Ambiguitätstoleranz: Bedeutung, Ursachen, Test & Training
Wir wollen Eindeutigkeit, Klarheit und unmissverständliche Fakten. Das Problem: So funktioniert die Welt nicht. Ständig begegnen wir Mehrdeutigkeit und Unsicherheit. Die Fähigkeit der Ambiguitätstoleranz wird deshalb immer wichtiger. Leider mangelt es den meisten Menschen genau an dieser Kompetenz. Es muss Schwarz oder Weiß sein – Graubereiche und die damit verbundene Unklarheit sorgen für ein schlechtes Gefühl, Angst und negative Reaktionen auf die Situation. Aber den Umgang mit Mehrdeutigkeit können Sie lernen. Wir erklären, was Ambiguitätstoleranz bedeutet, warum diese an Bedeutung gewinnt und wie Sie die Toleranz für Ungewissheit trainieren können…

➠ Inhalt: Das erwartet Sie
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Was ist Ambiguitätstoleranz?
Ambiguitätstoleranz beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, mit Unsicherheiten, Mehrdeutigkeit und widersprüchlichen Handlungen oder Informationen umzugehen und diese zu ertragen. Es wird auch von Unsicherheitstoleranz gesprochen. Abgeleitet wird der Begriff aus dem Lateinischen „ambiguitas“ (Mehrdeutigkeit) und „tolerare“ (ertragen). Eine ausgeprägte Ambiguitätstoleranz lässt Sie unsichere Situationen als solche akzeptieren und verbessert Ihren Umgang und die Reaktion auf Ungewissheit.
Vielen Menschen fehlt genau diese Kompetenz. Unsicherheit auszuhalten ist für Betroffene eine Qual. Wer nicht weiß, woran er ist, bekommt Angst oder reagiert teilweise sogar aggressiv. Wie weit der Mangel an Ambiguitätstoleranz führt, haben auch Wissenschaftler untersucht. Das Ergebnis: Menschen sind bereit, größere Schmerzen zu ertragen, um der Ungewissheit zu entgehen. Probanden entschieden sich in Tests mehrheitlich für einen starken, schmerzhaften Stromschlag sofort – statt einen leichten Schock zu einem unbekannten Zeitpunkt.
Beispiele für Umgang mit Unsicherheit
Täuschen Sie sich nicht in der Häufigkeit solch unsicherer oder mehrdeutiger Situationen. Im Alltag begegnen Ihnen diese ständig. Schon ein Blick auf die aktuelle Situation und Krise zeigt, wie unerwartet es zu großen Veränderungen kommen kann. Ungewisser könnten die Umstände kaum sein. Gibt es weitere Maßnahmen? Wie lange dauert der Zustand an? Wie geht es im Anschluss weiter? Wann kehrt Normalität ein – und wie wird diese aussehen? Der Umgang mit der fehlenden Klarheit hängt von der Ambiguitätstoleranz ab. Manche haben Angst, andere gehen selbstbewusst und positiv damit um.
Ähnlich ungewiss geht es im Job zu. Ein simples Beispiel: Der Chef beordert Sie zu einem persönlichen Gespräch unter vier Augen in sein Büro – keine weitere Information. Ob Sie vor Angst erstarren und fürchten, Ihr Arbeitsplatz stehe auf dem Spiel oder ruhig bleiben, erst einmal abwarten oder gar positives Feedback erwarten, liegt an Ihrer individuellen Ambiguitätstoleranz.
Weitere Beispiele für den Umgang mit Unsicherheit durch Ambiguitätstoleranz:
- Warten auf die Rückmeldung nach einem Vorstellungsgespräch.
- Ungewissheit bei medizinischen Untersuchungen.
- Tägliche Kommunikation: Lügt der Gesprächspartner oder sagt er die Wahrheit?
Ursachen: Wie entsteht Ambiguitätstoleranz?
Ambiguitätstoleranz ist keine angeborene Fähigkeit. Der Umgang mit Mehrdeutigkeit und Unsicherheit muss erst erlernt werden. Besonders wichtig ist dafür die Prägung und Erfahrung in der Kindheit. Wer früh lernt, dass Ungewissheit ein Teil des Lebens – und nicht zwangsläufig ein negativer – ist, entwickelt eine andere Einstellung. Eltern sind somit in der schwierigen Situation, Kindern Sicherheit zu geben und gleichzeitig die Angst vor ungewissen Situationen zu vermitteln.
Dass dies nicht immer gelingt, zeigt sich im Fehlen der Ambiguitätstoleranz vieler Erwachsener. Trotzdem können Sie zu einem späteren Zeitpunkt Ihre Toleranz gegenüber Unsicherheiten verbessern und trainieren. Entscheidend ist dabei unabhängig vom Alter, den Schrecken der Ungewissheit zu überwinden. Aus dem Verständnis, dass aus mehrdeutigen und unklaren Situationen nicht nur Negatives entstehen kann, wächst Ambiguitätstoleranz.
Test: Sind Sie ambiguitätstolerant?
Das Ausmaß der eigenen Ambiguitätstoleranz zeigt sich erst im Ernstfall. Wenn Ungewissheit zur Belastung wird, die Unsicherheit an Ihnen nagt und Sie wie gelähmt sind, weil Sie nicht wissen, was auf Sie zukommt. Besser ist es, den eigenen Umgang mit Mehrdeutigkeit vorher zu verstehen. Der folgende Test hilft Ihnen dabei. Er basiert auf Selbstreflexion und ermöglicht – bei ehrlicher Beantwortung – eine bessere Selbsteinschätzung. Unser Test zur Ambiguitätstoleranz hat dabei keinerlei wissenschaftlichen Anspruch.
Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und lesen Sie die folgenden Aussagen durch. Entscheiden Sie jeweils ehrlich, ob der Punkt auf Sie zutrifft oder nicht. Zählen Sie zusammen, wie oft Sie zugestimmt haben.
- Ich habe Angst vor Veränderungen.
- Bei Ungewissheit fühle ich mich handlungsunfähig.
- Ich versuche unklare Situationen zu umgehen.
- Mir fällt es schwer, Ungewissheit über einen längeren Zeitraum auszuhalten.
- Ich kategorisiere Themen in Gut und Böse.
- Ich brauche Klarheit und eindeutige Aussagen.
- Ich bin pessimistisch und gehe vom Schlimmsten aus.
- Ich verlange Verbindlichkeit von meinem Umfeld.
Vereinzelte Zustimmungen sind noch keine eindeutige Schlussfolgerung. Wenn Sie sich jedoch häufig in den genannten Punkt selbst erkannt haben, spricht dies für mangelnde Ambiguitätstoleranz – an der Sie arbeiten sollten.
Ambiguitätstoleranz trainieren und lernen
Die gute Nachricht: Sie können Ambiguitätstoleranz trainieren und die Fähigkeit, mit Ungewissheit umzugehen, lernen. Erwarten Sie aber keine Wunder in kürzester Zeit. Es ist ein Prozess, Unsicherheitstoleranz aufzubauen – Denkmuster, Gewohnheiten und Verhaltensweisen werden über einen längeren Zeitraum geändert. Die folgenden Tipps helfen dabei:
- Akzeptieren Sie Ungewissheit
Der erste Schritt zu mehr Ambiguitätstoleranz ist die Einsicht, dass Ungewissheit zum Leben dazu gehört. Sie können dieser nicht entgehen. Es gibt keine dauerhafte Gewissheit – weder privat noch beruflich. Fehlende Gewissheit ist sogar ein Pluspunkt und notwendig: Wie schrecklich und langweilig wäre das Leben, wenn alles vorher feststehen würde? Mit der Unsicherheit würde auch jegliches Glück verschwinden, weil Sie sich über nichts mehr freuen können. - Machen Sie kleine Übungen
Bauen Sie verschiedene Übungen in Ihren Alltag ein, um zu lernen, mit den Ambiguitäten des Lebens umzugehen. Bringen Sie sich bewusst in Situationen, deren Ausgang Sie nicht genau kennen und versuchen Sie, darauf ruhig und besonnen zu reagieren. Wenn der Chef Sie unangekündigt in sein Büro bestellt, fragen Sie nicht gleich im ganzem Büro herum, ob jemand weiß, worum es geht. Versuchen Sie, die Ungewissheit zu akzeptieren und auszuhalten. - Sehen Sie das Positive
Der Umgang mit Ungewissheit wird Ihnen zeigen: Oft ist das Ergebnis positiv. Voreilige Reaktionen wie Angst, Aggression oder Ohnmacht sind unnötig. Je häufiger Sie diese Erfahrung machen, desto ausgeprägter wird Ihre Ambiguitätstoleranz.
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Nils Warkentin studierte Business Administration an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Auf der Karrierebibel widmet er sich Themen rund um Studium, Berufseinstieg und Büroalltag.

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