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Fachlaufbahn: Chance oder Sackgasse?

Es ist ein Irrtum, dem nicht nur unzählige Arbeitnehmer, sondern auch Unternehmen aufsitzen: Wenn Karriere, dann mit Führungsverantwortung. Stattdessen wäre eine Fachlaufbahn sehr wohl eine Möglichkeit, im Unternehmen beruflich voranzukommen. Allerdings existieren einerseits etliche Vorbehalte hinsichtlich des Aufwandes, den die Förderung eines Experten bedeutet. Darüber hinaus ist für Unternehmen nicht immer der wirtschaftliche Nutzen erkennbar. Wie eine Fachlaufbahn im Vergleich zur klassischen Führungslaufbahn oder Projektlaufbahn aussieht und welche Vorteile sie bietet…



Fachlaufbahn: Chance oder Sackgasse?

Definition: Führungslaufbahn, Projektlaufbahn oder Fachlaufbahn?

Typischerweise stellen sich Berufseinsteigern drei Karrierewege oder Karrierepfade dar:

  • Die Führungslaufbahn, bei der sich ein Arbeitnehmer vom Sachbearbeiter über diverse Leitungspositionen bis hin zum Geschäftsführer oder Vorstandsmitglied hocharbeitet. Hierbei handelt es sich um einen vertikalen Stellenwechsel, bei dem der Aufgaben-, Kompetenz- und Verantwortungsbereich kontinuierlich wächst und meist deutlich höher vergütet wird.
  • Die Projektlaufbahn, bei der ein Arbeitnehmer eine besondere Form der Fachlaufbahn einschlägt, die jeweils ans Projekt gebunden ist – ebenso wie die Position des Projektleiters, die meist nur temporär ist.
  • Die Fachlaufbahn, die häufig durch eine horizontale Karriere geprägt ist, da zwar ein sozialer Aufstieg stattfindet, jedoch keinerlei Leitungsfunktion damit verbunden ist. Durch zunehmende fachliche Qualifikation entwickelt sich der Arbeitnehmer zum Experten, weshalb mitunter von der Expertenlaufbahn die Rede ist. Oftmals werden entsprechende Titel zugeordnet, die in etwa mit Titeln und Statussymbolen der Führungslaufbahn auf gleicher Hierarchiestufe korrespondieren (Parallelhierarchie).
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Hierarchie oft nicht zeitgemäß

Die klassische Vorstellung von einer Karriere ist die, dass es immer höher und weiter gehen muss – ganz dem hierarchischen Denken der Vergangenheit verhaftet. Und an der Spitze sitzt immer eine Person mit Führungsverantwortung, die über andere Menschen zu bestimmen hat.

Das zumindest ist der Weg, den jemand einzuschlagen hat, wenn er mehr Anerkennung und mehr Gehalt möchte: Er oder sie muss eine Führungslaufbahn beschreiten. Leider sind die Aufgaben einer Führungskraft häufig ganz andere als die eines Experten.

Statt sich wie ursprünglich voll und ganz dem Thema widmen zu können, das einmal dafür gesorgt hat, dass jemand mit Leidenschaft seiner Ausbildung oder seinem Studium nachgegangen ist, muss diese Person sich nun mit Fragen zur Organisation und Mitarbeitermotivation beschäftigen.

Nur korrespondiert diese Vorstellung weder so richtig mit dem modernen Verständnis vieler Menschen von Karriere, noch mit ihren Fähigkeiten oder gar Wünschen:

Vor allem junge Unternehmen sind bereits dazu übergegangen, flache Hierarchien einzuführen. Zum einen behagt jüngeren Generationen das hierarchische Denken nicht immer, zum anderen sind stark hierarchisch geführte Unternehmen schlichtweg starr und können nicht flexibel genug auf moderne Anforderungen reagieren.

Genau das ist aber nötig, wenn Unternehmen konkurrenzfähig bleiben und als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden wollen.

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Bedeutung von Fachleuten fürs Unternehmen

Das Problem mit der klassischen Führungslaufbahn ist, dass von Führungskräften bis heute oft erwartet wird, dass sie mit ihrem Unternehmen verheiratet sind. Besonders der Generation Y wird nachgesagt, dass sie wenig Interesse an einem Aufstieg hat, dafür die Lebensqualität und die vielbeschworene Work-Life-Balance stärker im Fokus hat.

Hier prallen zwei Vorstellungen diametral aufeinander. Wobei die Generation Y sich durchaus einbringen möchte: Aber dann eben mit dem, was sie eigentlich antreibt. Stellt ein Unternehmen diese Möglichkeit in Form einer Fachlaufbahn nicht zur Verfügung, verliert es seine wertvollste Ressource: das Humankapital.

Dieser mitunter umstrittene Begriff drückt aus, was Mitarbeiter, vor allem jene, die echte Experten in ihrem Gebiet sind, für das Unternehmen bedeuten. Natürlich sollte die Person hinter dem Mitarbeiter nicht vergessen werden. Aber ein Arbeitsverhältnis kommt ja nicht nur zustande, weil sich zwei Parteien so sympathisch finden, sondern es geht um einen Tauschhandel:

Eine Partei bietet ihr Fachwissen und ihre Kompetenz, die andere im Gegenzug dafür Geld und einen hoffentlich reizvollen Arbeitsplatz. Stimmen aber diese Rahmenbedingungen nicht, sinkt irgendwann die Mitarbeiterzufriedenheit.

Der Mitarbeiter sucht sich einen anderen Arbeitsplatz, dem Unternehmen geht wertvolles Know-how verloren. Um das zu behalten und den Mitarbeiter an sich zu binden, sollten Arbeitgeber die Möglichkeit eröffnen, eine Fachlaufbahn als nächsten Karriereschritt einzuschlagen.

Das ist gerade auch vor dem Hintergrund eine Option, dass kleine und mittelständische Unternehmen oftmals nicht so viele Aufstiegsmöglichkeiten haben, da die Anzahl der Positionen an sich begrenzt und meist bereits besetzt ist. Die Fachlaufbahn kann somit eine reizvolle Alternative für ambitionierte Arbeitnehmer sein, wenn keine Führungslaufbahn möglich ist.

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Vorteile für Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Überblick

Damit beide Parteien von der Einführung einer Fachlaufbahn profitieren, darf diese Option nicht nur ein Instrument sein, um die Mitarbeiter von einer möglichen Kündigung abzuhalten. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass eine Fachlaufbahn nicht für alle Betriebe gleichermaßen geeignet ist.

Üblicherweise eignet sich die Fachlaufbahn vor allem dort, wo Produktinnovationen eine Rolle spielen und viel in Projekten gearbeitet wird.

Mögliche Vorteile für den Arbeitnehmer

  • Sie können als Experte Ihre Anerkennung und Ihren Status steigern, indem Sie verschiedene Stufen innerhalb der Fachlaufbahn erreichen. Sie machen sich so auch außerhalb des Unternehmens – etwa auf Fachtagungen – einen Namen als Spezialist.
  • Verbunden sind damit neue, interessante Aufgabenbereiche, mehr Freiheit und Verantwortung.
  • Neben Prestige locken materielle Zugeständnisse wie Firmenwagen, größeres Büro, höhere Vergütung.

Mögliche Vorteile für den Arbeitgeber

  • Arbeitgeber binden ihrerseits den Mitarbeiter an sich und behalten somit das Know-how im Unternehmen.
  • Sie fördern gezielt die Expertise von Spezialisten, die wiederum eine wichtige Voraussetzung für Innovation ist.
  • Sie steigern damit ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität als Arbeitgeber.
  • Durch unternehmenseigene Experten erhalten Geschäftsleitung und Vorstand qualifizierte Beratung bei wichtigen Themen.
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So wird die Fachlaufbahn reizvoll

Unternehmen müssen sich überlegen, wie sie für Arbeitnehmer – vor allem für die Leistungsträger – attraktiv bleiben. Gleichzeitig geht es nicht nur um Mitarbeiterbindung, sondern um Wissenserhalt: Dann nämlich, wenn aus einem hervorragenden Spezialisten lediglich eine mittelmäßige Führungskraft wird.

In der Beförderung qualifizierter Spezialisten zur Führungskraft kommt mitunter das Peter-Prinzip zum Tragen. Nicht jeder möchte Führungsverantwortung und nicht jeder kann seine Führungsqualitäten realistisch einschätzen.

Hier liegt aber gleichzeitig das Problem: Eine Fachlaufbahn sollte nicht der Notnagel für all diejenigen sein, die als Führungskraft ungeeignet sind. Dafür muss sich die Einstellung zu verschiedenen Laufbahnen ändern. Gelingen kann das folgendermaßen:

  • Neubewertung

    Am Anfang steht eine Unternehmenskultur, die die unterschiedlichen Karrierepfade akzeptiert. Wer stärker Fachlaufbahnen fördern möchte, darf ein Nein zu einer Führungslaufbahn nicht als Versagen bewerten, ebenso wenig wie eine eingeschlagene Fachlaufbahn etwas mit mangelndem Ehrgeiz zu tun hat. Es werden lediglich die Prioritäten anders gesetzt.

  • Gliederung

    Analog zur Führungslaufbahn sollte die Fachlaufbahn in einzelne Stufen gegliedert werden, die im Einzelnen definiert werden. Unterteilt wird die Hierarchie der Fachlaufbahn häufig in Junior, Experte, Senior. Das bedeutet, dass jede Stufe genaue Kompetenzprofile enthält, in denen beschrieben wird, welche Leistungen und Qualifikationen vom Arbeitnehmer erwartet werden.

  • Wertschätzung

    Um eine Gleichwertigkeit zwischen den einzelnen Laufbahnen zu gewährleisten, muss die Fachlaufbahn entsprechend gewürdigt werden. Das geschieht sowohl mit materiellen Anreizen wie Geld als auch immateriellen wie etwa entsprechenden Titeln, Büro, Dienstwagen.

  • Durchlässigkeit

    Die einzelnen Karrierestufen auf der jeweiligen Laufbahn müssen klar kommuniziert werden. Wenn Unternehmen die Gleichwertigkeit von Fachlaufbahn, Projektlaufbahn und Führungslaufbahn plausibel machen wollen, müssen sie eine Durchlässigkeit garantieren. Das bedeutet, dass von der Führungslaufbahn ein Wechsel zurück in die Fach- oder Projektlaufbahn möglich sein sollte, ohne dass es mit finanziellen Einbußen oder gar Gesichtsverlust einherginge.

[Bildnachweis: Kues by Shutterstock.com]