Definition: Was ist Existenzangst?
Im heutigen Sprachgebrauch hat sich die Bedeutung der Existenzangst verändert. Es geht in der Regel nicht um die Angst vor dem Tod und damit im engsten Wortsinn existenzbedrohende Gefahren wie Kriege, Unfälle oder Krankheiten. Vielmehr bezeichnet der Begriff laut Duden die Angst, das eigene Leben nicht meistern zu können oder den Sinn des Lebens zu verfehlen – diese Betrachtungweise ist jedoch eher philosophisch, wohingegen in der Praxis meist eine andere Perspektive gewählt wird.
So wird als Existenzangst die Angst verstanden, die Grundlagen der eigenen Existenz zu verlieren. Oftmals steht dabei die berufliche Existenz im Vordergrund, weshalb Existenzangst eng mit der Angst vor einem Jobverlust verbunden ist. Eine Kündigung durch den Arbeitgeber, die Insolvenz der eigenen Firma oder das Scheitern der Selbstständigkeit sind häufige Formen von Existenzangst.
Meist handelt es sich somit bei der Existenzangst nicht um eine einzelne Form der Angst, sondern eine Kombination vieler verschiedener Aspekte. Zur Sorge vor dem Verlust der Arbeitsstelle kommt die Befürchtung, welche finanziellen Schwierigkeiten aus der Situation entstehen könnten, wenn das Geld nicht mehr für alle Rechnungen reicht und möglicherweise sogar die Wohnung gekündigt werden muss.
Eine große Belastung ist bei der Existenzangst auch die Angst vor dem Verlust sozialer Anerkennung. Was denken Familie, Freunde oder auch die Gesellschaft im Allgemeinen, wenn man seinen Job verliert oder das eigene Leben einfach nicht so reibungslos verläuft, wie es sein sollte?
All diese Faktoren können zu einem lähmenden Gefühl der Angst, ähnlich einer Schockstarre führen, wobei Betroffene an nichts anderes mehr denken können und die positiven Aspekte des eigenen Lebens nicht mehr wahrnehmen.
Existenzangst: Ursachen und Auslöser
Existenzangst kann sehr konkrete Auslöser haben, die Sie in Ihrem Umfeld beobachten. Wenn der Arbeitgeber beispielsweise ankündigt, dass in nächster Zeit in großem Umfang Stellen abgebaut werden müssen, kann dies eine mögliche Ursache sein. Gleiches gilt, wenn Ihr eigenes Unternehmen nicht so gut läuft oder Aufträge für Selbstständige ausbleiben. In einem solchen Fall sehen Sie ein konkretes Risiko, das Ihre Existenzangst schürt.
Allerdings kann Existenzangst auch ohne einen solch direkten Auslöser auftreten. Immer wieder sind Menschen betroffen, bei denen es scheinbar keinen nachvollziehbaren Grund gibt, sich ernsthafte Sorgen zu machen: Im Job läuft es gut, der Arbeitsplatz ist sicher, die Umsätze stimmen – wie kann es dennoch zu Existenzangst kommen?
Schuld kann in diesem Fall eine schwach ausgeprägte Resilienz in Verbindung mit Pessimismus und Zukunftsängsten sein. Oder kurz gesagt: Betroffene haben Angst, dass sich die Dinge zum Schlechteren verändern und Sie nichts dagegen unternehmen können.
An diesen Symptomen können Sie Existenzangst erkennen
Wenn Sie Angst davor haben, dass Sie Ihren Job verlieren könnten, leiden Sie nicht gleich unter Existenzangst. Solche Befürchtungen hat jeder hin und wieder, schließlich ist die Arbeit ein wichtiger Teil des Lebens, nicht zuletzt, weil sie für finanzielle Absicherung sorgt.
Wirklich ausgeprägte Existenzangst zeigt sich hingegen erst, wenn Sie ständig nur noch daran denken, dass Sie alles verlieren könnten. Sie können sich über nichts mehr freuen, empfinden keine Dankbarkeit oder Glück für die Personen in Ihrem Leben oder die Dinge, die Sie haben. Stattdessen bleibt nur der Gedanke, dass all dies bald der Vergangenheit angehören könnte und das Gefühl, dass Sie mit dieser Situation nicht umzugehen wissen.
So entstehen regelrechte Panikattacken und ein ausgeprägtes Gefühl der Hilflosigkeit. Diese ist es auch, die Betroffene so sehr lähmt und in vielen Fällen zum Nichtstun verdammt. Es fehlt die Überzeugung, dass eigene Handlungen und Entscheidungen etwas ändern könnten. Wer unter Existenzangst leidet, fühlt sich dem Schicksal und den kommenden Problemen ausgeliefert.
Tipps, um die Existenzangst zu überwinden
Wenn Sie unter Existenzängsten leiden, ist der Weg zurück nicht einfach. Es gibt aber glücklicherweise einige Tipps, mit denen Sie Ihrer Existenzangst den Kampf ansagen können, um diese endlich zu überwinden:
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Zwingen Sie sich zu Realismus
Die richtige Einstellung kann bereits ausreichen, um der Existenzangst zu entkommen. Dafür müssen Sie sich zwingen, die Situation möglichst realistisch zu betrachten. Fragen Sie sich, ob es wirklich ein Weltuntergang wäre, wenn Sie Ihren Job verlieren würden. Glauben Sie ernsthaft, dass Ihre Freunde Ihnen die Rücken zukehren würden?
Auch einen neuen Job würden Sie finden und durch die soziale Absicherung in Deutschland brauchen Sie auch nicht befürchten, plötzlich mittellos auf der Straße zu stehen. Kurz gesagt: Stoppen Sie die Horrorszenarien in Ihrem Kopf und führen Sie sich vor Augen, dass es nicht so schlimm ist, wie die Angst Ihnen einreden will.
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Suchen Sie nach Lösungen
Betroffene von Existenzangst sehen nur Probleme und nicht zu lösende Herausforderungen. Ändern Sie Ihren Blickwinkel und suchen Sie nach Lösungen, anstatt sich auf Schwierigkeiten zu konzentrieren. So können Sie das Gefühl der Hilflosigkeit überwinden und aktiv werden.
Wie lässt sich der eigene Arbeitsplatz sichern? Wie können mehr Aufträge und Kunden generiert werden? Je mehr Lösungen Sie haben, desto eher lässt Ihre Existenzangst nach.
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Planen Sie das Worst-Case-Szenario
In Ihrem Kopf haben Sie ein oder auch mehrere Szenarien, vor denen Sie am meisten Angst haben. Nehmen Sie dieses Worst-Case-Szenario und entwickeln Sie präventiv einen Plan, wie Sie damit umgehen würden. Diesen werden Sie zwar in Wahrheit nie brauchen, doch es hilft Ihnen, Ihre Existenzangst zu überwinden, wenn Sie wissen, dass Sie auf alles vorbereitet sind.
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