Was ist Gehaltsneid?
Gehaltsneid ist das unangenehme Gefühl, wenn ein Kollege mehr Gehalt bekommt als Sie selbst – obwohl Sie davon überzeugt sind, dass Sie die höhere Bezahlung verdient hätten. Er entsteht vor allem, wenn andere für die gleiche Arbeit deutlich besser bezahlt werden. Sie fühlen sich unfair behandelt und durch die im Vergleich zu geringe Bezahlung vom Arbeitgeber benachteiligt.
Folgen von Gehaltsneid im Job
Anfangs führt der Gehaltsneid vor allem zu Frust. Auch das Betriebsklima kann sich verschlechtern, wenn Sie dem Kollegen seinen Verdienst neiden. Zudem lassen Motivation und Engagement nach. Motto: Ich werde sowieso nicht gut genug bezahlt… Sie machen mehr Fehler, strengen sich weniger an. So kann der Gehaltsneid Ihrer Karriere ernsthaft schaden.
Ursachen für Gehaltsneid
Neid ist eine zutiefst menschliche Empfindung. Wir vergleichen uns ständig mit anderen – und wollen natürlich nicht schlechter abschneiden. Geld ist dabei ein besonders heikles Thema. Erfahren Sie, dass ein Kollege trotz gleicher Aufgaben mehr verdient, ist Gehaltsneid absehbar. Dafür gibt es zwei Hauptursachen:
- Wunsch nach mehr
Neid dient dem evolutionären Zweck, Wünsche zu erkennen und auf diese hinzuarbeiten, erklärt der deutsche Biopsychologe Peter Walschburger. Wir sehen die Gehaltserhöhung des Kollegen und denken „Das will ich auch!“ - Ungerechtigkeit
Sie leisten mehr, liefern bessere Ergebnisse, tragen mehr Verantwortung… Alles spricht dafür, dass Sie mehr verdienen sollten. Auf der Gehaltsabrechnung sieht es anders aus. Diese Ungerechtigkeit führt zu Gehaltsneid.
Gehaltsneid hängt nicht von der Höhe der Bezahlung ab
Wer viel verdient, ist nicht neidisch auf das Jahresgehalt von Kollegen? Falsch! Die absolute Höhe des Einkommens spielt keine Rolle. Entscheidend ist der Vergleich zur eigenen Bezugsgruppe – in diesem Fall den direkten Kollegen. Auch mit einem Durchschnittsgehalt von 100.000 Euro entsteht Gehaltsneid, wenn ein vergleichbarer Mitarbeiter 110.000 Euro verdient.
Ist Gehaltsneid gut oder schlecht?
Gehaltsneid hat ein schlechtes Image – es ist aber nicht grundsätzlich schlecht, Neid beim Gehaltsvergleich mit den Kollegen zu empfinden. Entscheidend ist, um welche Form von Neid es sich handelt. Und wie Sie damit umgehen. Konzentrieren Sie sich auf die negativen Seiten, gewinnen Sie nichts. Die Missgunst bremst und vielleicht versuchen Sie sogar, den Kollegen beim Chef schlecht zu machen.
Positiver Gehaltsneid ist ein großer Motor. Gönnen Sie dem Kollegen den Mehrverdienst und machen Sie es sich zum Ziel, das eigene Gehalt zu erhöhen. Nutzen Sie den Gehalt als Antrieb, um das zu erreichen, was andere schon haben. Die daraus resultierende Motivation ist eine große Hilfe auf dem Weg.
Keine objektive Beurteilung bei Neid
Das Problem: Beim Gehaltsneid werden objektive Faktoren oft ignoriert. Wer selbst besser bezahlt wird als die Kollegen, sieht das als berechtigten Gegenwert der eigenen Leistungen. Möglicherweise auch als Resultat einer guten Gehaltsverhandlung. Auf jeden Fall hat man es verdient! Bekommt der Kollege mehr, muss es hingegen Bevorzugung durch den Chef und ungerechte Gehaltsstruktur sein. Das macht es umso schwerer, die positiven Seiten des Neids zu entwickeln.
Gehaltsneid nutzen: 4 Tipps
Sie spüren Gehaltsneid auf Kollegen? Dann versinken Sie nicht in Selbstmitleid oder beschweren sich über die gefühlte Ungerechtigkeit. Werden Sie stattdessen aktiv! Die folgenden Strategien helfen Ihnen, den Gehaltsvorsprung des Kollegen aufzuholen und selbst mehr zu verdienen:
Ermitteln Sie Ihren Marktwert
Sie sind neidisch und wollen mehr verdienen – aber ist das realistisch? Das finden Sie heraus, wenn Sie Ihren Marktwert kennen. Welche Bezahlung ist in Ihrer Position mit Ihren Kompetenzen und Erfahrungen drin? Verdienen Sie schon entsprechend Ihres Wertes oder haben Sie Luft nach oben? Berücksichtigen Sie auch Faktoren wie die Unternehmensgröße und den Standort Ihres Arbeitgebers.
Orientierung bieten Gehaltstabellen und Vergleiche. Sie können auch unseren kostenlosen Gehaltsreport nutzen.
Finden Sie Gründe für den Gehaltsunterschied
Schieben Sie den Gehaltsunterschied nicht auf eine Ungerechtigkeit vom Chef. Gehen Sie strategisch vor und fragen Sie sich: Was unterscheidet mich und den Kollegen mit mehr Gehalt – und welche Gründe für die unterschiedliche Bezahlung könnte es geben? Selbst im grundsätzlich gleichen Job können verschiedene Faktoren einen Unterschied erklären:
- Bildungsniveau (Abitur, Bachelor, Master)
- Berufliche Qualifikationen (Weiterbildungen, Expertenwissen)
- Erfahrungen (Projekte, Kunden, Auslandseinsätze)
- Betriebszugehörigkeit (auch gesamte Berufserfahrung)
Das differenzierte Bild hilft nicht nur beim Verständnis. Es liefert Ihnen auch Stellschrauben, an denen Sie für das eigene Gehalt drehen können. Gibt es keine erkennbaren Unterschiede, dürfen Sie umso optimistischer für kommende Lohnverhandlungen sein.
Investieren Sie in sich selbst
Frönen Sie nicht tatenlos Ihrem Gehaltsneid. Nutzen Sie den Unterschied als Ansporn und investieren Sie in sich selbst. Bilden Sie sich weiter, arbeiten Sie an Schwächen, bauen Sie Ihre Stärken weiter aus – und dokumentieren Sie das auch gegenüber Ihrem Chef. Bitten Sie um Feedback, besprechen Sie Ihre Entwicklungen und Leistungen. Der Arbeitgeber soll sehen, dass Sie besser werden und Mehrwert liefern.
Es gilt das Motto: Konkurrenz belebt das Geschäft. Ziehen Sie sich nicht in eine Opferrolle zurück, wenn Kollegen mehr verdienen. Das bringt Sie einer besseren Bezahlung nicht näher. Krempeln Sie lieber die Ärmel hoch und legen los.
Vereinbaren Sie ein Gehaltsgespräch
Mehr Geld gibt es nur, wenn Sie mit dem Arbeitgeber darüber verhandeln. Vereinbaren Sie deshalb ein Gehaltsgespräch. Ganz wichtig: Ihr Argument ist natürlich nicht „Der Kollege verdient mehr, deshalb möchte ich auch eine Gehaltserhöhung.“ Relevant sind einzig Ihre Leistungen sowie Ihr Wert für das Unternehmen. Zeigen Sie, warum Ihre aktuelle Bezahlung nicht mehr dem entspricht, was Sie für das Unternehmen bringen.
Argumentieren Sie mit Erfolgen und Ihrem Mehrwert. Nutzen Sie dafür eine Leistungsmappe. Diese dokumentiert übersichtlich Ihre wichtigsten Leistungen und Entwicklungen.
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Führt Lohntransparenz zu mehr Gehaltsneid?
Viele Arbeitnehmer in Deutschland schweigen zum eigenen Gehalt. Selbst im Freundes- und Familienkreis wird nur selten über Geld gesprochen. Wie viel die direkten Kollegen verdienen? Das wissen nur wenige. Durch die Lohntransparenz können Mitarbeiter aber ein Recht darauf haben, dass genau diese Frage beantwortet wird. In großen Unternehmen kann der Arbeitgeber verpflichtet sein, das Mediangehalt vergleichbarer Kollegen offenzulegen.
Steigert das den Gehaltsneid in großen Unternehmen? Studien zeigen: Ja! Wer weniger verdient, fühlt sich durch höhere Gehaltstransparenz ungerecht behandelt und ist unzufriedener. Allerdings spielt das Alter des Arbeitnehmers dabei eine entscheidende Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt eine deutsch-britische Studie von Felix Fitzroy von der St. Andrews University und Max Steinhardt vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut.
Gehaltsneid: Junge sind motiviert, Ältere frustriert
Mitarbeiter unter 45 Jahren reagieren überwiegend positiv auf den Gehaltsneid. Der Grund: Sie sehen den Unterschied als Signal, was sie noch alles erreichen können. Die Botschaft für jüngere Arbeitnehmer: Wenn die Kollegen mehr verdienen, schaffe ich das auch! Ältere Arbeitnehmer über 45 Jahren sind häufiger frustriert und reagieren negativ auf den Gehaltsneid. Für Sie ist die Information über das Einkommen die Erkenntnis, welche Chancen Sie in der Vergangenheit verpasst haben.
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