Emotionen: Was sind Gefühle?
In der Psychologie wird der Begriff „Gefühl“ als Sammelbegriff für psychische Erfahrungen und Reaktionen verwendet. Dazu gehören beispielsweise: Angst, Eifersucht, Ekel, Freude, Furcht, Hass, Komik, Liebe, Mitleid, Wut…
Versucht man Gefühle auf der neurologischen Ebene zu erfassen, sind sie das Resultat verarbeiteter Reize, die uns von unseren Sinnesorganen vermittelt werden. Sie beeinflussen sowohl unser Denken als auch Handeln und sind das Bindeglied zwischen der Außenwelt und unserem Körper. Gleichzeitig unterliegen Gefühle immer unserer persönlichen Bewertung. Sie sind nie objektiv, weil eine andere Person in einer vergleichbaren Situation ganz anders empfindet. Auch können kulturelle Prägung oder Sozialisation dabei eine Rolle spielen.
Die Macht der Gefühle
Für Evolutionspsychologen ist die Antwort klar: Gefühle sind manifestierte Informationen. Sie ermöglichen unserem Körper, eine angemessene Entscheidung aufgrund eines Signals zu treffen. Finden wir etwas gut? Finden wir es schlecht? Droht Gefahr vor dieser Sache oder nicht? Manche Emotionen sind nicht angenehm. Andere sehr wohl – insbesondere die positiven Emotionen.
Laut der amerikanischen Psychologin Michelle Shiota gibt es wenigstens neun positive Emotionen. Sobald wir diese erleben, schüttet der Körper Dopamin aus – wir bekommen gute Laune. Teilweise lässt sich das sogar fördern. Finden Sie heraus, welche 9 positiven Emotionen es gibt…
Die 9 positiven Emotionen
1. Zufriedenheit
Diese Emotion wird schon ausgelöst, wenn wir ein gutes Essen essen. Allerdings ist Zufriedenheit nicht besonders lang anhaltend. Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow, Gründervater der humanistischen Psychologie, erkannte bereits Mitte des letzten Jahrhunderts, dass Menschen unterschiedliche Wünsche befriedigt wissen wollen. Es gibt Grundbedürfnisse wie Schlaf, Sex, Essen und ein Dach über dem Kopf. Je mehr wir erreichen, desto höher steigen die Wünsche in der Bedürfnishierarchie bis hin zum Wunsch nach Selbstverwirklichung.
2. Stolz
Wir empfinden Stolz, wenn wir etwas erreicht haben, für das wir uns anstrengen mussten. Das gilt im besonderen Maße, wenn diese Sache einen hohen gesellschaftlichen Wert hat. Das kann eine gewonnene Fussballmeisterschaft sein, ebenso wie ein erfolgreich beendetes Projekt oder ein aufsehenerregendes Gemälde.
3. Verlangen
Evolutionsbiologisch sicherte das Verlangen die Fortpflanzung. Diese Legitimation wird in modernen Gesellschaften nicht benötigt. In religiösen Gesellschaften hingegen wird sexuelles Verlangen dadurch kanalisiert, dass es einem höheren Zweck diene. Ganz gleich, welche Legitimation Sie brauchen: Sex kann helfen, Schlafstörungen zu vermeiden und die Immunabwehr zu stärken.
4. Fürsorge
Der Wunsch, andere Menschen zu umsorgen und sich zu kümmern ist eng mit Hilfsbereitschaft verknüpft. Denn – sofern Sie sich nicht ausnutzen lassen: Helfen macht glücklich. Dabei ist allerdings entscheidend, wem wir helfen. Sind es Freunde und Verwandte, Menschen, die uns in irgendeiner Form nahe stehen, ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher.
5. Dankbarkeit
Stolz und Verlangen sind mehr begehrende Emotionen, die uns dazu veranlassen, etwas zu bekommen. Dankbarkeit, Verbundenheit und Ganzheitlichkeit hingegen gehören zu den positiven Emotionen, bei denen der Moment im Fokus steht. Wir sind beispielsweise dankbar für Menschen, die uns in schwierigen Situationen begleitet haben. Dankbarkeit schützt nicht nur vor Unglücklichsein, sondern ist eine Emotion, die Stress senkt und die Gesundheit fördert.
6. Verbundenheit
Diese Emotion ist ähnlich wie Dankbarkeit häufig auf Personen bezogen. Gleiche Interessen, Werte und Normen tragen dazu bei, dass wir uns mit Menschen verbunden fühlen. Friedemann Schulz von Thun sieht in Verbundenheit eins der seelischen Grundbedürfnisse, das eng mit Empathie und dem Wunsch nach Zugehörigkeit zusammenhängt. Wer sich in andere hineinversetzen kann, bewirkt sogleich, dass diese einen sympathischer finden und sich verbunden fühlen.
7. Sinnlichkeit
Diese Emotion ist nah an dem Konzept der Achtsamkeit. In Momenten, in denen wir uns nur auf den Genuss konzentrieren und mit allen Sinnen wahrnehmen, empfinden wir Glück, beispielsweise bei einem zart schmelzenden Stück Schokolade. Im Gehirn werden die Opioidrezeptoren aktiv. Das sind die gleichen, die auch bei Suchtsubstanzen wie Heroin, Kodein oder Morphin aktiv sind.
8. Ehrfurcht
Wer Ehrfurcht besitzt, weiß sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Er übt Rücksicht und Nachsicht. Die beiden Psychologen und Emotionsforscher Dacher Keltner und Jonathan Haidt unterscheiden drei Kategorien von Ehrfurcht:
- soziale Auslöser – dazu können Führungskräfte, Prominente oder die Begegnung mit Gott gehören
- physische Auslöser – wie beispielsweise Naturgewalten, hohe Gebäude, beeindruckende Kunst
- mentale Auslöser – wie beispielsweise große wissenschaftliche Theorien
Ehrfurcht ist nah mit Demut verwandt. Keltner und Haidt konnten in ihren Studien einen Zusammenhang zwischen Ehrfurcht, Engagement und prosozialem Verhalten nachweisen.
9. Spaß
Ablenkung und Unterhaltung, gemeinsame Unternehmungen mit Freunden, kurzweiliges Amüsement: All das macht Spaß. Nicht selten trainieren wir in einem entspannten, lockeren Umfeld etwas, das in grauer Vorzeit noch der Lebenserhaltung diente. Vielleicht heutzutage weniger bei überwiegend passiven Unternehmungen. Aber bei sportlichen Ereignissen mit Wettkampfcharakter ist das ursprünglich Kriegerische noch erkennbar.
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