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Cocktail-Party-Effekt: Selektives Hören mitten im Lärm

Es lässt sich leider nicht mehr ermitteln, ob der britische Kognitionsforscher Edward Colin Cherry ein besonders wilder Partylöwe war oder eine Vorliebe für Cocktailpartys besaß: Cherry ist seit mehr als 30 Jahren tot. Dafür hat er uns eine besonders nützliche Erkenntnis hinterlassen: den Cocktailparty-Effekt. Der bedeutet: Egal, wie sehr die Bude rockt, die Partyfetzen fliegen und wie viele Geräusche unser Gehör aufnimmt – wir können uns trotzdem problemlos auf unseren Gesprächspartner und seine Stimme konzentrieren…


Cocktail-Party-Effekt: Selektives Hören mitten im Lärm

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Definition: Was versteht man unter dem Cocktailparty-Effekt?

Der Cocktailparty-Effekt (auch Cocktail-Party-Phänomen genannt) beschreibt die Fähigkeit von Menschen, selbst unter mehreren Geräuschquellen eine bestimmte herauszufiltern. Obwohl jemand sich beispielsweise in einer lauten Umgebung aufhält, schafft er es, seine Aufmerksamkeit und seinen Gehörsinn bewusst auf ein Gespräch zu lenken. Diese Begabung ist auch als intelligentes oder selektives Hören bekannt.

Das Gehirn nimmt die verschiedenen Geräusche auf und verarbeitet sie, indem es sie entsprechend priorisiert. Dafür bewertet es die Lautstärke, die Richtung und die Geräuschart. Es unterscheidet zwischen wichtigen und unwichtigen Geräuschen. So kommt es vor, dass wir zwar einerseits auf der Cocktailparty unserem Gesprächspartner zuhören, gleichzeitig aber auch hinhören, wenn unser Name nebenan fällt.

Cocktail-Party-Effekt: Die Studie

Cherry hatte dieses Phänomen 1953 als erster entdeckt, obwohl es sicher auch davor schon unzählige Partys gegeben hat. Auf die Idee dazu brachten Cherry damals zwei interessante Experimente:

  • Zwei Botschaften zusammen

    Beim ersten lauschten die Versuchsteilnehmer über Kopfhörer gleichzeitig zwei verschiedenen Botschaften desselben Sprechers. Ihre Aufgabe lag darin, eine der beiden Botschaften herauszufiltern und sie später niederzuschreiben. Um die Aufgabe zu meistern, schlossen fast alle Probanden ihre Augen und strengten sich enorm an und konzentrierten sich intensiv auf einen der beiden Texte – dann schafften sie es gerade so mit Müh und Not.

  • Zwei Botschaften getrennt

    Den eigentlichen Aha-Moment erlebte Cherry jedoch beim zweiten Versuch: Diesmal spielte der Psychologe zwar wieder zwei Botschaften gleichzeitig ab, ebenfalls vom selben Sprecher, doch für beide Ohren jeweils getrennt. Also links den einen Text, rechts den anderen. Kompliziert? Mitnichten! Die Teilnehmer fühlten sich regelrecht unterfordert. Zu ihrer eigenen Überraschung konnten sie die beiden Botschaften ohne Probleme auseinanderhalten – ohne die Augen zu schließen oder die Stirn zu runzeln.

Exakt dasselbe Phänomen erleben wir auf Partys: Unser rechtes Ohr hört andere Dinge als unser linkes, doch beide Geräusche kann unser Gehirn problemlos von einander trennen. Wir müssen dem anderen eben nur eines unserer beiden Ohren hinhalten.

Anmache von rechts

Falls Sie auf der nächsten Party Ihr Gegenüber um etwas bitten möchten – Feuer, einen Drink, die Telefonnummer –, sprechen Sie unbedingt ins rechte Ohr! Forschern der Universität in Chieti fiel auf, dass sich 72 Prozent der Discobesucher hauptsächlich über das rechte Ohr ansprachen. Bei mehreren Versuchen zeigte sich: Wer die Gäste von rechts anbaggerte, hatte deutlich bessere Chancen.


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Selektives Hören ist nicht grenzenlos

Zugegeben, der Effekt hat Grenzen. Wenn es zu laut wird, etwa in einem Nachtclub, hilft nur noch schreien. Dann heben wir automatisch unsere Stimme – je lauter die Umgebung, desto höher der Ton. Auch dieses Phänomen trägt einen Namen: Lombard-Effekt, nach seinem Entdecker dem französischen Wissenschaftler Étienne Lombard. Allerdings ist es auch damit irgendwann vorbei: Dann spürt man nur noch das Wummern der Bässe auf der Brust, den Luftzug des schreienden Gegenübers im Ohr und am nächsten Tag den Tinnitus…

Hinzu kommt, dass der Cocktailparty-Effekt längst nicht bei jedem zu beobachten ist: Beim Cocktailparty-Effekt handelt es sich nämlich um einen sogenannten binauralen Effekt. Heißt: Um selektiv hören zu können, müssen beide Ohren intakt sein. Menschen mit Hörschwäche oder gar einseitiger Taubheit gelingt es nicht oder nur schwer, die unwichtigen Geräusche von den wichtigen zu trennen. Aber auch so lässt der Cocktailparty-Effekt durch den natürlichen Alterungsprozess nach. In welchem Maße, ist individuell unterschiedlich. Während manche noch im Alter gut hören können, haben andere bereits in mittleren Jahren Schwierigkeiten.

Gehirn für Cocktailparty-Effekt verantwortlich?

Eine Studie von Alessandro Presacco, Jona­than Simon und Samira Anderson von der University of Maryland untersuchte den Cocktailparty-Effekt sowohl bei jüngeren Teilnehmern im Alter von 18 und 30 Jahren, sowie bei älteren zwischen 61 und 73 Jahren. Da das Gehör im Alter häufig nachlässt, war zu erwarten, dass die jüngeren Probanden in einer lärmenden Umgebung leichter einem Gespräch folgen konnten. Auffällig: Das galt selbst bei intaktem Hörvermögen der älteren Teilnehmer.

Allerdings fanden die Forscher heraus, dass die älteren Probanden entscheidenden Gesprächen besser folgen konnten, wenn die Gesprächsteilnehmer sich in einer Fremdsprache unterhielten. Das führt die Forscher zu dem Schluss, dass nicht das Hörvermögen an sich ein Problem beim selektiven Hören darstellt. Vielmehr geht es um eine eingeschränkte kognitive Leistung. Als Tipp empfehlen sie den direkten Blickkontakt und langsames Sprechen.


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Cocktail-Party-Effekt: Lokalisieren und konzentrieren

Männer hören nicht immer zu, aber besser. Wie eine Studie von Ida Zündorf, Hans-Otto Karnath und Jörg Lewald vom Zentrum für Neurologie an der Universität Tübingen herausgefunden hat, hören Männer besser als Frauen. Auch wenn sie dabei vielleicht nicht immer zuhören, sind sie dennoch und auch bei starker Beschallung durch unterschiedlich laute Quellen aus verschiedenen Richtungen in der Lage, die eigentliche Quelle genauer zu lokalisieren und sich darauf zu konzentrieren und damit zumindest genauer hinzuhören.

Ob sie auch verstehen, was da gesagt wird (insbesondere von den Frauen), ist freilich eine andere Frage, die nicht untersucht wurde. Den Hörunterschied erklären die Forscher übrigens mit der menschlichen Evolution. Wie Studienautor Karnath sagt:

Männer waren diejenigen, die jagen, um Nahrung zu besorgen. Dabei waren räumliche Aufmerksamkeitsleistungen extrem wichtig. Sowohl im visuellen als auch im auditorischen Bereich. Beispielsweise konnten Beutetiere durch Geräusche lokalisiert werden, lange bevor sie zu sehen waren.

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[Bildnachweis: filitova by Shutterstock.com]

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