Gewöhnungseffekt: Toleranz ist ein Karrierekiller

Der Gewöhnungseffekt hat viel mit Toleranz zu tun – aber nicht mit dem wertfreien Akzeptieren anderer Meinungen, Kulturen oder Lebensweisen. Vielmehr geht es dabei um das Gewöhnen des Körpers an bestimmte Substanzen. Das ist vergleichbar mit einer Droge: Mit der Zeit verpufft die Wirkung und wir müssen die Dosis steigern. Diesen Gewöhnungseffekt gibt es leider auch im Job…

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Definition: Was ist der Gewöhnungseffekt?

Der Gewöhnungseffekt beschreibt die Toleranzentwicklung des Körpers gegenüber Wirkstoffen. Kurz: Mit wiederholter und chronischer Einnahme stumpft der Körper ab und es braucht mit der Zeit eine immer größere Dosis, um dieselbe Wirkung zu erzielen.

Diese Gewöhnung und Toleranzentwicklung gegenüber denselben Wirkstoffen gibt es vor allem in der Medizin und Pharmakologie. Einen vergleichbaren Gewöhnungseffekt gibt es aber auch im Job.

Gewöhnungseffekt Beispiel: Kaffee

Mehr als 160 Liter Kaffee trinkt jeder Deutsche jährlich im Durchschnitt. Das Heißgetränk ist gesund, wirkt aber auch wie eine Droge: Es putscht auf und macht wach. Das Koffein darin hemmt die körpereigenen Adenosin-Moleküle. Die verhindern normalerweise die Ausschüttung von belebenden Botenstoffen wie Dopamin oder Noradrenalin. Deswegen regt Kaffee an.

Bei regelmäßigem Kaffeekonsum aber bilden die Nervenzellen immer mehr Rezeptoren für Adenosin – ihnen fehlt das Signal. Das geht solange, bis ein neuer, höherer Ausgleichspegel gefunden ist. Der Gewöhnungseffekt tritt ein. Er entsteht bereits nach 6-15 Tagen starkem Kaffeekonsum. Setzt man den Kaffee dann abrupt ab, kann es zu regelrechten Entzugserscheinungen kommen: Kopfschmerzen oder Übelkeit.

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Bedeutung: Wie wirkt der Gewöhnungseffekt im Job?

Den Gewöhnungseffekt gibt es ebenso in Beruf und Job. Dort kennen ihn nur nicht so viele unter diesem Namen – was ihn eher noch gefährlicher macht. Das sind die zwei Nachteile des Gewöhnungseffekts im Job:

1. Routine

Bei der ersten, direkten Variante schaden Sie sich selbst: Jede noch so anspruchsvolle Tätigkeit wird irgendwann langweilig, weil man sich daran gewöhnt. Routinen schleichen sich ein, Sie arbeiten weniger sorgfältig und es kommt zu mehr Schlampereien und Fehlern. Auf Dauer gefährden Betroffene damit ihre Reputation und verspielen Ruf des Leistungsträgers.

2. Erwartungshaltung

In der zweiten, indirekten Variante wirkt der Gewöhnungseffekt auf Arbeitspensum und das Gehalt: Die meisten Chefs haben die Angewohnheit, ihren besten Mitarbeitern noch mehr Arbeit aufzuhalsen, weil sie wissen, dass diese sie gut erledigen. Das ist zunächst ein Kompliment. Wer dies aber stillschweigend toleriert, begeht einen folgenreichen Fehler: Mit der Zeit gewöhnt sich der Chef daran, dass er Sie ständig weiter belasten kann – und es wird ihm weniger wert. Pures Gift für die nächste Gehaltserhöhung. Oder aber sie erleiden unter der zunehmenden Last und Arbeitsverdichtung einen Burnout.

Tatsächlich wird Leistung eher geschätzt, wenn sie sich rar macht. Das ist ein uraltes und ehernes Marktgesetz: Knappe Güter erzielen höhere Preise. Trotzdem halten sich die wenigsten daran.

Was hilft gegen den Gewöhnungseffekt?

Es ist das Prinzip der Reziprozität: Geben und Nehmen sollten sich im Job die Waage halten. Man tut sich den größeren Gefallen, ab und an und wohl begründet Nein zu sagen. Oder einen entsprechenden Lohnausgleich zu fordern. Scham und Scheu sind hier völlig unangebracht. Sie mindern auf Dauer nur Ihr Ansehen und den Respekt.

Sonst passiert dasselbe wie beim Kaffee: Wer zu spät Nein sagt, provoziert beim Chef unmittelbar Entzugserscheinungen mit vergleichbaren Symptomen. Allerdings sind Vorgesetzte in dem Fall nie sonderlich tolerant…


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