Was sind Zweifel? Definition und Bedeutung
Zweifel haben (lateinisch: dubitare) bedeutet, eine starke Ungewissheit zu spüren, ob ein Sachverhalt oder Urteil richtig oder falsch ist. Skeptiker haben starke Bedenken gegenüber möglichen Annahmen aufgrund entgegengesetzter Daten, Fakten oder Argumente, die eine Entscheidung erschweren.
In der Wissenschaft und Philosophie spielen Zweifel eine wichtige Rolle und gelten als wertvolle Warnsignale, die unser Denken in Bewegung halten. Sie sind eine Mischung aus unterbewussten und bewussten Prozessen und melden uns: „Hier stimmt etwas nicht!“ Durch das Hadern aber informieren wir uns intensiver, haken nach, recherchieren mögliche Risiken oder Widersprüche. Effekt: Am Ende führen Zweifel zu neuer Erkenntnis.
Zweifel bringen uns weiter. Den Zusammenhang klärte schon René Descartes Mitte des 17. Jahrhunderts auf. Dessen Leitsatz war nicht etwa: „Ich denke, also bin ich“, sondern vielmehr: „Der Zweifel ist aller Weisheit Anfang.“
Synonyme für Zweifel sind: Bedenken, Skepsis, Skrupel, Unentschlossenheit, Unschlüssigkeit, Vorbehalt, Zaudern, Zerrissenheit, Zwiespalt. Das Gegenteil von Zweifeln ist Einfalt.
Warum sind Zweifel so verhasst?
Zweifel sind unangenehm, die Plagegeister bohren, nagen, quälen. Menschen aber ziehen Klarheit vor und streben nach Wahrheit und Gewissheit. In der Schwebe zu sein, unsicher oder hin- und hergerissen zu sein, stört dieses Gleichgewicht. Doch unsere Welt ist zu komplex dafür, um eindeutig zu sein. Wer das nicht erträgt, neigt schnell zu Vorurteilen oder Schwarz-Weiss-Denken.
Zweifel sind „ein unerwünschter Gast im seelischen Haushalt“, sagt etwa der Zürcher Psychoanalytiker Mario Gmür. „In der Überzeugung fühlen wir uns wohlig aufgehoben, sie gibt uns weniger Arbeit als der Zweifel.“ Zweifel zulassen und aushalten, kann nicht jeder. Die Fähigkeit dazu heißt: Ambiguitätstoleranz und ist – neben der Frustrationstoleranz – ein starkes Indiz für emotionale Reife.
Zweifel haben: Vor- und Nachteile der Skepsis
Ist das jetzt gut oder schlecht – Zweifel zu haben? Ganz eindeutig ist das nicht. Eine gesunde Skepsis bringt uns dazu, Entscheidungen sorgsam abzuwägen, Fakten zu prüfen, nicht jede Meinung ungefiltert zu übernehmen und eine Zweitmeinung einzuholen, bevor wir loslegen.
Zu viele Zweifel aber können lähmend und destruktiv wirken sowie Entwicklungen ausbremsen. Notorische Zweifler oder Schwarzseher suchen überall das sprichwörtliche Haar in der Suppe, zaudern und zögern – und fangen gar nichts mehr an. Wer immerzu zweifelt und pessimistisch denkt, ist jedoch nicht besonders gewissenhaft, sondern hat meist eine verzerrte Wahrnehmung.
Wie so oft macht auch bei Zweifeln die Dosis das Gift – mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen…
Vorteile von Zweifeln
- Sie warnen vor Risiken.
- Sie lassen nicht blind folgen.
- Sie schützen vor Manipulation.
- Sie bewahren vor Kurzschlüssen und populistischen Lösungen.
- Sie nötigen zu mehr Sorgfalt.
- Sie behalten einen klaren Kopf.
- Sie sorgen für Bodenhaftung.
- Sie fördern neue Erkenntnisse.
Nachteile von Zweifeln
- Bedenken können blockieren.
- Vorbehalte behindern Vertrauen.
- Sie verzögern Entscheidungen.
- Sie machen unglücklich.
Eine ungesunde Skepsis erkennen Sie auch daran, dass Sie nicht mehr in der Lage sind, Probleme aus einer übergeordneten und neutralen Position und mit genügend Abstand zu betrachten, sondern längst (moralisch) motiviert sind und selektive Wahrnehmung betreiben: Sie WOLLEN zweifeln und reden das Unheil herbei. Nicht wenige verharren dadurch vor einem Hindernis wie die Maus vor der Schlange oder gehen zahllose, vermeidbare Umwege.
Die zerstörerische Kraft der Selbstzweifel
Sie sind ein Saboteur des Erfolgs und Glücks: Selbstzweifel. Den Betroffenen fehlt das Wohlwollen sich selbst gegenüber. Laut Psychologie sind Selbstzweifel ein akutes oder generelles Misstrauen gegenüber der eigenen Person und den eigenen Fähigkeiten. Es gibt sie im Job, in der Partnerschaft und Liebe. Manche Menschen (ver)zweifeln an ihrem Aussehen, andere entwickeln große Skepsis sobald Sie unter Leistungsdruck stehen und liefern müssen. Wieder andere plagen die Zweifel bei wichtigen Lebensentscheidungen oder wenn Sie sich auf unbekanntes Terrain begeben.
Oft liegen die Ursachen dafür in der Kindheit. Wenn Eltern ihre Kinder häufig kritisieren oder zu hohe Erwartungen an sie stellen und bei Enttäuschung mit Liebesentzug reagieren, zerstört das das Selbstvertrauen der Kinder. Sie bekommen das Gefühl, nie gut oder gut genug zu sein und entwickeln ein entsprechend schwaches Selbstbild und Selbstwertgefühl. Bemerkenswert daran: Vor allem Frauen, Leistungsträger und intelligente Menschen sind von Selbstzweifeln betroffen.
Zweifel überwinden: Was tun wenn man zweifelt?
Grundsätzlich sind Zweifel nichts Schlechtes (siehe Vor- und Nachteile). Werden Sie aber chronisch oder blockieren Sie diese, können und sollten Sie etwas dagegen unternehmen. Der beste Weg, Zweifel zu überwinden, ist, sie zu verstehen – zum Beispiel mittels Selbstreflexion. Folgenden Fragen helfen dabei:
- Warum traue ich meinen Zweifeln mehr als dem ersten Impuls?
- In welchen Situationen bekomme ich (Selbst-)Zweifel?
- Was genau lässt mich so denken und fühlen?
- Welche Überzeugungen stecken hinter meiner Skepsis?
- Wenn es nicht eigene Erfahrungen sind: Was macht mich so sicher, dass das für mich gilt?
- Gebe ich meinen Zweifeln nach, weil ich mich als Skeptiker sicherer fühle?
- Habe ich Angst vor dem Neuen, vor Kritik oder vor dem Scheitern?
- Was hindert mich daran, an mich und meine Möglichkeiten zu glauben?
- Habe ich moralische Zweifel, weil mein Vorhaben ethisch bedenklich ist?
- Was müsste ich tun, um mein Gewissen zu beruhigen?
Lassen Sie sich von Zweifeln und vermeintlichen Bedingungen bloß nicht ins Bockshorn jagen, im Gegenteil: Gesunde Skepsis und konstruktiv genutzte Zweifel können ein regelrechter Erfolgsmotor sein. Nutzen Sie aufkommende Bedenken zum Beispiel, um sich in Ruhe mit einer Sache zu beschäftigen. Kurz: Seien Sie im Zweifelsfall nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung.
Zweifel: Sprüche und Aphorismen zur Unsicherheit
- „Zweifel töten mehr Träume, als Versagen jemals könnte.“
- „Wer zu viel nachdenkt, schafft Probleme, die es gar nicht gibt.“
- „Die innere Stimme braucht manchmal aufs Maul.“
- „Der Glaube lässt dich Unmögliches versuchen. Der Zweifel hingegen hält dich selbst vom Möglichen ab.“ (Marcel Baumert)
- „Jeder Zweifel ist nur eine Erinnerung an die Frage: Wie sehr willst du es?“
- „Wann immer du zweifelst, wie weit du noch gehen kannst, erinnere dich daran, wie weit du bereits gekommen bist.“
- „Zweifeln ist zwar kein angenehmer geistiger Zustand, aber Gewissheit ist ein lächerlicher.“ (Voltaire)
- „Das Leben bietet dir immer eine zweite Chance – ihr Name: Morgen.“
- „Du kannst! Ende der Geschichte.“
Skeptiker: Wie gehe ich mit Bedenkenträgern um?
Es gibt sie überall und in jedem Job: Skeptiker, Kritiker, Bedenkenträger. Als Advocatus Diaboli sind sie nützlich, weil Sie in der Euphorie des Aufbruchs vor vorschnellen Urteilen schützen und Gefahren in Grenzen halten.
Gefallen Sie sich aber zu sehr in ihrer Rolle, werden Skeptiker zur Bremsern. Indem Sie kleine Gefahren zu potenziellen Katastrophen hochreden, empfehlen sie sich zum Helden eine nahen Krise, die es gar nicht gibt. Tatsächlich tarnen solche Engstirnen ihren Mangel an Mut, Ihre Intoleranz und Innovationsfeindlichkeit nur durch wolkige Gegenthesen, unbegründete Zweifel und Rückfragen-Terror: Könnte schiefgehen… Muss aber nicht! Schon Friedrich Schiller ließ seinen Wilhelm Tell räsonieren: „Wer gar zu viel bedenkt, wird wenig leisten.“ Wie damit umgehen?
Zweifel und Zweifler brauchen Sicherheit
Keine Frage, so ein bisschen Argwohn hat seine Berechtigung, denn der bremst auch blinde Begeisterung und hilft, Fehler zu vermeiden. Die Rolle des Wächters und Prüfers, der alles auf die Goldwaage legt, kann allerdings ebenso eine Attitüde sein, um die eigene Unsicherheit zu vernebeln.
Um Bedenkenträger zu bändigen, sollten Sie ihnen immer erst einmal aktiv zuhören und sie ernst nehmen – das schmeichelt allen. Ansonsten gelten für Pedanten und Erbsenzähler dieselben Strategien wie für alle Diven im Job:
- Bleiben Sie stets sachlich.
- Argumentieren Sie ebenfalls mit Zahlen, Studien, Fakten.
- Vermutungen, Annahmen, Spekulationen sind tabu. Sie stacheln Skeptiker an.
- Überzeugen Sie durch Detailtiefe.
- Gehen Sie auf jede Frage einzeln ein.
- Fragen Sie zurück und bitten Sie darum, die Zweifel zu präzisieren.
- Zeigen Sie, dass auch Sie Vieles bedacht und abgewogen haben, das gibt Sicherheit.
- Spannen Sie Skeptiker für den „Sicherheitsplan B“ ein.
Damit aus dem Argwohn nicht nur Genörgel, sondern etwas Konstruktives wird, müssen Sie Skeptiker stets aus ihrer Komfortzone herausführen und einspannen: Kritiker zu sein, ist leicht. Wer aber mitmacht, steht auch in der Verantwortung und Pflicht, die Bedenken gar nicht erst eintreten zu lassen.
Sobald der Kollege das lernt, liefert der notorische Zweifler auch wieder fundierte Entscheidungshilfen und hilft dann wirklich allen, aufkommende Zweifel zu überwinden.
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