Was ist ein qualifiziertes Arbeitszeugnis?
Das qualifizierte Arbeitszeugnis enthält im Gegensatz zum einfachen Arbeitszeugnis eine detaillierte Bewertung und Beurteilung der Leistungen und des Sozialverhaltens des Arbeitnehmers. Dazu zählen neben wichtigen Soft Skills auch das Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden – in dieser Reihenfolge.
Grundsätzlich enthält das qualifizierte Arbeitszeugnis oder qualifizierte Zwischenzeugnis dieselben Informationen wie ein einfaches Zeugnis. Durch die Leistungsbeurteilung und Bewertung des Sozialverhaltens kann es aber deutlich länger werden. Ein Abschlusszeugnis kann ein bis drei DIN A4 Seiten umfassen.
Wann hat man Anspruch auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis?
Endet das Beschäftigungsverhältnis, besteht automatisch eine Arbeitszeugnis Pflicht. Bedeutet: Arbeitnehmer haben nach § 630 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) und § 109 Gewerbeordnung (GewO) einen gesetzlichen Anspruch auf ein schriftliches Arbeitszeugnis.
Der Anspruch ist unabhängig davon, ob es sich zuvor um ein Praktikum, eine Stelle als Werkstudent, eine Trainee-Stelle oder eine Festanstellung gehandelt hat.
Qualifiziertes Arbeitszeugnis Frist
Wegen des gesetzlichen Anspruchs muss der Arbeitgeber das Zeugnis bis spätestens zum Ablauf der Kündigungsfrist ausgestellt haben. Wer seinen Anspruch auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis wahrnehmen will, sollte damit aber nicht zu lange warten: Drei Jahre nach Ende des Beschäftigungsverhältnisses verjährt der Anspruch.
Qualifiziertes Arbeitszeugnis anfordern + Muster
Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis müssen Arbeitnehmer aktiv anfordern. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Holschuld. Ohne entsprechenden Antrag muss der Arbeitgeber nur ein einfaches Zeugnis ausstellen.
Den Zeugniswunsch sollten Sie immer schriftlich formulieren. Idealerweise mit einem zeitlichem Vorlauf von drei bis vier Wochen, bevor das Arbeitsverhältnis endet. Für den Antrag reicht ein einfacher Zweizeiler. Hier eine Beispiel-Formulierung:
Sehr geehrter Herr ____,
hiermit bitte ich höflich um Ausstellung eines qualifizierten Arbeitszeugnisses für meine Beschäftigung vom TT.MM.JJJJ bis TT.MM.JJJJ.
Mit besten Grüßen
UNTERSCHRIFT
Bis wann muss der Arbeitgeber das Zeugnis ausstellen?
Theoretisch müssen Arbeitnehmer das qualifizierte Arbeitszeugnis spätestens am letzten offiziellen Arbeitstag erhalten. Das passiert aber leider nicht immer. Bis heute existiert keine rechtlich verbindliche Regelung darüber, wie schnell das Arbeitszeugnis ausgestellt werden muss. Juristen sprechen nur von einer „angemessenen“ Ausstellungszeit. Wenn Sie also schon lange aus dem Unternehmen ausgeschieden sind und noch immer kein qualifiziertes Zeugnis erhalten haben, sollten Sie ruhig Druck machen. Stets schriftlich, um dies später nachweisen zu können!
Aufbau qualifiziertes Arbeitszeugnis
Das qualifizierte Arbeitszeugnis muss grundsätzlich „wahr“ (Wahrheitspflicht) und „wohlwollend“ (Wohlwollenspflicht) formuliert sein. Überdies muss es klar und verständlich geschrieben sein. Formulierungen, die den Zweck haben, den ehemaligen Arbeitnehmer zu diskreditieren, ebenso offene Kritik, sind verboten. Damit sollen die Bewerbungschancen nicht gesenkt werden.
Das Bundesarbeitsgericht hat zudem entschieden (BAG, 9 AZR 584/13), dass das qualifizierte Abschlusszeugnis mindestens der Note „befriedigend“ entsprechen muss. Eine schlechtere Benotung muss der Arbeitgeber mit triftigen Gründen rechtfertigen und beweisen. Wer mit einem schlechten Arbeitszeugnis nicht einverstanden ist, kann Nachbesserung verlangen oder es per Anwalt vor Gericht anfechten.
Welche Angaben enthält ein qualifiziertes Zeugnis?
Der genaue Aufbau und Inhalt für ein qualifiziertes Arbeitszeugnis ist gesetzlich nicht geregelt. Ein wohlwollendes qualifiziertes Zeugnis sollte aber nach folgendem Schema aufgebaut sein:
- Briefkopf (Arbeitgeberdaten)
- Überschrift („Arbeitszeugnis“)
- Stammdaten Arbeitnehmer (Name, Geburtsdatum)
- Beschäftigungsart + Dauer
- Tätigkeitsbeschreibung
- Leistungsbeurteilung (Bewertung von…)
- Arbeitsbereitschaft
- Arbeitsweise
- Fachkompetenz
- Aufgaben + Erfolge
- Verhaltensbewertung
- Sozialverhalten
- Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen, Kunden
- Führungskompetenzen (Managerzeugnis)
- Trennungsgrund (optional)
- Schlussformel & Zukunftswünsche
- Ort, Datum, Unterschrift
Beispiel und Muster für ein qualifiziertes Arbeitszeugnis:
Ein formal korrektes qualifiziertes Arbeitszeugnis muss zudem auf Firmenpapier ausgestellt werden. Eine Ausstellung in elektronischer Form (beispielsweise als E-Mail) ist unzulässig. Überdies haben Arbeitnehmer das Recht auf ein fehlerfreies Dokument in ordentlichen Zustand. Bei Knicken, unzulässigen Sonderzeichen oder Rechtschreibfehlern können Sie eine Korrektur verlangen.
Die 10 wichtigsten Fragen zum Arbeitszeugnis
Beachten Sie: Arbeitgeber können durch Weglassen bestimmter Passagen oder Bewertungen versteckt Kritik an den Leistungen des Arbeitnehmers äußern. Achten Sie beim qualifizierten Arbeitszeugnis daher stets auf die richtige Reihenfolge der Inhalte sowie auf deren Vollständigkeit.
Sobald das Beschäftigungsverhältnis endet, haben Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf ein schriftliches Arbeitszeugnis (§630 BGB, §109 GewO). Der Arbeitgeber ist dann verpflichtet, ein Zeugnis auszustellen. Der Arbeitszeugnis Anspruch verjährt allerdings drei Jahre nach Ende des Beschäftigungsverhältnisses. Das Abschlusszeugnis muss klar und verständlich sowie „wahr“ und „wohlwollend“ formuliert sein. Während das Beschäftigungsverhältnis besteht, können Arbeitnehmer um ein Zwischenzeugnis bitten. Darauf gibt es aber keinen gesetzlichen Anspruch. Der Arbeitgeber kann sich sogar weigern, ein Zwischenzeugnis auszustellen.
Arbeitnehmer haben bereits nach 6 Wochen Beschäftigungsdauer Anspruch auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis. Das hat das Landesarbeitsgericht Köln entschieden. Das qualifizierte Arbeitszeugnis enthält neben den sachlichen Fakten (Tätigkeitsbeschreibung, Aufgaben) zusätzlich eine Beurteilung der Leistungen und des Sozialverhaltens des Arbeitnehmers. Arbeitnehmer sollten im Falle einer Kündigung immer ein qualifiziertes Arbeitszeugnis verlangen. Es muss aber aktiv beantragt werden. Ansonsten müssen Arbeitgeber nur ein einfaches Arbeitszeugnis ausstellen.
Das Zwischenzeugnis wird immer im Präsens formuliert, weil das Beschäftigungsverhältnis noch besteht. Zur Motivation werden die Leistungen darin oft besser bewertet als im Abschlusszeugnis. Gut so! Das Zwischenzeugnis besitzt Bindungswirkung. Wechselt danach der Chef oder der Mitarbeiter die Abteilung, können neue Vorgesetzte nicht so leicht von der ersten Bewertung abweichen. Dafür benötigen sie triftige Gründe. Andernfalls können Arbeitnehmer die neue Beurteilung anfechten. Arbeitnehmer sollten alle zwei Jahre um ein Zwischenzeugnis bitten, unbedingt bevor sie in Elternzeit gehen oder ein Sabbatical nehmen.
Der Arbeitgeber muss das schriftliche Zeugnis bis spätestens zum Ablauf der Kündigungsfrist ausstellen. Es ist empfehlenswert, zusammen mit der Eigenkündigung ein qualifiziertes Zeugnis zu verlangen und dabei eine Frist von 3 Wochen zu setzen. Wird die Frist nicht eingehalten, sollten Arbeitnehmer schriftlich und mit Frist von 2 Wochen neu dazu auffordern. Passiert auch danach nichts, sollten sie einen Fachanwalt für Arbeitsrecht einschalten und per Zeugnisklage ihre Ansprüche geltend zu machen. Unter Umständen können Arbeitnehmer sogar auf Schadenersatz klagen, wenn sie wegen fehlendem Zeugnis keinen Job bekommen haben.
Arbeitnehmer haben das Recht auf ein individuelles Zeugnis. Können Sie nachweisen, dass das Zeugnis von einer Vorlage stammt, können Sie ein neues verlangen. Das Arbeitszeugnis muss zudem schriftlich ausgestellt werden. Arbeitnehmer haben Anspruch auf fehlerfreien, knitterfreien, sauberen Ausdruck auf Firmenpapier. Außerdem muss das Zeugnis vom bisherigen Personalverantwortlichen unterschrieben werden. Bei Managern und Vorständen vom Vorsitzenden des Aufsichtsrates; bei Geschäftsführern vom Gesellschafter oder dessen Vertreter; bei Mitarbeitern von deren Vorgesetzten oder dem Personalchef.
Ein formal korrektes Arbeitszeugnis muss mindestens Angaben zu Art und Dauer der Tätigkeit enthalten (einfaches Zeugnis). Darüber hinaus kann der Arbeitnehmer verlangen, dass im Zeugnis die Leistungen und sein Sozialverhalten bewertet werden (qualifiziertes Zeugnis). Freiwillig ist dagegen die sogenannte Schlussformel. Sie enthält den Trennungsgrund, Dank und Bedauern über das Ausscheiden sowie positive Zukunftswünsche. Fehlt die Schlussformel gilt das als Negativ-Zeichen. Auch sollte das Arbeitszeugnis nicht mehr als zwei, maximal drei DIN A4 Seiten umfassen. Zu viele Seiten wecken den Verdacht, das Zeugnis sei pure Lobhudelei und selbst geschrieben.
Viele Formulierungen im Arbeitszeugnis klingen besser, als sie gemeint sind. Anzeichen für ein schlechtes Zeugnis sind zweideutige Ausdrücke, Betonung von Selbstverständlichkeiten oder das Weglassen von wichtigen Beurteilungen oder Tätigkeiten. Die Zeugnissprache enthält überdies codierte Schulnoten: Note 1: jederzeit, immer, stets zur vollsten Zufriedenheit. Note 2: zur vollsten/stets zur vollen Zufriedenheit. Note 3: zur vollen Zufriedenheit. Note 4: zur Zufriedenheit. Note 5: im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit. Note 6: Er/Sie hat sich bemüht. Ein Arbeitszeugnis muss mindestens „befriedigend“ sein. Schlechtere Zeugnisse hat der Arbeitgeber zu begründen (BAG, 9 AZR 584/13).
Generell verboten sind im Arbeitszeugnis Aussagen über Krankheiten, Schwangerschaft, Elternzeit, Gehalt, Nebentätigkeiten (außer bei Verstoß) oder Straftaten (ohne Arbeitsbezug). Auch (versteckte) Hinweise auf Gewerkschaftstätigkeit, Betriebsratsmitgliedschaft oder Parteizugehörigkeit sind im Arbeitszeugnis verboten. Der Kündigungs- oder Trennungsgrund darf ebenfalls nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Arbeitnehmers im Arbeitszeugnis stehen. Das gilt auch für Angaben zu nicht bestandenen Prüfungen (z.B. beim Ausbildungszeugnis).
Wer mit seinem Arbeitszeugnis unzufrieden ist, sollte zunächst das direkte Gespräch mit dem Chef suchen und um Korrektur bitten. Zeigt sich der Arbeitgeber uneinsichtig, sollten Sie einen schriftlichen Widerspruch formulieren. Darin führen Sie alle Passagen auf, die Sie beanstanden und schlagen Alternativformulierungen vor. Erfolgt dennoch keine Korrektur, können Sie innerhalb von drei Wochen nach Erhalt des Zeugnisses eine Zeugnisberichtigungsklage einreichen. Allerdings liegt die Beweislast bei Ihnen, solange das Zeugnis nicht schlechter als Durchschnittsnote 3 ausfällt. Der Anspruch auf Korrekturen am Arbeitszeugnis verfällt nach maximal 15 Monaten.
Als Referenz in der Bewerbung genießt das Arbeitszeugnis bei Personalern hohen Stellenwert. Es gilt als „objektive“ Bewertung der bisherigen Leistungen, Erfolge sowie Sozialverhalten des Arbeitnehmers durch einen Dritten. Das qualifizierte Feedback ist nicht zuletzt Ausdruck der persönlichen Wertschätzung des ehemaligen Arbeitgebers. Überdies dokumentiert es die Dauer und Art bisheriger Beschäftigungen. Damit bestätigt es die Angaben im Lebenslauf. Ein „sehr gutes“ Arbeitszeugnis hat bei der Jobsuche enorme Vorteile.
Qualifiziertes Arbeitszeugnis Generator
Die folgende Vorlage für ein qualifiziertes Arbeitszeugnis können Sie gleich hier online im Generator editieren und anschließend kopieren. Dazu einfach auf den Kasten klicken:
ARBEITSZEUGNIS
Frau Muster, geboren am TT.MM.JJJJ, war vom TT.MM.JJJJ bis zum TT.MM.JJJJ als Altenpflegerin bei uns tätig.
Die Schöner Leben GmbH widmet sich der Betreuung und Versorgung von Pflegebedürftigen. Unser mit familiärem Geist geführtes Haus existiert seit JJJJ und verfügt über 70 Pflegeplätze.
Zu Frau Musters Aufgaben gehörte die Betreuung der Bewohner unserer Einrichtung, die auf Unterstützung im Alltag angewiesen sind:
- Durchführen der Körperpflege und/oder Hilfestellung dabei
- Versorgung der Bewohner mit Mahlzeiten
- Anziehen der Bewohner
- Durchführen und Teilnahme an Pflegevisiten
- Pflegedokumentation
- Erledigung von Behördengängen
- Begleitung bei Arztbesuchen
- Wechseln von Verbänden
- Verabreichung von Medikamenten
- Psychosoziale Betreuung der Bewohner
- Kontaktpflege mit Angehörigen der Bewohner
- Mitarbeit beim Qualitätsmanagement
Frau Muster erledigte Ihre Arbeit stets selbständig und eigenverantwortlich. Sie unterstand der Pflegedienstleitung und der Wohnbereichsleitung. Sie brachte in der Betreuung desorientierter und an Demenz erkrankter Bewohner ihre umfangreichen speziellen Fähigkeiten ein (hier Beispiel für Fachwissen einfügen).
Frau Muster zeichnet sich durch außergewöhnliche Zuverlässigkeit, größte Sorgfalt und Effizienz aus. Nebendem ist ihr eine sehr hohe Arbeitsmoral eigen, die sie jederzeit unter Beweis stellte, indem sie zusätzliche Schichten oder anderweitige – auch schwierige Arbeit – übernahm.
Während ihrer Tätigkeit in unserer Einrichtung hat Frau Muster sich kontinuierlich mit großem Erfolg weitergebildet und das Erlernte hervorragend umgesetzt. Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war stets einwandfrei. Frau Muster hat die ihr übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt.
Frau Muster verlässt uns auf eigenen Wunsch. Wir bedauern, mit ihr eine exzellente Fachkraft und geschätzte Kollegin zu verlieren und danken ihr für die stets vorbildliche Mitarbeit in unserer Pflegeeinrichtung. Wir wünschen ihr für ihre persönliche und berufliche Zukunft weiterhin viel Erfolg und alles Gute.
Ort, Datum
UNTERSCHRIFT
Download: Qualifiziertes Arbeitszeugnis Vorlage Word
Das Muster zum qualifizierten Arbeitszeugnis können Sie kostenlos als Word-Vorlage herunterladen. Bitte beachten Sie, dass diese Vorlagen lediglich der Inspiration dienen, falls Sie Ihr Arbeitszeugnis selber schreiben sollten.
Wann einfaches oder qualifiziertes Arbeitszeugnis?
Sollten Sie längere Zeit für ein Unternehmen tätig gewesen sein, ist das einfache Arbeitszeugnis nicht zu empfehlen. Es besitzt zu wenig Aussagekraft und genießt bei Personalern nur einen geringen Stellenwert. Zum Teil wird Bewerbern dabei unterstellt, Sie versuchen durch die Wahl des einfachen Zeugnisses eine schlechte Beurteilung zu verschleiern. In die Bewerbungsunterlagen kommen daher meist nur 1-3 qualifizierte Arbeitszeugnisse.
Beurteilt werden im qualifizierten Arbeitszeugnis wichtige Auswahlkriterien, wie Fachkenntnisse, Einsatzbereitschaft, Arbeitsweise, Arbeitsqualität, Schnelligkeit, Sorgfalt, erzielte Erfolge. Deshalb ist der Anspruch darauf ein zweischneidiges Schwert: Im Zweifel müssen Bewerber bisherige Stationen im Lebenslauf mit einem Zeugnis belegen können. Viele Arbeitgeber erwarten das bei der Bewerbung. Fehlt es, wirft das Zweifel an der Ehrlichkeit auf.
Arbeitszeugnis für Manager: Wichtige Unterschiede
Zeugnisse für Manager unterscheiden sich von denen für einfache Angestellte teils enorm. Oft gelten bei der Besetzung von Vorstands- oder Geschäftsführerposten eigene Regeln. Wenn Aufsichtsräte oder Firmeninhaber ihr Urteil über scheidende Manager in viele Worte und viele Seiten kleiden, dann soll das häufig verschleiern, dass das Arbeitszeugnis nicht viel mehr wert ist, als das Papier auf dem es gedruckt wurde. In das Arbeitszeugnis von Geschäftsführern und hochrangigen Führungskräften gehören vor allem drei Komponenten:
- Strategische Kompetenz
Die Einschätzung der strategischen und unternehmerischen Kompetenz. Fehlt sie, legt das den Verdacht nahe, der Manager war weder ein wichtiger Impulsgeber noch sonderlich innovativ. - Führungsverhalten
Die Beschreibung seines Führungsverhaltens enthält vor allem substanzielle Aussagen zum Verhältnis zu Kollegen im Vorstand und den Mitarbeitern. Beides sollte im Zeugnis enthalten sein. Andernfalls kann das auf eingeschränkte Sozialkompetenz und Führungskompetenzen hindeuten. - Trennungsgrund
Ebenfalls wichtig: eine nachvollziehbare Begründung für die berufliche Veränderung. Das kann ein Wechsel der Eigentümerstrukturen sein oder ein freiwilliges Ausscheiden wegen neuer Herausforderungen. Auch geteilte Ansichten über die strategische Ausrichtung des Unternehmens sind okay. Alles ohne Begründung aber klingt nach: „Wir mussten die Lusche leider feuern!“
Beispiele für Formulierungen im Managerzeugnis
Es ist mir ein besonderes Anliegen, Frau ____ für ihr umsichtiges und zielorientiertes Handeln Dank und Anerkennung auszusprechen. Die ARBEIT AG verliert mit der Beendigung ihrer Tätigkeit eine Persönlichkeit, die sich stets durch Kompetenz, Dynamik und einen sicheren Sinn für das Machbare auszeichnete. Ihre fachliche und seine soziale Kompetenz waren bei der Entwicklung des neuen Geschäftsbereichs ____ ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Als Führungskraft war sie stets vorbildlich. Selbst nach den durchgeführten Personalreduzierungen…
…haben seine Leistungen jederzeit und in jeder Hinsicht unsere vollste Anerkennung gefunden. Herr ____ förderte aktiv die Zusammenarbeit, sein Verhalten gegenüber Kollegen und Mitarbeitern war stets motivieren und vorbildlich. Herr ____ verstand die Mitarbeiter zu überzeugen, zu motivieren und zu Höchstleistungen zu führen. Er informierte die Mitarbeiter vollständig und zeitgerecht, förderte deren Weiterbildung und delegierte Aufgaben und Verantwortung effektiv und ergebnisorientiert. Er befähigte sein Team, optimale Lösungen selbstständig nach klarer, durchdachter Planung sehr erfolgreich zu erreichen.
Frau ____ ist eine dynamische Fach- und Führungspersönlichkeit mit Unternehmergeist, die ihre Aufgaben mit großem persönlichem Einsatz ziel- und ergebnisgerecht leitet und durch vielfältige Initiativen weiterentwickelt. Frau ____ hat die mit ihrer jeweiligen Position verbundenen Gestaltungsräume zu unserem Besten kreativ und verantwortungsbewusst genutzt. Sie versteht es, Impulse zu geben und neue Wege zu gehen. Frau ____ verfügt über die Fähigkeit, aufgeschlossen, kontaktfreudig und situationsgerecht schnell Zugang zu finden. Besonders zu erwähnen ist, dass Frau ____ eine vorbildliche Führungskraft mit Verantwortungsbewusstsein und steter Einsatzbereitschaft ist. Sie setzt sich durch, kann die Mitarbeiter für ihre Ziele begeistern und zu stets optimalen Ergebnissen führen.
Qualifizierten Arbeitszeugnis: Noten + Formulierungen
Die Formulierungen in Arbeitszeugnissen sind mitunter kompliziert, subtil, kryptisch. Längst haben sich in der Zeugnissprache geheime Codes etabliert, auf die Personaler achten und daraus Rückschlüsse über den Kandidaten ziehen.
Viele Formulierungen klingen netter, als sie gemeint sind. Das geht schon bei den Noten im Zeugnis los. Achten Sie dabei auf Worte und Adverbien wie „stets“, „jederzeit“, „sehr“, „immer“ oder „zur vollsten“. Beispiele für typische Zeugnisnoten und deren Formulierungen:
Er/Sie erfüllte seine/ihre Aufgaben…
- Note 1 (sehr gut):
„…stets zur vollsten Zufriedenheit.“ - Note 2 (gut):
„…zur vollsten/stets zur vollen Zufriedenheit.“ - Note 2-3 (voll-befriedigend):
„…zur vollen Zufriedenheit.“ - Note 3 (befriedigend):
„…stets zur Zufriedenheit.“ - Note 4 (ausreichend):
„…zur Zufriedenheit.“ - Note 5 (mangelhaft):
„…im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit.“ - Note 6 (ungenügend):
„…Er/Sie hat sich bemüht.“
Fehlen diese Adverbien und Adjektive oder werden sie durch vage Formulierungen ersetzt, hat die Aussage eine abwertende Funktion. Die Alarmglocken sollten läuten, wenn Sie Formulierungen lesen, wie: „im Großen und Ganzen“, „in der Regel“, „häufig, „zumeist“. Auch wenn Selbstverständlichkeiten aufgeführt werden – etwa: „Er erschien stets pünktlich zur Arbeit“ – ist das genaue Gegenteil gemeint.
Arbeitszeugnis Formulierungen: 200 Codes entschlüsselt
Ob Leistungsbeurteilung, Verhaltensbeurteilung oder Schlussformel: Nutzen Sie unsere Code Tabelle mit den häufigsten negativen Botschaften und Geheimcodes im Arbeitszeugnis – und was sie wirklich bedeuten! Jetzt kostenlos herunterladen:
Qualifiziertes Arbeitszeugnis Formulierungen Beispiele
Im Folgenden finden Sie weitere Beispiele für Geheimcodes und negative Formulierungen im qualifizierten Arbeitszeugnis (mit Übersetzung):
Leistungsbeurteilung
- „Er war bei Kunden schnell beliebt.“
= Er machte zu viele und zu schnelle Zugeständnisse. - „Er bemühte sich, den Anforderungen gerecht zu werden.
= Der Mitarbeiter war eine Null. - „Sie machte sich mit großem Elan an die ihr übertragenen Aufgaben.“
= Aber frag nicht, wie chaotisch das war! - „Sie setzte sich im Rahmen ihrer Fähigkeiten ein.“
= Sie ist leider komplett unfähig. - „Durch ihre Pünktlichkeit war sie ein gutes Beispiel.“
= Mehr als Pünktlichkeit war da aber leider nicht. - „Sie verstand es, alle Aufgaben erfolgreich zu delegieren.“
= Sie war faul und wälzte die Arbeit gekonnt auf Kollegen ab. - „Er zeigte für seine Arbeit Verständnis und Interesse.“
= Nur gearbeitet hat er nicht. - „Er war seinen Mitarbeitern jederzeit ein verständnisvoller Vorgesetzter.“
= Er war nicht durchsetzungsfähig und besaß keinerlei Autorität. - „Sie erledigte alle Aufgaben pflichtbewusst und ordnungsgemäß.“
= Sie machte nur, was man ihr sagt und zeigte keinerlei Initiative. - „Er hat unseren Erwartungen im Wesentlichen entsprochen.“
= Seine Leistungen waren schlichtweg mangelhaft. - „Er verfügte über Fachwissen und ein gesundes Selbstvertrauen.“
= Mangelhaftes Fachwissen glich er mit einer großen Klappe aus. - „Er hat alle Aufgaben zu seinem und im Interesse der Firma gelöst.“
= Er beging Diebstahl und fiel durch schwere Vergehen auf.
Verhaltensbeurteilung
- „Er verfügt über Fachwissen und gesundes Selbstvertrauen.“
= Der Typ ist arroganter als eine Diva. - „Sie zeigte ein gutes Einfühlungsvermögen in die Belange der Belegschaft.“
= Sie flirtete mehr als sie arbeitete. - „Mit seinen Vorgesetzten kam er gut zurecht.
= Er ist ein Mitläufer und passt sich überall an. - „Seine Geselligkeit trug zur Verbesserung des Betriebsklimas bei.“
= Er trank gerne mal einen Schnaps während der Arbeit. - „Er war tüchtig und in der Lage, seine Meinung zu vertreten.
= Er kann keinerlei Kritik vertragen. - „Sie zeigte eine erfrischende Art im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten.“
= Sie ist frech und hat keinerlei Manieren. - „Sie war sehr tüchtig und wusste sich gut zu verkaufen.“
= Sie war eine impertinente Wichtigtuerin. - „Er war ein umgänglicher und kontaktbereiter Kollege.“
= Keiner konnte ihn leiden.
Schlussformel
- „Er/Sie verlässt uns auf eigenen Wunsch.“
= Er/Sie hat selber gekündigt. - „Er/Sie verlässt uns im gegenseitigen Einvernehmen.“
= Er/Sie kam damit einer Kündigung zuvor. - „Wir wünschen ihm alles Gute und Gesundheit.“
= Achtung, der kränkelt! - „Für die Zukunft wünschen wir ihm alles Gute, besonders Erfolg.“
= Erfolg hatte er hier nämlich gar keinen.
Wie kann ich ein Arbeitszeugnis anfechten?
Falls das Zeugnis formale Kriterien nicht erfüllt oder ungerechtfertigt schlecht ausfällt, können Arbeitnehmer umgehend Nachbesserung oder Austausch verlangen. Auch missverständliche oder widersprüchliche Formulierungen sowie Tippfehler müssen Sie im qualifizierten Arbeitszeugnis nicht akzeptieren. All das können Sie reklamieren. Das funktioniert so:
1. Direkte Ansprache
Der erste Weg sollte Sie zum Chef oder in die Personalabteilung führen. In vielen Fällen ist das schlechte Zeugnis kein böser Wille, sondern Unwissenheit. Ein klärendes Gespräch (samt Korrekturwünschen) führt oft schnell zum Ziel. Um eine zügige Lösung zu finden, sollten Sie die Formulierungen im schlechten Arbeitszeugnis prüfen und konkrete Korrekturvorschläge machen.
2. Schriftlicher Widerspruch
Lässt die Korrektur auf sich warten oder zeigt sich der Arbeitgeber uneinsichtig, sollten Sie einen schriftlichen Widerspruch formulieren. Darin führen Sie exakt die Passagen auf, die Sie im schlechten Arbeitszeugnis anfechten wollen und schlagen erneut Alternativformulierungen vor. Der schriftliche Widerspruch sollte zugleich eine Korrekturfrist von zwei Wochen setzen. Verstreicht die Frist, sollten Sie einen Fachanwalt für Arbeitsrecht hinzuziehen, um das Arbeitszeugnis prüfen zu lassen. Das Schreiben von Anwalt zeigt oft entsprechende Wirkung.
3. Gerichtliche Klage
In letzter Instanz bleibt nur noch der Gang vor das Arbeitsgericht. Mit einer Frist von bis zu drei Wochen nach Erhalt des Arbeitszeugnisses können Sie eine sogenannte Zeugnisberichtigungsklage einreichen. Wer vor Gericht in der Beweispflicht steht, hängt von der Note ab. Sollten sie das Gefühl haben, ein schlechtes Arbeitszeugnis erhalten zu haben, kümmern Sie sich bitte zeitnah um eine Änderung beziehungsweise Korrektur. Der Anspruch auf Korrekturen am Arbeitszeugnis verfällt nach sechs bis zu 15 Monaten. Die Landesarbeitsgerichte entscheiden hierbei unterschiedlich.
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