Ziele können individuell unterschiedlich sein: Persönliches Wachstum, eine neue Sprache lernen, Selbstbewusstsein oder erste Arbeitserfahrungen.
  • Wie gestalte ich mein Gap Year?
    Es gibt ein großes Angebot an Möglichkeiten für ein Gap Year in Deutschland oder auch im Ausland. Interessante Möglichkeiten stellen wir in diesem Artikel vor.
  • Wie kann ich das finanzieren?
    In einigen Varianten können Sie Geld während des Aufenthalts im Ausland verdienen, auch Auslands-Bafög oder Kredite sind möglich.

Gap Year: Bekommen Sie Kindergeld?

Wer mit 17 nach dem Abi über ein Gap Year nachdenkt, sollte sich über Kindergeld und Sozialversicherung informieren. Bis zum vollendeten 18. Lebensjahr wird das Kindergeld grundsätzlich bezahlt. Sind Sie bereits älter, wird es komplizierter. Kindergeld gibt es nur, wenn Sie direkt (innerhalb von 4 Monaten) nach dem Abitur eine Ausbildung oder ein Studium beginnen. Auch während des Freiwilligen Sozialen oder Ökologischen Jahres (FSJ) läuft das Kindergeld weiter.

Wer hingegen Work and Travel anstrebt, verliert seinen Anspruch auf Kindergeld. Eine Möglichkeit: Bewerben Sie sich für einen Studienplatz, den Sie aufgrund eines hohen Numerus Clausus nicht bekommen, gelten Sie als Studienplatz-Anwärter. In den Wartesemestern bekommen Sie Kindergeld und auch ein Auslandsaufenthalt ist möglich, wenn Sie mindestens 10 Wochenstunden Sprachunterricht nehmen.


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Gap Year Möglichkeit: Auslandserfahrung sammeln

Zahlreiche Abiturienten zieht es nach der Schule ins Ausland. Den gewohnten Heimatort und neue Erfahrungen in einer fremden Kultur sammeln. Selbständiger werden, etwas von der Welt sehen und eine neue Sprache lernen – das sind Hauptgründe, die nach dem Abi ins Ausland ziehen.

Die Möglichkeiten für ein Gap Year im Ausland sind vielfältig:

Work and Travel

In ein fremdes Land reisen, Jobs annehmen und von dem Lohn reisen und das Land erkunden. Beliebte Länder für Work and Travel sind Australien, Neuseeland und Kanada. Doch ganz so einfach ist es nicht. Oft ist es harte körperliche Arbeit, bei der Sie in der Landwirtschaft und Feldarbeit helfen.

Die Vorteile liegen darin, dass Sie für Ihre geleistete Arbeit bezahlt werden und den Aufenthalt zum Teil vor Ort finanzieren können. Durch die Arbeit erhalten Sie zudem einen besonders guten Einblick in die Lebensweise anderer Kulturen, anstatt nur als Tourist unterwegs zu sein.

Au-pair

Ein Au-pair unterstützt die Gastfamilie im Haushalt und kümmert sich um die Kinder. Als Gegenleistung erhalten Sie freie Kost und Logis sowie ein kleines Taschengeld. In der Regel arbeiten Sie 30 Stunden pro Woche, haben Anspruch auf 1,5 freie Tage wöchentlich sowie bezahlten Urlaub. Zusätzlich besuchen die meisten Au-pairs einen Sprachkurs.

Welche häuslichen Aufgaben Sie übernehmen, hängt von der Familie ab. Häufige ToDos sind Kinderbetreuung, Einkaufen, Kochen oder Putzarbeiten. Als Au-pair müssen Sie einige Voraussetzungen erfüllen. Ein Schulabschluss, ein gutes Sprachniveau und Erfahrung in dem Bereich sind besonders wichtig. Durch den täglichen und intensiven Kontakt und das Leben in einer Gastfamilie bauen Sie in dieser Zeit enge Beziehungen vor Ort auf. Durch die Unterkunft und Verpflegung ist ein Au-pair Aufenthalt mit weniger Kosten verbunden.

Volunteering

Wer sich sozial engagieren und gemeinnützige Projekte unterstützen möchte, wird als Freiwilliger oder sogenannter Volunteer aktiv. Die Programme „weltwärts“ und „kulturweit“ bieten die Möglichkeit, sich beispielsweise in Tierheimen, Waisenhäuser, oder Schulen zu engagieren. Das Kulturweit-Programm ermöglicht es, auch in Auslandsbüros der UNESCO oder des Goethe-Instituts zu arbeiten. Bezahlt wird man für seine Arbeit nicht, jedoch machen die geförderten Programme den Aufenthalt überhaupt erst möglich und sorgen für Betreuung vor Ort.

Sprachreise

Wollen Sie sich auf das Erlernen einer Sprache konzentrieren, bietet sich eine Sprachreise an. In einem mehrwöchigen Kurs widmen Sie sich intensiv dem Ausbau der eigenen Sprachkenntnisse. Häufig erhalten Sie bei Abschluss ein Sprachzertifikat.

Allerdings sind die meisten Angebote kostspielig und verschlingen für nur vier Wochen bereits 2.000 bis 3.000 Euro. Hinzu kommt, dass Sie während der Zeit kaum Kontakt zu Einheimischen haben, da Sie die meiste Zeit im Kursverband verbringen.

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Gap Year in Deutschland: Praxiserfahrung sammeln

Ein weiterer Klassiker für das Gap Year ist das Sammeln von Berufserfahrung. Wer sich über seinen Berufswunsch unsicher ist, kann in der Auszeit Berufsfelder erkunden und sich ausprobieren.

Das freiwillige soziale Jahr: FSJ

Das Gap Year Programm besteht bereits seit über 50 Jahren. 40.000 Plätze werden jährlich an engagierte junge Menschen vergeben. Das FSJ bietet Freiwilligen die Möglichkeit, sich für ihre Mitmenschen und die Gesellschaft einzusetzen. Als Interessierter suchen Sie sich einen anerkannten Verein oder eine soziale Einrichtung und bewerben sich. Besondere Qualifikationen sind in der Regel nicht notwendig. Wichtig ist die persönliche Motivation. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des Bundesarbeitskreises Freiwilliges Soziales Jahr.

Das freiwillige ökologische Jahr: FÖJ

Das FÖJ funktioniert im Prinzip genauso wie das FSJ, nur ist das Einsatzgebiet ein anderes. Hier steht das Engagement für Umwelt- und Naturschutz im Vordergrund. Mögliche Arbeitsstellen sind Landschaftsverbände, Naturschutzparks, Wälder und Naturschutzvereine. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Bundesarbeitskreises Freiwilliges Ökologisches Jahr.

Der Bundesfreiwilligendienst: BFD

Der BFD (auch Bufdi) genannte Freiwilligendienst ist ein noch relativ junges Konzept, das erst im vergangenen Jahrzehnt eingeführt wurde. Drei Jahre später gab es schon 40.000 Plätze für Freiwillige. Eingeführt wurde er vor allem als Ersatz für den Zivildienst. Genau wie beim FSJ können unterschiedliche Projekte und Einrichtungen unterstützt werden. Hier ist auch ein kurzfristiger Einstieg möglich. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben.

Praktikum

Wer bereits eine erste Vorstellung davon hat, in welche Richtung es gehen soll, kann ein Praktikum in diesem Bereich machen. Sie lernen den Job besser kennen und erhalten Einblick in den Arbeitsalltag. Falls möglich, sollte das Praktikum länger als nur einige Wochen dauern. Nur so lernen Sie die Arbeit wirklich kennen und arbeiten wirklich mit, statt nur zuzugucken.

Studium Generale

Im „Studium Generale“ können Sie bereits Uniluft schnuppern, bevor Sie sich dafür entscheiden, was Sie eigentlich studieren möchten. Es sind Lehrveranstaltungen, die für jedermann öffentlich zugänglich sind. Sie werden von Hochschulen zusätzlich zum Lehrangebot veranstaltet. Das spezielle Programm beinhaltet Veranstaltungen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen. Zum Angebot gehören auch spezielle Programme zur Orientierungs- und Entscheidungshilfe. Ein solches Studienjahr ist allerdings teuer.

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Vor- und Nachteile des Gap Years

Sie können sich ein Gap Year nach dem Abi vorstellen? Vor der endgültigen Entscheidung sollten Sie die Vor- und Nachteile kennen und abwägen. Hier eine Übersicht:

Vorteile des Gap Years

  • Selbstreflexion

    Im Gap Year können Sie sich über einige grundlegende Fragen Gedanken machen und offene Fragen beantworten: Was möchte ich? Was gibt es noch? Wozu bin ich in der Lage? Was interessiert mich? Nur wenige wissen, was sie später mit ihrem Leben machen wollen. Idealerweise finden Sie im Gap Year die Antworten.

  • Kontakte

    Sie lernen neue Menschen kennen, knüpfen Kontakte und bauen Ihre Sozialkompetenz aus. Häufig entstehen so langjährige Freundschaften. Gleichzeitig erweitern Sie Ihr Netzwerk, das sich später im Beruf auszahlen kann.

  • Selbständigkeit

    Für längere Zeit von zu Hause weg sein, alles selbst organisieren und Probleme lösen – das sind neue Herausforderungen. Im Gap Year werden Sie selbstständiger und bauen Selbstvertrauen auf. Sie lernen, was Sie alles schaffen können und wachsen über sich hinaus.

  • Erfahrungen

    Sie sammeln eine Vielzahl an Erfahrungen. Es sind Eindrücke und Erlebnisse, die Sie prägen und lange begleiten. Manche Fähigkeiten können Sie später im Job nutzen, andere bringen Sie persönlich weiter.

Nachteile des Gap Years

  • Zeitverlust

    Ob volles Jahr oder 6 Monate: Im Gap Year geht Ihnen Zeit verloren. Ausbildung oder Studium beginnen später und es entstehe eine Lücke im Lebenslauf. Wie groß dieser Nachteil ist, hängt davon ab, was Sie in der Zeit gemacht haben.

  • Heimweh

    Wer fürs Gap Year längere Zeit ins Ausland geht, vermisst häufig seine Familie und Freunde. Dank Whatsapp und Videocalls lässt sich der Kontakt zwar aufrechterhalten, Heimweh kann aber ein echtes Problem sein.

  • Aufwand

    Auch wenn Sie eine günstige Variante für Ihr Gap Year im Ausland gewählt haben, ist diese Zeit mit viel Aufwand verbunden. Das gilt sowohl für den Stressfaktor Organisation, als auch für die Kosten und Finanzierung.

Organisation: Das Gap Year planen

Wer sich für ein Gap Year entscheidet, sollte sich entsprechend früh darum kümmern. Das gilt insbesondere dann, wenn es ins Ausland gehen soll. Die Organisation eines Gap Years umfasst:

  • Zielland: Wo soll es hingehen?
  • Form: Welcher Art soll das Gap Year sein?
  • Formalia: Sind für meine Auslandspläne Visa und/oder weitere Nachweise (Impfungen) notwendig?
  • Auflagen: Für die meisten Gap Year Programme gilt eine Altersspanne von 18 bis maximal 35 Jahren.
  • Finanzen: Ist die Finanzierung gewährleistet, gibt es Ersparnisse oder Unterstützung durch ein Stipendium?
  • Flüge: Sind Flüge in der Zeit verfügbar/gebucht, wurden diese Ausgaben einkalkuliert?
  • Unterkunft: Wo werden Sie unterkommen?

Für solche Überlegungen gibt es Organisationen, die sich auf diese Auslandsaufenthalte spezialisiert haben. Der Vorteil ist, dass sie sich über Jahre hinweg ein Netzwerk aufgebaut haben. Sie haben Ansprechpartner in allen Ländern und unterstützen bei Planung sowie Umsetzung.

Gap Year Kosten

Die Kosten für ein Gap Year hängen von den geplanten Aktivitäten ab. Au-pair Aufenthalte und geförderte Freiwilligendienste recht günstige Gap Year Programme. Sprachreisen, Auslandspraktika oder ein Schnupperstudium sind hingegen kostspielig und brauchen eine entsprechende Finanzierung. Im finanziellen Mittelfeld liegen kürzere Freiwilligenprojekte im Ausland sowie Work and Travel.

Je nach Programm und Plan liegen die Kosten zwischen 300 und 500 Euro monatlich, können aber auch 1.500 Euro und mehr monatlich betragen. Weitere Faktoren sind persönliche Präferenzen in Hinblick auf die Unterbringung oder Zusatzleistungen. Hotelaufenthalte und private Appartements sind teurer als ein Aufenthalt in einer Gastfamilie. Ein weiterer Kostenfaktor sind private Aktivitäten wie Ausflüge, die im Budget einkalkuliert werden müssen.


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