Lernen lernen: Praktische Übungen und Tipps
Idealerweise legt die Grundschule das Fundament. Aber häufig müssen Kinder, Studenten und Erwachsene bis ins hohe Alter selbst noch das Lernen lernen. Das gelingt mit diesen Methoden und Übungen:
1. Lernplan erstellen
Gehen Sie systematisch vor und planen Sie genügend Zeit ein: Was wollen Sie in welcher Zeit erreichen? Ein Lernplan hilft Ihnen dabei, den Stoff strukturiert anzugehen. Wichtig ist eine realistische Planung mit genügend Pausen und Erholungsphasen. Eine Möglichkeit ist, mit der Pomodoro-Technik zu arbeiten. Sie eignet sich besonders für Leute mit Startschwierigkeiten, da Sie so die Lernphasen in kleine Häppchen einteilen.
2. Speedreading üben
Studierende müssen zahlreiche Informationen verarbeiten. Wer schneller lesen kann, ist klar im Vorteil: Sie sparen nicht nur Zeit ein, weil Sie etwa die doppelte Menge schaffen. Langfristig erfassen Sie Texte auch besser. Füllwörter blenden Sie beim Lesen aus, statt einzelner Wörter erkennen Sie ganze Satzteile und entnehmen die Informationen.
3. Handschriftlich arbeiten
Wer schreibt, der bleibt. Diese Volksweisheit fasst die Bedeutung schriftlicher Notizen hervorragend zusammen. Durch das Schreiben verbinden Sie die kognitive Tätigkeit mit einer haptischen – Sie sprechen also mehrere Sinne gleichzeitig an. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge unterstützen Sie so den Lernprozess. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der amerikanischen Psychologen Pam A. Mueller (Princeton-Universität) und Daniel M. Oppenheimer (Universität von Kalifornien): Demnach schnitten Studierende, die ihren Laptop zum Notieren benutzten, schlechter ab, als jene, die sich handschriftliche Notizen machten.
4. Eselsbrücken nutzen
Jahreszahlen, Fakten oder Formeln müssen Sie sich einprägen. In dem Fall helfen Eselsbrücken. Beispielsweise: „333 bei Issos Keilerei“ beschreibt die Schlacht bei Issos im November 333 vor Christus, als erstmals Alexander der Große und Dareios III. aufeinandertreffen. Der Trick: Sie sprechen „drei drei drei“ – nicht etwa „dreihundertdreiunddreißig“. Oder der Merksatz „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel“, der die Reihenfolge der Planeten unseres Sonnensystems durch seine Anfangsbuchstaben wiedergibt: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun.
5. Aufgaben üben
Zum Lernen gehört auch das Üben. Bereits in der Grundschule lernen wir, bestimmte Buchstaben immer und immer wieder zu schreiben – bis sie irgendwann selbstverständlich sind. Dieses Üben sollte fester Bestandteil Ihrer Lernpraxis sein. Ganz gleich, ob Sie beim Vokabeln lernen die Aussprache üben, beim Sport den Weitsprung üben oder sich bestimmte Brainteaser für Bewerbungsgespräche vornehmen. Dabei geht es nicht nur um den Inhalt. Sie prägen sich gleichzeitig verschiedene Lösungswege ein, die sich auch auf andere Aufgaben übertragen lassen.
6. Spickzettel anfertigen
Was wie eine Anleitung zum Betrug klingt, ist in Wirklichkeit ein Lifehack: Spickzettel sind naturgemäß klein. So kann man sie geschützt vor kritischen Blicken an einem sicheren Ort unterbringen. Das bedeutet aber auch, dass Sie nur begrenzt Platz zur Verfügung haben. Genau das zwingt Sie wiederum, nur das Wichtigste zu notieren. Komplizierte Themen werden so heruntergebrochen, bis ein Exzerpt übrig bleibt. Um das leisten zu können, müssen Sie den Stoff natürlich trotzdem verinnerlicht haben.
7. Lerntyp berücksichtigen
Finden Sie heraus, welcher Lerntyp Sie sind. Jeder Mensch hat einen bevorzugten Sinneskanal, über den er besonders gut lernt. Sind Sie eher der visuelle, auditive, kommunikative oder motorische Lerntyp? In Reinkultur kommt selten ein bestimmter Typus vor. Sollten Sie aber feststellen, dass Sie visuell besonders gut Informationen aufnehmen und verarbeiten, kann das Lernen mithilfe von Mindmaps und Grafiken für Sie vorteilhaft sein.
8. Gelesenes unterstreichen
Das Markieren von Textstellen gehört zu einer einfachen und häufig praktizierten Methode, um das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Manche Untersuchungen die Ineffizienz dieser Methode. Das gilt vor allem, wenn Sie zu viel und relativ wahllos unterstreichen. Um wirklich einen Nutzen für sich daraus zu ziehen, sollten Sie maximal drei Phrasen pro Seite unterstreichen. Bei langen Sätzen ist selbst das noch zu viel: Achten Sie vor allem auf die Schlüsselbegriffe. Sie erleichtern Ihnen später, den Text mit eigenen Worten zusammenzufassen.
9. Gelerntes diskutieren
Durch die Diskussion mit Lerngruppen profitieren Sie in mehrfacher Hinsicht: Gemeinsames Lernen schweißt zusammen, es entwickeln sich mitunter Freundschaften fürs Leben. Mindestens genauso wichtig aber: Sie müssen das Gelernte mit eigenen Worten rekapitulieren. Im Austausch mit anderen können sich so Wissenslücken zeigen. Oder aber es kommen neue, interessante Aspekte hinzu. Diese Auseinandersetzung festigt den Lernstoff.
10. Pausen einhalten
Von Zeit zu Zeit sollten Sie Pause machen. Kinder brauchen häufigere Pausen als Erwachsene. Aber auch da gilt: In den Pausen – besonders, wenn wir uns mit etwas anderem ablenken – kann sich das Gelernte sortieren. Gleichzeitig tanken wir Energie für die nächste Lerneinheit.
Lernen lernen: Methoden (PDF)
Die meisten unserer Tipps sind für Schüler und Erwachsene gleichermaßen geeignet. Erfahrungsgemäß beschäftigen sich aber viele erst im Erwachsenenalter mit der gezielten Wissensaneignung. Die rückt vor allem dann in den Fokus, wenn jemand berufliche Ambitionen hat. Oder merkt, dass er mit den bisherigen Lernmethoden an seine Grenzen kommt.
Da wir in einer Wissensgesellschaft leben, wird auch lebenslanges Lernen immer wichtiger. Wir haben daher ein PDF mit den 50 wichtigsten Tipps, Übungen und Methoden zum Lernen für Sie zusammengefasst. Den Ratgeber können Sie wie immer kostenlos hier herunterladen:
Grundlegende Voraussetzungen fürs richtige Lernen
Neben effektiven Lerntechniken haben wir einige grundlegende Lerntipps, die Ihnen das Lernen erleichtern:
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Schaffen Sie eine gute Lernumgebung
Der wichtigste Tipp zum Lernen ist ein gutes Selbstmanagement. Sind schon die Rahmenbedingungen ungünstig, werden Sie sich schlecht zum Lernen motivieren können. Dazu gehört, alles zu vermeiden, was in irgendeiner Form die Konzentration erschwert, also: Schreibtisch-Chaos, brummende Handys oder Meldungen aus Social-Media-Kanälen, auf denen Sie bevorzugt surfen. Wer zuhause keine Ruhe findet, weil der Nachbar laut Musik hört, kann sich zum Büffeln in eine Bibliothek zurückziehen.
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Schlafen Sie genügend
Das gilt sowohl für die Nacht vor der Klausur als auch für die gesamte Lernphase. Studien belegen, dass Sie mit Powernapping sogar Ihren Lernerfolg vergrößern. Wer zwischen zwei Lerneinheiten so ein Nickerchen einschiebt, unterstützt sein Gedächtnis dabei, Informationen effektiver zu verarbeiten und zu erinnern. Aber auch so ist regelmäßiger Schlaf wichtig, denn er fördert die Konzentrationsfähigkeit.
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Entwickeln Sie die richtige Einstellung
Vieles ist Einstellungssache: Sie wollen die Prüfung bestehen, also haben Sie auch das Zeug dazu. Wichtig ist allerdings realistischer Optimismus. Positives Denken allein reicht nicht. Vielmehr sollten Sie sich an der WOOP-Methode orientieren: Ein Ziel vor Augen, aber auch die sachliche Erkenntnis, was Ihrem Ziel eventuell im Wege steht. Dann können Sie anfangen, etwaige Hindernisse (zum Beispiel Störfaktoren wie Lärm) aus dem Weg zu räumen.
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Belohnen Sie sich
Lernen macht nicht immer Spaß. Um sich die Freude am Lernen lernen zu erhalten, sollten Sie sich mit Belohnungen motivieren. Wann immer Sie eine Lerneinheit geschafft haben, sollten Sie sich etwas gönnen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine Lernphase durchhalten und motiviert für den nächsten Lernschub – am Ende wartet ja wieder eine Belohnung. Womit Sie sich motivieren, bleibt Ihnen überlassen: Vielleicht wollen Sie ein neues Buch lesen, Ihre Lieblingsmusik hören oder sich mit Freunden treffen.
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Sorgen Sie für Bewegung
Bewegung hilft fast immer – wenn der Kopf vom vielen Lernen raucht, ist es spätestens an der Zeit. Idealerweise gehen Sie an die frische Luft, so wird Ihr Hirn wieder mit Sauerstoff versorgt. Bei einem Spaziergang im Grünen profitieren Sie zudem von der beruhigenden Wirkung der Natur. Mit einer schweißtreibenden Sporteinheit sorgen Sie zudem für ein besseres Immunsystem und gezielten Stressabbau. Danach können Sie mit freiem Kopf weiterlernen.
Bulimielernen für den Notfall
Kurzfristig vor einer Klausur zu lernen, bringt nicht immer den erhofften Erfolg. Für Vokabeltests mag es reichen. Bei komplexeren Themen bleiben Inhalte meist auf der Strecke. Allerdings ist Bulimielernen nicht so schlecht wie oft befürchtet: Denn langfristig vergessen viele das Gelernte auch bei intensiven Bemühungen. Das zeigten Studien der Psychologen Doug Rohrer und Harold Pashler mit Probanden, die Vokabeln lernen mussten.
Wie lernen wir?
Gerade bei Kindern ist die Lernfähigkeit unfassbar hoch. Jeden Tag lernen sie etwas Neues. Der Fortschritt ist greifbar. Mit zunehmenden Alter lassen sich die Erfolge nicht mehr so einfach erkennen. Tatsächlich fällt Jugendlichen in der Pubertät vieles schwerer. Das heißt aber nicht, dass das Lernen unmöglich wäre. Es sind vor allem zwei Hinternisse, welche die Verarbeitung von neuen Informationen erschweren:
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Gehirnhälften
Gemäß der Hemisphärentheorie von Roger Sperry verarbeiten unsere beiden Gehirnhälften Informationen unterschiedlich. In der linken Gehirnhälfte dominieren Sprache und logisches Denken. Hier geht es sehr analytisch und rational zu. Hingegen ist die rechte Gehirnhälfte für Kreativität zuständig. Sie verarbeitet Emotionen, Farben und Bilder. Kommen beide Gehirnhälfte gleichermaßen zum Einsatz, ist der Lernerfolg hoch: Mit der einen Gehirnhälfte erfassen wir die Informationen, während die andere uns passende Vorstellungen dazu liefert – wir können uns im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild machen. - Motivation
Oft fehlt es an einem Plan. Dabei braucht es nur die richtigen Methoden. Dann kommt auch die Motivation wieder. Die ist fürs Lernen unverzichtbar. Schüler sind mitunter extrinisch motiviert – wenn sie wissen, dass sie bei schlechten Noten Stubenarrest bekommen. Extrinsische Motivation ist aber nicht von langer Dauer. Deutlich besser ist intrinsiche Motivation, die von innen kommt. Erwachsene haben zwar keine Schelte zu befürchten, aber auch für sie ist die Selbstmotivation wichtig.
Berücksichtigen Sie Ihren Tagesrhythmus
Der zweite Punkt ist Ihr persönlicher Biorhythmus. In der Chronobiologie kennt man die Lerchen (Frühaufsteher) und die Eulen (Spätaufsteher). Das hat nichts mit Faulheit oder Fleiß, viel oder wenig Schlaf zu tun. Lediglich verschieben sich bei diesen Leuten die Zeiten:
Das bedeutet aber auch, dass sich die Phasen verschieben, in denen Sie besonders produktiv sind. Während Die Eule beispielsweise ihre zweite Hochphase von 18 bis 23 Uhr hat, knickt die Lerche spätestens ab 21 Uhr ein. Dafür ist sie frühmorgens fit. Wer seinen Biorhythmus kennt, sollte die Lernphasen entsprechend daran anpassen. In die unproduktiven Phasen sollten Sie Pausen oder längere Erholung (Schlaf) legen.
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