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Pygmalion-Effekt: Erfolg durch Selbstglaube – einfach erklärt

Was wir glauben, das ziehen wir an. Und wer mehr von sich oder anderen erwartet, der steigert tatsächlich die Ergebnisse. Genau das ist der Pygmalion-Effekt in der Psychologie. Eine Art selbsterfüllende Prophezeiung, bei der unsere Erwartungen sich unmittelbar auf das reale Verhalten und die tatsächlichen Leistungen und Entwicklung von Menschen auswirken. Oder einfach erklärt: Man wird, wie man gesehen wird…



Pygmalion-Effekt: Erfolg durch Selbstglaube – einfach erklärt

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Was ist der Pygmalion-Effekt? Einfach erklärt

Der Pygmalion-Effekt (auch Rosenthal-Effekt) beschreibt in der Psychologie die enorme Wirkung des Selbstglaubens. Dahinter steckt eine Art selbsterfüllende Prophezeiung: Wer an sich selbst glaubt und besser von sich denkt, wird tatsächlich besser und erreicht mehr. Der Name selbst geht auf die mythologischen Figur des Pygmalion zurück.

Das Gegenteil des Pygmalion-Effekts ist der sog. Golem-Effekt. Er besagt, dass Menschen, denen permanent negative Eigenschaften unterstellt werden, diese schließlich annehmen und auch danach handeln. Kurz: Wem man immer nur sagt, kriminell zu sein, wird es irgendwann.

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Wer war Pygmalion?

Der antike Pygmalion-Mythos von Ovid erzählt die Geschichte des gleichnamigen Bildhauers aus Zypern. Der ist einsam und schnitzt in seinem Atelier eine wunderschöne Frauen-Statue aus Elfenbein – Galatea. Sie gelingt ihm so gut, dass er sich in das Antlitz der Figur verliebt und die Göttin der Liebe, Aphrodite, anfleht, sie möge Galatea zum Leben erwecken. Die erfüllt seinen Herzenswunsch schließlich und Pygmalion und Galatea heiraten (Der Pygmalion-Effekt wird daher manchmal auch „Galatea-Effekt“ genannt).


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Beispiel: Das Pygmalion Experiment

Entdeckt wurde der Pygmalion–Effekt von den US-Psychologen Robert Rosenthal und Lenore Jacobson bei einem Experiment mit Schülern im Jahr 1966: Als Lehrer eine neue Klasse übernahmen, erzählten die Forscher diesen, die Klasse setze sich aus den besten und intelligentesten Schülern zusammen. Nach Ablauf des Schuljahres war die Klasse tatsächlich besser als alle anderen – die Noten und selbst der IQ der Schüler lag über 20 Punkte höher.

Das Bemerkenswerte an dem Experiment: Die Psychologen hatten gelogen. Die Klasse bestand in Wahrheit aus einer Zufallsauswahl. Weil aber die Schüler selber glaubten, zu den Besten zu gehören und die Lehrer ihnen mehr zutrauten, stieg die Leistungs- und Lernkurve auch in der Realität steil an. Die Ergebnisse von Rosenthal und Jacobson wurden später durch beispielhafte Studien, etwa von Lee Jussim und Kent Harber bestätigt.

Vorläufer-Experiment mit Ratten

Noch vor dem Experiment mit Schülern hatte Rosenthal zusammen Kermit L. Fode 1963 ein Experiment mit Ratten absolviert. Auch dabei ging es um die positive Erwartungshaltung des Versuchsleiters und deren Auswirkung auf die tatsächlichen Leistungen („Versuchsleiter-Erwartungseffekt“).

Damals bekamen zwölf Studierende jeweils fünf Ratten, um diese in einem Irrgarten zu trainieren. Der Hälfte der Studierenden sagten die Forscher, die Ratten seien „besonders intelligent“ – der anderen Hälfte, die Tiere seien besonders dumm und lernfaul. Auch das war frei erfunden. Trotzdem erbrachten die angeblich intelligenteren Ratten hinterher nachweisbar bessere Leistungen.


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Pygmalion-Effekt Psychologie: Die Macht der Vorurteile

Der Pygmalion-Effekt (oder: Erwartungseffekt) beschreibt nicht nur ein psychologisches Phänomen, sondern auch einen enorm unterschätzen Einflussfaktor: Die Macht der Vorurteile und Sterotype.

Beispiel Vornamen: Bis heute gibt es in deutschen Führungsetagen wenige Menschen, die „Ayse“ oder „Kevin“ heißen. Studien zeigen: Eine Person mit türkischem Migrationshintergrund (noch dazu weiblich!) wird hierzulande noch immer weniger zugetraut. Einem Kevin unterstellen viele zudem noch einen bildungsfernen Hintergrund. Entsprechend gehen schon die Lehrer anders mit ihnen um. Diese falschen Annahmen prägen schließlich das Selbstbild und (geringe) Selbstvertrauen – womit sich die Erwartungen am Ende selbst bestätigen. Eine Abwärtsspirale entsteht.

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Pygmalion-Effekt anwenden im Job: Glaube an dich!

Der Pygmalion-Effekt gilt heute als gesicherter und mehrfach nachgewiesener Effekt in der Psychologie. Seine Erkenntnisse lassen sich an vielen Stellen in den Alltag übertragen – in der Liebe und Beziehung ebenso wie im Berufsleben oder in der Personalauswahl. Das bestätigen zum Beispiel Studien um Joachim Freimuth und Jürgen Haritz (PDF).

Was bedeutet das konkret?

Pygmalion-Effekt anwenden für Mitarbeiter

Entscheidend für Ihren persönlichen Erfolg ist, was Sie über sich selbst denken! Was trauen Sie sich zu? Wenn Sie ein Projekt beginnen, von dem Sie denken: „Hoffentlich klappt das diesmal!“, stehen Ihre Chancen allenfalls okay. Starten Sie aber mit dem Selbstvertrauen, als Sieger vom Platz zu gehen, könnte das schon bald Wirklichkeit werden…

Positives Denken hat nichts mit dem esoterischen Quatsch vom Typ „Du-schaffst-alles-was-du-willst-wenn-du-nur-fest-daran-glaubst-tschakka!“ zu tun. Vielmehr nutzen Sie dabei die Macht der Gedanken: Der französische Olympiasieger im alpinen Skilauf, Jean-Claude Killy, war zum Beispiel vor einem Rennen lange Zeit verletzt und konnte nicht trainieren. Am Abend vor dem Wettkampf, so berichten die Psychologen Paul Tholey und Kaleb Utecht („Schöpferisches Träumen“, 1997), fuhr er jedoch den Slalomparcours immer wieder geistig durch, bis er ihn im Halbschlaf sturzfrei und in optimaler Linie beherrschte. Am nächsten Tag gewann er ebenfalls das reale Rennen.

Pygmalion-Effekt anwenden für Führungskräfte

Viele, die den Pygmalion-Effekt anwenden, konzentrieren sich vor allem auf die Schüler – und vergessen die Lehrer! Dabei hatte auch deren Vertrauen und Erwartung in die Schüler entscheidenden Einfluss auf das spätere Ergebnis. Für Führungskräfte und Chefs bedeutet das: Trauen Sie Ihren Mitarbeitern mehr zu! Der Erfolg eines Teams und Unternehmens hängt nicht zuletzt davon ab, mit welchem Menschenbild und welcher Grundhaltung Vorgesetzte Arbeitnehmern begegnen (siehe: Führungsstile).

Halten Sie Ihre Leute für unfähig, faul und mittelmäßig? Dann werden Sie mit ihnen wohl keine großen Sprünge wagen und realisieren. Wer glaubt, mit Zwergen zu wandern, kommt nicht weit! Von dem Multimillionär und Unternehmer Reinhold Würth stammt das kluge Zitat: „Eine Geschäftsleitung, die daran glaubt, 75 Prozent der Beschäftigten seien faul, schlecht qualifiziert und Diebe, wird genau diese Belegschaft bekommen.“

Umgekehrt wird eher ein Schuh daraus: Glauben Sie daran, dass Ihre Kollegen intrinsisch motiviert, intelligent und leistungsbereit sind – und die Ergebnisse verbessern sich.

PS: Der Pygmalion-Effekt wirkt übrigens auch in einer Beziehung und in der Liebe: Wenn wir unseren Partner in einem positiven Licht sehen und vor allem Positives erwarten, fördert das eben dieses Verhalten und stärkt die Partnerschaft. Das funktioniert bei Männern und Frauen.


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