Definition: Wer ist ein Schulabgänger?
Als Schulabgänger (Synonym: Schulabsolvent) gilt, wer die Schule beendet und dauerhaft verlassen hat – unabhängig davon, ob die Person einen Schulabschluss erreicht hat oder nicht. Amtliche Statistiken unterscheiden jedoch zwischen Schulabgängern mit und ohne Abschluss, wobei Letztere als „Schulabbrecher“ bezeichnet werden.
Das Gegenteil zu einem Schulabgänger ist übrigens der Schulanfänger.
Statistik: Wie viele Schulabgänger gibt es in Deutschland?
Deutschland zählt 2025 insgesamt rund 414.000 Schulabgänger mit Studienberechtigung (Fachabitur, Abitur), rund 46.000 Abgänger mit mittlerer Reife und rund 28.300 mit Hauptschulabschluss (Stand: 2025). Die Schülerzahlen sind jedoch seit Jahren rückläufig, wobei die Zuwanderung für etwas Ausgleich sorgt: 16 Prozent der Schüler haben einen Migrationshintergrund.
Die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss liegt in Deutschland dagegen seit Jahren unverändert bei rund 6,2 Prozent – das entspricht etwa 52.000 Schülern pro Jahr. Besonders betroffen sind auch hierbei Jugendliche mit Migrationshintergrund.
Schulabgänger und jetzt?
Je nach Schulabschluss haben Sie nach der Schule unterschiedliche Optionen. Die meisten Schulabgänger machen nach der Schule erstmal eine Ausbildung oder beginnen ein Studium.
Lesen Sie dazu unseren Ratgeber: Ausbildung oder Studium – Vor- und Nachteile?
Bildung lohnt sich
Direkt nach der Schule noch eine berufliche Ausbildung bzw. Studium zu absolvieren, lohnt sich in jedem Fall. Studien belegen: Bildung steigert nicht nur die Jobchancen um ein Vielfaches – je höher der Bildungsabschluss, desto höher auch das spätere Gehalt! In der Wissenschaft wird dieser Zusammenhang auch Mincer-Koeffizient bzw. „Bildungsrendite“ genannt.
Schulabgänger ohne Schulabschluss: Was tun?
Wenn Sie ohne Schulabschluss die Schule verlassen, schränkt das Ihre Berufswahl und Bewerbungschancen enorm ein. Dennoch bleiben Ihnen immer noch ein paar Optionen, was Sie als Schulabgänger ohne Schulabschluss tun können:
1. Schulabschluss nachholen
Als Schulabgänger ohne Schulabschluss können Sie über den zweiten Bildungsweg einen Schulabschluss nachholen. Möglich ist das für den Haupt- und Realschulabschluss und sogar das Abitur – z.B. an einem Berufskolleg oder dem Abendgymnasium.
2. Ausbildung ohne Schulabschluss machen
Tatsächlich gibt es in Deutschland einige Ausbildungsberufe, die Sie ohne Schulabschluss machen können. Als Ausbildung ohne Schulabschluss sind etwa besonders beliebt:
- Maurer/in
- Gärtner/in
- Gerüstbauer/in
- Metallbauer/in
- Koch/Köchin
- Fleischer/in
- Kosmetiker/in
- Friseur/in
- Alltagsbegleiter/in
- Sicherheitsfachkraft
- Verkäufer/in
- Berufskraftfahrer/in
- Kinderpfleger/in
Lesen Sie hierzu auch unseren Ratgeber: Berufe ohne Schulabschluss
3. Berufsvorbereitende Maßnahmen absolvieren
Für Schulabgänger ohne Schulabschluss und ohne Ausbildungsplatz gibt es in Deutschland zudem noch die sogenannten „berufsvorbereitenden Maßnahmen“ (BvB). Diese werden von der Bundesagentur für Arbeit vermittelt und richten sich an junge Schulabbrecher unmittelbar nach der Schule. Die Maßnahmen dauern bis zu 10 Monate. Dazu gehören zum Beispiel:
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Einstiegsqualifizierung (EQ)
Die Einstiegsqualifizierung ist für Jugendliche, die bis zum 30. September noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Die EQ ist ein betriebliches Langzeitpraktikum von mindestens 6 und maximal 12 Monaten, das zu 70 Prozent im Betrieb stattfindet. Am Ende erhalten die Teilnehmer ein Zeugnis über gewonnene Kenntnisse und Fähigkeiten, womit sie sich für eine Ausbildung bewerben und teils sogar die Ausbildungszeit verkürzen können.
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Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)
Das Berufsvorbereitungsjahr dient der Vorbereitung auf eine spätere Ausbildung und findet wiederum an Berufsschulen statt. Je nach Bundesland heißt es auch Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) und richtet sich meist an Schulabgänger, die die Schulpflicht noch nicht erfüllt haben. Während der Maßnahme schnuppern die Teilnehmer per Praktika in verschiedene Berufe hinein und nehmen an Kursen zur Berufsorientierung teil.
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Außerbetriebliche Berufsausbildung (BaE)
Die außerbetriebliche Berufsausbildung richtet sich ebenfalls an Schulabgänger, die keine reguläre Ausbildungsstelle gefunden haben. Sie findet bei Bildungsträgern (z.B. Bildungseinrichtungen oder gemeinnützige Werkstätten) statt und läuft wie eine duale Ausbildung ab: Es gibt praktischen Unterricht in den Werkstätten des Trägers oder bei Praktika in Betrieben und theoretischen Unterricht in der Berufsschule. Unterstützt wird die Maßnahme durch Nachhilfe und sozialpädagogische Begleitung.
Lesen Sie hierzu auch unseren Ratgeber: Welche Ausbildung passt zu mir?
Berufswahl als Schulabgänger: Wie gehe ich vor?
Als Schulabgänger mit oder ohne Schulabschluss haben Sie zahlreiche Alternativen und Perspektiven. Für manche zu viele. Die richtige Berufswahl ist vielleicht die schwerste Entscheidung, die Schulabgänger treffen müssen. Allein in Deutschland gibt es mehr als 300 staatlich anerkannte Ausbildungsberufe und über 23.000 Studiengänge!
Wenn Sie als Schulabgänger noch unsicher sind, was Sie danach machen und welchen Beruf Sie ergreifen möchten, empfehlen wir die folgenden systematischen Schritte:
1. Schritt: Selbstreflexion
Der erste und wichtigste Schritt ist immer, sich selbst und seine Talente, Leidenschaften, Wünsche und Ziele besser kennenzulernen. Nehmen Sie sich daher ein paar Stunden Zeit und Ruhe zur Selbstreflexion und beantworten Sie sich folgende Fragen:
- Was kann ich besonders gut?
- Was fällt mir leicht?
- Was fällt mir eher schwer?
- Worin war ich schon besonders erfolgreich?
- In welchem Bereich kenne ich mich gut aus?
- Was sagen andere zu meinen Stärken?
- Was sind meine großen Interessen?
- Wobei vergeht die Zeit wie im Flug?
- In welcher Branche würde ich gerne arbeiten?
- Wie würde ich später gerne arbeiten?
- Wie stelle ich mir meinen Traumjob vor?
- Was wären berufliche Ziele?
- Wie viel Wert lege ich auf ein möglichst hohes Gehalt?
- Was bin ich bereit, dafür zu opfern?
Zur ersten Orientierung und Selbsteinschätzung können Sie überdies unsere kostenlosen Selbsttests gleich online absolvieren. Diese brauchen nur wenige Minuten Zeit – inklusive Auswertung. Wir empfehlen dazu:
- Online-Test: Welcher Beruf passt zu mir?
- Stärken-Test: Was sind meine größten Talente?
- Kompetenz-Test: Worin bin ich richtig gut?
2. Schritt: Berufsprofile & Arbeitsmarkt checken
Nachdem Sie sich und Ihre Berufsziele nun schon etwas besser kennen, geht es darum, sich einen Überblick über mögliche Berufe und den aktuellen Arbeitsmarkt zu verschaffen.
Viele Schulabgänger finden ihren Traumjob nicht – schlicht, weil Sie ihn gar nicht kennen. Und was man als Namen nicht bei Google & co. eingeben kann, kann man auch nicht suchen! Deshalb gehören zum zweiten Schritt die folgenden Teilschritte:
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Berufsprofile lesen
Lesen und informieren Sie sich über möglichst viele Berufsbilder – vor allem jene, die Sie noch nicht kennen. Diese finden Sie in vielen Listen, z.B. unter Berufen mit Zukunft, neuen Berufen oder unbekannten Berufen.
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Berufsberatung nutzen
Nutzen Sie die Berufsberatung im Berufsinformationszentrum (BIZ) der Bundesagentur für Arbeit. Die Berater vor Ort kennen ebenfalls Wege durch den Ausbildungsdschungel und helfen Ihnen, einen passenden Beruf zu finden – und das völlig kostenlos.
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Stellenanzeigen auswerten
Etwas aufwendiger ist die Analyse der aktuellen Stellenangebote in den zahlreichen Online-Jobbörsen. Hierfür können Sie heute allerdings schon KI nutzen: Lassen Sie sich von ChatGPT oder Perplexity heraussuchen, welche Berufe und Qualifikationen gerade besonders stark gesucht werden oder zu den bestbezahlten Berufen gehören. Auch diese Jobprofile sollten Sie sich anschließend genauer anschauen.
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Jobmessen nutzen
In Deutschland gibt es jährlich mehrere hundert Jobmessen für Berufseinsteiger – auch in der Nähe. Eine aktuelle Übersicht finden Sie in unserem Jobmessen-Kalender. Dort können Sie sich direkt vor Ort bei Arbeitgebern über deren Ausbildungs- und Jobangebote informieren. Lesen Sie aber vorher unseren Ratgeber mit den besten Jobmesse-Tipps!
All die Schritte dienen dazu, möglichst viele Berufe zu finden, die zu Ihrer Persönlichkeit, Ihren Stärken und Berufszielen passen und zugleich gute Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt bieten – heute und in Zukunft. Sie wollen schließlich nicht nach Abschluss einer Ausbildung gleich wieder arbeitslos sein…
3. Schritt: Beruf auswählen
Im dritten und vorletzten Schritt wählen Sie den Beruf aus, der am besten zu Ihren Vorstellungen passt. Keine Sorge vor einer falschen Wahl! Sie können auch später noch die Ausbildung wechseln, das Studienfach wechseln und selbst Personaler gestehen Schulabgängern und Berufseinsteigern in den ersten Jahren eine Orientierungsphase zu. Mit der Wahl ist also nichts in Stein gemeißelt!
Wenn Sie immer noch zu unsicher sind, können Sie in dem ausgewählten Beruf zudem noch vorab ein Praktikum machen. Das hat gleich zwei Vorteile: Sie bekommen noch tiefere Einblicke in den Job – und wenn Sie sich im Praktikum bewähren, haben Sie bei dem Betrieb schon einen Fuß in der Tür und bekommen so leichter einen Ausbildungsplatz oder Nebenjob bzw. Job als Werkstudent, um das Studium zu finanzieren.
4. Schritt: Bewerbung schreiben
Der passende Beruf ist identifiziert, vielleicht auch schon einige Wunscharbeitgeber oder Ausbildungsbetriebe in der Nähe. Oder Sie haben sich für einen Studiengang entschieden, der Sie für Ihren Traumjob qualifiziert. In den meisten Fällen werden Sie im Anschluss eine Bewerbung schreiben müssen.
Hierzu finden Sie auf Karrierebibel.de zahlreiche kostenlose Ratgeber, Vorlagen oder Checklisten zum Download. Für den Anfang empfehlen wir Ihnen hierzu folgende Artikel:
- Bewerbungsunterlagen
- Bewerbungsschreiben
- Lebenslauf
- Bewerbungsfoto
- E-Mail-Bewerbung
- Initiativbewerbung
- Bewerbung ohne Schulabschluss
Kostenlose Bewerbungsvorlagen: 200 Muster in Word
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Was wird von Schulabgängern in Deutschland erwartet?
Machen Sie sich bitte nicht allzu viele Gedanken oder Sorgen, was in Deutschland und in der Wirtschaft von Schulabgängern erwartet wird. Solange Sie Ihren beruflichen Zielen und Ihren Talenten folgen, machen Sie alles richtig!
Natürlich gibt es auch ein paar Anforderungen, die in nahezu jeder Stellenanzeige – egal, ob für einen Job oder Ausbildungsplatz – stehen. Je mehr Sie davon erfüllen, desto größer Ihre Chancen bei einer Bewerbung. Dazu gehören zum Beispiel:
- Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift
- Einfache Grundrechenarten
- Grundkenntnisse in Englisch
- Grundkenntnisse über wirtschaftlicher Zusammenhänge
- Zuverlässigkeit & Durchhaltevermögen
- Sorgfalt & Gewissenhaftigkeit
- Lern- & Leistungsbereitschaft
- Konzentrations- & Kritikfähigkeit
- Verantwortungsbereitschaft & Selbständigkeit
- Teamfähigkeit & Kooperationsbereitschaft
- Offenheit & Toleranz
- Höflichkeit & Hilfsbereitschaft
Fachliche Kompetenzen
Persönliche Kompetenzen
Soziale Kompetenzen
All diese genannten Hard- und Soft Skills können Sie aber auch noch nach der Schule trainieren und verbessern. Sie sind schließlich nicht nur als Schulabgänger im Berufsleben hilfreich, sondern sorgen generell im Leben für mehr Erfolg – den wünschen wir Ihnen zum Berufsstart sowieso!
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