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Pratfall-Effekt: Kleine Fehler machen sympathisch

Wir alle wollen möglichst perfekt und fehlerfrei sein. Fehler machen und sich vor anderen eine Blöße geben? Das versuchen viele krampfhaft zu verhindern. Der Pratfall-Effekt zeigt jedoch: Gerade kleine Fehler und Makel machen sehr sympathisch. Fehlerfreie Fassade und weiße Weste führen hingegen häufiger zu Abneigung und schlechterem Ansehen unter den Kollegen. Wir erklären, wie der Pratfall-Effekt funktioniert und wie Sie ihn für sich nutzen können…



Pratfall-Effekt: Kleine Fehler machen sympathisch

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Was ist der Pratfall-Effekt?

Der Pratfall-Effekt ist ein positiver Sympathie-Effekt, der die Auswirkung kleiner Fehler, Missgeschicke und gezeigter Makel auf die Wahrnehmung anderer Personen beschreibt. Er besagt, dass kleinere Fehltritte einen ansonsten kompetent und fast schon perfekt wirkenden Menschen sympathischer machen. Wir werden nicht gemocht, weil wir perfekt sind, sondern gerade weil wir es nicht sind.

Anders als befürchtet wird ein solcher Makel oder Schönheitsfehler bei einem positiven und sonst fehlerfreien Eindruck nicht als Schwäche ausgelegt. Ganz im Gegenteil: Wer als professionell, intelligent und kompetent wahrgenommen wird, steigt durch kleinere Fauxpas und Fehltritte in Ansehen und Sympathie (siehe auch: Spotlight-Effekt).

Warum funktioniert der Pratfall-Effekt?

Auch wenn viele danach streben, ist Perfektion den meisten Menschen suspekt. Sie wirkt unnatürlich, vor allem aber auch unnahbar. Mit einem solchen Überflieger, der nie falsch liegt und besser ist als alle anderen, können wir uns nicht identifizieren. Wir kennen unsere eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten – sehen wir keine bei anderen, halten wir lieber Abstand. Der Pratfall-Effekt funktioniert, weil er andere nahbarer und menschlicher macht.

Hinzu kommt: Scheinbare Perfektion schüchtert ein. Wir empfinden Minderwertigkeitsgefühle und Neid. Ein gezeigter Fehler hilft dabei, diese zu überwinden und steigert die Sympathie.

Experiment: Pratfall-Effekt nach Elliot Aronson

Der Pratfall-Effekt stammt aus einem Experiment von Elliot Aronson aus dem Jahr 1966. Er spielte Probanden Tonbänder vor, auf denen verschiedene Personen Quizfragen beantworteten. Dabei war deutlich zu hören, wie die Kandidaten einen Becher Kaffee verschütteten. Ergebnis: Das Missgeschick führte dazu, dass genau diese Personen deutlich sympathischer beurteilt wurden – aber nur, wenn sie viele Fragen im Quiz richtig beantworteten. Wer nur wenig wusste, wirkte durch den Patzer noch schlechter.


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Tipps: So nutzen Sie den Pratfall-Effekt

Der Pratfall-Effekt ist ein psychologische Reaktion, die unbewusst abläuft – entsprechend kann sich kaum jemand davor entziehen. Wir können nicht anders, als einen solchen Menschen sympathisch zu finden. Das bedeutet auch: Sie können den Effekt für sich nutzen. Unsere Tipps zeigen, wie Sie vom Pratfall-Effekt profitieren können:

  • Stehen Sie zu Fehlern
    Sie wollen keine Schwäche zeigen, die Fassade aufrecht erhalten und Fehler ignorieren? Besser ist es, wenn Sie einen Fehler ehrlich eingestehen, die Verantwortung übernehmen und zeigen, dass Sie eben auch nur ein Mensch sind. Manchmal gibt es dafür vielleicht Ärger oder eine Standpauke vom Chef – Sie zeigen aber auch Größe, steigen in Ansehen und werden sympathischer.
  • Zeigen Sie Kompetenz
    Sehen Sie den Pratfall-Effekt nicht als Freifahrtschein für Fehler und schlechte Leistungen. Nur wenn der restliche Eindruck durchweg positiv ist, profitieren Sie vom Patzer. Eine genauere Erklärung dazu weiter unten im Artikel.
  • Gehen Sie offen mit Niederlagen um
    Jeder erzählt gerne Erfolgsgeschichten. Von Niederlagen und dem Scheitern hört man nichts – gerade in unserer Gesellschaft. Ändern Sie das. Gehen Sie offener mit Rückschlägen um, erzählen Sie davon und zeigen Sie, was Sie daraus gelernt haben. Es kostet Überwindung, erleichtert aber den Kontakt zu anderen und kann Beziehungen stärken.
  • Sagen Sie häufiger Nein
    „Nein, das schaffe ich leider nicht. Tut mir leid.“ Ein einfacher Satz, der aber nur wenigen über die Lippen kommt. Eine solche Absage ist kein Auslöser für Streit. Wenn Sie offen und ehrlich sagen, dass Sie etwas nicht schaffen oder können, wird dieses Eingeständnis positiv aufgefasst. Es zeigt, dass Sie nicht perfekt sind und Ihre Grenzen kennen. Gemäß des Pratfall-Effekts werden Sie dafür von anderen besser bewertet.
  • Machen Sie sich keinen Druck
    Der schönste Nebeneffekt: Sie können viel entspannter sein. Um einen guten Eindruck zu hinterlassen, müssen Sie nicht perfekt sein. Sie steigen nicht im Ansehen, wenn es unter enormen Anstrengungen und mit großem Zeitaufwand gelingt, jeden Fehler zu verhindern. Sorgen Sie sich weniger darum, was andere von Ihnen denken. Das nimmt großen Druck.

Neben den persönlichen Vorteilen wird der Pratfall-Effekt im Marketing genutzt. Unternehmen geben sich bewusst als nahbar und räumen kleinere Fehler ein, um das Vertrauen von Kunden zu gewinnen. Die Meinung zu Produkten und dem Unternehmen selbst verbessert sich, was wiederum die Umsätze steigen lässt.

Das verhindert den Pratfall-Effekt

Auf der anderen Seite gibt es einige Fehler, die Sie vermeiden sollten. Sonst sammeln Sie keine Sympathien und hinterlassen auch keinen anderen positiven Eindruck. Stattdessen werden die folgenden Verhaltensweisen ausschließlich negativ wahrgenommen und schaden Ihrem Ansehen nachhaltig:

  • Machen Sie nicht absichtlich Fehler
    Fehler machen sympathisch, also absichtlich den ein oder anderen Patzer einbauen? Keine gute Idee! Das fällt zuerst auf und anschließend auf Sie zurück. Der Pratfall-Effekt funktioniert bei echten Fehlern und unbeabsichtigten Fauxpas. Gespielte Irrtümer um Wohlwollen zu generieren, wirken lediglich verzweifelt.
  • Simulieren Sie keine Souveränität
    Im Augenblick des Patzers sollten Sie authentisch reagieren und keine Souveränität oder Selbstsicherheit vorspielen. Im Beispiel der umgeworfenen Kaffeetasse: Gestehen Sie ein, dass es Ihnen unangenehm ist und leid tut.
  • Reden Sie sich nicht raus
    „Nein, das war ich nicht…“ oder „Keine Ahnung, was passiert ist, aber ich habe nicht damit zu tun…“ Es mag fast schon ein Reflex sein, sich zu drücken, doch verspielen Sie damit jede Sympathie.
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Pratfall-Effekt: Nur bei guten Leistungen

Beim Pratfall-Effekt muss unbedingt zwischen der Wirkung bei kompetenten und nicht kompetenten Menschen unterschieden werden. Der positive Sympathie-Effekt tritt nur auf, wenn ein ansonsten sehr guter Eindruck herrscht. Je perfekter und makelloser Betroffene wirken, desto stärker steigt die Sympathie durch kleinere Schönheitsfehler. Fehler dürfen nicht die Regel sein, sondern müssen eine Ausnahme bleiben.

Das Missgeschick ist der einzelne Kratzer einer ansonsten perfekten Fassade. Es ist der Ausgleich, zum hervorragenden Eindruck geprägt durch Leistung und Professionalität. Bei einem ohnehin fehlerhaften Eindruck schadet ein Patzer dem Ansehen noch weiter. Der positive Effekt verkehrt sich ins Gegenteil. Der demonstrierte Fehler bestätigt dann die bereits vorhandene Meinung.


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[Bildnachweis: Wipaporn Buathong by Shutterstock.com]

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