Was ist ein Oligarch in Russland – einfach erklärt + Liste

Ein Oligarch ist ein Superreicher. Trüffel, Champagner, Luxusjachten – viele dieser Neureichen in Russland haben einen Hang zum Luxusleben. Der Niedergang der Sowjetunion ermöglichte den Aufstieg bekannter Größen wie Alisher Usmanow. Er zählt zu den „Lieblingsoligarchen“ des russischen Präsidenten Putin. Seit dem Krieg in der Ukraine haben viele Staaten Sanktionen gegen diese mächtigen Superreichen verhängt. Welche Bedeutung die Oligarchie hat – einfach erklärt – plus eine Liste bekannter russischer Oligarchen…

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Definition: Was ist ein Oligarch – einfach erklärt?

Ein Oligarch gehört zu einer kleinen, mächtigen Elite. Der Begriff ist besonders für Russland und Staaten der ehemaligen Sowjetunion üblich. Er leitet sich vom griechischen „Oligarchie“ („Herrschaft der wenigen“) ab. Diese wenigen besitzen großen Einfluss über ein Land oder eine Region.

Im Gegensatz zur Aristokratie gehören diese wenigen nicht zum Adel, sondern lediglich zum „Geldadel“. Die Zahlen über russische Oligarchen schwanken. Allein in Moskau sollen zwischen 70 und 85 Milliardäre leben – hinzu kommen über 100.000 Millionäre.

Vermögen bekannter russischer Oligarchen

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Russische Oligarchen – Liste

Unter den Superreichen sind einige Oligarchen, die bereits zu den Profiteuren der untergegangenen Sowjetunion gehörten. Manche stiegen unter Putin auf. Obwohl er offiziell gegen illegale Methoden einiger Magnaten vorging, förderte er gleichzeitig diejenigen, die seinem Machterhalt dienten. Aktuell gelten folgende Personen als russische Oligarchen:

  • Roman Abramowitsch
    Ex-Eigentümer des FC Chelsea
  • Oleg Deripaska
    Gründer und Eigentümer des Aluminiumkonzerns Rusal
  • Michail Fridman
    Hauptgründer des Industrie- und Finanzkonzerns Alfa Group
  • Witali Malkin
    Physiker, Banker und Unternehmer
  • Alexej Mordaschow
    TUI-Großaktionär
  • Wladimir Potanin
    Vorsitzender der Interros-Holding
  • Jewgeni Prigoschin
    Russischer Unternehmer, Propagandist der „Gruppe Wagner“
  • Michail Prochorow
    Politiker, Großaktionär des NBA-Vereins Brooklyn Nets
  • Arkadi und Boris Rotenberg
    Eigentümer der „SGM Group“
  • Kirill Schamalow
    Miteigentümer der Rossiya Bank (und Putins Ex-Schwiegersohn)
  • Alischer Usmanow
    Inhaber der USM-Holding (Metalloinvest, MegaFon)
  • Wiktor Wekselberg
    Mitbegründer und Haupteigentümer der Renova Group

Bekannte Oligarchen (Internationale Milliardäre)

Auch in anderen Ländern gibt es bekannte Milliardäre, die das Gegenstück zu russischen Oligarchen bilden:

  • Elon Musk
    Amerikanischer Geschäftsführer von Tesla, Eigentümer von Twitter
  • Michael Bloomberg
    Amerikanischer Finanz- und Medienunternehmer, Politiker
  • Silvio Berlusconi
    Italienischer Politiker und Unternehmer
  • Bill Gates
    Amerikanischer Programmierer und Unternehmer
  • Conrad Hilton III
    Enkel des Gründers der Edel-Hotelkette
  • Rupert Murdoch
    Amerikanischer Medienunternehmer
  • Carlos Slim
    Mexikanischer Unternehmer der Telekommunikationsbranche
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Oligarch Bedeutung

Um als Oligarch, Tycoon oder Magnat zu gelten, sind zwei Charakteristika erforderlich: Großer Reichtum und Korruption. Oligarchen sind allerdings keine russische Erfindung. Und sie sind auch nicht auf Russland beschränkt.

In den USA, Deutschland, der Schweiz oder anderen westlichen Staaten gibt es ebenfalls solche superreichen Großunternehmer – nur heißen sie hier „Tycoon“. Je nach Branche werden auch die Begriffe „Finanzmagnat“ oder „Wirtschaftsmagnat“ genutzt.

Oligarch gegen Putin: Michail Chodorkowski

Viele Oligarchen versuchen, mit ihrem Geld die Politik zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Aber nicht alle sind auf der Seite des russischen Machthabers Putin. Sie verurteilen den Krieg gegen das „Brudervolk“. Als Großunternehmer treiben sie Geschäfte mit vielen Ländern – genau die sind seit des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine gestört.

Zu den Gegnern Putins gehört unter anderem Michail Chodorkowski. Der Ex-Oligarch galt einmal als reichster Mann Russlands – bis er sich mit Putin anlegte. Verurteilt und verhaftet wurde er wegen Steuerhinterziehung und Betrugs. Viele vermuten jedoch politische Motive, da er bereits vor über 20 Jahren Kritik an der russischen Politik äußerte.

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Entstehung der Oligarchie im heutigen Russland

Schon vor dem Zerfall der Sowjetunion 1989 blühte der Schmuggel mit begehrten Produkten aus dem Westen. Findige Geschäftsleute verkauften Konsumgüter wie etwa Computern oder Jeanshosen zu überhöhten Preisen und schafften sich so eine Grundlage. Während des Zusammenbruchs litt die Bevölkerung. Der russische Staat konnte seine Beamten oft nicht mehr bezahlen. Das machte sie anfällig für Bestechung. Davon profitierten wiederum die Unternehmer, die so zu Oligarchen in Russland aufstiegen.

Durch cleveres Taktieren und Kontakte nutzten die Neureichen die Gunst der Stunde und konnten irrsinnige Summen anhäufen. Unter Boris Jelzin führte Russland die Marktwirtschaft ein. Ehemals staatliches Eigentum – Fabriken und Maschinen – gelangte in Privathände. Viele Oligarchen erlangten durch den Abbau von Bodenschätzen wie Öl und Gas großen Reichtum, andere durch die Chemie- und Stahlindustrie.

Einflussnahme in die Politik

Hinzu kamen diverse Unternehmensanteile und nützliche Kontakte in Politik und Industrie. Ihre wirtschaftliche Macht nutzten sie, um die Politik zu beeinflussen. Nicht wenige Oligarchen waren in den neunziger Jahren mit dem russischen Staatschefs Boris Jelzin befreundet. Mittels finanzieller Unterstützung und gezielter Wahlkampfkampagnen verhalfen sie ihm zur Wiederwahl. Der wiederum sicherte ihren Status.

Sein Nachfolger Wladimir Putin riss die staatliche Kontrolle wieder stärker an sich. Einige wie etwa Chodorkowski büßten unter Putin ihre Machtstellung ein. Magnaten wie Wladimir Gussinski und Boris Beresowski entzogen sich dem staatlichen Zugriff, indem sie ins Ausland gingen. Sofern sie sich politisch ruhig verhielten, ließ Putin die Oligarchen gewähren – auch bei steuerlichen Vergehen. Gleichzeitig machte er sich deren Gelder zunutze, um westlichen Demokratien zu schaden.

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Russische Invasion in der Ukraine: Sanktionen des Westens

Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine kritisieren immer mehr Oligarchen Putins Vorgehen. Der Grund dafür dürften jedoch auch empfindliche Sanktionen des Westens sein, die die Oligarchen gleichermaßen treffen. So sind russische Banken aus dem internationalen Zahlungssystem SWIFT ausgenommen und mit Exportverboten belegt.

Vermögenswerte in Höhe von knapp 30 Milliarden Euro wurden eingefroren. Die Europäische Union (EU) blockierte wirtschaftliche Geschäfte im Werte von 196 Milliarden Euro. In diversen Beschlüssen verhängte sie Sanktionen gegen Oligarchen und Unternehmen, Fernsehsender und Militärs.

Oligarchen in der Schweiz: Keine Neutralität mehr

Besonders die Schweiz war lange Jahre dafür bekannt, mit ihrem Bankgeheimnis Steuerflucht zu ermöglichen. Etliche Oligarchen leben in der Schweiz und haben dort ihr Geld geparkt. Die Schweizer Credit Suisse First Boston war eine der ersten Banken, die sich mit russischen Geschäftsleuten einließ.

Aber neben der EU sanktionieren nun auch Länder wie die Schweiz, Großbritannien oder die Türkei. Diese Sanktionen haben unter anderem Ausweisungen zur Folge. Das wiederum erschwert es den Oligarchen, sich und der eigenen Familie eine Staatsbürgerschaft in Europa zu verschaffen.

Sicherer Hafen: Großbritannien

Besonders auf die britische Staatsangehörigkeit spekulieren viele Russen: Großbritannien hatte Mitte der Neunziger ein „goldenes Visum“ erteilt: Ausländern, die mehr als eine Million Pfund investierten, winkte eine Aufenthaltsgenehmigung – der erste Schritt zum britischen Pass. Viele russische Oligarchen nutzten diese Chance, um Luxusimmobilien in London zu erwerben. Gleichzeitig siedelten sich Banken, Anwaltskanzleien, Briefkastenfirmen sowie Finanz- und Rechtsberater an:

Sie allesamt dienen der Verschleierung der Herkunft der Gelder. Zwar gibt es auch von britischer Seite Sanktionen. Kritiker halten diese jedoch für zu gering. Zumal beispielsweise Oligarchen wie der Ex-Fußballclubbesitzer Roman Abramowitsch denen einfach entgehen, indem sie ihre Milliarden und Luxus-Immobilien auf die Familienmitglieder übertragen. Als Grund für das zögerliche Vorgehen gegen die russischen Magnaten vermutet der Experte Oliver Bullough großzügige Spenden: Über die Jahre landeten mehr als zwei Millionen Euro so bei der konservativen Partei der Tories.


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[Bildnachweis: Karrierebibel.de]