Manipulation im Job: Leider keine Seltenheit
Im Job manipulieren? Das machen bestimmt nur die schlechtesten Chefs, eine absolute Ausnahme, die nur in ein paar Einzelfällen vorkommt… Falsch! Manipulation ist ständiger Begleiter und kaum etwas wird wirklich ohne Hintergedanken getan. Das gilt ganz besonders am Arbeitsplatz. Dem Kollegen bei einer Aufgabe helfen? Dann tauscht er beim nächsten Mal bestimmt die Schicht. Am Ende geht es doch immer um den eigenen Vorteil oder ein Ziel, das mit dem eigenen Handeln verfolgt wird.
Oft merken Sie gar nicht, dass sie im Job manipuliert werden. Es sind scheinbar normale Gespräche oder Verhaltensweisen – doch tun Sie genau das, was andere wollten. Dabei entsteht nicht zwangsläufig ein Schaden für Sie. Was ärgert, ist die perfide Vorgehensweise und das Gefühl, dass Ihnen der fremde Wille aufgezwungen wurde. Sie haben nicht aus freien Stücken gehandelt, sondern weil andere Sie unbemerkt dazu gedrängt haben.
9 Wege, wie Sie im Job manipuliert werden
Manipulation hat in einem guten Führungsstil nichts zu suchen. Viele Führungskräfte nutzen die subtile Beeinflussung dennoch, um ihre Ziele zu erreichen. Das können gänzlich eigennützige Motive sein, um als Vorgesetzter gut dazustehen, oft werden Mitarbeiter aber auch manipuliert, um Unternehmensziele besser zu erreichen. Durch größere Leistungsbereitschaft und Produktivität soll der Erfolg gesteigert werden – die Manipulation hilft dabei auf die Sprünge.
Aber wie werden Sie im Job manipuliert, ohne es zu merken? Das geschieht auf vielen verschiedenen Arten, die durchaus positiv sein können:
1. Motivierende Herausforderungen
Die Zeit ist knapp, die Erwartungen des Kunden riesig und das Budget reicht eigentlich nicht aus. Gerade jetzt braucht es 100 Prozent Engagement und Mitarbeiter, die bei der Aufgabe über sich hinauswachsen. Chefs erklären solch schwierige Situationen gerne zur Herausforderung, die Sie meistern können. So wird aus dem Gefühl „Das kann doch gar nicht mehr klappen…“ die große Motivation „Jetzt geben wir Vollgas und schaffen es erst recht!“
Der Vorgesetzte appelliert an Ihren Stolz und Ehrgeiz. Sie wollen erst recht beweisen, dass Sie auch bei knapper Deadline und schwierigen Bedingungen alles meistern können.
2. Clevere Formulierungen
Durch lange Erfahrung und teilweise gezielte Schulungen sind Führungskräfte oft gute Rhetoriker. Sie wissen genau, wie Formulierungen wirken und können diese gezielt einsetzen. Eine besonders effektive Methode zur Manipulation sind Formulierungen wie: „Herr Müller, sie wollten sich doch gerade um Projekt XY kümmern, oder?“ oder auch „Wahrscheinlich waren Sie wie besprochen gerade dabei, den Bericht zum Event vom letzten Donnerstag fertigzustellen.“
Beide Varianten enthalten eine klare Arbeitsanweisung, sind aber anders verpackt. Ein „Nein, das mache ich nicht…“ ist keine Antwortmöglichkeit. Selbst wenn Sie gerade mit etwas anderem beschäftigt waren, werden Sie sich sofort an genau diese Aufgaben machen.
3. Schlechtere Alternativen
Bei Verhandlungen oder Absprachen mit dem Chef ziehen Mitarbeiter regelmäßig den Kürzeren. Sie wollen 500 Euro mehr Gehalt im Monat, der Chef bietet 150 Euro an und Sie freuen sich. Oder Sie wollen für mehr Verantwortung am neuen Großprojekt beteiligt werden, kriegen stattdessen einen kleineren Aufgabenbereich und sind damit zufrieden. Vorgesetzte können schlechtere Alternativen sehr attraktiv erscheinen lassen, indem sie betonen, dass dies die einzige Möglichkeit sei. Dahinter steckt aber Manipulation.
Chefs wissen, dass sie meist am längeren Hebel sitzen. Das nutzen sie aus und beeinflussen das Verhandlungsergebnis nach eigenen Wünschen. Aus Angst vor einer Konfrontation mit dem Arbeitgeber geben Mitarbeiter nach und akzeptieren einen schlechteren Deal.
4. Starke Bindung
Sie verstehen sich gut mit dem Chef, sind in seinem Ansehen aufgestiegen und fungieren als seine rechte Hand. Eine gute Position, die Ihnen einige Möglichkeiten bietet. Das kann aber auch eine gezielte Manipulationsmethode sein. Einmal in der Gunst des Chefs soweit aufgestiegen, werden Sie alles dafür tun, um den Status zu erhalten. Überstunden machen? Am Wochenende etwas fertigstellen? Eine Präsentation für den Chef machen? Sie kümmern sich um alles, was der Chef verlangt.
Die Nähe und Bindung zum Chef baut Grenzen ab, die sonst im Job gelten. Bauen Sie diese wieder auf. Sagen Sie Nein und machen Sie Ihr Selbstwertgefühl nicht von der Anerkennung des Vorgesetzten abhängig.
5. Vorgezogener Gefallen
„Ich habe dich für den Vortrag angemeldet, den du so gerne besuchen wolltest“ oder „Damit du weniger Stress hast, habe ich die drei Aktenstapel auf deinem Schreibtisch an Kollege Schmitz übertragen.“ Nette Gesten vom Chef, die im besten Fall genau das sind: Ein Gefallen ohne Erwartungen einer Gegenleistung. Leider wird genau diese in der Realität aber meist eingefordert. Jemand hat etwas für Sie getan, jetzt fühlen Sie sich zu einem Ausgleich verpflichtet.
Ein solch vorgezogener Gefallen erzeugt Schuldgefühle. Selbst dann, wenn Sie nicht darum gebeten haben. Wenn der Chef dann mit einer Bitte zu Ihnen kommt, können Sie diese kaum ausschlagen.
6. Erwartete Hilfsbereitschaft
Eine besonders gemeine, aber leider effektive Art, mit der Sie im Job manipuliert werden: Der Chef spricht direkt Ihre Hilfsbereitschaft an. „Herr Mustermann steckt bei der Planung und Organisation ganz tief in der Tinte und braucht dringend Hilfe. Ich weiß, dass sie viel zu tun haben – könnten Sie trotzdem einspringen, sonst geht der Arme völlig unter…“ Wie soll man da ablehnen?
Nur ein kaltherziger und schlechter Mensch würde Hilfe verwehren – und genau das will man selbst nicht sein. Entweder lassen Sie sich manipulieren und folgen der Absicht des Chefs oder Sie präsentieren sich als Egoist ohne Teamfähigkeit, dem andere egal sind.
7. Gemeinsame Feinde
Gibt es einen ganz bestimmten Konkurrenten, der in Ihrem Team als Erzfeind gilt? Dann werden Sie möglicherweise manipuliert. Ein gemeinsames Feindbild ist ein enormer Motivator. Motto: „Dem zeigen wir es jetzt und werden um ein Vielfaches erfolgreicher!“ Alle geben 120 Prozent und liefern Top-Leistungen. Der Chef freut sich über die Ergebnisse, auch wenn ihm selbst das Konkurrenzdenken gar nicht so wichtig ist.
Für den Wettbewerb mit anderen Unternehmen oder Teams eine veritable Strategie. Gefährlich wird es, wenn Konflikte innerhalb des Teams geschürt werden. Ihr Chef stachelt Sie an, unbedingt besser als ein Kollege zu sein? Das führt unweigerlich zu Streitigkeiten und Unzufriedenheit.
8. Abschreckende Angst
Angst ist das wohl stärkste Mittel zur Manipulation. Wer ehrlich Angst empfindet, macht genau das, was andere wollen. Kein Hinterfragen, kein Diskutieren. Schwebt ständig das Damoklesschwert einer Kündigung über Ihnen oder Sie rechnen bei jedem Fehler mit einer Abmahnung, sind Sie für Widerworte viel zu eingeschüchtert. Was der Chef sagt, ist Gesetz. Schließlich wollen Sie Ihren Job nicht riskieren.
Eine solche Atmosphäre der Angst kann offensichtlich sein. Muss sie aber nicht. Manchmal reichen Hinweise zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Unternehmens oder einem bevorstehenden Personalabbau. Manipulation durch Angst und Schrecken ist definitiv die schlimmste und negativste Art, aber aufgrund ihre Effektivität auch verbreitet.
9. Ausgewählte Informationen
Aufgrund ihrer Position im Unternehmen und der Hierarchie haben Chefs oft einen Informationsvorsprung. Sie wissen mehr als einzelne Mitarbeiter und können auswählen, welche Informationen an wen weitergegeben werden. Das ermöglicht eine direkte Manipulation, indem bestimmte Botschaften zurückgehalten werden. Für Sie ist das nicht festzustellen – schließlich wissen Sie nicht, dass es weitere Informationen gibt.
Sie können nur nachdem handeln, was Sie kennen. So beeinflusst der Vorgesetzte Ihre Entscheidungen und Verhaltensweisen, wenn er nicht alles preisgibt. Bei dem Verdacht bleibt Ihnen letztlich nur, die Informationen kritisch zu hinterfragen und an einer anderen Stelle – beispielsweise bei einem Kollegen oder Kunden – zu verifizieren.
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