Managerwechsel: Problem oder Chance?
Managerwechsel – der Gedanke daran kann gegensätzliche Reaktionen zur Folge haben. Einige Mitarbeiter können es gar nicht erwarten, den eigenen Chef endlich loszuwerden. Nach einem grausamen Chef kann es schließlich nur besser werden. Für viele andere bedeutet ein Managerwechsel jedoch eher Trauer und Verunsicherung darüber, was die Veränderung bedeutet.
Gute Chefs sind schwer zu finden und noch schwerer zu ersetzen. Ein Managerwechsel ist aus Mitarbeitersicht aber immer das, was Sie daraus machen. Wer dem alten Chef hinterhertrauert und den neuen Chef vom ersten Tag an misstrauisch betrachtet und vorverurteilt, schafft sich selbst Probleme, wo vielleicht gar keine sind. Es sitzt zwar jemand anderes am Schreibtisch des Chefs, das muss aber nicht automatisch schlechter sein. Es ist vielmehr eine Chance zur Veränderung.
Neuer Wind, neue Ideen und neue Abläufe können eine ungeahnte Motivation wecken, Ihre Arbeit sogar verbessern und Sie langfristig beruflich voran bringen. Mit Ihrer Einstellung können Sie einen großen Einfluss darauf haben, wie der Managerwechsel Ihren Alltag im Job verändert – positiv wie negativ.
Gründe für einen Managerwechsel
Im Laufe der Karriere erlebt wohl jeder Arbeitnehmer den ein oder anderen Managerwechsel. Manchmal zeichnet es sich auf lange Sicht ab. Der Chef kündigt seinen Abgang einige Monate im Voraus an und das Team kann sich entsprechend darauf einstellen oder lernt den neuen Manager vielleicht sogar schon frühzeitig kennen. In anderen Fällen erfolgt der Wechsel plötzlich und kurzfristig. Aber warum wechselt der Manager überhaupt seinen Posten?
Der Schritt ist nicht immer leicht nachvollziehbar. Die Atmosphäre im Team war immer gut, der Chef war zufrieden, die Mitarbeiter glücklich, die Ergebnisse haben gestimmt. Warum also ein Managerwechsel? Tatsächlich kann es dafür gute Gründe geben – zum Teil aus Sicht des Unternehmens, zum Teil aus Antrieb des Chefs selbst.
- Aufstiegsmöglichkeiten
Wer gut in seinem Job ist, bleibt auf Dauer nicht unbemerkt. Soll heißen: Auch die Chefs vom Chef bekommen mit, wie vorbildlich die Abteilung geführt wird, wie glücklich und erfolgreich die Mitarbeiter dort sind. So qualifiziert sich die Führungskraft für noch höhere Positionen. Des einen Freud ist des andere Leid: Unternehmen und Chef sind über diese Entwicklung sicherlich glücklich, für Mitarbeiter bleibt die Unsicherheit, wer den Posten übernimmt. - Wechselwunsch
Auch wenn es scheinbar perfekt läuft, kann der persönliche Wunsch der Grund für einen Managerwechsel sein. Neue Herausforderungen, ein anderes Arbeitsumfeld oder vielleicht auch persönliche Angelegenheiten können ein Auslöser sein, dass Ihr Chef sich nach einem neuen Job umsieht. Vielleicht will der Chef aber auch ein wenig kürzer treten und Verantwortung abgeben. - Neuausrichtung
In Unternehmen werden Führungspositionen neu besetzt, wenn Teams, Abteilungen oder der gesamte Betrieb neu ausgerichtet werden. Der frische Wind und die neuen Ziele sollen von der veränderten Führungsetage umgesetzt werden.
Den Grund für einen Mangagerwechsel zu kennen, hilft Ihnen dabei, diesen zu verstehen und zu akzeptieren. Entscheidender ist jedoch, wie Sie mit der neuen Situation umgehen und sich in der ersten Zeit unter einem neuen Chef verhalten.
Tipps für den Managerwechsel
Ein Managerwechsel wirft für Mitarbeiter grundlegende Fragen auf. Wie soll ich mich jetzt verhalten? Schockstarre oder Aktionismus? Möglichst unauffällig im Hintergrund oder im Rampenlicht stehen? Die Unsicherheit gehört dazu, bis Sie wissen, was – und vor allem wen – der Wechsel mit sich bringt. Dennoch gibt es einige Tipps, die Sie bei einem Managerwechsel auf jeden Fall beachten sollten:
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Versetzen Sie sich selbst nicht in Panik
Der erste Tipp bei einem Managerwechsel lautet in jedem Fall: Ruhe bewahren. Mit Angst und Ablehnung auf Veränderungen zu reagieren, ist eine weit verbreitete Strategie und Abwehrhaltung, doch machen Sie es sich damit selbst schwer. Geben Sie dem neuen Chef erst einmal Zeit, sich in die Position ein- und in Ihrer Abteilung zurechtzufinden.
Wechselt ein guter Chef ist das schmerzlich, doch sollten Sie der neuen Führungskraft deshalb nicht gleich jegliche Kompetenz absprechen. Vielleicht wurde ein würdiger Nachfolger gefunden und eingesetzt, der die gute Arbeit weiterführen kann. Mit anfänglicher Panik sorgen Sie nur dafür, dass Sie sich ausschließlich auf Negatives konzentrieren.
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Sammeln Sie Informationen
Neuer Manager, neue Ansichten, neue Erwartungen. Ein guter Chef wird vermutlich schnell mit dem Team kommunizieren und möglichst offen präsentieren, welche Aspekte ihm besonders wichtig sind, doch auch Sie können ein wenig recherchieren und sich so auf den Managerwechsel vorbereiten. Welcher Führungsstil erwartet Sie? Was liegt dem neuen Chef am Herzen? Wie können Sie bei ihm punkten?
Solche Informationen können Sie beispielsweise über Kollegen aus anderen Abteilungen erhalten, wo der Chef vorher tätig war. Sie können aber auch ein wenig weiter recherchieren und das Internet durchstöbern. Online-Profile, Interviews, Fachbeiträge in Magazinen… Sie sollen nicht im Privatleben schnüffeln, doch wenn Sie berufliche Informationen finden, wissen Sie, worauf Sie sich einstellen müssen und wie Sie den neuen Chef auf Ihre Seite bringen.
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Setzen Sie auf den ersten Eindruck
Der erste Eindruck ist und bleibt besonders wichtig. In der Regel ist dies bei einem neuen Chef das erste gemeinsame Meeting, indem die Vorstellung stattfindet, eine kleine Ansprache gehalten und das weitere Vorgehen besprochen wird. Anstatt gelangweilt auf die Uhr zu starren, heißt es deshalb: Aufmerksamkeit, Interesse, Motivation.
Übertreiben sollten Sie es dabei allerdings nicht gleich. Mit offensichtlichem Schleimen kommen Sie kein Stück weiter, sondern kehren den positiven ersten Eindruck gleich ins Gegenteil. Mit einem „Ich hab schon so viel von Ihnen gehört und freu mich darauf, wie Sie die Geschicke der Abteilung übernehmen und in Zukunft gestalten…“ tragen Sie zu dick auf.
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Überzeugen Sie mit Ergebnissen
Nach einem Managerwechsel geht es darum, das Vertrauen des neuen Chefs zu gewinnen. Das gelingt am besten auf die klassische Art: Verlässlichkeit und gute Ergebnisse. Dafür müssen Sie nicht mit jeder Leistung beim Chef anklopfen und um Lorbeeren bitten, Verdienste sprechen für sich und bleiben auch beim neuen Chef nicht unbemerkt.
Vertrauen entsteht dabei vor allem über konstante Arbeit. Eine gute Leistung bringt Aufmerksamkeit, erst wenn Sie dies jedoch wiederholen können und unter Beweis stellen, dass Sie bei jeder Aufgabe Engagement, Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit an den Tag legen, wird der neue Chef Ihnen blind vertrauen.
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Suchen Sie das persönliche Gespräch
Dies muss nicht gleich am ersten Tag oder der ersten Woche nach dem Managerwechsel sein, doch in der Anfangsphase empfiehlt sich ein Gespräch, um sich mit dem neuen Chef auszutauschen. Gab es Absprachen mit dem alten Vorgesetzten, die Sie gerne weiterführen würden? Gibt es Vorgehensweisen, die Sie mit dem neuen Chef besprechen wollen? Haben Sie Ideen, denen bisher kein Gehört geschenkt wurde?
Mit einem Managerwechsel muss nicht automatisch alles anders werden, es ist jedoch ein wichtiger Schritt, Informationen auszutauschen und offen mit der Situation umzugehen. Je mehr Sie auf den neuen Chef zugehen, desto leichter kann dieser sich um alles kümmern, auf Ihre Interessen eingehen und dafür sorgen, dass der Wechsel für alle Beteiligten zum Vorteil verläuft.
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Bleiben Sie ehrlich und authentisch
Ein Managerwechsel verleitet viele Mitarbeiter dazu, es gerade am Anfang vollends zu übertreiben. Natürlich ist der Wunsch, sich von der besten Seite zu zeigen, nachvollziehbar, doch bringt es nichts, wenn die Fassade bereits nach kurzer Zeit bröckelt und Sie in Erklärungsnot geraten. Außerdem gilt: Nicht nur Sie können sich über den neuen Chef informieren, auch dieser kommt nicht unvorbereitet.
Sie können getrost davon ausgehen, dass ein Managerwechsel nicht bedeutet, dass Sie wieder ein vollkommen unbeschriebenes Blatt sind. Der neue Chef kennt Ihre Personalakte, hat mit seinem Vorgänger gesprochen und kennt Ihre Stärken und Schwächen. Anstatt diese zu vertuschen, ist es besser ehrlich und authentisch zu sein und zu zeigen, dass Sie sich diesen bewusst sind und daran arbeiten, Ihre Stärken auszubauen und bei Ihren Schwächen aufzuholen.
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