Programmiersprachen lernen: Was muss ich wissen?
Ganz generell: Programmiersprachen dienen dazu, Computer durch bestimmte Rechenvorschriften (sogenannte Algorithmen) anzuweisen, eingegebene Daten zu verarbeiten, zu strukturieren und so Ergebnisse zu bekommen, die ein vorgegebenes Problem lösen. Je nach Maschine und Problemstellung kommen dabei unterschiedliche Programmiersprachen zum Einsatz, die mal komplexer, mal einfacher gestaltet sind. Experten differenzieren zum Beispiel noch einmal zwischen „Programmiersprachen“ und „Skriptsprachen“ (beispielsweise Javascript).
Ein Programmiersprachen-Ranking (siehe hier oder hier), das mittels Top10 die beste Programmiersprache kürt, ist kaum sinnvoll, da die Entscheidung immer vom Rechner, Problem und Anwender abhängt. Allerdings lassen sich aus branchenspezifischen Listen klare Prioritäten herauslesen. Für eine bessere Übersicht haben wir in diesem Artikel alle folgenden Sprachen unter dem Oberbegriff „Programmiersprache“ zusammengefasst.
Programmiersprachen Arten: Deklarativ oder imperativ?
Es gibt nicht nur die EINE Programmiersprache, sondern verschiedene Arten, mit der Maschine zu kommunizieren. Dabei gibt es zwei große Gruppen:
- Deklarative Sprachen
Hier beschreibt der Programmierer, was gemacht werden soll. Zu der deklarativen Programmierung werden auch logische und funktionale Sprachen gezählt. Bekannte Vertreter sind SQL und HTML. - Imperativen Sprachen
Dabei geht es darum, wie ein Problem gelöst werden soll. Beispiele für eine imperative Programmiersprache sind Pascal, Haskell und C. In diese Kategorie gehören aber auch objektorientierte, strukturierte und prozedurale Sprachen, wie Java oder Kotlin.
Eine einzige Programmiersprache zu können, reicht für Entwickler heute oft nicht mehr aus. Wer in diesem Bereich arbeiten möchte, sollte sich zwischen den beiden großen Paradigmen der deklarativen und imperativen Sprachen bewegen können. Nicht zuletzt, um ein Problem von verschiedenen Seiten lösen zu können.
Programmiersprachen Liste: Wichtige Programmiersprachen im Vergleich
Im Internet finden sich immer wieder Programmiersprachen Rankings der aktuell wichtigsten oder beliebtesten Programmiersprachen, die – angeblich – einen Job garantieren. Ganz so pauschal möchten wir das nicht sagen. Das hängt nicht zuletzt von Ihren Zukunftsplänen und Berufswünschen ab beziehungsweise der Spezialisierung. Deshalb finden Sie im Folgenden eine alphabetische Programmiersprachen Liste, die keinerlei Hierarchie oder Ranking darstellt. Zu jeder der Programmiersprachen gibt es einen Steckbrief – mit Anwendungsgebieten, Jobaussichten oder Schwierigkeitsgrad. So finden Sie am besten heraus, welche Sprache zu Ihnen und Ihren beruflichen Zielen passt.
Sprache: C
Anwendung: C ist die Grundlage von C++ und wird in vielen Bereichen eingesetzt. Gerne beim Programmieren von Betriebssystemen oder in der Systemprogrammierung.
Jobaussichten: C ist eine grundlegende Sprache, die eine weite Verbreitung hat und daher immer gesucht wird. Wer C beherrscht, muss sich als Programmierer – und schon gar nicht als „normaler“ Arbeitnehmer – keine Sorgen machen.
Schwierigkeitsgrad: Relativ komplex, jedoch liefert C gute Einblicke in den Aufbau von (objektorientierten) Programmiersprachen.
Fazit: Durchaus lohnenswert. Der Aufwand ist zwar deutlich höher als bei Python. Aber wer C beherrscht, hat aber auch schnell C++ drauf.
Sprache: C++
Anwendung: C++ wird gerne von den „Big Three“ – Google, Facebook und Apple – genutzt. Es dient der maschinennahen Programmierung.
Jobaussichten: C++ ist eine Erweiterung von C, mit der sich ebenfalls objektorientiert programmieren lässt. Die Sprache zählt zu den am häufigsten verwendeten Programmiersprachen weltweit.
Schwierigkeitsgrad: C++ sehr schwer zu erlernen aufgrund des immensen Umfangs.
Fazit: Für Einsteiger, die sich einen Überblick verschaffen möchten, nicht geeignet.
Sprache: C# (sprich: C-Sharp)
Anwendung: Wichtig für alle Dinge, die mit Microsoft in Beziehung stehen (Microsoft hat die Rechte an dieser Sprache) – und für .NET-Framework. Sowie für Computerspiele und Betriebssysteme.
Jobaussichten: Direkter Konkurrent zu Java. Trotzdem weit verbreitet. Auch mit C# haben Sie beste Aussichten auf dem Jobmarkt.
Schwierigkeitsgrad: Schwierig zu erlernen.
Fazit: Eher interessant für Entwickler, weniger für nicht IT-ler, die nur an der Funktionsweise von Programmiersprachen interessiert sind.
Sprache: Haskell
Anwendung: Dient der funktionalen Programmierung, wird aber nur selten genutzt. Besonders interessant für Branchen, bei denen es um die genaue Abbildung mathematischer Algorithmen geht.
Jobaussichten: IT-Fachkräfte, die Haskell beherrschen, können sich laut einer Umfrage von jobsQuery über das meiste Gehalt freuen. Allerdings sollten Sie eines bedenken, bevor Sie sich voller Enthusiasmus daran machen, diese Sprache zu lernen: Die Nachfrage an Haskell ist gering und damit die Auswahl an interessanten Jobs relativ begrenzt.
Schwierigkeitsgrad: Sehr schwierig zu erlernen, relativ unübersichtliche Syntax. Für Einsteiger nicht geeignet.
Fazit: Wer das Programmieren lernen möchte, sollte sich lieber nach einer anderen Sprache umsehen.
Sprache: Java
Anwendung: Java bietet einen breiten Anwendungsspielraum. Ursprünglich für Handys und mobile Geräte gedacht, wird sie heute für animierte Webseiten, Cloud Computing, Apps für Android und Business Software eingesetzt.
Jobaussichten: Java ist eine Sprache, die nicht aus der Mode zu kommen scheint und jedes Jahr in den Rankings einen der vorderen Plätze besetzt. Das liegt auch am Verdienst der Programmierer, die diese Sprache beherrschen.
Schwierigkeitsgrad: Java kann unbegrenzt erweitert werden (natürlich nur innerhalb der Syntax der Sprache). Das macht die Sprache interessant, da sie an beliebig viele Anwendungen angepasst werden kann. Für Anfänger kann das mitunter eine echte Herausforderung sein. Fortgeschrittene profitieren von der großen Anzahl an Java-Frameworks.
Fazit: Java gehört zu den imperativen Sprachen und erleichtert damit C und C++ zu lernen – die gehören nämlich auch in diese Kategorie.
Sprache: Javascript
Anwendung: Web-Entwicklung und Apps.
Jobaussichten: Einsteiger, die ohne großen Aufwand eine interaktive Webpage programmieren sollen, sind mit Javascript gut beraten. Aus diesem Grund wird die Programmiersprache auch in vielen Dienstleistungsbüros rund um Web-Entwicklung verwendet. Allein schon deshalb, weil es so viele Entwickler gibt, die diese Sprache beherrschen und viele Webanwendungen in Javascript programmiert sind. Javascript ist aber nicht nur bei Webentwicklern beliebt: Auch Admins, Data-Scientist und Desktop-Entwickler benutzen gerne diese Programmiersprache.
Schwierigkeitsgrad: Gut zu erlernen, eignet sich gut für den Einstieg.
Fazit: Echte Option für Programmierneulinge.
Sprache: Kotlin
Anwendung: Auch Kotlin wird in der Webentwicklung angewandt. Es ist eine pragmatische Programmiersprache, die als Ergänzung zu Java verwendet werden kann.
Jobaussichten: Bisher noch etwas abgeschlagen in den Rankings, aber Google hat angekündigt, sie zu einer nativen Sprache für das mobile OS zu machen. Daher wird Kotlin ein gutes Entwicklungspotenzial vorhergesagt.
Schwierigkeitsgrad: Etwas kürzer und übersichtlicher als Java. Im Gegensatz zu Java, bei der man sich bei Fragen auf die Community verlassen muss, steht hinter Kotlin eine Firma, die Tutorials und Leitfäden veröffentlicht.
Fazit: Für Anfänger eine echte Alternative zu Java. Der Anwendungsbereich ist ähnlich groß, Kotlin aber einfacher zu lernen.
Sprache: PHP
Anwendung: Wird in der Webentwicklung eingesetzt.
Jobaussichten: Im Netz geht es kaum noch ohne PHP. Auch CMS-Lösungen werden häufig damit programmiert. Damit sind viele Bereiche davon betroffen. Auch das häufig benutzte TYPO 3 funktioniert auf der Grundlage von PHP. Da PHP ein extrem weites Anwendungsgebiet hat, lässt sich damit auch viel verdienen. Denn gerade die gefragten Bereiche der Webentwicklung kann man damit abdecken.
Schwierigkeitsgrad: PHP ist eine Skriptsprache, die sich an Perl und C orientiert.
Fazit: Wer „irgendwas mit Medien“ machen möchte, sollte sich überlegen, PHP zu lernen.
Sprache: Python
Anwendung: Typischer Allrounder, der beliebt bei Google und Facebook ist.
Jobaussichten: Gute Aussichten, da die Programmiersprache häufig vertreten ist.
Schwierigkeitsgrad: Python lässt sich relativ gut erlernen, da es eine übersichtliche Sprache mit einem gut verständlichen Stil ist. Noch dazu wird es auch gerne von Entwicklern eingesetzt. Hat also tatsächlich auch einen Praxisbezug. Da Python so beliebt ist, gibt es eine ganze Reihe kostenloser Materialien und sogar komplette Online-Tutorials, die den Einstieg in die Welt dieser Programmiersprache enorm vereinfachen.
Fazit: Python ist, ähnlich wie Java, für eine Vielzahl von Einsatzgebieten geeignet. Python ist somit eine gute Wahl, wenn man das coden lernen möchte. Erste Ergebnisse hat man damit schnell.
Sprache: SQL
Anwendung: In erster Linie eine Datenbanksprache und ideal für Datenstrukturen in relationalen Datenbanken.
Jobaussichten: Wird häufig von Unternehmen gesucht.
Schwierigkeitsgrad: Relativ schwierig zu erlernen, da die Programmiersprache komplex ist. Allerdings ist die Nachfrage groß und somit kann sich der Aufwand lohnen.
Fazit: Für den Einstieg nicht geeignet. Wer allerdings bereits eine Sprache beherrscht, kann es zusätzlich mit SQL versuchen.
Programmiersprachen sind kein Nerd-Territorium
Welche Programmiersprache wo genutzt wird, ist nicht festgeschrieben. Welche Programmiersprache lernen? Darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Hin und wieder taucht zum Beispiel „Visual Basic“ auf. Die Sprache ist beliebt bei Microsoft und wird häufig im diesem Umfeld genutzt. „Assembly Language“ wiederum ist der einfachste Weg, direkt mit dem Prozessor zu kommunizieren. Das hat allerdings seinen Preis: Die Sprache ist schwer zu erlernen und in erster Linie etwas für Entwickler, die im Bereich Wearables und Smarte Geräten arbeiten möchten.
Wer sich indes mit dem Internet beschäftigt, wird um „Perl“ nicht herumkommen. In den späten Achtzigerjahren entwickelt, hat Perl zwar schon einige Jahre auf dem Buckel. Die Sprache zählt aber nach wie vor zu den Lieblingen der Web-Entwickler. Sie eignet sich hervorragend, um Lücken zu schließen und Fehler zu beheben. Um Apps zu programmieren, ist hingegen „Delphi Object Pascal“ oder „Swift“ (besser sogar beide) eine gute Voraussetzung. Und im Bereich der KI, der künstlichen Intelligenz, greifen Wissenschaftler gerne auf „MATLAB“ zurück. Die Sprache ist geschaffen, um Algorithmen abzubilden. Data-Scientists und Statistiker wiederum verwenden gerne „R“. Kurzer Name, aber mächtig: Glaubt man den Gerüchten, kommt die Sprache auch bei Google mehr und mehr zur Anwendung.
Programmiersprachen Trends
Daneben werden immer weitere Sprachen entwickelt und eingesetzt. Manche längerfristig, andere verschwinden schnell wieder und wieder andere kommen als Nischensprachen auf den Markt. So wie aktuell zum Beispiel „Ballerina“ – als moderne Programmiersprache für alle, die sich mit Microservice-Architekturen beschäftigen.
Wohin sich der Markt und seine Trends und Anforderungen entwickeln wird, weiß niemand. Unstrittig ist aber, dass Arbeitnehmer, die mindestens eine Programmiersprache exzellent beherrschen auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft beste Karten haben…
Wo findet man gute Programmierer?
Wenn die Fähigkeiten einer Berufsgruppe so gefragt sind, dass schon andere Arbeitnehmer deren Skills lernen, beutetet das für Arbeitgeber in der Regel nichts Gutes. Es bedeutet: Die Fachkräfte sind rar. Mit klassischen Incentives wie Homeoffice oder flexiblen Arbeitszeiten lassen sich heute kaum noch Programmierer locken. Was also können Arbeitgeber tun, um diese begehrten Talente auf einem praktisch leer gefegten Arbeitsmarkt zu rekrutieren? Hier ein paar Ideen:
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Hackathons
Bei diesem Veranstaltungen versammeln sich junge Talente und alte Hasen aus der Hard- und Softwareindustrie, um gemeinsam nützliche oder lustige Software zu programmieren. Arbeitgeber können auf Hackathons ganz ungezwungen mit Programmierern in Kontakt kommen.
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IT-Tools
Viele reden davon, dass Programmiersprachen die Zukunft gehört. Aber ausgerechnet beim Recruiting wird das vergessen. Dabei gibt es spezielle Tools nur für IT-ler: „RecruitEM“ zum Beispiel sucht nach passenden Kandidaten in Sozialen Netzwerken wie Linkedin oder in IT-Netzwerken wie „Stack Overflow“ und „GitHub“.
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Aktiv suchen
Bewerber, die eine oder mehrere Programmiersprachen beherrschen, müssen sich im Laufe ihrer Karriere nur sehr selten bewerben. Nach ihnen wird GESUCHT – aktiv! Die meisten werden gerne auf Netzwerken oder per klassisscher E-Mail angesprochen.
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Selbst qualifizieren
Sollten Arbeitgeber keine passenden Mitarbeiter finden, sollten sie eigenes Personal qualifizieren. Der oder die Mitarbeiterin freut sich über die Weiterbildung, ist motiviert und fühlt sich langfristig dem Unternehmen verbunden. Was will man mehr?
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