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Studiendauer: Was sagt die Regelstudienzeit aus?

Zuletzt ließ sich wieder ein Anstieg der Studiendauer bei Studierenden beobachten. Das ist die Zeit, die Studenten brauchen, um ihr Studium zu absolvieren. Aber was ist überhaupt die durchschnittliche Studiendauer? Und was sagt es aus, wenn die Studiendauer überschritten ist? Gibt es gar eine maximale Zeit, also eine Höchststudiendauer? Vorab: Nicht jeder, der etwas länger braucht, ist gleich ein Faulenzer. Zur durchschnittlichen Dauer eines Studiums und was es mit der Regelstudienzeit auf sich hat…



Studiendauer: Was sagt die Regelstudienzeit aus?

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Wie wichtig ist die Studiendauer?

Die Befürchtung mancher: Das Studium hat länger gedauert und damit schwinden die Chancen auf einen guten Job und einen schnellen Berufseinstieg. Die Angst dreht sich oft um das Signal, das möglicherweise bei Personalern ankommt: Wer länger braucht, war offensichtlich schlechter oder fauler als andere, die es in kürzerer Zeit geschafft haben. Aber ist die Studiendauer wirklich so entscheidend?

Ganz so dramatisch ist es in der Praxis dann doch nicht. Zwar schauen Unternehmen auf die Studiendauer, doch hängt Entscheidung normalerweise nicht allein davon ab. Die möglichst genaue Eignung für die Stelle, die Motivation eines Bewerbers sowie die Abschlussnote spielen eine größere Rolle als die Studiendauer. Allerdings kann diese durchaus herangezogen werden, wenn zwei Kandidaten ansonsten fast identische Bewerbungen präsentieren. Vollkommen unwichtig ist die Dauer Ihres Studiums also nicht.

Durchschnittliche Studiendauer je Abschluss

Mit der Studiendauer eng verknüpft ist die Regelstudienzeit. Sie gibt vor, welche durchschnittliche Studiendauer die Hochschule für einen Studiengang vorsieht. Theoretisch können Studierende sie unterschreiten, de facto kommen sie eher drüber. Je nach Abschluss dauert ein Studiengang so lange:

  • Bachelor

    An Universitäten dauert ein Bachelorstudium meist 6 Semester. An Fach- und Musikhochschulen kann die Studiendauer ein Jahr länger betragen, da hier 8 Semester vorgesehen sind.

  • Master

    Wer danach einen Masterplatz findet, muss je nach Ausrichtung 2 oder 4 weitere Semester studieren. Insgesamt kommen Studierende also auf eine Studiendauer von mindestens 8 Semestern. Die Höchststudiendauer wären 12 Semester beziehungsweise sechs Jahre, sofern Sie die Regelstudienzeit einhalten.

  • Staatsexamen

    Die Studiengänge sind zum Teil sehr unterschiedlich strukturiert, was eine generelle Aussage über die Studiendauer erschwert. Das Grundstudium in Jura beträgt beispielsweise 4 Semester, das Hauptstudium weitere 4 bis 6. Das Lehramtsstudium ist häufig bereits nach den neuen Studienabschlüssen organisiert und beträgt 8 bis 10 Semester. Angehende Lehrer müssen aber wie Jurastudenten vor dem endgültigen Berufseinstieg noch ein Referendariat absolvieren. Das schließt nach anderthalb oder zwei Jahren mit dem zweiten Staatsexamen ab; erst danach sind sie wirklich fertig.

    Besonders lange dauert das Medizinstudium: Es gliedert sich in die Abschnitte Vorklinik, Klinik und praktisches Jahr (PJ). Zusammen ergibt sich eine Studiendauer von 12 Semestern beziehungsweise sechs Jahren und drei Monaten. Aber auch dann sind Sie als Arzt noch nicht fertig, denn daran schließt sich die Facharztausbildung an, die weitere fünf bis sechs Jahre dauert.

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Wann wird die Studiendauer zum Problem?

Die Studiendauer kann problematisch sein, wenn Sie die Regelstudienzeit überschreiten. Und zwar aus mehreren Gründen:

  • Bafög
    Der vermutlich wichtigste Grund betrifft alle diejenigen, welche Bafög erhalten. Die staatliche Studienförderung ist an klare Auflagen gebunden, unter anderem die Regelstudienzeit. Wessen Studiendauer abweicht, muss gute Gründe (Studienfachwechsel, Krankheit oder Ähnliches) vorlegen können. Aber auch dann lässt das Bafög-Amt nicht alles gelten: In der Regel darf die Studiendauer nur um ein bis zwei Semester überschritten werden.
  • Außenwirkung
    Weicht die Studiendauer deutlich von den Vorgaben ab, ist entscheidend, wie Sie die Zeit genutzt haben und wie Sie diese bei Bewerbungen erklären. Soll heißen: Wenn Sie gute Gründe haben, die Ihre längere Studiendauer sinnvoll erläutern, sind zusätzliche Semester keine Schwierigkeit.
  • Vorgaben
    Einige Hochschulen haben exakte Vorgaben, was die Höchstudiendauer anbelangt: So sieht beispielsweise die Universität Stuttgart für Bachelor-Studiengänge eine maximale Studiendauer von 10 Semestern vor. Die Höchststudienzeit für Master-Studiengänge beträgt 8 Semester. Das Problem ist, wenn Sie diese Studiendauer überschreiten: Dann droht Ihnen unter Umständen die Zwangsexmatrikulation. Die konkrete Höchststudiendauer für Ihren Studiengang entnehmen Sie der Prüfungsordnung.

Lohnen sich lange Studienzeiten?

Statistisch betrachtet, steigt die durchschnittliche Studiendauer nach einigen Jahren des Abschwungs wieder an. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat ihren Anteil daran. Aber nicht nur: Wer beispielsweise Ingenieurwissenschaften an der Technischen Universität (TU) studiert, braucht sehr wahrscheinlich länger als jemand der sich zum Schauspieler oder Musiker an einer Kunsthochschule ausbilden lässt. Grund ist das für angehende Ingenieure anspruchsvolle Studium. Unter bestimmten Bedingungen kann eine längere Studiendauer durchaus sinnvoll sein:

  1. Studienfinanzierung

    Sie brauchen die zusätzliche Zeit zur Studienfinanzierung. In diesem Fall sollten Studierende darauf achten, idealerweise Studentenjobs zu wählen, die relevante Berufserfahrung bieten, beispielsweise als Werkstudent.

  2. Praktikum

    Sie wollen Ihr theoretisch erworbenes Wissen durch Praktika und Praxisprojekte ergänzen und anwenden. In diesem Fall ist eine längere Studiendauer optimal, wenn die Praktika der Berufserprobung und der Wahl des passenden Einstiegsberufes dienen.

  3. Studium generale

    Sie vertiefen ihre Pflichtfächer durch Wahlkurse, Orchideenfächer oder Kooperationsprojekte mit Unternehmen. Das ist dann wie ein Studium generale, bei dem Sie Kontakte mit potenziellen Arbeitgebern knüpfen und ihr Profil erweitern. Das gibt Ihnen mehr Zeit zu persönlichem Wachstum.

  4. Engagement

    Häufig engagieren sich Studenten in Hochschulgremien wie der Studentenvertretung. Oder sie sind anderweitig ehrenamtlich/politisch aktiv, beispielsweise im Freiwilligendienst. Wer hier schon die passenden Aufgaben und Gremien wählt, kann die so erworbene Kompetenz auch im Berufsleben anwenden.

  5. Auslandserfahrung

    Ein Auslandsstudium reizt viele: Es ist vor Eintritt ins Berufsleben eine der wenigen Gelegenheiten, für längere Zeit ins Ausland zu gehen. Oft führen die Eingewöhnung in eine fremde Umgebung und unterschiedliche Studienleistungen doch dazu, dass die Studiendauer überschritten wird. Aber es macht sich gut im Lebenslauf. Vor allem in international ausgerichteten Branchen und Berufen kann das einen Bewerbungsvorteil darstellen.

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Welche Gründe kann es für eine lange Studiendauer geben?

Warum überschreiten Studierende die Regelstudienzeit so oft, wenn sie doch die durchschnittliche Studiendauer angibt? Darauf gibt es gleich mehrere Antworten:

  • Prüfungen nicht bestanden
    Kaum jemand besteht im Studium jede Prüfung auf Anhieb. Das ist nicht weiter schlimm, schließlich gibt es die Chance zur Wiederholung. Allerdings ist dies nicht immer im selben Semester möglich, wodurch es zu Verzögerungen kommen kann.
  • Module finden zeitgleich statt
    Manchmal finden zwei Module, die beide belegt werden müssten, gleichzeitig statt. Das kann vor allem dann passieren, wenn sich die Semester verschieben. So beispielsweise wie im obigen Fall, wenn jemand eine Klausur nicht bestanden hat und nachholen muss.
  • Studierender wechselt Hochschule
    Sowohl Hochschulwechsel als auch Studiengangwechsel können dazu führen, dass andere Prüfungen und Module erforderlich sind, während sich bereits erbrachte Leistungen vielleicht nicht anrechnen lassen.

Ermitteln Sie Ihre optimale Studiendauer

Bis zu einem gewissen Grad ist die optimale Studiendauer auch eine Frage der Intuition. Nicht alle sinnvollen Kurse und Gelegenheiten lassen sich im Vorfeld erkennen oder planen. Studierende sollten sich daher nicht sklavisch an einer konkreten Studiendauer halten.

Das ist jedoch kein Freifahrtschein für eine Laissez-faire-Haltung oder miese Studienorganisation. Gute Planung hilft dabei, Prioritäten zu setzen und im Rahmen einer längeren Studienzeit die individuell relevanten Ergänzungen zu integrieren. Für die Grobplanung der Studiendauer können Studenten einige Fragen als Richtschnur nutzen:

  • In welche berufliche Richtung will ich nach dem Studium gehen?
  • Welche Qualifikationen und Erfahrungen fehlen mir mit dem Regelstudium für meinen Traumjob?
  • Wie und wann kann ich relevante Erfahrungen und Themen ergänzen?
  • In welchem Umfang kann ich während des Studiums bei Unternehmen arbeiten?
  • Welche Ergänzungen empfehlen mir erfahrene Fachkräfte meines Zielberufs, was empfehlen mir Referenten aus der Praxis?
  • Welche Auslandssemester kann ich sinnvoll nutzen und integrieren?

Die Antworten auf diese Fragen geben Ihnen zumindest ein Gefühl dafür, wie lange Ihr Studium ungefähr dauern kann. Haben Sie durch die Zusammenstellung Ihrer Wunschthemen und Zusatzaktivitäten Ihr optimales Studium ermittelt, folgt eine manchmal etwas ernüchternde Frage: Was davon können Sie realistisch finanzieren?

Die Frage nach den finanziellen Möglichkeiten vernachlässigen viele Ratgeber, macht sie doch so manche – theoretisch und fachlich sinnvolle – Planung zunichte. Denn die besten Pläne sind wertlos, wenn Ihnen mitten im Studium das Geld ausgeht und Sie Ihren Lebensunterhalt nicht mehr sichern können.

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Lange Studiendauer selten akzeptiert

Eine längere Studiendauer führt teilweise zu Unverständnis aus dem sozialen Umfeld. Vor allem Nicht-Akademikern fehlt der Einblick in die Schwierigkeiten, etwa bei Doppelbelastung durch Nebenjobs. Oder bei der Wahl zusätzlicher Veranstaltungen im Rahmen der Berufsorientierung.

Oft nehmen sie eine überschrittene Studienzeit als Zeichen von Faulheit, Arbeitsunwilligkeit, Planlosigkeit oder Unentschlossenheit wahr. Unangenehme Fragen, Vorwürfe und sogar Anfeindungen können Studenten das Leben schwer machen und mitunter fälschlich zum Langzeitstudenten abstempeln. In diesem Fall haben Sie zwei Möglichkeiten:

  • Gespräch suchen
    Erklären Sie Ihrer Familie und Ihren Freunden die Gründe für Ihre längere Studiendauer. Erläutern Sie Ihr Vorhaben, vielleicht sorgt das für Verständnis und sichert Ihnen die nötige Unterstützung.
  • Erwartungen ignorieren
    Ignorieren Sie die Erwartungshaltung Ihres Umfelds. Verfeinern Sie Ihren Plan und setzen Sie ihn konsequent um. Langfristig überzeugen Sie Ihre Kritiker durch Ergebnisse und Handlungen.

In beiden Fällen sollten Sie sich nicht von der Meinung und den Erwartungen anderer abhängig machen. Wichtig ist nur, dass Sie Ihre Studienplanung gezielt angehen und sich nicht treiben lassen.

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