Definition: Was ist eine toxische Beziehung?
Eine toxische Beziehung (auch: dysfunktionale Beziehung) ist eine Partnerschaft, die durch schädliches oder manipulatives Verhalten gekennzeichnet ist und negative Auswirkungen auf die psychische und seelische Gesundheit der Betroffenen hat.
Charakteristische Merkmale für toxische Beziehungen
- Manipulation und Kontrolle
Ein Partner versucht, den anderen zu dominieren und Handlungen zu diktieren. - Schuldzuweisungen
Der negative Partner gibt dem anderen für alles die Schuld. - Ungleichgewicht
Es werden nur die Bedürfnisse eines Partners beachtet. - Emotionaler Missbrauch
Formen sind: Erniedrigung, verletzende Äußerungen oder Gaslighting. - Extreme Schwankungen
Die Beziehung pendelt zwischen überschwänglicher Liebe und schweren Vorwürfen. - Isolation
Der toxische Partner versucht, den anderen von Freunden und Familie abzuschirmen.
Toxische Beziehungen gibt es in der Liebe und in romantischen Partnerschaften, ebenso in der Familie oder in Form von toxischen Freundschaften. Es bleiben aber vergiftete Verbindungen, die Betroffene krank machen und praktisch immer psychischen Schaden anrichten und seelische Narben hinterlassen.
Waren Sie schon einmal in einer toxischen Beziehung?
- Frauen: 41 Prozent
- Männer: 31 Prozent
Woran kann ich eine toxische Beziehung erkennen?
Eine toxische Beziehung macht sich durch verschiedene psychische und physische Symptome bemerkbar. Hier sind die wichtigsten Anzeichen, an denen Sie eine negative und schädliche Beziehung und die zwei Gesichter des Partners erkennen:
- Angst: Sie fühlen sich permanent eingeschüchtert, unsicher und haben Angst vor den Reaktionen des Partners. Das kann bis hin zu Panikattacken reichen.
- Geringes Selbstwertgefühl: Durch die ständige Kritik und Abwertung zweifeln Sie zunehmend an sich selbst, fühlen sich klein und minderwertig.
- Stress: In der toxischen Beziehung erleben Sie ein Gefühl ständiger Anspannung und Wachsamkeit, was zu körperlichen und psychischen Stresssymptomen führt.
- Isolation: Entweder Sie ziehen sich – aus Traurigkeit über die negative Beziehung – selbst von Freunden und Familie zurück. Oder der Partner isoliert sie zusehens.
- Psychische Gewalt: Der Partner beleidigt, beschämt oder erniedrigt Sie vor anderen. Oder setzt Sie unter Druck, Sex zu praktizieren, bei denen Sie sich nicht wohlfühlen.
- Depression: Hält die toxische Beziehung schon länger an, können Energiemangel und Interessenverlust sowie eine Depression die Folge sein.
- Verzerrte Wahrnehmung: Je nach Ausmaß der Manipulation (z.B. Gaslighting) zweifeln Betroffene an ihrer Wahrnehmung und ihrem Urteilsvermögen.
- Vernachlässigung: Durch die extreme Fokussierung auf den Partner werden eigene Bedürfnisse vernachlässigt, was wiederum die emotionale Instabilität erhöht.
- Erschöpfung und Müdigkeit
- Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme
- Schlafstörungen und Verspannungen
- Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen
- Infekte und schwaches Immunsystem
- Extreme Hochs und Tiefs
- Erst Love Bombing, dann Eifersucht
- Vorwürfe und Schuldzuweisungen
- Manipulation und Kontrollverhalten
- Grenzüberschreitungen in Worten oder Taten
- Starkes Abhängigkeitsgefühl vom Partner
Psychische Symptome
Körperliche Symptome
Anzeichen in der Beziehung
In einer vergifteten Beziehung treten diese Symptome vermehrt und über einen längeren Zeitraum auf. Betroffene reagieren darauf mit wachsender Unsicherheit, starken Selbstzweifeln und dem Gefühl großer Einsamkeit – trotz Partnerwahl aus Liebe.
Typische Sprüche toxischer Partner
Toxische Partner können Sie ebenfalls an bestimmten Sätzen und typischen Sprüchen erkennen. Dazu zählen zum Beispiel:
- „Das ist allein deine Schuld!“
- „Du verdienst mich nicht!“
- „Das bildest du dir bloß ein!“
- „Sei froh, dass ich noch zu dir halte.“
- „Niemand mag dich.“
- „Du bist erbärmlich!“
- „Du solltest mal zum Psychiater gehen!“
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Wie vor einer toxischen Beziehung schützen?
Das Wichtigste ist, zu erkennen, dass Sie in einer vergifteten Beziehung stecken und nicht selber daran Schuld sind. Vielmehr ist es ein negativer Mensch, der Ihnen das Leben zur Hölle macht.
Stecken Sie noch nicht allzu tief in der Beziehung, gibt es mehrere Strategien, um sich vor einer toxischen Beziehung zu schützen:
- Seien Sie aufmerksam und wachsam gegenüber Warnsignalen in einer neuen Beziehung.
- Achten Sie auf ein ausgewogenes Geben und Nehmen zwischen den Partnern.
- Erwarten Sie von Beginn an ein stabiles und emotional ausgeglichenes Verhältnis.
- Pflegen und behalten Sie stets eigene soziale Kontakte außerhalb der Beziehung.
- Achten Sie auf eine emotionale und finanzielle Unabhängigkeit vom Partner.
- Vermeiden Sie, die Beziehung als alternativlos zu betrachten.
- Reflektieren Sie eigene schädliche Verhaltensmuster.
- Korrigieren Sie Verhaltensweisen, die einen toxischen Partner eher bestärken.
- Arbeiten Sie an sich und entwickeln Sie sich weiter – unabhängig vom Partner.
- Machen Sie sich Ihre eigenen Bedürfnisse und Werte bewusst.
- Stärken Sie Ihr Selbstbewusstsein und setzen Sie dem Partner klare Grenzen.
- Bewahren Sie Ihre Selbstachtung und lassen Sie nicht alles mit sich machen.
- Zögern Sie nicht, bei Bedarf therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
- Sprechen Sie mit einem Therapeuten, um gesunde Beziehungsmuster zu entwickeln.
- Beziehen Sie den Partner dabei unbedingt mit ein.
Wachsamkeit zeigen
Unabhängigkeit bewahren
Selbstreflexion und persönliche Entwicklung
Grenzen setzen
Unterstützung suchen
Eine gesunde Beziehung basiert auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung. Sie sollten sich in einer Liebesbeziehung sicher und besser fühlen. Ist das nicht der Fall, müssen Sie womöglich Konsequenzen und einen Schlussstrich ziehen…
Wie kann ich eine toxische Beziehung beenden?
Wenn nichts hilft, hilft nur noch eines: Abbruch. Auch wenn es wehtut und schwerfällt, eine toxische Beziehung zu beenden: Es ist purer Selbstschutz! Gehen Sie dabei am besten so vor:
-
Selbstreflexion
Erstellen Sie eine Liste der toxischen Verhaltensweisen Ihres Partners, um sich die Realität der Situation und toxischen Beziehung bewusst zu machen. Erkennen Sie negative Muster und akzeptieren Sie, dass diese schaden und keine Liebe sind.
-
Distanzierung
Beginnen Sie damit, sich emotional von dem toxischen Partner zu entfernen und Abstand zu gewinnen. Geben Sie ihm oder ihr keine (emotionale) Nahrung und wenden Sie sich mehr Ihren Freunden, der Familie oder einem professionellen Therapeuten zu.
-
Selbstständigkeit
Stärken Sie wieder Ihre Selbstständigkeit im Leben – finanziell, beruflich und privat. Sehen Sie sich z.B. nach einer neuen Wohnung um. Überlegen Sie, ob Sie in eine andere Stadt ziehen und den Job wechseln. Visualisieren Sie Ihr Leben nach der Beziehung und setzen Sie sich neue Ziele. Kurz: Schmieden Sie einen Plan B!
-
Kontaktabbruch
Sobald alles steht, sagen Sie Ihrem Partner kurz und deutlich, dass Sie die Beziehung beenden – ohne lange Rechtfertigung. Die brauchen Sie nicht. Danach beenden Sie die Beziehung komplett. Der Kontaktabbruch beinhaltet auch eine Trennung in den sozialen Medien und im Freundeskreis. Seien Sie unbedingt konsequent!
Keine Frage, ein solcher Trennungsprozess kann schwierig und aufwühlend sein. Aber immer noch besser als den Teufelskreis aus psychischer und emotionaler Gewalt weiterhin zu akzeptieren und damit seine Gesundheit zu gefährden!
Häufige Fragen zu toxischen Beziehungen
Einer vergifteten (= toxischen) Beziehung gehen meist mehrere Warnzeichen und typische Merkmale voraus. Zu den häufigsten gehören: Manipulation, Kontrollsucht, Einschüchterung und Demütigung, Drohungen und
Isolierung von Freunden und Familie, Eifersucht und Stalking.
Viele geraten in eine toxische Beziehung, weil Sie erste Anzeichen ignorieren oder sich negative Verhaltensmuster schönreden, Motto: „Ist nur eine Phase oder ein Ausrutscher.“ Vor allem Menschen mit geringem Selbstwertgefühl geraten in toxischen Beziehungen, weil sich sich leicht durch das anfängliche Love-Bombing eines Narzissten manipulieren lassen.
Toxische Beziehungen sind selten heilbar – erst recht, wenn sie sich bereits über einen längeren Zeitraum entwickelt haben. Die negativen Verhaltensweisen haben die Beziehung bereits nachhaltig vergiftet und das Vertrauen zerstört. Eine solche Beziehung zu retten, scheitert in 99% der Fälle, weil der toxische Partner seine Schuld eingestehen und sein Verhalten ändern wollen muss. Das tun die wenigsten Partner.
Erste Hilfe finden Betroffene in einer toxischen Beziehung bei der Telefonseelsorge (Kostenlose Nummer: 0800-1110111) oder in den Beratungsstellen von ProFamilia. Eine Alternative bietet das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (Nummer: 0800-0116016).
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