Der Horn-Effekt: Ein Defizit überschattet alles
Den Halo-Effekt kennen zwar inzwischen viele; sein Pendant – der Horn-Effekt – ist aber weitestgehend unbekannt. Dabei ist auch dieser Wahrnehmungsfehler nicht minder suggestiv und gefährlich: Beim Horn-Effekt reicht zuweilen schon eine einzige (negative) Eigenschaft, ein einziges falsches Wort, ein simpler verpatzter erster Eindruck – schon neigen wir dazu, unserem Gegenüber auch in anderen Bereichen Defizite zu unterstellen. Jede Aussage wird dann auf die Goldwaage gelegt und anders aufgenommen als sie vielleicht gemeint ist…

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Definition: Warum heißt der Horn-Effekt so?
Der „Horn“-Effekt (auch „Teufelshörner Effekt“ genannt) hat seinen Namen vom gleichnamigen Instrument, das alle anderen überschallen kann und damit in einem Ensemble zu dominant sein kann. Entsprechend wirkt der Psychoeffekt auf unsere Wahrnehmung und Einschätzung. Kurz gesagt verzerrt der Horn-Effekt die wahrgenommene Wirklichkeit und verleitet uns dazu singuläre Beobachtungen zu verallgemeinern.
Als Gegenteil beziehungsweise Gegenspieler zum sogenannten Halo-Effekt wird so beispielsweise aus einem schlechten ersten Eindruck ein negatives Gesamturteil zu Kompetenz oder Persönlichkeit. Das ist voreilig und ungerecht, keine Frage. Was den Wahrnehmungsfehler aber so gefährlich macht, ist, dass er meist unbewusst abläuft. Tatsächlich hat der Horn-Effekt schon manche Bewerbung, aber auch Karriere ruiniert.
Wer dem Horn-Effekt ursprünglich seinen Namen gegeben hat und wann, lässt sich allerdings heute leider nicht mehr ermitteln.
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Beispiele für den Horn-Effekt
- Ein typisches Beispiel für den Horn-Effekt sind Tippfehler in der Bewerbung: Natürlich sind die nie gut. Aber sie passieren und ab zwei Rechtschreibfehlern ist bei vielen Personalern das Maß schon voll. Dann gilt das nicht mehr als Zufall, sondern als Zustand – oder vielmehr als Indiz für eine auch sonst schlampige Arbeitsweise, Motto: Wer schon seine eigene Bewerbung nicht sorgfältig und gewissenhaft verfasst, wird das noch viel weniger bei zugeteilten Aufgaben tun.
Alles, was der Bewerber jetzt noch schreibt oder beim Vorstellungsgespräch sagt (falls er oder sie überhaupt noch eingeladen wird), steht unter dem Generalverdacht, der Kandidat habe noch weitere Defizite. Der Horn-Effekt überstrahlt jetzt alle oder viele andere positive Eigenschaften. - Dasselbe passiert gerne beim Bewerbungsfoto. Wer hier unsympathisch oder unpassend bis unseriös gekleidet wirkt, schafft es nur selten ins Vorstellungsgespräch. Umgekehrt wirkt der Teufelshörner-Effekt aber genauso: Attraktive Menschen bekommen hierbei oft eine sogenannte „Schönheitsprämie„: Wer gut aussieht, dem unterstellt man eben auch an anderen Stellen Noblesse und Talent. Nur zu viel Sexappeal schadet dann doch wieder.
- Ein Kollege verspätet sich regelmäßig bei Meetings. Klar, auch das ist kein guter Stil, unhöflich und meistens unnötig.
Vielleicht hat der Betreffende tatsächlich ein Selbstmanagement-Problem, vielleicht aber aktuell auch nur wahnsinnig viel um die Ohren und kann schlecht Nein sagen. Doch so oder so: Er fällt damit negativ auf.
Unpünktlichkeit ist definitiv ein Defizit. Und im Falle des Horn-Effekts wird dem Kollegen mit der Zeit unterstellt, dass er oder sie auch sonst nichts auf die Reihe bekommt, unzuverlässig ist, schludrig, durcheinander, nicht belastbar, und so weiter.
Oder ein anderer typischer Fall:
So wird aus wenigen missglückten Meetings ein ganz fatales Image. Und so etwas hält mitunter länger, als es den Betroffenen gerecht wird.
Was der Horn-Effekt für Sie bedeutet?
Machen Sie sich bewusst, wie subtil dieser Effekt wirkt – und versuchen Sie Pauschalurteile (insbesondere die eigenen) kritischer zu hinterfragen. Oft merken Sie von dessen Wirkung gar nichts, weil das entsprechende und rechtzeitige Feedback fehlt. Das macht ihn ja gerade so gefährlich: Oft basiert Ihr neues Image nur auf wenigen Einzelfällen, die mit dem Gesamtbild so wenig zu tun haben wie viele Krümel mit einem Kuchen…
Prägend ist der Horn-Effekt dennoch.
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Jochen Mai ist Gründer und Chefredakteur der Karrierebibel. Der Autor mehrerer Bücher doziert an der TH Köln und ist gefragter Keynote-Speaker, Coach und Berater.

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