Bedeutung: Was ist ein Workaholic?
Der Begriff Workaholic setzt sich zusammen aus den englischen Worten „work“ und „alcoholic“. Bezeichnet wird damit jemand, der süchtig nach Arbeit ist und sich über seine berufliche Tätigkeit, seine Leistungen und das so gewonnene Ansehen definiert. Die deutsche Übersetzung lautet „Arbeitssucht“ beziehungsweise „Arbeitssüchtiger“.
Ausgeprägter Workaholismus ist eine Krankheit. Betroffene können sich nicht von der Arbeit lösen – weder physisch noch mental. Auf Dauer gefährden die vielen Überstunden aber die Gesundheit. Ebenso gerät das Selbstwertgefühl in psychische Abhängigkeit. Werden Betroffene arbeitslos oder scheitern, droht eine Depression.
Wie viele Workaholics gibt es?
Rund 11,9 Prozent der Beschäftigten zeigen in Deutschland ein suchthaftes Arbeitsverhalten, so eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Unter Führungskräften vermuten die Forscher sogar 12,4 Prozent Workaholics.
Symptome der Arbeitssucht: Bin ich ein Workaholic?
Das typische Anzeichen eines Workaholics ist, dass er immer arbeitet. Es gibt jedoch viele weitere Indizien und Anzeichen für eine veritable Arbeitssucht. Die folgenden Symptome können auf Workaholismus hindeuten:
- Abnorm steigendes Arbeitspensum
- Extremes Pflichtbewusstsein
- Selbstgewählte Überlastung
- Keinerlei Freizeit-Ausgleich
- Häufige Kritik an Kollegen und deren Arbeitsweise
- Abbau sozialer Beziehungen
- Vernachlässigung anderer Lebensbereiche
- Regelrechte Entzugserscheinungen im Urlaub
Welche Folgen kann Arbeitssucht haben?
Die große Gefahr an der Arbeitssucht ist, dass sie nicht sofort erkannt wird. Betroffene empfinden ihre Arbeit anfangs noch als inspirierend und erfüllend. Im Laufe der Zeit nehmen die Vorteile aber ab – und verkehren sich zu veritablen Nachteilen – bis hin zu einem Burnout, Herz-Kreislauf-Probleme oder gar einem Herzinfarkt.
Achten Sie daher frühzeitig auf folgende Workaholic Beschwerden und mögliche Folgen:
- Zunehmende Antriebslosigkeit
- Häufige Erschöpfungsgefühle
- Innere Leere
- Aufkommende Traurigkeit
- Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen
- Einschlafprobleme und Schlafstörungen
- Gelegentliche Angstattacken
Workaholics bezeichnen sich gerne als ehrgeizig, betonen die eigenen Ambitionen, ihre Belastbarkeit oder hohe Motivation. Damit reden sie das eigene Verhalten aber nur schön. Innerlich spüren sie längst obige Symptome oder Folgen.
Ursachen: Wieso wird jemand zum Workaholic?
Workaholismus kann unterschiedliche Ursachen haben. Teilweise liegen diese schon in der Kindheit. Zum Beispiel in einer leistungsorientierten Erziehung, bei der Liebe, Lob und Zuneigung stets abhängig waren von schulischen Leistungen oder Erfolgen. Der Effekt: Betroffene glauben, „ich bin nur gut, wenn ich etwas ich erreiche.“
Weitere Ursachen, wie jemand zum Workaholic werden kann, sind:
1. Work-Life-Blending
Arbeits- und Privatleben verschmelzen in der modernen Arbeitswelt zusehends. Erst recht im Homeoffice. Dadurch wird ein echter Feierabend immer schwieriger. Das sogenannte Work-Life-Blending, also die Überlagerung von Arbeit und Freizeit kann manche Menschen zum Workaholic werden lassen.
2. Leistungsgesellschaft
Unsere Gesellschaft ist auf Wachstum ausgerichtet. Schon von Kindesbeinen lernen wir, dass wir uns weiterentwickeln müssen, um Erfolg zu haben. Ausbildungen zielen auf Abschlüsse, Jobs auf berufliche Erfolge und ein hohes Einkommen. Diese werden damit zum Maßstab für Wertschätzung und Selbstwert.
3. Persönlichkeit
Nicht zuletzt spielt die eigene Persönlichkeit bei Workaholics eine große Rolle: Wer zum Perfektionismus neigt oder extrem ehrgeizig ist, hat ein erhöhtes Risiko für Arbeitssucht.
4. Angst
Auch Angst und Unsicherheit können einen Workaholic formen. Wenn Betroffene fürchten, der eigene Job und damit die Lebensgrundlage könnte in Gefahr sein, stürzen sich viele in noch mehr Arbeit. Sie wollen zeigen, dass sie unersetzbar sind und geben dafür 150 Prozent.
Kurzfristiger Workaholismus kann sinnvoll sein
Ausgeprägter Workaholismus ist gefährlich und sollte als Krankheit nicht unterschätzt werden. Handelt es sich hingegen um kurzfristige Auswüchse, in denen mehr als üblich gearbeitet wird, kann das berechtigt sein. Entscheidend ist, dass Sie im Anschluss zu einem normalen Maß der Arbeit zurückkehren. Einige dieser Ausnahmen sind zum Beispiel die Vorbereitung für einen Urlaub, ein Projekt mit kurzer Deadline, das unbedingt rechtzeitig fertig werden muss. Oder ein kurzfristiges Karriereziel, wie etwa eine anstehende Beförderung oder Gehaltserhöhung für die Sie nochmal alles geben.
Test: Sind Sie ein Workaholic?
Viele Workaholics erkennen nicht (oder wollen nicht wahrhaben), dass sie ein Problem haben und die Arbeit einen zu hohen Stellenwert im Leben einnimmt. Entsprechend spät reagieren sie, um etwas zu ändern. Wie ist es mit Ihnen: Sind Sie arbeitssüchtig?
Für eine ehrliche Selbsteinschätzung kann der folgende kompakte Test helfen. Haken Sie direkt online im Browser an, welche Aussagen auf Sie zutreffen…
- Ich mache regelmäßig Überstunden, oft bis weit nach Feierabend.
- Für die Arbeit sage ich private Termine und Aufgaben ab.
- Eine echte Work-Life-Balance gelingt mir nicht.
- Mit Familie und Freunden spreche ich am liebsten über den Job. Andere Themen langweilen mich schnell.
- Am Wochenende habe ich eigentlich immer Aufgaben mit nach Hause genommen, um daran zu arbeiten.
- Ich habe so viel zu tun, dass ich mich nur äußerst selten mit Freunden treffen kann.
- Im Urlaub weiß ich nichts mit mir anzufangen. Meistens nehme ich Laptop und Arbeitsdokumente mit.
- Ich habe eigentlich keine anderen Hobbys. Mein Job ist mein Hobby.
- In meinen Beziehungen läuft es oft schwierig. Partnerschaft und Job sind schwer zu vereinbaren.
- Zu Hause bleibt vieles liegen. Im Job gibt es Wichtigeres als aufzuräumen.
Wenn Sie bei mehr als 5 der Aussagen zugestimmt haben, deutet einiges darauf hin, dass Sie ein Workaholic sind.
Wie sehr Workaholismus schadet
Wer viel arbeitet, leistet auch viel? Stimmt nicht! Workaholics sind nicht automatisch Leistungsträger im Unternehmen. Die Ergebnisse machen den Erfolg – nicht die Arbeitszeit oder -menge. Mehr noch: Workaholics schaden sich nachhaltig. Zum Beispiel so:
Sie machen mehr Fehler
Kein Mensch kann pausenlos Bestleistungen erbringen. Arbeitssucht sorgt dafür, dass sich Betroffene kaum noch erholen und dadurch schlechter konzentrieren können. Folge: Die Qualität der Arbeit lässt nach, die Fehler nehmen zu.
Lesetipp: Warum Pausen alle 90 Minuten wichtig sind
Sie sind nie zufrieden mit sich
Workaholics stellen hohe Ansprüche an sich. Im Gegensatz zu einem Leistungsträger freut sich der Workaholic aber nie über ein erreichtes Ziel, sondern stürzt sich sofort in ein neues Projekt. Kurz: Er oder sie weiß den Wert der eigenen Arbeit nicht mehr zu schätzen.
Lesetipp: Erkennen Sie Ihre Erfolge?
Sie können niemals langsamer machen
Workaholics arbeiten bis zur Erschöpfung – und noch ein bisschen weiter. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Sicher, es gibt Zeiten, in denen man Vollgas geben muss. Aber ebenso solche, in denen man es ruhiger angehen kann. Ein Workaholic kann das nicht mehr.
Lesetipp: Stress einfacher bewältigen
Sie ignorieren eigene Bedürfnisse
Workaholics achten nicht auf eigene Bedürfnisse – weder psychische noch physische. Das ist Raubbau an Körper und Geist. Das Fiese daran: Wer so ranklotzt erntet nur anfangs mehr Respekt. Mit der Zeit wird daraus eher Mitleid.
Lesetipp: Selbstsabotage vermeiden
4 Tipps für Workaholics
Als Workaholic ist es nicht leicht, etwas an der Situation zu ändern. Wenn Sie alleine nicht weiterkommen, sollten Sie sich Hilfe suchen. Wollen Sie versuchen, den Workaholismus zu überwinden, können diese Tipps helfen:
- Erkennen Sie Ihren Wert
Der wichtigste Tipp für einen Workaholic: Sie sind nicht nur Ihre Arbeit! Wenn Sie erkennen, dass Anerkennung und Zuspruch nicht nur von Ihren Leistungen abhängen, bekommen andere Bereiche neben dem Job eine neue Bedeutung. Erkennen Sie Ihren Selbstwert unabhängig von der Arbeit. - Beenden Sie Ihre Arbeit
Feierabend heißt Feierabend. Sie müssen lernen, die Arbeit wirklich zu beenden. Setzen Sie sich ein zeitliches Limit und halten Sie sich daran. Das erfordert gerade zu Beginn große Disziplin, ist aber absolut notwendig. - Schaffen Sie einen Ausgleich
Gehen Sie regelmäßig zum Sport oder widmen Sie sich einem Hobby, das nichts mit dem Job zu tun hat. Durch einen Ausgleich schaffen Sie größeren Abstand zum Job und erkennen, dass es auch andere Dinge im Leben gibt. - Konzentrieren Sie sich auf Ihr Privatleben
Planen Sie Aktivitäten mit Ihrer Familie, treffen Sie sich mit Freunden oder unternehmen Sie etwas alleine. Legen Sie den Fokus gezielt auf Ihr Privatleben, statt nur an die Arbeit zu denken. Dabei hilft eine klare Tagesstruktur. Beispiel: Am Wochenende und unter der Woche ab 17 Uhr widmen Sie sich ausschließlich Ihrem Privatleben.
Workaholic als Chef: Was tun?
Wenn Ihr Chef ein Workaholic ist, haben Sie ein Problem. Es gibt allerdings ein paar Optionen, wie Sie mit einem arbeitssüchtigen Chef umgehen können:
- Lassen Sie sich nicht anstecken
Versuchen Sie nicht dem Chef nachzueifern. Sie wollen ihn vielleicht beeindrucken und Ihre Karriere voranbringen, doch schaden Sie sich damit nur selbst. Auch steigern Sie die Erwartungshaltung vom Chef. Er wird immer mehr von Ihnen verlangen. - Sagen Sie Nein
Sie müssen Grenzen aufzeigen und klar Nein sagen. Will der Chef Ihnen immer weitere Aufgaben geben, müssen Sie deutlich machen, dass Sie das nicht schaffen. Das ist kein Versagen, sondern Notwendigkeit, um sich selbst zu schützen. - Suchen Sie das Gespräch
Manchmal braucht es offene Kommunikation. Vielleicht merkt der Chef in seinem Arbeitswahn gar nicht, welche Probleme und wie viel Druck er verursacht. Kommunizieren Sie die Schwierigkeiten und suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung. - Setzen Sie Prioritäten
Durch klare Prioritäten kümmern Sie sich um die wichtigsten Aufgaben und zeigen, dass Sie nicht alles schaffen können. Bei einem Berg an Arbeit müssen Sie sich auf einzelne ToDos konzentrieren. - Regen Sie Veränderungen an
Regen Sie immer wieder Veränderungen an und präsentieren Sie mögliche Lösungen. Weisen Sie den Chef auf die Vorteile von Neuerungen hin, um die Chancen auf eine Umsetzung zu erhöhen.
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