Wie viel Mistkerl steckt in meinem Chef?
Ein Tyrann als Chef und veritabler Mistkerl lässt sich nicht immer sofort erkennen. Aber es gibt Indizien für eine schlechte Führungskraft. Machen Sie den Test: Welche der folgenden Aussagen treffen zu? Haken Sie diese gleich online ab…
- Mein Chef führt und fördert mich praktisch gar nicht.
- Die einzige Sprache, die mein Chef spricht, ist Kritik.
- Mein Chef erniedrigt Kollegen vor versammeltem Team.
- Die Loyalität der Mitarbeiter sichert sich der Boss durch Angst.
- Ich habe ständig Angst, ob ich meinen Job gut genug mache.
- Auf Zusagen des Chefs kann man sich nicht verlassen – erwiesenermaßen.
- Mein Chef beurteilt Leistung nach Stundenzahl, nicht nach Effizienz.
- Den direkten Dialog schätzt mein Chef gar nicht, E-Mails sind ihm lieber.
- Entscheidungen werden nie begründet, Diskussionen gibt es nicht.
- Mein Chef reagiert scharf auf Fehler, kritisiert aber den Mangel an Kreativität.
- Mein Chef ist Spitze im Delegieren – vor allem bei lästigen Arbeiten.
- Mein Chef ist immer misstrauisch und muss alles kontrollieren.
- Mein Chef stellt sich nie hinter seine Mitarbeiter.
- Mein Chef tut so, als könne er alles besser.
- Untergebene behandelt er respektlos, nach oben frisst er Kreide.
- Mein Chef umgibt sich nur mit Fans und Favoriten.
- Erfolge und Lob reklamiert mein Chef immer für sich.
- Mein Vorgesetzter arbeitet keinesfalls härter, verdient aber das Fünffache.
Auflösung
Alle Punkte geprüft? Wie vielen haben Sie zugestimmt und diese abgehakt? Ab fünf Häkchen wird es bedenklich, mit sieben und mehr laufen Sie bereits Gefahr innerlich zu kündigen oder Ihre Gesundheit zu gefährden…
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Warum gibt es so viele Tyrannen in der Chefetage?
Geld verdirbt den Charakter, Macht aber auch. Dazu gibt es eine Studie von Deborah Gruenfeld von der Stanford Universität. Sie fand heraus, dass drei Dinge passieren, wenn Menschen einflussreicher werden:
- Sie fokussieren sich mehr auf die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse;
- Sie kümmern sich weniger um die Bedürfnisse ihrer Untergebenen.
- Sie halten sich weniger an die Regeln, deren Einhaltung sie von allen anderen erwarten.
Sobald Menschen Macht bekommen, zeigt sich der wahre Charakter. Sozialer Status und Macht wirken wie ein Persönlichkeitsverstärker: Was vorher schon da war, kommt nun zum Vorschein.
Einsamkeit an der Spitze
Ein weiterer Grund für schlechte Führung liegt im System selbst: Je weiter jemand aufsteigt, desto mehr ist er oder sie von Menschen umgeben, die von seiner Gunst abhängig sind. Effekt: Führungskräfte bekommen immer seltener ehrliches Feedback, sondern nur noch gefiltertes.
Selbst auf der Ebene der Manager geht es oft um Konkurrenz statt um Kooperation. So entsteht – durch vorauseilenden Gehorsam und strategische Kommunikation – eine Art Isolation und die sprichwörtliche Einsamkeit an der Spitze. Und damit ein gefährliches Klima aus Vorsicht, Misstrauen und latenter Feindseligkeit.
Unsicherheit macht Chefs aggressiv
Eine Studie um Nathaniel Fast kommt wiederum zu dem Ergebnis, dass hinter den tyrannischen Aggressionen mancher Chefs große Unsicherheit über die eigene Führungskompetenz und das eigene Image steckt.
Bei den Tests und Experimenten zeigte sich: Wurden die Chefs in ihrer Kompetenz verunsichert, reagierten sie sofort aggressiv und wollten andere scheitern sehen, um sich besser zu fühlen. Dahinter stecken nicht selten eine Profilneurose und Narzissmus.
Das deckt sich mit den Forschungsergebnissen des Psychoanalytikers Horst-Eberhard Richter. Er glaubt, fiese Chefs waren früher häufig unbeliebte und unglückliche Kinder. Das Ohnmachts-Trauma der Kindheit, sich nicht unter Gleichrangigen behaupten zu können, werde später zu ihrem Hauptmotor, um nach einer Führungsposition zu streben. Denn da müssten nun die anderen kuschen…
Was kann ich bei einem miesen Chef tun?
Zunächst ist es wichtig, die Ursachen für das Verhalten des Chefs zu verstehen. Reflektieren Sie, wann die Probleme auftreten und ob es bestimmte Auslöser gibt. Ein 4-Augen-Gespräch kann helfen, Missverständnisse zu klären und die Zusammenarbeit zu verbessern. Zeigen Sie dabei Ihre Bereitschaft, an der Situation arbeiten zu wollen.
Falls das Gespräch nicht fruchtet, kann es helfen, mehr Vertrauen aufzubauen. Fragen Sie Ihren Chef nach einem Rat, präsentieren Sie aktuelle Projekte und bitten Sie um Feedback. Dies kann das Bild des Chefs von Ihnen als Konkurrent korrigieren.
Sollte die Situation unerträglich bleiben, bleibt nur der beherzte Abschied und Jobwechsel. Manchmal ist es besser, sich nach einem neuen Umfeld umzusehen als ein „Arschloch“ auch noch zu unterstützen.
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