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Verzeihen können: In 4 Schritten leichter vergeben

Vergeben und verzeihen fällt vielen nicht gerade leicht. Zumal richtiges Um-Verzeihung-Bitten gekonnt sein will. Schon die Formulierung macht klar: Es ist eine Bitte, kein Befehl. Wer um Verzeihung bittet, appelliert an die Milde und Güte desjenigen, den er verletzt oder verärgert hat. Das schließt allerdings mit ein, dass der- oder diejenige die Wahl hat, zu verzeihen oder eben auch nicht. Häufig stecken tiefe Verletzungen und Kränkungen dahinter, wenn jemand nicht verzeihen will. Damit schadet sich der Gekränkte allerdings selbst. Die gute Nachricht: Man kann verzeihen lernen…



Verzeihen können: In 4 Schritten leichter vergeben

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Was ist der Unterschied zwischen Vergeben und Verzeihen?

Gerne verwenden einige die Verben verzeihen und vergeben synonym, manchen erscheint verzeihen lediglich als die sprachlich vornehmere Variante von vergeben. Es gibt allerdings einen kleinen, aber feinen Unterschied:

  • Verzeihen eignet sich bei kleineren Lappalien. Darin steckt das Wort zeihen, „jemanden beschuldigen“. Derjenige, der Schaden erlitten hat, nimmt seine Beschuldigung zurück, indem er verzeiht.
  • Vergeben ist religiös konnotiert. Der Geschädigte gewährt dem Schuldigen Gnade. Die Psychologie sieht Vergeben als längeren Prozess. Er kann unabhängig davon geschehen, ob der Beschuldigte seine Tat einsieht und bereut oder nicht.

Eine ausführliche Definition zum Unterschied haben wir in diesem PDF, das Sie HIER gratis herunterladen können:

Download: Unterschied Vergeben & Verzeihen

Es schadet nichts, wenn einem Unrecht geschieht. Man muß es nur vergessen können. (Konfuzius)

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4 Schritte: Verzeihen ist erlernbar

Auch wenn es schwerfällt: Verzeihen und vergeben lohnt sich. Sie können mit einer Sache abschließen, die alten Wunden können heilen und Sie gelangen zu Ihrem inneren Frieden. Dazu gehört zunächst zweierlei: Empathie und Selbstreflexion. Dann gehen Sie in diesen vier einfachen Schritten vor:

Verzeihen Lernen Vergeben Vergebung 4 Schritte Tipps

1. Betrachten Sie den Vorfall und die Person

Oft sind verletzte Menschen nur mit ihren Gefühlen beschäftigt. Versuchen Sie das Ganze sachlich zu betrachten, stellen Sie eine Kosten-Nutzenrechnung auf:

  • Ist es den Ärger wert? Oder wurde etwas gedankenlos daher gesagt, was womöglich nicht so gemeint war?
  • Wie stehen Sie zu der Person, ist sie Ihnen wichtig?

2. Treffen Sie eine bewusste Entscheidung

Sie sollten für sich festgestellt haben, dass Sie diesen Prozess bewusst anstoßen und die alte Kränkung verarbeiten und hinter sich lassen wollen. Nehmen Sie sich dafür Zeit und halten Sie sich die Vorteile vor Augen.

3. Versuchen Sie, sich in die andere Person hineinzuversetzen

Wagen Sie den Perspektivwechsel:

  • Gab es vielleicht aus ihrer Perspektive gute Gründe für ihr Handeln?
  • Fehlte womöglich das Wissen bestimmter Hintergründe, so dass sie gar nicht anders handeln konnte?
  • Glauben Sie, dass die Person vorsätzlich gehandelt hat oder es vielleicht ein Versehen war?

Ebenso sollten Sie sich Ihre Verletzung eingestehen, aber auch Ihr eigenes Verhalten unter die Lupe nehmen:

  • Habe ich mich unklar ausgedrückt?
  • Gab es vergleichbare Situationen, in denen ich dieses Handeln unterstützt habe?
  • Worin besteht mein Beitrag zu dieser Situation?

4. Lassen Sie bewusst los

Statt sich selbstquälerisch mit dem Ärgernis herumzuplagen, haben Sie sich dazu entschlossen, Ihr Leben nicht mehr davon dominieren zu lassen, sondern sich wieder den angenehmen Dingen zu widmen. Das wird ein Gefühl der Befreiung in Ihnen auslösen, denn nun haben Sie wieder die Kontrolle über Ihr Leben. Wenn Sie diesen Prozess durchlaufen haben, können Sie fortschreiten. Seien Sie sich dessen bewusst, dass vergeben und verzeihen keineswegs ein Zeichen von Schwäche ist. Es bedeutet auch nicht, dass eine Sache dadurch ungeschehen ist oder Sie im Nachhinein das Verhalten billigen. Was es bedeuten kann, ist ein Abschluss für Sie. Dazu können Sie auch überlegen, welche positiven Erfahrungen Sie mit der Person in der Vergangenheit gemacht haben – unter Umständen können solche Aspekte den Wert einer Versöhnung fördern.

2 Tipps zum Loslassen

Sie wollen einer Person unbedingt verzeihen, aber es fällt Ihnen schwer? Diese beiden Tipps können Ihnen beim Loslassen helfen:

Schreiben
Bei diesem kreativen Verarbeitungsprozess können Sie Ihren Gedanken ungehemmt freien Lauf lassen. Schreiben bedeutet eine Entlastung und hilft dabei, nicht ständig in ein Gedankenkarussell zu verfallen. Sie können beispielsweise einen Brief an die Person schreiben, den Sie niemals abschicken.

Aussprechen
Greifen Sie zu einem Gegenstand, den Sie mit der Person verbinden oder ein Bild. Sprechen Sie laut: „Ich verzeihe (Name der Person) die Schuld für (Sache).“ Vermutlich reicht es nicht, nur einmal diese Worte auszusprechen, vielleicht kommen Sie sich merkwürdig vor. Das macht nichts. Sorgen Sie dafür, dass Sie allein und ungestört sind und wiederholen Sie den Spruch mehrfach. Manche Menschen sind auditiv veranlagt, das heißt, sie müssen die Dinge erst hören, damit sie sie erfassen können.


Man muss verzeihen können. Das Leben des Menschen ist zu kurz, als dass er es mit Nachtragen und Rachsucht hinbringen könnte. (Friedrich der Große)

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Ursache: Warum manche nicht verzeihen können

Warum können manche nicht verzeihen? Um die Frage nach der Ursache beantworten zu können, müssen wir genauer hinschauen, was zuvor passiert ist: Eine Person wurde durch die Handlung oder Äußerung einer anderen Person verletzt, gekränkt. Auslöser für den Groll gibt es zur Genüge:

Bei jedem Konflikt spielen im Hintergrund verschiedene Faktoren eine Rolle, die dazu führen, dass manche nicht verzeihen können oder sich zumindest schwerer damit tun, als andere:

  • Biographie
    Kränkungen sind höchst individuell und hängen mit der eigenen Geschichte zusammen. Bei ein und derselben Sache mag eine Person locker über etwas hinwegsehen, eine andere nimmt es sich zu Herzen.
  • Stolz
    Aus falschem Stolz mag eine Seite nicht um Entschuldigung bitten, die andere mag kein Pardon gewähren, aus Angst, ihr Gesicht zu verlieren.
  • Wiederholung
    Dahinter steckt die Angst des Verzeihenden, dass der andere es als Ermutigung für erneutes Handeln auffasst. Oder aber es gab bereits einen ähnlichen Vorfall und der Geschädigte kann sich nicht zum Verzeihen durchringen.
  • Zustimmung
    Eine andere Befürchtung ist die, dass das Verhalten als korrekt bewertet wird, wenn man seinem Gegenüber verzeiht.
  • Bestrafung
    Manche wollen den anderen bestrafen, um Schuldgefühle beim Gegenüber zu wecken und sich selbst dadurch besser zu fühlen. Das funktioniert aber in den seltensten Fällen. Oft ist sich der Verursacher seiner „Schuld“ gar nicht bewusst, da er oder sie einen Vorfall als Lappalie einstuft. Infolgedessen existiert gar kein schlechtes Gewissen.

Gerade zum letzten Punkt absolvierte der Psychologe Kevin Carlsmith von der Colgate Universität in Hamilton diverse Experimente. Obwohl seine Probanden versicherten, sie würden sich nach der Sühne besser fühlen, passierte jedes Mal das genaue Gegenteil. Anfangs fühlte es sich gut an, später überwog die Bitterkeit.

Klüger ist indes die Haltung, die schon der englische Staatsmann und Philosoph Francis Bacon auf den Nenner brachte: „Wer Rache nimmt, ist nicht besser als sein Feind; verzichtet er aber darauf, dann ist er ihm überlegen.“

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Verzeihen können nur die Starken

Die Unfähigkeit zu verzeihen oder vergeben, lässt schließlich Konflikte eskalieren und kann in Ablehnung und Rückzug münden. Freundschaften und Beziehungen brechen auseinander. Und nicht nur das: ​Für den Körper bedeutet das immer Stress, selbst bei Kontaktabbruch ohne Versöhnung.

Das ist schade, denn manche Kränkung lässt sich auf ein Missverständnis zurückführen. Dafür müsste das Problem aber eben angesprochen werden. Wer verzeiht, wendet eine Coping-Strategie an und trägt dazu bei, seine Resilienz zu stärken. Das wirkt sich positiv auf verschiedenste Krisensituationen aus, eben auch auf der Arbeit.

Verzeihen ist die beste Rache. (Deutsches Sprichwort)

Verzeihen können ist gesund

Nur an Rache zu denken, raubt Energie, die wir sinnvoller einsetzen könnten. Sie belastet den Berufsalltag ebenso wie die Freizeit. Und viel schlimmer noch: Sie schadet Ihrer Gesundheit. Der Psychologie-Professor an der Concordia Universität in Kanada, Carsten Wrosch, erforscht seit mehr als 15 Jahren negative Emotionen. Vor allem aber interessiert ihn, welchen Effekt Bitterkeit auf unsere Gesundheit hat. Sein Fazit: „Bitterkeit“, so Wrosch, „insbesondere wenn sie chronisch wird, kann erheblichen Einfluss auf biologische Funktionen haben, unser Immunsystem schwächen oder regelrecht krank machen, nicht nur mental.“ Verschiedene amerikanischen Studien zufolge fördert Verzeihen die Gesundheit:

  • Blutdruck und Cortisolspiegel sinken (Studie der Michigan State University)
  • Rückenschmerzen (PDF) und die Gefahr von Depressionen nehmen ab (Studie der Duke University in Durham in North Carolina)
  • Gewichtsverlust bei Frustessern

Menschen, die nicht verzeihen, plagen hingegen neben den obigen Beschwerden Magenschmerzen und Schlafstörungen. Auf der seelischen Seite kommen Enttäuschung, Hassgefühle und/oder Einsamkeit hinzu, wenn sich jemand gekränkt zurückzieht. Dagegen empfiehlt Wrosch loszulassen und mit der Vergangenheit abzuschließen. Das sei eine wichtige Fähigkeit zur Selbstkontrolle und Selbstregulierung, die sich trainieren lässt – und im Leben vieles leichter macht.

Gott hat mir schon vergeben. Es ist ja sein Geschäft. (Heinrich Heine)

Ist Verzeihen ohne Entschuldigung möglich?

Ein ganz anderes Kaliber ist, wenn Sie etwas verzeihen sollen, ohne dass sich der- oder diejenige bei Ihnen entschuldigt hat. Geht das überhaupt und wenn ja, wie? Tatsächlich brauchen viele Menschen die Aufforderung der Person, die einen Fehler begangen hat, um verzeihen zu können. Aber Verzeihen ist auch ohne Entschuldigung durch den verursachenden Teil möglich. Das ist schon allein deswegen notwendig, weil wir teilweise gar nicht mehr die Möglichkeit zu einem Gespräch haben und daher oft keinerlei Entschuldigung kommen kann:

Die Person ist weggezogen, verstorben oder es gibt Gründe, den Kontakt zu ihr zu meiden. Wir sagen zwar oft, dass sich jemand entschuldigt, wenn er einen Fehler begangen hat. Aber streng genommen – und in der ursprünglichen Bedeutung – kann ohnehin nur der Betroffene einen Vorfall entschuldigen. Daher heißt es auch, dass jemand (der Verursacher) um Entschuldigung bittet (beim Geschädigten). Wenn Sie also in irgendeiner Form geschädigt wurden, liegt es an Ihnen zu verzeihen. Das gilt in jedem Fall, auch ohne dass sich die betreffende Person entschuldigt hätte.

Alles verstehen, heißt alles verzeihen. (Madame de Stael)

Mist gebaut: Die Bitte um Verzeihung

Eine Pflicht zur Vergebung gibt es nicht. Wer dabei zu viel Druck macht – Motto: „Du musst mir das verzeihen“ -, der pervertiert das Täter-Opfer-Schema und verkehrt es ins Gegenteil: Aus dem Opfer wird ein Täter, der sich schuldig macht, wenn er oder sie nicht verzeiht. Das ist nicht nur hochgradig manipulativ, sondern auch doppelt unfair. Ebenso fehl am Platze sind Entschuldigungen, die verharmlosend wirken wie „Sorry!“ oder „Tschulljung!“ Dass einem so tatsächlich vergeben wird, kann man wohl getrost ausschließen.

Wenn überhaupt gehört zu der Bitte um Verzeihung auch ein wahrhaft zerknirschtes „Entschuldigung“. Dazu gibt es allerlei Mittel und Wege: Wiedergutmachung leisten etwa. Oder ein trauriges Gesicht aufsetzen und Blumen überreichen. Barfuß nach Canossa gehen kann man natürlich auch. Oder aber man bittet um Pardon, verbal, voller Reue und das möglichst glaubwürdig. Das geht am schnellsten, wirkt am nachhaltigsten und kostet nur zwei Dinge: Überwindung und unseren Stolz.

Vergeben und vergessen heißt, kostbare Erfahrungen zum Fenster herauswerfen. (Arthur Schopenhauer)

Entschuldigen fällt oft so schwer wie vergeben

Genau darin aber liegt das Problem am Entschuldigen und Verzeihen lernen: Viele Menschen hassen es, mit ihrer eigenen Imperfektion konfrontiert zu werden. Noch schlimmer: sie öffentlich eingestehen zu müssen. Wobei es da ein interessantes Phänomen gibt:

  • Je gleichgültiger einem die Leute sind, desto leichter fällt die Entschuldigung.
  • Je wichtiger uns diese Leute sind (oder die Gunst des Publikums), desto verbissener kämpfen wir um unser verlorenes Gesicht – und machen es nur noch schlimmer.

Wie schwer fällt es beispielsweise vielen Menschen gegenüber ihrem Partner zuzugeben, dass sie einen dummen Fehler gemacht haben? Im Job ist es nicht viel anders: Gegenüber dem Chef oder (als Chef) vor dem Team zuzugeben, Mist gebaut zu haben, fällt ungleich schwerer als das einem Kollegen einzugestehen, den wir weder als Konkurrenten noch als ebenbürtig betrachten. Wie dumm! Wer einen Fehler macht, sollte um Verzeihung bitten. Und zwar ziemlich zügig und unabhängig von der Person. Das beweist nicht nur menschliche Größe (und ein normalgroßes Ego), sondern ist auch Balsam für Beziehungen aller Art.

Verzeihen ist keine Narrheit, nur ein Narr kann nicht verzeihen. (Chinesisches Sprichwort)

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[Bildnachweis: FGC by Shutterstock.com]

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