Macbeth-Effekt: Händewaschen und seine 4 Psychoeffekte

„Ich wasche meine Hände in Unschuld!“ – Das schlechte Gewissen durch Händewaschen erleichtern, das funktioniert! Dahinter steckt der sogenannte Macbeth-Effekt. Psychologen konnten inzwischen nachweisen: Es gibt eine starke Verbindung zwischen Reinigungs-Ritual und reinem Gewissen. Hinter dem Macbeth-Effekt und dem Händewaschen stecken gleich eine Reihe von Psychoeffekten

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Definition: Was ist der Macbeth-Effekt?

Der Macbeth-Effekt (auch: Lady Macbeth-Effekt) beschreibt die psychologische Wirkung des Händewaschens auf ein schlechtes Gewissen. Tatsächlich „reinigt“ das Händewaschen nach einer moralisch verwerfliche Tat das Gewissen – wir können unsere Hände buchstäblich „in Unschuld“ waschen.

Seinen Namen verdankt der Macbeth-Effekt der gleichnamigen Figur aus William Shakespeares Drama: Die Frau des Protagonisten stachelt ihren Mann dazu an, den König von Schottland zu ermorden, um danach selbst den Thron zu besteigen. Als das sinistre Werk vollbracht und König Duncan tot ist, überkommt Lady Macbeth jedoch ein so schlechtes Gewissen, dass sie sich die Hände wäscht. Immer und immer wieder…

Die Hände in Unschuld waschen – das versuchte ein paar Jahrhunderte vorher schon der römische Stadthalter Pontius Pilatus nachdem er Jesus zum Tod durch Kreuzigung verurteilt hatte. Einen Pilatus-Effekt gibt es aber nicht.
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4 psychologische Effekte des Händewaschens

Reinlichkeit und Händewaschen haben nicht nur eine hygienische Wirkung. Psychologen haben in mehreren Studien herausgefunden, dass dahinter noch eine Reihe weiterer psychologischer Effekte stecken. Zusammengefasst: Beim Händewaschen reinigen wir uns nicht nur physisch, sondern auch mental. Die vier wichtigsten Effekte des Händewaschens im Überblick…

Händewaschen macht optimistischer

Eine Studie um den Psychologen Kai Kaspar von der Universität zu Köln fand heraus: Waschen sich die Menschen nach dem Scheitern oder vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe die Hände, motiviert sie das und sie werden sogar optimistischer und zuversichtlicher. Das Händewaschen spült den Frust weg und aktiviert zugleich neuer Motivation.

Händewaschen beseitigt Zweifel

Bei den Experimenten um die US-Psychologen Spike Lee und Norbert Schwarz von der Universität von Michigan sollten Probanden eine Top10 Liste aus 30 CDs erstellen. Natürlich hatten einige Teilnehmer erhebliche Zweifel, welche Songs wirklich die besten waren. Nachdem sie sich die Hände gewaschen hatten allerdings nicht mehr. Das Händewaschen hatte dafür gesorgt, dass etwaige Rechtfertigungen im Abfluss verschwanden.

Händewaschen macht selbstgefälliger

Die Psychologin Simone Schnall von der Universität von Plymouth stellte fest, dass schon die Assoziation von Reinheit milder stimmt. In ihren Experimenten sollten die Studienteilnehmer moralische Vergehen bewerten. Allerdings ließ sie eine Grupp zuvor Wortpaare zum Thema „Sauberkeit, Seife, Waschen“ bilden (siehe: Priming). Effekt: Diese Gruppe bewertete zum Beispiel das Einstecken einer gefundenen Brieftasche danach deutlich milder und gar nicht mehr so schlimm.

Händewaschen macht egoistischer

Bei Versuchen um Chen-Bo Zhong von der Universität von Toronto und Katie Lilienquist von der Northwestern Universität in Chicago wurden die Teilnehmer unauffällig dazu gebracht, sich die Hände zu waschen. Nachdem sie glaubten, der Test sei zuende, wurden sie allerdings gefragt, ob sie für einen fremden Studenten in einer anderen Studie einspringen könnten. Und siehe da: Wer sich zuvor die Hände gesäubert hatte, erklärte sich deutlich seltener dazu bereit. Auch hier reinigte die Seife von einer Art moralischem Schuldgefühl oder einer kollegialen Verpflichtung.

Der Macbeth-Effekt und seine verwandten Psychoeffekte könnte damit erklären, warum das rituelle Waschen oder Reinigen mit Wasser in so vielen Religionen verankert ist: Christen werden im Wasser getauft, Muslime waschen sich rituell die Füße vor dem Gebet und Hindus steigen zur religiösen Reinigung in den Fluss Ganges…


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