Bedeutung: Was ist ein Worst-Case-Szenario?
Das Worst-Case-Szenario ist die Annahme, dass das schlimmstmögliche Ereignis eintritt. Sie gehen gedanklich davon aus, dass alles schiefgeht, was schiefgehen kann und das schlechteste Ergebnis zur Realität wird. Von allen möglichen Folgen kommt es zu den negativsten Konsequenzen.
Analysen zum Worst-Case-Szenario werden auch als Teil des Risikomanagements in Unternehmen eingesetzt. Sie berücksichtigen mögliche auftretende Ereignisse, um Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und Sicherheitsmechanismen einzubauen. In der Szenarioanalyse werden drei Szenarien unterschieden:
- Best Case
Der eine Extrempunkt ist das beste anzunehmende Ereignis. Für dieses sind meist keine besonderen Vorkehrungen zu treffen. - Worst Case
Der andere Extrempunkt ist das schlechteste anzunehmende Ereignis. Beispiele sind technisches Versagen oder Katastrophen. - Middle Case
In der Mitte befindet sich der Middle Case (auch: Trendszenario). Es handelt sich um die wahrscheinlichste Entwicklung (auf Englisch: most likely case).
Beispiel zum Worst-Case-Szenario
Bestes Beispiel ist der Deichbau: Vor dem Hintergrund häufig auftretender Sturmfluten ist es notwendig, sich für ein Worst-Case-Szenario zu wappnen. Deiche sind die Konsequenz aus vorherigen Erfahrungen und schützen vor dem Ernstfall.
Ein anderes Beispiel ist eine finanzielle Investition. Sie müssen sich Gedanken über den schlimmsten Fall machen, wenn das Geld schlecht angelegt ist und Sie nichts zurückbekommen. Im Zweifelsfall bewahrt Sie das vor einem finanziellen Ruin.
Worst-Case-Szenario: Deutsch und Synonym
Auf Deutsch heißt es „schlimmstenfalls“, „im schlechtesten Fall“, Extremszenario oder wörtlich „Schlimmstfall-Szenario“. Synonym sind die Begriffe GAU (größter anzunehmender Unfall), Härtefall oder Extremfall.
Worst-Case-Szenario: Wann ist die Betrachtung sinnvoll?
Zum Einsatz kommt es überall, wo Sicherheitsmaßnahmen wichtig sind. Das betrifft Bereiche wie Technik und Naturwissenschaften. Unternehmen müssen hingegen Maßnahmen zum Arbeitsschutz ergreifen und Notfallpläne entwickeln, die Mitarbeiter vor Unfällen oder Katastrophen schützen. Hier werden Extremfälle vorausgeahnt, um auf alles vorbereitet zu sein.
Es muss aber nicht zwingend um Gefahren für die Gesundheit gehen. Sie können das Konzept auf alle Lebensbereiche übertragen: Bei Entscheidungen und potenziellen Risiken spielen Sie Szenarien und die ungünstigste Entwicklung durch. So wird daraus ein nützliches Instrument.
Ziele mit Worst-Case-Szenario erreichen
Was widersprüchlich klingt, erklären Studien der Psychologin Gabriele Oettingen, die zu positivem Denken forscht: Sie fand heraus, dass positives Denken allein schädlich für die Zielerreichung ist. Wir malen uns Träume aus und gaukeln dem Gehirn vor, das Ziel bereits erreicht zu haben – unternehmen aber nicht die notwendigen Schritte und verharren im Status Quo.
Das Wunschdenken lässt sich durchbrechen, wenn Sie sich Hindernisse vergegenwärtigen. Dieses Vorgehen ist als mentales Kontrastieren bekannt. Heißt: Setzen Sie dem ganzen Positiven etwas Negatives entgegen, das Sie hindern könnte. So bringen Sie Ihr Gehirn wieder auf eine realistische Spur und kommen ins Handeln. Oettingen entwickelte daraus die WOOP Methode. Die Anfangsbuchstaben stehen für:
- Wish (Wunsch)
Sie wählen ein Ziel, das Sie erreichen wollen. Es darf ehrgeizig, sollte aber auch realistisch sein. - Outcome (Ergebnis)
Dann malen Sie sich die nahe Zukunft aus: Wie wird es sein, wenn Sie das Ziel erreicht haben? Welche positiven Veränderungen werden sich in Ihrem Leben ergeben, wie wird es sich gestalten? - Obstacle (Hindernis)
Nun kommt der Part mit dem mentalen Kontrastieren: Stellen Sie sich mögliche Schwierigkeiten vor. Was konkret hindert Sie daran, Ihren Wunsch zu realisieren? - Plan (Plan)
Entwickeln Sie ein Vorgehen, wie Sie Ihren Wunsch dennoch umsetzen, wenn Probleme auftauchen.
Kritik + Tipps für die Anwendung
Murphys Gesetz zufolge geht schief, was schiefgehen kann. Es antizipiert das Worst-Case-Szenario von vornherein. Hier liegt auch die Schwäche nach Meinung einiger Kritiker: Immer vom Schlimmsten auszugehen, ist möglicherweise völlig übertrieben und kann sich schädlich auswirken:
- Unternehmen handeln zu konservativ. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sind aber unternehmerische Risiken notwendig.
- Die Berufswahl beruht nicht auf Leidenschaft, Stärken und Fähigkeiten, sondern auf einem Wunsch nach Sicherheit.
- Katastrophendenken führt zu Pessimismus und fördert Angst.
Sie müssen das Worst-Case-Szenario richtig nutzen, um davon zu profitieren. Unsere Tipps zur persönlichen Anwendung:
1. Worst-Case-Szenario als Motivator
Mit Blick auf Prüfungen ist es beispielsweise sinnvoll, sich die Konsequenzen im Falle des Nichtbestehens zu verdeutlichen. Das kann die eigenen Anstrengungen für eine bestimmte Zeit intensivieren. Nutzen Sie das Worst-Case-Szenario, wenn es um wichtige Ziele geht.
2. Stellenwert beachten
Wer sich ein Worst-Case-Szenario ausmalt, sollte immer den Stellenwert berücksichtigen. Handelt es sich um eine Prüfung, die sich mühelos wiederholen lässt? Oder hat das Scheitern eine größere Tragweite, weil weitere Konsequenzen folgen? Gemessen daran sollten Ihre Entscheidungen ausfallen.
3. Fehler tolerieren
Trotz bester Planung passieren Fehler – alle Eventualitäten kann und soll das Szenario auch gar nicht einplanen. Manche Umstände lassen sich nicht berücksichtigen. Ungeachtet dessen sollten Sie eine gewisse Fehlertoleranz sich selbst gegenüber zeigen. Beim nächsten Mal läuft es besser.
Was andere dazu gelesen haben