Definition: Was ist Kompetenz?
Der Begriff Kompetenz beschreibt grundlegende und erlernbare Fähigkeiten. Wer kompetent ist, kann das vorhandene Wissen in neuen oder komplexen Situationen anwenden, Probleme lösen und Herausforderungen überwinden. Einfach erklärt: Kompetenz beschreibt im Allgemeinen die Begabung, unterschiedliche Anforderungen bewältigen zu können.
Entscheidend am Kompetenzbegriff ist allerdings das „Handeln können“. Wissen allein macht nicht kompetent. Der wahrhaft Kompetente kann es auch anwenden oder umsetzen.
Kompetenz Synonyme und Bedeutung
Häufige Synonyme für Kompetenz sind: Fähigkeit, Talent, Qualifikation, Befähigung, Begabung, Fertigkeit, Können, Sachverstand oder Vermögen. Eine zweite – juristische – Bedeutung meint eine generelle Befugnis. Synonyme hierfür sind: Entscheidungsgewalt, Zuständigkeit oder Zuständigkeitsbereich. Gemeint ist also eher eine organisatorische Form der Kompetenz.
Auch diese Begriffe beschreiben Kompetenz nicht wirklich eindeutig. Beispiele:
- Talent zum Beispiel bedeutet, dass ein Mensch das Potenzial hat, Kompetenzen in einem Bereich zu entwickeln.
- Qualifikationen wiederum sind erworbene Fähigkeiten, die offiziell nachweisbar oder beglaubigt sind – etwa durch ein Abschlusszeugnis oder das Zertifikat einer Weiterbildung (siehe auch: Hard Skills).
Innerhalb der Kompetenzen werden zudem oft fachliche und persönliche Kompetenzen (Soft Skills) unterschieden. Zu Letzteren gehören zum Beispiel Reflexionsfähigkeit, Eigeninitiative oder Intelligenz. Gleichwohl kann ein Mensch auf einem Gebiet kompetent sein und auf anderen überhaupt keine Ahnung haben.
Kompetenz Beispiele: 4 Kompetenzen und Bereiche
Gerade im Job sind eine Reihe unterschiedlicher Kompetenzen und Fertigkeiten gefragt. In der Pädagogik und Psychologie werden daher vier grundlegende Kompetenzbereiche unterschieden. Innerhalb dieser Kompetenzarten gibt es zudem Überschneidungen – eine exakte Abgrenzung ist daher nicht möglich. In der Kompetenzdiagnostik unterscheiden Volker Heyse und John Erpenbeck diese vier Kompetenzfelder:
- Personale Kompetenz
- Aktivitäts- und Handlungskompetenz
- Soziale und kommunikative Kompetenz
- Fachliche und methodische Kompetenz
Auf diese gehen wir im Folgenden genauer ein…
1. Personale Kompetenz
Alternative Bezeichnungen sind Individualkompetenz, Selbstkompetenz oder Humankompetenz. Die Personalkompetenz beschreibt die persönlichen Werte oder eine generelle Einstellung. Selbstkompetente Menschen können beruflich wie privat Anforderungen erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Sie hinterfragen das eigene Verhalten kritisch und leiten Konsequenzen daraus ab. Das schließt auch die Lernfähigkeit für zukünftig ähnliche Bereiche ein.
Kompetenzen Beispiele + Liste
- Selbstreflexion
Wer über sich selbst reflektiert, kann seine Stärken und Schwächen realistisch einschätzen. So jemand erkennt beispielsweise, dass seine Englischkenntnisse nachgelassen haben und absolviert deshalb einen Sprachkurs. - Selbstdisziplin
Diese Fähigkeit bewirkt, dass jemand zum Belohnungsaufschub fähig ist. Durststrecken (etwa Prüfungsphasen) nimmt er oder sie in Kauf. Hintergrund ist der eiserne Wille, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. - Kreativität
Sie können originell, fantasievoll und schöpferisch denken. Gerne probieren Sie etwas, das neu, nützlich und sinnlich erlebbar ist. Dazu kombinieren Sie vorhandenes Wissen, erkennen Zusammenhänge und bilden Analogien. - Flexibilität
Eine Person nimmt beispielsweise eine Sinnkrise zum Anlass, um neue berufliche Ziele zu formulieren und einen Jobwechsel zu planen. - Authentizität
Sie geben sich anderen gegenüber, wie Sie wirklich sind. Dadurch vermitteln Sie einen glaubwürdigen und ehrlichen Eindruck. - Loyalität
Sie fühlen sich dem Unternehmen oder einer Sache innerlich verbunden. Daraus erwächst der innere Wunsch, diese Haltung auch nach außen zu vertreten. - Einsatzbereitschaft
Sie zeigen Engagement: Sie strengen sich besonders an, um Ziele zu erreichen. - Belastbarkeit
Vorübergehend stressige Phasen überwinden Sie, da Sie belastbar sind. Sie behalten die Ruhe und arbeiten Ihre Aufgaben systematisch und fokussiert ab. - Selbstmotivation
Sie stecken sich selbst Ziele, welche Sie konsequent verfolgen. Auch bei schwierigen Aufgaben schaffen Sie es, am Ball zu bleiben. - Zuverlässigkeit
Andere können darauf vertrauen, dass Sie zu Ihrem Wort stehen. Termine und Zusagen halten Sie ein, ebenso ist auf Ihre Unterstützung Verlass. Das schafft Vertrauen und Sicherheit.
2. Aktivitäts- und Handlungskompetenz
Wer sein Wissen auch umsetzen kann, besitzt Handlungskompetenz. Sie bildet die Schnittmenge aus personaler, sozialer, methodischer und fachlicher Kompetenz und steht für eigenverantwortliches Handeln. Voraussetzung dafür ist das kognitive Vermögen, ein Problem zu erkennen, zu reflektieren und aufgrund der Fachkompetenz eine angemessene Lösung zu finden. Besonders für Führungskraft“ rel=“noopener“ target=“_blank“>Führungskräfte sind solche Kompetenzen wichtig.
Kompetenzen Beispiele + Liste
- Entscheidungsfähigkeit
Selbst unter Stress bleiben Handlungskompetente handlungsfähig. Sie treffen Entscheidungen, nachdem Sie verschiedene Meinungen, Ideen und Erfahrungen dazu abgewägt haben. - Risikobereitschaft
Sie können Chancen und Risiken zuverlässig einschätzen und mit unsicheren Situationen umgehen. Ihre Risikobereitschaft erlaubt es Ihnen, neue Dinge auszuprobieren, obwohl keine direkten Erfahrungen vorliegen. - Durchsetzungsvermögen
Sie vertreten eine klare und begründete Position zu einem Thema und lassen sich nicht leichtfertig davon abbringen. - Urteilsvermögen
Aus den vorliegenden Informationen und Fakten gelangen Sie zu einer Einschätzung. Diese erlaubt Ihnen, eine Sache zu bewerten. - Problemlösungskompetenz
Probleme gehen Sie systematisch und analytisch an, um daraus Lösungen für die Zukunft abzuleiten. - Delegieren
Sie sind in der Lage, Verantwortung abzugeben und Aufgaben an andere zu delegieren. Dafür braucht es das Vertrauen in Mitarbeiter, dass sie den Aufgaben gewachsen sind.
3. Soziale und kommunikative Kompetenz
Soziale Kompetenz (auch Sozialkompetenz) zeigt sich im Miteinander mit anderen Menschen. Wie gestaltet sich die Interaktion, gehen Impulse von dieser Person aus? Trägt sie durch überlegtes Handeln dazu bei, Konflikte zu entschärfen oder gar nicht erst entstehen zu lassen? Grundsätzlicher Respekt gegenüber anderen Menschen, der Wille zur Kooperation und die Fähigkeit zur zielführenden Kommunikation sind unumgänglich.
Kompetenzen Beispiele + Liste
- Konfliktfähigkeit
Das sollte nicht als die Fähigkeit zur friedfertigen Schlaftablette missverstanden werden: Konfliktfähige Menschen stellen sich Reibereien und bleiben in der Sache ruhig, aber bestimmt. Sie sind grundsätzlich teamfähig, vertreten aber eine eigene Position. - Kompromissfähigkeit
Nah verwandt ist die Kompetenz zum Kompromisse schließen. Statt die eigenen Vorstellungen eins zu eins umsetzen zu müssen, haben kompromissfähige das Ziel vor Augen. Sie sind zu Zugeständnissen bereit, sofern am Ende das beste Ergebnis gefunden wird. - Kommunikationsstärke
Dafür braucht es hohe Kommunikationsfähigkeit: Sie können aufmerksam zuhören, erkennen sprachliche Fallstricke und Missverständnisse und können diplomatisch kommunizieren. - Empathie
Sie können sich in andere Menschen hineinversetzen und entsprechend angemessen reagieren. - Kritikfähigkeit
Kritik nehmen Sie nicht persönlich, sondern versuchen, daraus Erkenntnisse für die Zukunft abzuleiten. - Hilfsbereitschaft
Besonders als Erzieher oder in Dienstleistungsberufen benötigen Sie diese Kompetenz: Hilfsbereite Menschen stellen eigene Interessen zum Wohle anderer hintenan. Sie erwarten nicht zwangsläufig eine Gegenleistung, sollten sich jedoch nicht überfordern. - Verhandlungsgeschick
Wer erfolgreich verhandeln kann, setzt seine Wünsche zur beidseitigen Zufriedenheit durch. - interkulturelle Kompetenz
Interkulturell kompetente Menschen sind sich der Unterschiede von Menschen aufgrund ihrer Sozialisation, Herkunft und Kultur bewusst und können angemessen mit ihnen umgehen. Sie tragen zum Abbau von Vorurteilen bei und sehen Unterschiede wertfrei. - Offenheit
Sie finden es spannend, neue Menschen, Projekte oder Situationen kennenzulernen und sind grundsätzlich aufgeschlossen. - Toleranz
Andere Meinungen oder Lebensformen können Sie gelassen akzeptieren. Sie machen sich weder darüber lustig, noch lästern Sie, sondern bleiben freundlich und höflich.
4. Fachliche und methodische Kompetenz
Methodenkompetenz befähigt dazu, verschiedene Methoden anzuwenden und Probleme zu lösen. Diese Kompetenz ist eine echte Schlüsselqualifikation. Fachkompetenz bezieht sich darauf, Wissen und Fertigkeiten in einem bestimmten Kontext anzuwenden. Oft werden Methoden- und Fachkompetenz synonym verwendet.
Eine gute Methoden- und Lernkompetenz ist meist Voraussetzung dafür, Fachkompetenz entwickeln zu können: Ohne das Wissen um Lern- und Arbeitstechniken können Sie sich kein Fachwissen aneignen, also keine Fachkompetenz erwerben. Absolute Basisfähigkeiten sind Lesen und Auswendiglernen. Gleichzeitig ist Fachkompetenz (auch: Sachkompetenz) mehr als ein Repertoire an Fachbegriffen und Techniken. Es geht darum, das erworbene Fachwissen auch anwenden zu können.
Kompetenzen Beispiele
- Medienkompetenz
Diese Kompetenz beschreibt einerseits den versierten Umgang mit der Technik sowie andererseits vorhandene Medien, Quellen und Nachrichten einordnen und bewerten zu können. - Ausdrucksvermögen
Sie besitzen die Eloquenz, eigene Gedanken formvollendet in Worten auszudrücken. Sie bringen Ziele oder Pläne auf den Punkt, finden perfekte Metaphern und treffsichere Vergleiche. - Präsentationsfähigkeit
Ihre Präsentationen sind schlüssig aufgebaut, Sie schaffen es, die Inhalte souverän und überzeugend darzubieten. - Expertise
Sie verfügen über tiefes inhaltliches Know-how im eigenen Fachgebiet. Das befähigt Sie, die gewonnenen Erfahrungen mittels Deduktion auch auf andere Sachverhalte praktisch anwenden zu können. - Organisationsfähigkeit
Es gelingt Ihnen, auch bei mehreren Aufgaben den Überblick zu behalten. Dabei behalten Sie zeitliche und personelle Ressourcen im Blick und setzen sie sinnvoll ein. - Selbstmanagement
Selbstmanagement (auch: Zeitmanagement) umfasst sämtliche Methoden, um Aufgaben besser zu erledigen – und das weitestgehend unabhängig von äußeren Umständen und Einflüssen. So schaffen Sie es, Ihre Deadlines auch bei unerwarteten Vorkommnissen einzuhalten. - Analytisches Denken
Sie besitzen die Fähigkeit, Probleme und komplexe Zusammenhänge zu erkennen. Dabei verstehen Sie die unterschiedlichen Facetten und Kausalitäten, entwickeln eigenständige Lösungsmöglichkeiten und setzen diese um.
Kompetenz Test
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4 oder 5 Kompetenzen?
Neben den 4 Kompetenzen gibt es noch weitere Komptenztheorien. Manche unterscheiden sogar 5 Kompetenzen. So sehen einige die Führungskompetenz als eigenständigen Bereich, weil dabei die Kompetenzen einer Person im Umgang mit anderen im Vordergrund stehen. Andere ordnen die Führungskompetenz wahlweise den Sozial-, Methoden- oder Personalkompetenzen zu. Eine Führungskraft muss ohnehin über alle drei Kompetenzen verfügen, denn sie befähigen zur Handlungskompetenz.
Ebenso lassen sich Methoden- und Fachkompetenz unterscheiden. Hierbei trennen einige Forscher zwischen der Kompetenz, sich über verschiedene Lerntechniken Wissen anzueignen (Mindmaps, Loci-Methode…) – sowie Hard Skills und Faktenwissen auf der anderen Seite.
Wie erwirbt man Kompetenz?
Kompetenz hängt eng mit Bildung zusammen. Allerdings ist diese nicht statisch: Wissen wächst. Neue Entdeckungen und Innovationen machen alte Erkenntnisse und Theorien obsolet. Die Frage, ob jemand wirklich kompetent ist oder wie man Kompetenz erwirbt, ist daher eher schon eine philosophische. Ein wirklich überschaubares Wissen existiert heute nicht mehr. Es gibt zwar so etwas wie Wikipedia. Das umfasst aber längst nicht alles. Die Kompetenzentwicklung ist stärker denn je von Erfahrungen und dem lebenslangen Lernen abhängig.
Um heute und zukünftig Kompetenz zu entwickeln, bleiben Ihnen unterschiedliche Optionen:
Weiterbildung
Halten Sie sich durch Fortbildungen und Weiterbildungen Ihr vorhandenes Wissen auf aktuellem Stand und bauen Sie es möglichst aus. Wer sein Gebiet immer tiefer durchdringt, steigt so zum Experten auf.
Vernetzung
Menschen lernen besonders gut von und durch andere Menschen (siehe: Konnektivismus) – zum Beispiel durch Mentoren oder Vorbilder. Wie gut und wie viel wir lernen, hängt nach Ansicht des Lerntheoretikers George Siemens maßgeblich davon ab, mit welchen Personen wir uns umgeben. Das soziale Umfeld ist entscheidend dafür, wie kompetent wir werden. Suchen Sie daher gezielt die Nähe zu Experten in Ihrem Bereich und Menschen, die schon weiter sind als Sie selbst.
Praxis
Da sich Kompetenzen nicht wie Vokabeln lernen lassen, ist regelmäßiges Training in die Praxis wichtig. Wer alles über den Handstand gelesen hat und ihn theoretisch beschreiben kann, muss ihn noch lange nicht ausführen können… Erst durch das Handeln stellen Sie Ihre Kompetenz unter Beweis. Zudem erfordern manche Kompetenzen mehr Einsatz als andere. Wiederholte Umsetzung und Praxiserfahrungen sind daher unumgänglich, um wahre Kompetenz zu entwickeln.
Erzieher + Pflege: Unterschiedliche Kompetenzen gefragt
Am Ende geht es immer um die Frage, was wichtiger ist: Theoretische Anforderungen, die gerne mit weichen Kompetenzen (also Soft Skills) gleichgesetzt werden oder praktisches Wissen, also Hard Skills? Ein Entweder-Oder ist aber in vielen Bereichen nicht möglich. Vor allem im Umgang mit Menschen – etwa als Erzieher oder Pflegefachkraft – sind zwischenmenschliche Fähigkeiten unverzichtbar.
Je nach Beruf verschieben sich vielleicht die Schwerpunkte. Aber ohne Fachwissen kommen auch soziale Berufe nicht aus.
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