Status und Macht: Wo liegt der Unterschied?
Status und Macht gehen oft Hand in Hand. Beide Begriffe werden gerne im selben Atemzug und synonym verwendet. Egal, ob Status oder Macht: Wer eines davon besitzt, kann andere Menschen – bis zu einem gewissen Grad – beeinflussen und führen. Doch Status und Macht bedeuten nicht dasselbe. Es gibt wesentliche Unterschiede – auch in der Definition:
Status
Status erlangt, wer von anderen Menschen sozial anerkannt wird. Menschen mit Sozialstatus genießen in der Gesellschaft Wertschätzung und Respekt. Diesen Rang haben Sie sich meist durch noble Taten und soziale Verdienste erarbeitet. Status ist damit eine zugeschriebene Eigenschaft – man kann ihn sich nicht selbst verleihen, sondern er wird einem von seinem Umfeld verliehen. Den Begriff „leihen“ ist wörtlich zu nehmen, denn Status kann auch entzogen werden.
Macht
Macht hingegen ist eine Eigenschaft und Fähigkeit, die eigenen Interessen durchzusetzen – auch wenn das Umfeld anderer Meinung ist. Macht kann auf unterschiedliche Weise ausgeübt werden: durch körperliche Gewalt, durch Angst und Drohungen, durch Entzug – beispielsweise von Liebe, Ressourcen oder Informationen (siehe: Herrschaftswissen). Macht (engl. „Power“) lässt sich damit vor allem selbst gewinnen – durch Machtspiele oder Machtstrategien. Sie aber auch verliehen werden: durch ein Amt, natürliche Autorität oder eben durch Status.
Wie wirken Status und Macht auf soziale Kontakte?
Status entsteht, indem wir durch unsere Persönlichkeit oder durch Leistungen im Ansehen der anderen steigen. Macht hingegen kann jedem zuteil werden, ohne dass diese Person dafür Respekt oder Anerkennung in ihrem sozialen Umfeld oder in der Gesellschaft genießt. Beste Beispiele sind dafür die Bosse mächtiger Verbrecher-Syndikate oder -Clans.
Aus den Unterschieden von Status und Macht können sich mehrere Konstellationen ergeben, die alle individuelle Auswirkungen auf die sozialen Kontakte haben:
- Macht gepaart mit Status
Wer sowohl über Macht als auch über Status verfügt, kann beide nutzen, um seinen Einfluss geltend zu machen und zu vergrößern. Entweder die Menschen berufen sich auf ihre Macht und setzen so ihre Ansichten durch – oder sie nutzen ihren Status, um andere zu überzeugen. - Macht ohne Status
Fehlt der Status, kann allein Macht ausreichen, um den eigenen Willen durchzusetzen. Allerdings macht man sich dabei in der Regel keine Freunde, weil man keine natürliche Autorität besitzt, sondern die anderen lediglich kontrollieren kann. Wer seine Macht ausübt, ohne über Status zu verfügen, wird von anderen oft als egoistisch, eigensinnig oder schlichtweg unangenehm empfunden. - Status ohne Macht
Auch ohne Macht kann man als Führungsperson fungieren, wenn der Status, also der Respekt und das Ansehen im sozialen Umfeld, stimmen. In Unternehmen sind das oft die heimlichen Spielführer im Team – auch „Schattenminister“ genannt.
Das Paradoxon der Macht
Zwischen Status und Macht gibt es noch einen weiteren Unterschied: Im Gegensatz zu Status hat Macht die Macht, Menschen zu verderben. Das Sprichwort heißt zwar: „Gib einem Menschen Macht, und du erkennst seinen wahren Charakter.“ Das Gegenteil stimmt aber genauso: Gib einem Menschen Macht, und du verdirbst ihn!
In der Fachsprache wird das Phänomen auch „Paradoxon der Macht“ genannt: Mit steigender Autorität und mehr Einfluss sinken bei vielen Menschen Empathie und Moral. Sind Menschen in einer Machtposition angekommen, können sie einem Machtmissbrauch nur selten widerstehen. Gleichzeitig kann das Umfeld zusehen, wie sie ihre Sympathie verspielen. Im Extrem werden manche gar zu Soziopathen.
Was passiert, wenn Menschen Macht bekommen?
Schon vor einiger Zeit untersuchte Deborah Gruenfeld von der Stanford Universität, was passiert, wenn Menschen mächtiger werden. Laut ihren Studien sind es vor allem drei Änderungen im Verhalten, die die Macht hervorruft:
- Egozentrik
Menschen mit Macht fokussieren sich mehr auf die Befriedigung eigener Bedürfnisse. - Egoismus
Mächtige kümmern sich zunehmend weniger um die Bedürfnisse ihrer Untergebenen. - Eigenmächtigkeit
Sie halten sich selbst weniger an die Regeln, deren Einhaltung sie von allen anderen aber weiterhin erwarten.
Macht korrumpiert. Natürlich kann man fragen, ob Macht nur offenlegt, was vorher schon in der Persönlichkeit und im Charakter angelegt war. Gleichzeitig hat Macht die Macht, Menschen zu verändern: Sie werden davon besoffen – wie beim Ikarus-Effekt.
Wie kann ich mir einen Status erarbeiten?
Zwar streben viele nach Macht. Nobler und meist auch besser für den Charakter aber ist, wenn Sie nach Status streben und sich diesen erarbeiten. Zum Beispiel mit diesen Methoden:
Beweisen Sie Expertise
Gerade im Beruf können Sie sich mit großem Fachwissen und Fachkompetenz die Anerkennung von Kunden oder Kollegen und Chefs erarbeiten. Mit entsprechender Kompetenz erhalten Sie bald einen Status als „Experte“ und Ihr Umfeld kommt gerne auf Sie zu, bittet um Rat oder Antworten.
Werden Sie zur Marke
Mittelmaß und Durchschnitt sind Gift für jeden Status. Menschen lieben das Besondere – echte Typen und Persönlichkeiten. Diese dürfen sogar ein paar Macken haben und polarisieren. Hauptsache, sie sind authentisch, glaubwürdig und sich selbst treu. Dann werden sie zur Personenmarke und man sagt ihnen großes Charisma nach.
Helfen Sie anderen
Sie kennen das von Auszeichnungen wie dem Bundesverdienstkreuz: Wer sich sozial und selbstlos für andere Menschen einsetzt, ihnen hilft oder etwas für die Gesellschaft tut, wird dafür mit Status und Achtung belohnt. Soziales Engagement und ein Ehrenamt, das Sie würdig und mit großem Einsatz und persönlichen Opfern ausüben, wird immer in einem positiven Licht wahrgenommen und führt unweigerlich zu mehr Status. Aber auch nur, wenn es echt und nicht geheuchelt ist. Ansonsten folgt auf den sozialen Aufstieg der gnadenlose Absturz.
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