Frustration: Woher sie kommt und wie Sie sie abbauen

Je höher die Erwartung, desto größer die Enttäuschung, wenn der Wunsch unerfüllt bleibt. Das Ergebnis ist jedes Mal gleich: Frustration. Wir alle kennen das. Ganz klassisch bei der Bewerbung: Wir bewerben uns auf eine Stelle, das Vorstellungsgespräch läuft gut, aber den Job bekommt ein anderer… Na, klasse! Der Anlass zur Frustration kann natürlich unterschiedlich sein. Das Gefühl selbst ist völlig normal. Schon Kinder kennen es. Entscheidend ist der Umgang damit: Werden Frustgefühle nicht bewältigt, können sie in eine Depression oder Aggression umschlagen. Woher Frustration kommt und wie Sie sie abbauen können…

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Was ist Frustration?

Der Begriff Frustration (Englisch = „frustration“) stammt aus dem Lateinischen von „frustra“ = vergeblich oder „frustratio“ = „Täuschung einer Erwartung“. Die Psychologie kennt Frustration als „Gefühl der Enttäuschung und der Machtlosigkeit, das eintritt, wenn ein erwartetes, geplantes oder erhofftes Geschehen, Ereignis oder Ähnliches ausbleibt oder völlig anders als vorgesehen verläuft.“

Sprachlich interessant, wird Frustration synonym mal als Auslöser bezeichnet, zum Beispiel als Absage, Dämpfer, Niederlage, Schlag oder Verneinung. Meistens bedeutet Frustration aber das aus diesem Ereignis resultierende Gefühl von Ablehnung, also: Ärger, Bitterkeit, Enttäuschung, Groll oder Kränkung.

Diese Enttäuschung kann unterschiedliche Ursachen haben. Beispielsweise kann es sein, dass jemand sich und seine Fähigkeiten maßlos überschätzt hat. Infolgedessen baut sich eine immense Erwartungshaltung auf, die in einer Desillusionierung mündet, wenn sie sich nicht erfüllt. Ebenso gut können die Erwartungen auch an andere viel zu hoch sein. Werden sie enttäuscht, kann das zu Frustrationen führen.

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Psychologie untersucht Frustration bei Kindern

Jeder Mensch hat bestimmte Bedürfnisse und Triebe, die sein Handeln motivieren. Vor psychoanalytischem Hintergrund betrachtet ist Frustration die emotionale Folge einer verhinderten Triebreduktion. Alle Bemühungen waren vergebens, nicht selten sind es äußere Umstände, die dazu führen. Im allgemeinen Kontext sieht die Psychologie in Frustration den Spiegel einer tatsächlichen oder zumindest empfundenen Benachteiligung.

Mit anderen Worten: Es liegt auch in einer Person selbst, ob sie über etwas frustriert ist oder nicht, ganz gleich, was vorgefallen ist. Hier spielen Werte und Gefühle wie Gerechtigkeitssinn und die eigene Erwartungshaltung eine wichtige Rolle.

Die Psychologie beobachtet aber nicht nur Unterschiede im Empfinden von Frustration, sondern auch im Umgang damit. Frühe Beobachtungen von Frustration bei Kindern in einem Experiment der Psychologen Roger Barker, Tamara Dembo und Kurt Lewin führten zu verschiedenen Hypothesen. In dem 1941 durchgeführten Experiment führte man Kinder in einem Raum voller interessanter Spielsachen. Während die Kontrollgruppe unmittelbar seinem Impuls folgen und spielen durfte, hinderten die Forscher die Kinder der Experimentalgruppe mithilfe eines Drahtgitters daran. Die Kinder konnten allerdings ihre Altersgenossen beim Spielen beobachten.

Erst nach längerer Zeit wurde es ihnen erlaubt, ebenfalls damit zu spielen. Als ein Resultat dieses Experiments ließ sich nun beobachten, dass viele Kinder ihrer aufgestauten Frustration Luft machten, indem sie das Spielzeug absichtlich beschädigten.

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Führt Frustration automatisch zu Aggression?

Der Umgang mit Frustration bei Kindern wirft natürlich einige Fragen auf: Ist Aggression die natürliche Folge eines Frustrationserlebnisses? Diese Auffassung wurde zumindest lange Zeit in der sogenannten Frustrations-Aggressions-Hypothese vertreten. Frustration und Aggression stehen einigen Beobachtungen zufolge vor allem dann in einem Zusammenhang, wenn die frustrierte Person den Grund für die Enttäuschung nicht in der eigenen Person sieht, sondern andere dafür verantwortlich macht. Genau das lässt sich beobachten, wenn ein Sündenbock gesucht beziehungsweise ein Teil der Bevölkerung zum Sündenbock abgestempelt wird.

Auch umgekehrt wurden Aggressionen als Ausdruck von vorhergegangener Frustration gemäß dieser Hypothese interpretiert. Allerdings ist das noch längst nicht bei allen Menschen der Fall. Nicht jeder wälzt die eigenen Fehler auf andere ab. Es übernehmen also genügend Menschen Verantwortung für ihr Handeln. Zum anderen führt der Frust selbst bei den uneinsichtigen nicht automatisch dazu, dass sie sich aggressiv verhalten.

Diese Tatsachen führten dazu, dass die recht populäre Auffassung davon, dass sich Frustration und Aggression bedingen, letztlich in der Form fallen gelassen wurde. Vielmehr geht man heutzutage davon aus, dass Aggression eine mögliche Folge von Frustration sein kann.

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Hohe Frustrationstoleranz hilft beim Verarbeiten

Die Frustrationstoleranz ist bei Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Das heißt, je nachdem, wie niedrig sie ausfällt, kann ein Mensch sehr schnell deprimiert und demotiviert sein.

Neben Aggression als Folge kann sich Frustration auch irgendwann in einer Depression manifestieren: Dann beispielsweise, wenn die Frustrationstoleranz sehr gering ist und der Umgang mit frustrierenden Erlebnissen nicht gelernt wurde. Das kann sich in verschiedenen Kompensationen niederschlagen:

  • Manche kompensieren Frustration mit Essen.
  • Andere verfallen in einen Kaufrausch.
  • Wiederum andere ertränken Kummer in Alkohol.

Alle diese Handlungen mögen kurzfristig über die Enttäuschung hinweghelfen, stellen aber keine langfristigen Strategien dar und können in Form von Übergewicht, Magen-Darm-Problemen, finanziellen Sorgen und Alkoholsucht enden.

Einige neigen dazu, sämtliche Fehlschläge persönlich zu nehmen. Sie verzweifeln regelrecht daran und werden verbittert. Um das klarzustellen: Natürlich müssen Zusammenhänge erkannt und eigene Defizite aufgespürt werden. Wer sich über einen langen Zeitraum immer und immer wieder erfolglos bewirbt, muss eine Analyse betreiben, an deren Ende persönliche Gründe stehen können.

Dieser Fall ist aber nicht gemeint. Vielmehr geht es darum, nicht jede Wendung im Leben als Wink des Schicksals zu verstehen, das einem – und zwar nur dieser Person – eins „auswischen“ will. Der Umgang mit Frustration, mit Niederlagen und Enttäuschungen sagt etwas darüber aus, wie resilient Sie sind und ist letztlich ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Oft ist es nicht Intelligenz oder Vitamin B, sondern das berühmte „am Ball bleiben“, nicht aufgeben, sich durchbeißen, auch wenn es schwer ist, das dazu führt, dass die Stelle ergattert wird. Sie doch noch das Studium schaffen. Das letzte Ticket fürs Konzert Ihrer Lieblingsband bekommen.

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5 Tipps: So lässt sich Frustration abbauen

Frustration ist nicht gerade ein angenehmes Gefühl. Verständlich, dass sich die Laune vieler nicht gerade hebt, wenn etwas nicht wie erhofft funktioniert. Andererseits kann festgestellt werden: Es verhält sich mit Frust ähnlich wie mit Krankheit und schlechtem Wetter. Die eigene Gesundheit wird nach einer fiesen Krankheit wieder ganz anders geschätzt. Und so wie man sich über das gute Wetter nach einer Schlechtwetterphase freut, so sind Erfolgserlebnisse nach einer Durststrecke auch etwas ganz anderes, als wenn ein Ziel ohne Mühe erreicht wird.

Reframing

Es gibt einen Grund, warum wir bestimmte Ziele, Hoffnungen, Wünsche haben. Etwas erscheint besonders attraktiv, bietet die Option auf Verbesserung in irgendeiner Form – der Ist-Zustand wird als wenig positiv erachtet. Daher der Missmut und die Verdrossenheit angesichts des eigenen Scheiterns. Aber versuchen Sie doch einmal, die Sache aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten: Wer beispielsweise eine Jobabsage bekommen hat, kann sich deshalb vielleicht einen Umzug sparen, der viel Aufwand und Geld gekostet hätte.

Bewegung

Eins der besten Mittel gegen Frustration ist Bewegung. Gerade im ersten Moment der empfundenen Niederlage neigen einige Menschen dazu, in pessimistische Grübeleien zu verfallen. Das Beste, was Sie dagegen tun können, ist dem eine Portion Glückshormone entgegenzusetzen. Joggen, Walking, aber auch normales Spazieren gehen hilft dabei, den Kopf wieder frei zu bekommen und sich auf andere Gedanken zu bringen.

Ansporn

Scheitern kann ein Ansporn sein, es wieder zu versuchen. Obacht ist zwar bei völlig aussichtslosen Versuchen (eine Prüfungsordnung nur zwei Versuche zulässt) angesagt. Aber genauso gut sollte niemand nach dem ersten Versuch die Flinte ins Korn werfen. Viele Dinge – ob es das Erlernen eines Instruments, sportliche Leistungen oder andere Fingerfertigkeiten sind – lassen sich nur durch regelmäßiges Training und Wiederholung meistern. Wer beim ersten Versuch durch einen Sprachtest fällt, hat nun immerhin eine Vorstellung davon, woran es gelegen hat und was es für den nächsten Versuch braucht.

Entschlossenheit

Wer zu lange trauert und sich in seinem Elend suhlt, liegt nah an der Opferrolle. Das verführt zu einem Denken wie „Ich werde es nie schaffen“, „Immer passiert mir so etwas“, „Ich kann gar nichts“. Nach Jobabsagen, aber auch anderen deprimierenden Erlebnissen können Sie sich mit der 24-Stunden-Regel helfen: Trauer ist erlaubt, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad, weil alles andere nicht zielführend ist.

Akzeptanz

Manche Dinge lassen sich einfach nicht ändern. Sie werden niemals Kaiser werden, und ähnlich kann es sich mit einem Berufswunsch verhalten: Der Basketballstar sollte es nicht sein, weil vielleicht die Knie nicht mitmachten, die Leistung hinter den Erwartungen zurückblieb oder Sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Das mag ärgerlich sein, aber es bringt absolut nichts, sich darüber auf ewig aufzuregen. Dann haben Sie einen Quell ewiger Frustration. Wer hingegen akzeptiert, eröffnet sich die Möglichkeit, mit einer Sache abzuschließen und sich auf neue Chancen zu konzentrieren.


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