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Inneres Team (Schulz von Thun): Teammitglieder + Funktion

Wenn wir denken, reden wir mit uns selbst und unserem „inneren Team“. So nennt Friedemann Schulz von Thun die Vielzahl der inneren Stimmen und Meinungen, die mit uns sprechen und streiten, um zu einer Entscheidung zu kommen. Wie bei einem realen Team verhalten sich unsere inneren Stimmen nicht immer einig und harmonisch. Sie nehmen zum Teil unterschiedliche Positionen ein. Im Extrem führt das zu innerer Zerrissenheit. Damit daraus ein echtes „inneres Team“ wird, gibt es aber ein paar Tipps und Tricks. Wir erklären, wie das Modell „Das innere Team“ funktioniert und wie Sie davon profitieren können…



Inneres Team (Schulz von Thun): Teammitglieder + Funktion

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Definition: Was versteht man unter Inneres Team?

Das Innere Team ist eine Metapher und beschreibt die Pluralität des Menschen und seiner unterschiedlichen Persönlichkeitsteile. Diese reden, diskutieren, streiten miteinander und wägen ab, bevor wir eine Entscheidung treffen.

Das Persönlichkeitsmodell stammt ursprünglich von dem Hamburger Psychologen Friedemann Schulz von Thun (siehe auch: 4 Ohren Modell) und wird das heute zum Teil in der Psychotherapie eingesetzt. Zugleich ist es ein klassisches Coaching Tool. Schulz von Thun selbst gibt den inneren Stimmen, den Teammitgliedern, die Bezeichnungen: Oberhaupt, Stammspieler, Außenseiter, feindliche Antagonisten, Leise Zaghafte, Bewacher oder Widersacher.

Was ist innere Pluralität?

Wenn wir unserer Eingebung folgen, hören wir auf unsere innere Stimme – unsere Intuition. Diese kann uns aber genauso blockieren – zum Beispiel in Form des inneren Kritikers.

Genau diese unterschiedlichen Stimmen und Positionen im Kopf spiegeln die Pluralität, die in jedem Menschen steckt: Einige Anteile sind mutiger und forsch, andere zögerlich, prüfend und wieder andere neugierig. Laut Schulz von Thun verhalten sich diese Stimmen wie ein reales Team. Die innerer Pluralität hat allerdings nichts mit Schizophrenie oder einer Persönlichkeitsstörung zu tun. Vielmehr beschreibt er damit die unterschiedlichen Ausprägungen unserer Persönlichkeit.

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Inneres Team Teammitglieder: Wer gehört dazu?

„Zwei Seelen schlagen, ach! In meiner Brust“, ließ Goethe seinen Faust klagen. Genau genommen sind es mehrere Seelen und Teammitglieder, die zu unserem inneren Team gehören. Schulz von Thun unterscheidet dabei folgende Teammitglieder:

Inneres Team Teammitglieder Funktion Schulz Von Thun

Oberhaupt

Das Oberhaupt ist der Teamleiter. Er übernimmt die Führungsrolle, hält das Team zusammen, indem er nach außen geschlossen auftritt und nach innen organisiert. Kommt es – metaphorisch – zur Teamsitzung, übernimmt das Oberhaupt die Rolle des Moderators und sorgt dafür, dass alle Stimmen zu Wort kommen.

Stammspieler

Als Stammspieler bezeichnet Schulz von Thun diejenigen Teammitglieder, die uns schon für lange Zeit begleiten. Sie kennen sich gut aus, sitzen „in der vordersten Reihe“ und sind maßgeblich dafür verantwortlich, wie wir nach außen wahrgenommen werden. Sie prägen uns in dominanter Weise.

Außenseiter

Den Gegenpol dazu bilden die Außenseiter. Das sind Persönlichkeitsanteile, über die wir ebenfalls verfügen, die aber selten zum Vorschein kommen. Sie blitzen zum Beispiel dann durch, wenn wir uns abgrenzen oder endlich mal trauen „Nein“ zu sagen. Es kann aber auch ein Teil unserer Persönlichkeit sein, von dem wir denken: „Das bin ich zwar auch, aber eigentlich sollen die anderen das nicht sehen!“

Feindliche Antagonisten

Diese Teammitglieder stellen stets alles in Zweifel, vertreten unterschiedliche Ansichten in einer Sache und sind hin- und hergerissen. Immer dann, wenn wir innerlich mit uns ringen, ist ihre innere Stimme besonders laut.

Spätmelder

Tagt das innere Team zu einer Sache, ist der Spätmelder im eigentlichen Meeting nicht anwesend. Er kommt erst mit Verzögerung zu Wort, wenn die Entscheidung schon gefallen ist. Seine Wortmeldungen können es trotzdem in sich haben und nochmal alles umwerfen.

Leise Zaghafte

Wie im echten Leben gibt es auch im inneren Team Teammitglieder, die eher schüchtern sind und die nur gehört werden, wenn man sich die Zeit für sie nimmt. Diese Persönlichkeitsanteile nehmen wir oft erst wahr, wenn wir ganz zur inneren Ruhe gelangen, meditieren oder mehr Achtsamkeit üben.

Bewacher

Unter den inneren Teammitgliedern ist der Bewacher (auch: Wächter) einer der dominanten. Er unterdrückt andere Stimmen nach dem Prinzip: „Unter keinen Umständen darf das herauskommen!“ Entsprechend versucht er zu verhindern, dass bestimmte Dinge gesagt werden. Höflichkeit und gutes Benehmen sind die Folge nach außen. Aber innerlich können Teamkonflikte entstehen, weil wir etwas ganz anderes denken und gerne sagen würden.

Widersacher

Diese Teammitglieder wirken stets kontraproduktiv: Sie nagen an unserem Selbstwertgefühl, machen uns runter und klein und betreiben (Selbst-)Sabotage. Obwohl sie eher zerstörerisch wirken, können sie gute Absichten verfolgen – zum Beispiel dafür sorgen, dass wir die Bodenhaftung behalten und nicht arrogant werden.

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Warum ist das innere Team wichtig?

Um authentisch und mit uns selbst im Reinen zu bleiben, ist es wichtig, das innere Team auszugleichen und mit der eigenen Pluralität umzugehen. Also sich mit dem Miteinander und Gegeneinander bewusst auseinanderzusetzen. Für Schulz von Thun ist dies eine Schlüsselkompetenz für das Leben.

Wie gut oder schlecht das innere Team miteinander kommuniziert, wirkt sich auch auf die äußere Kommunikation aus bzw. wie wir von anderen wahrgenommen werden: als eine klare Persönlichkeit – ein Typ. Oder eine wankelmütige, zerrissene Person, die weder weiß, wer sie ist oder will.

Team oder zerstrittener Haufen?

Natürlich sind nicht immer alle Stimmen des inneren Teams gleich laut. Wie im echten Team überzeugen mal die einen mehr, mal gewinnen die anderen Oberhand. Das ist normal. Aber ein permanent zerstrittener Haufen bildet eben kein funktionierendes Team. Mit ihm können wir keine klaren Entscheidungen treffen und irrlichtern durch das Leben. Das wirkt sich weder positiv auf unsere Beziehungen, noch auf unsere Arbeit aus.

Deshalb braucht es für die Arbeit mit dem inneren Team und den inneren Stimmen klare Regeln und Absprachen. Der Schlüssel dazu ist regelmäßige Selbstreflexion.

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Beispiel: Wie funktioniert das innere Team?

Die Metapher des inneren Teams können Sie im Coaching genauso wie im Selbstcoaching einsetzen und zum Beispiel für schwierige Fragen nutzen, die Sie klären wollen. Ein Beispiel – so funktioniert das innere Team:

  1. Setting arrangieren
    Richten Sie zunächst das Setting für Ihr inneres Team ein. Nehmen Sie sich genügend Zeit, ein Blatt Papier und verschiedenfarbige Stifte. Malen Sie stellvertretend für jede Stimme ein Strichmännchen. Darauf notieren Sie für jedes innere Teammitglied eine typische Aussage mit einer anderen Farbe.
  2. Überblick verschaffen
    Überlegen Sie, welche Teammitglieder Ihr inneres Team kennzeichnen und wie sie miteinander im Widerstreit stehen. Das können zum Beispiel ein Perfektionist, ein Skeptiker oder Faulpelz sein. Beispiel Fortbildung: Während der Perfektionist den besten Kurs sucht, überlegt der Skeptiker, ob die ausgewählten Kurse Sie überhaupt weiterbringen können. Der Faulpelz wiederum sucht nach einem Weg, die zusätzliche Arbeit zu vermeiden.
  3. Teamsitzung organisieren
    Lassen Sie alle inneren Teammitglieder zu Wort kommen – auch die Schweigsamen – und wägen Sie das Für und Wider ab. Der sonst eher Schweigsame könnte dazu auffordern, das Selbstmanagement zu verbessern und einen Lernplan aufzustellen, inklusive Erholungsphasen. Das könnte sowohl den Skeptiker wie Faulpelz zufriedenstellen. Und ein erreichtes Ziel freut schließlich auch den Perfektionisten.

Die Vorgehensweise des inneren Teams und seine Visualisierung hilft Ihnen, im Laufe des Prozesses mehr Klarheit zu gewinnen. Das gibt Ihnen mehr Übersicht und Klarheit – und erleichtert eine solide Entscheidung.


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