Spezialist oder Generalist: Wer hat die größeren Chancen?

Sollten Sie sich breit aufstellen und in jedem Bereich gut sein – oder zum Experten für ein Thema werden? Arbeitnehmer und Personaler fragen sich regelmäßig: Spezialist oder Generalist? Ihre Entscheidung beeinflusst die Jobwahl und den Verlauf Ihrer gesamten Karriere. Aber was ist besser? Wir erklären die jeweiligen Vorteile und zeigen, ob Spezialist oder Generalist die besseren Chancen…

Spezialist Oder Generalist Vorteile Nachteile Chancen Erfolg Kompetenzen

Definition: Was sind Spezialisten und Generalisten?

Spezialisten und Generalisten sind Beschreibungen für die Qualifikation von Arbeitnehmern. Selbst bei gleicher Ausbildung und mit ähnlicher Berufserfahrung können die Profile von Mitarbeitern völlig unterschiedlich sein.

Wichtigster Faktor ist die Wissenstiefe oder die Wissensbreite. Was macht Spezialisten oder Generalisten aus?

  1. Spezialisten sind Experten auf einem Gebiet. Sie zeigen in diesem Bereich besondere Wissenstiefe, umfangreiches Know-how und detailliertes Fachwissen. Ein solcher Fachmann ist in anderen Themengebieten aber nicht einsetzbar.
  2. Generalisten sind Allrounder und Multitalente. Sie haben eine enorme Wissensbreite bei verschiedenen Themen. Im Unternehmen können Sie unterschiedliche Aufgaben in verschiedenen Bereichen übernehmen. Was dem Generalisten fehlt, ist die Expertise in einzelnen Themen.

Kompetenzverteilung im T-Shaped Profil

Die Kombination aus großem Fachwissen und breiten Kenntnissen wird in der Kompetenzverteilung als T-Shaped Profil dargestellt.

Kompetenzentwicklung T Shaped Skills Profil Modell

Dies verbindet die Vorteile beider Ausrichtungen und ist auf dem Arbeitsmarkt entsprechend beliebt. In der Praxis zeigt sich aber häufiger, dass eine der beiden Ausprägungen deutlich überwiegt.

Generalisten werden bevorzugt eingestellt

Keith Murnighan und Long Wang zeigten in einer Studie mit dem Titel Generalisten-Verzerrung: Stellenangebote und die endgültige Besetzung der Position stimmen nicht überein. In den Versuchen sollte ein Kandidat für den Posten als Personalmanager ausgewählt werden – Hauptkriterium waren 5 Jahre Berufserfahrung mit Vergütungssystemen.

Unter den Kandidaten war ein Spezialist, der genau zur Stelle passte – ausgewählt wurde aber häufig ein Generalist. Die Teilnehmer ließen sich vom umfangreichen Lebenslauf der Allrounder über deren mangelnde Qualifikation hinweg täuschen.


Anzeige

Vor- und Nachteile von Spezialisten

Als Spezialist bringen Sie Kompetenzen und Wissen mit, das andere nicht haben. Das hat einige Vorteile und macht Sie zu einem gefragten Mitarbeiter. Gleichzeitig hat solch ein Nischenwissen aber auch Nachteile…

Vorteile des Spezialisten

  • Marktwert
    Als Spezialist decken Sie eine Nische ab. Das rechnet sich, wenn Sie ein gefragter Experte in einer boomenden Branche sind. Durch Ihre Kenntnisse steigt Ihr Marktwert und Sie können ein hohes Gehalt verhandeln.
  • Konkurrenz
    Für echte Spezialisten gibt es nur wenig Konkurrenz. Sie genießen durch Ihren Expertenstatus ein Alleinstellungsmerkmal im Unternehmen. Andere haben es schwer, diese Position anzugreifen.
  • Klarheit
    Ihre Aufgaben als Spezialist sind klar umrissen. Sie wissen genau, bei welchen Herausforderungen Ihre Stärken gefragt sind und welche Verantwortungen Sie tragen. Da Ihr Tiefenwissen Sie genau dazu qualifiziert, werden Sie nicht in anderen Bereichen eingesetzt.

Nachteile des Spezialisten

  • Schweinezyklus
    Spezialisierung ist gut, so lange sie gefragt ist. Klingt der Hype zu einem Thema ab, verliert Ihre Kompetenz an Wert. Ein Risiko ist der sogenannte Schweinezyklus: In regelmäßigen Abständen kommt es zu einem Überangebot an Fachkräften bei gesättigtem Markt. Wer die Zeichen nicht rechtzeitig erkennt, steht hochspezialisiert bei der Arbeitsagentur.
  • Aktualität
    Um Ihren Expertenstatus halten zu können, müssen Sie sich ständig fortbilden, die neusten Trends und Entwicklungen in Ihrem Bereich mitkriegen und vor allem anwenden können. Spezialwissen kann veralten.
  • Jobwechsel
    Als Spezialist ist ein Jobwechsel schwierig – in andere Bereiche und Tätigkeiten fast unmöglich. Sie sind durch Ihre Kenntnisse bei der Jobwahl begrenzt. Meist können Sie nur zu einem anderen Unternehmen wechseln, das gerade Ihre Spezialisierung sucht.
Anzeige

Vor- und Nachteile von Generalisten

Generalisten können nicht alles, aber vieles. Sie haben ein gutes Grundverständnis für die unterschiedlichsten Aufgaben. Eine breite Kompetenz, die ihnen Vorteile verschafft, aber auch einige Nachteile bringt…

Vorteile des Generalisten

  • Überblick
    Generalisten haben den Überblick über das große Ganze. Sie sind für den Einsatz übergeordneter Tätigkeiten geeignet, da sie das notwendige vernetztem Wissen mitbringen. Deshalb beherrschen sie ihre Aufgabenbereiche gut, obwohl Ihnen das Detailwissen fehlt, das Spezialisten haben.
  • Abwechslung
    Generalisten sind vielfältig interessiert und legen sich nur ungern fest. Ihre generalistischen Fähigkeiten lassen sich auf viele Aufgabenbereiche übertragen, so dass Abwechslung bei den Tätigkeiten gewährleistet ist. Sie sind keine Fachidioten, sondern können überall hilfreich sein.
  • Flexibilität
    Für Unternehmen sind Generalisten flexibel einsetzbar. Ein anderes Projekt benötigt Unterstützung? Ein Kollege fällt unerwartet aus? Mit einem Allround-Talent im Team gibt es immer passenden Ersatz. Die eigene Flexibilität können Generalisten auch nutzen, um durch berufliche Weiterbildung den Status zum Spezialisten für einen Bereich zu werden – ohne das vorhandene Breitenwissen zu schmälern.

Nachteile des Generalisten

  • Konkurrenz
    Sie haben kein Alleinstellungsmerkmal. Ihre Kenntnisse sind breit, aber auch bei anderen vorhanden. Sie haben entsprechend große Konkurrenz bei Bewerbungen und im Job.
  • Unschärfe
    Generalisten fehlt ein klares Profil. Was können Sie? Wofür stehen Sie? Was ist Ihre Leidenschaft? Wer von allem ein bisschen kann, kann nichts richtig. Das kann bei der Jobsuche ein Problem sein, weil Unternehmen ein genaues Kandidatenprofil suchen.
  • Zeitfaktor
    Ein Spezialist erarbeitet sich schnell den Ruf als Experte – für Generalisten dauert das deutlich länger. Sie müssen regelmäßig unter Beweis stellen, dass Sie das nötige Wissen in unterschiedlichen Bereichen mitbringen.
Anzeige

Berufliche Aussichten für Spezialisten und Generalisten

Die Vor- und Nachteile beider Seiten zeigen gleich: Es gibt keine pauschale Antwort auf die Frage, ob Spezialisten oder Generalisten bessere Chancen und Karriereaussichten haben. Das eine ist nicht grundsätzlich besser oder schlechter als das andere. Entscheidend für die Chancen ist letztlich die individuelle Situation: Ausbildung, Ziele, Lernbereitschaft…

Eine große Rolle spielt zudem der Arbeitgeber. Je größer ein Unternehmen, desto eher werden Spezialisten für die unterschiedlichen Bereiche gesucht und eingestellt. In kleinen Unternehmen sind Mitarbeiter automatisch für mehrere Aufgaben und Bereiche zuständig – hier sind Generalisten gefragt.

Erfolgreich als Spezialist und Generalist

Die gute Nachricht: Auf dem Arbeitsmarkt geht es bei Spezialisten und Generalisten nicht um ein Entweder-oder-Denken. Beide können gleichermaßen erfolgreich sein und im Idealfall arbeiten Sie an einer ausgewogeneren Kompetenzverteilung.

Heißt: Generalisten profitieren von einer gewissen Spezialisierung in einem oder zwei Bereichen. Spezialisten sollten sich auch neue Gebiete erschließen und breiter aufgestellt sein.


Was andere dazu gelesen haben