Ferieneffekt: Darum machen lange Auszeiten doof

Mancher freut sich auf nichts mehr als die Ferien: Endlich raus aus dem muffigen Büro, raus aus dem Alltagstrott, rein in den Flieger und ab auf die Insel, abschalten, ausruhen, die Seele baumeln lassen… Vielleicht lesen Sie diesen Artikel sogar auf dem Smartphone im Schatten einer Kokospalme, die sich trotzig gegen den Horizont lehnt, akustisch umrahmt von sanften Wogen, die an den flachen Sandstrand branden? Bravo! Sie machen alles richtig: Nicht nur, weil Sie an einem Ort verweilen, an dem vermutlich viele gerne wären – mit der wertvollen Lektüre tun Sie zudem etwas gegen die drohende Urlaubsverblödung – Insidern auch bekannt als Ferieneffekt…

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Was ist der Ferieneffekt und wie wirkt er?

Tatsächlich können Ferien und langer Urlaub latent dumm machen. Lehrer kennen das: Immer wieder berichten sie von einem erheblichen Lernverlust ihrer Schüler nach den Sommerferien.

Eine Metastudie um Harris Cooper von der Universität von Missouri in Columbia wertete die Wirkung von Sommerferien auf Schüler aus. Ergebnis: Gerade die mathematischen Fähigkeiten litten unter der Auszeit erheblich. Noch schlimmer stand es um die Rechtschreibung: Nach vier Wochen Sommerferien waren die Schüler auf dem geistigen Niveau des Frühjahrs.

Das eigentlich Erschreckende an Coopers Untersuchungen aber war: Der negative Effekt schien sich von Klassenstufe zu Klassenstufe zu verstärken, woraus man ableiten könnte: Kurz vor dem Abitur sollten Schüler keine Ferien mehr machen!

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Kritik am Ferieneffekt

Die Sache ist allerdings nicht unumstritten. 2004 untersuchten Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung den Ferieneffekt erneut. Auch sie wollten wissen, ob es in Deutschland und speziell im Grundschulbereich so etwas wie ein „kognitives Sommerloch“ gibt, das die Kinder nach den Ferien wieder bei Null anfangen lässt.

Die Max-Planck-Forscher kamen zu dem Fazit: Der Ferieneffekt lasse sich nicht bestätigen. Vielleicht hatten sie aber kurz zuvor Urlaub gemacht. Denn nur wenig später konnte ein Forschungsprojekt der Universität Siegen („Schichtspezifisches Lernen außerhalb vom Unterricht“) doch wieder sozialmilieuspezifische Unterschiede ausmachen.

Auch der Erlanger Gedächtnisforscher Siegfried Lehrl konnte vor einiger Zeit nachweisen, dass der Intelligenzquotient eines Erwachsenen nach nur drei Wochen Nichtstun um 20 Punkte sinkt – ein größerer Verlust als der Abstand zwischen dem durchschnittlichen IQ eines Studenten und dem Durchschnitts-IQ der Bevölkerung.

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Der Ferieneffekt dauert nur 3 Tage

Wir können aber beruhigen: Bevor Sie panisch Dr. Kawashima anrufen, um mit ihm eine Runde durch das Gehirn zu joggen – nach zwei, drei Tagen gewohnter geistiger Beschäftigung wird das alte Level schon wieder erreicht vergleichbar mit einem Jetlag. Der Ferieneffekt ist also – wenn überhaupt – nur von kurzer Dauer.

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Das heißt aber auch: Wer nach zwei Wochen Faulenzen am Strand in sein Großraumbüro zurückkehrt, muss sich nicht nur körperlich, sondern auch geistig akklimatisieren. Die Faustregel dazu: So lange es gedauert hat, die Hektik des Alltags abzustreifen, so lange dauert es auch, um intellektuell wieder auf Touren zu kommen. Es sei denn, Sie lesen noch etwas mehr…

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3 Tipps gegen den Ferieneffekt

Dem Ferien-Effekt können Sie selbst ganz einfach vorbeugen. Diese 3 Tipps haben sich dazu schon oft bewährt:

1. Aufgaben planen

Legen Sie sich noch vor dem Urlaub eine To-Do-Liste mit Aufgaben für die Rückkehr an. Die können Sie zwei bis drei Tage vor Arbeitsbeginn anfangen, abzuarbeiten. So kommen Sie mental langsam wieder in den Job zurück.

2. Termine machen

Verlegen Sie Ihren offiziellen Rückkehrtermin auf ein, zwei Tage später. Heißt: Sagen Sie im Abwesenheitsassistenten, dass Sie erst später im Büro sind und verlegen Sie Meetings frühestens auf den dritten Tag im Job. Auch erwischt Sie der Alltag nicht mit voller Wucht, und Sie finden stressfreier in den Job zurück.

3. Bücher lesen

Lesen Sie im Urlaub Bücher! Das hilft am besten gegen den Ferieneffekt. Wie eine Studie um Richard Allington und Anne McGill-Franzen von der Universität von Tennessee in Knoxville zeigen konnte, reicht schon die Lektüre von wenigen Büchern am Strand aus, um die drohende Verblödung deutlich zu mildern.

Gute Leser schaffen übrigens mehr als 250 Wörter pro Minute. Das ist natürlich abhängig vom Text, dessen Inhalt, der eigenen Lust und Ablenkung von Außen. Aber Bücher lesen verheißen gleich dreierlei Gutes: Aufschluss, Bildendes, Amüsantes – und es sorgt sogar für 21 Prozent mehr Gehalt!


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