Falsche-Konsensus-Effekt: Definition & Beispiele

Unsere Meinung wird von vielen anderen geteilt. Oder etwa nicht? Der Falsche-Konsensus-Effekt zeigt das genaue Gegenteil. Unsere Ansichten und Präferenzen sind viel weniger verbreitet, als wir meinen. Der falsche Konsensus führt zu einer gefährlichen Fehleinschätzung. Wir erklären den Falsche-Konsensus-Effekt, zeigen Beispiele für seine Wirkung und geben Tipps, wie Sie den Denkfehler überwinden…

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Definition: Was ist der Falsche-Konsensus-Effekt?

Der Falsche-Konsensus-Effekt ist ein Wahrnehmungsfehler, bei dem wir überschätzen, wie sehr eigene Meinungen, Interessen, Präferenzen, Denk- und Verhaltensweisen mit denen anderer Menschen übereinstimmen.

Einfach erklärt: Wir nehmen einen Konsens an, den es in Wahrheit nicht gibt und glauben, dass ein großer Teil der Menschen genauso denkt und handelt – obwohl das nicht stimmt.

Falsche-Konsensus-Effekt Entdecker

Der Falsche-Konsensus-Effekt (engl. false consensus effect) wurde bereits 1977 von den Sozialpsychologen Lee Ross, David Greene und Pamela House vorgestellt.


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Falsche-Konsensus-Effekt: Beispiele

Der Falsche-Konsensus-Effekt zeigt sich in allen Bereichen des Lebens. Überall überschätzen wir den Anteil der Menschen, die wie wir selbst denken und handeln. Hier einige Beispiele für den Effekt:

  • Beispiel Hobbys

    Sie begeistern sich für ein Hobby und sind zum Beispiel leidenschaftlicher Fußball-Fan. Durch die Konsensüberschätzung gehen Sie davon aus, dass die Mehrheit ebenso viel Freude an dem Sport hat. Tatsächlich sind es viel weniger Menschen, als Sie glauben.

  • Beispiel Politik

    Politische Ansichten sind ein klassisches Beispiel für den verzerrten Konsens. Betroffene sind überzeugt, dass die eigene politische Sichtweise von einem Großteil der Bevölkerung geteilt wird.

  • Beispiel Entscheidungen

    Würden Sie Option A oder Option B wählen? Wenn Sie für sich eine Entscheidung getroffen haben, überschätzen Sie den Anteil der Menschen, die genauso wählen würden. Sie glauben fälschlicherweise, dass andere Ihre Wahl ebenfalls bevorzugen.

  • Beispiel Wissen

    „Das weiß doch jeder…!“ – Eben nicht. Wer eine Frage beantworten kann, erklärt die Antwort oft zum Allgemeinwissen. Eine verzerrte Wahrnehmung, weil es Ihnen selbst leicht vorkommt.

  • Beispiel Meinung

    „Der neue Kollege ist unfähig und ein Idiot.“ – Ihre Meinung steht schon mal fest. Durch den Konsensfehler unterstellen Sie aber, dass die Büronachbarn die Ansicht teilen. Dass der neue Mitarbeiter bei anderen beliebt sein könnte, kommt Ihnen nicht in den Sinn.

So schädlich ist der Konsensfehler

Der offensichtlichste Nachteil der kognitiven Verzerrung (Fachbegriff: Bias) ist eine völlige Fehleinschätzung der Situation. Sie liegen mit der Beurteilung daneben und handeln aus einer falschen Überzeugung heraus.

Ein weiteres Problem: Abweichende Meinungen werden nicht wahrgenommen und bleiben bei Entscheidungen unberücksichtigt. So ist der Konsensfehler für zahlreiche Konflikte verantwortlich. Zustimmung und Akzeptanz werden vorausgesetzt, obwohl der Gesprächspartner anders denkt.

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Ursachen für den Falsche-Konsensus-Effekt

Wir wissen zwar, dass jeder Mensch individuell und damit anders ist als wir selbst. Trotzdem fällt fast jeder auf den Falsche-Konsensus-Effekt herein. Warum? Hinter dem Effekt stehen gleich mehrere psychologische Ursachen und Auslöser:

1. Soziale Zugehörigkeit

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wir wollen dazugehören, Teil der Gruppe sein und akzeptiert werden. Das gelingt am besten durch Ähnlichkeiten. Wir gehen davon aus, dass die anderen so sind wie wir, um nicht ausgeschlossen oder abgelehnt zu werden. Schon der Gedanke, mit einer Meinung völlig alleine zu sein, ist unangenehm.

2. Selbstwertgefühl

Die verzerrte Wahrnehmung stärkt das eigene Selbstwertgefühl. Sie müssen sich eben nicht „anders“, „komisch“ oder „merkwürdig“ fühlen. Wenn alle so sind wie Sie, dann sind Sie offensichtlich normal – und können sich gut fühlen.

3. Confirmation Bias

Der Confirmation Bias besagt: Menschen neigen dazu, eigene Annahmen zu bestätigen. Unbewusst suchen und interpretieren wir Informationen so, dass sie zu unseren Denkweisen und Überzeugungen passen. Beispiel Fußball-Fan: Sie umgeben sich mit anderen Sportbegeisterten, gehen ins Stadion, schauen Sportnachrichten… Alles bestätigt Ihre Annahme, dass scheinbar jeder gerne Fußball guckt.

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Tipps: So überwinden Sie den Falsche-Konsensus-Effekt

Die gute Nachricht: Sie sind der Konsensüberschätzung nicht ausgeliefert. Mit einigen Tipps können Sie Ihre Wahrnehmung verbessern und die Übereinstimmung mit anderen Menschen besser einschätzen:

  • Erinnern Sie sich an den Effekt
    Das Wissen um den Effekt ist bereits ein wichtiger Schritt. Erinnern Sie sich an die Wirkung und eine realistische Einschätzung wird Ihnen leichter fallen. Indem Sie die Bewertung aus dem Unterbewussten in eine bewusste Überlegung verlagern, denken Sie rationaler nach und umgehen den Konsensfehler.
  • Hinterfragen Sie Ihre Standpunkte
    Manchmal hilft eine einfache Frage: Kann das wirklich stimmen? Mit dieser Frage können Sie Ihre Einschätzung leicht reflektieren – und so merken, ob Sie den Anteil der Menschen vielleicht komplett überschätzen. Sie zwingen sich zu einer durchdachten Antwort, statt aus einer verzerrten Wahrnehmung heraus zu urteilen.
  • Stärken Sie Ihr Selbstbewusstsein
    Eine psychologische Maßnahme gegen den Effekt: Arbeiten Sie an Ihrem Selbstbewusstsein und machen Sie Ihr Selbstwertgefühl unabhängig von anderen. Je mehr das gelingt, desto weniger übertragen Sie Ihre Standpunkte auf andere. Es wird Ihnen schlicht egal, ob Sie genauso denken wie die Mehrheit.
  • Akzeptieren Sie andere Perspektiven
    Es ist völlig in Ordnung, wenn andere Ihre Meinung nicht teilen. Noch wichtiger ist die Erkenntnis: Es ist kein Problem, wenn Sie selbst nicht die Ansicht Ihres Umfelds teilen. Sie müssen nicht immer einer Meinung sein. Das macht Sie nicht gleich zum Außenseiter. Tatsächlich führt die Akzeptanz verschiedener Perspektiven sogar zu besseren Entscheidungen und Ergebnissen.

    Perspektivwechsel Welt Mit Anderen Augen Sehen Falsche-Konsensus-Effekt
  • Schauen Sie über den Tellerrand
    Wir befinden uns oft in einer Filterblase und sehen nur, was zu unseren Erwartungen passt. Überwinden Sie den Falsche-Konsensus-Effekt, indem Sie über den Tellerrand blicken. Es gibt meist unzählige Alternativen und Optionen – die passen vielleicht nicht zu Ihnen, aber eben doch zu vielen anderen Menschen. Wenn Sie diese wahrnehmen, überschätzen Sie den Anteil der Übereinstimmung seltener.

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