Bedeutung: Was ist Resilienz?
Resilienz ist das Immunsystem der Seele. In der Psychologie beschreibt der Begriff die Fähigkeit, Krisen, Rückschläge oder Verluste zu meistern, ohne sich davon dauerhaft unterkriegen zu lassen. Wikipedia definiert Resilienz als „psychische Widerstandsfähigkeit, Krisen zu bewältigen“ und sie als Anlass zur eigenen Entwicklung zu nutzen.
Statt ohnmächtig und hilflos das eigene Leben zu betrachten und in Selbstmitleid zu versinken, verhilft Resilienz (Aussprache: „Resiljenz“) dazu, weiterzumachen, das Tief zu überwinden und sich den Herausforderungen aufs Neue zu stellen.
Häufige Fragen zur Resilienz
Ein resilienter Mensch ist seelisch in der Lage, Lebenskrisen ohne anhaltende Beeinträchtigung durchzustehen. Während andere auf Härtefälle mit Angsterkrankungen, Sucht oder Depressionen reagieren, perlt der Stress an ihnen ab – wie an einem unsichtbaren Schutzschild. Mehr noch: Schon in kurzer Zeit können diese Menschen wieder zur Hochform auflaufen. So als wäre nichts geschehen.
Resiliente Menschen haben meist starke Wurzeln und stabile Beziehungen sowie eine optimistische Grundhaltung. Sie sehen auch in dunklen Zeiten Licht am Ende des Tunnels.
Der Resilienz gegenüber steht die sogenannte Vulnerabilität. Sie ist praktisch das Resilienz Gegenteil und beschreibt die besondere Verwundbarkeit eines Menschen. Vulnerable Menschen sind hochsensibel oder „zartbesaitet“ und werden besonders leicht durch negative Ereignisse verletzt und heruntergezogen.
Resilienz ist nicht vorhanden oder angeboren. Sie entwickelt sich durch positive Bezugspersonen und frühe Unterstützung in der Kindheit. Es braucht vor allem Menschen, die Sicherheit und Zuverlässigkeit vermitteln. Schon Kinder können Resilienz zeigen, wenn sie mit Verlusten oder Traumata konfrontiert werden. Resilienz ist eine wesentliche Eigenschaft unserer Persönlichkeit. Bisher gingen Forscher davon aus, dass Persönlichkeitsmerkmale (Big Five) starr seien. Forscher der Universitäten Münster, Mainz und Leipzig konnten aber nachweisen, dass sich Charakterzüge im Laufe des Lebens verändern. Damit ist auch Resilienz lernbar.
Laut Psychologie zeigt sich diese Fähigkeit durch hohe Belastbarkeit und innere Stärke. Resilient sein bedeutet, Belastungen auszuhalten und sich von schweren Schicksalsschlägen nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Es ist eine lebensmutige Kraft der Psyche und zuversichtliche Grundhaltung.
Kein Leben verläuft perfekt. Manche Wissenschaftler halten Lebenskrisen sogar für die Regel, nicht die Ausnahme. Entsprechend nützlich ist die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress und Rückschlägen. Brauchen kann sie jeder Mensch – ausnahmslos.
Was sind die 7 Säulen der Resilienz?
Es gibt sieben Charaktereigenschaften, die für eine starke Fähigkeit zur Stress- und Krisenbewältigung sprechen. Zusammen bilden sie die sogenannten 7 Säulen der Resilienz oder „Resilienzfaktoren“. Verstehen können Sie diese auch als eine Art Test: Je mehr Sie diese Eigenschaften bei sich erkennen, desto resilienter sind Sie.
1. Selbstbewusstsein
Resiliente Menschen glauben an sich. Statt in die Opferrolle zu schlüpfen, werden sie lieber aktiv. Eine Eigenschaft, die in unserem Leben und immer komplexeren Wirtschaftsalltag zunehmend wichtiger wird. Dank ihres ausgeprägten Selbstvertrauens gewinnen sie oft noch das Vertrauen (und die Bewunderung) anderer.
2. Kontaktfreude
Schwierigkeiten lösen resiliente Menschen gemeinsam mit anderen Menschen. Dazu suchen sie sich aktiv Partner, die einfühlend sind, ihnen Mut machen und an ihre Stärken erinnern. Weil es ihnen gelingt, das Verhalten anderer richtig zu deuten (siehe: emotionale Intelligenz), bauen sie oft gute und lang anhaltende Beziehungen auf.
3. Gefühlsstabilität
Resiliente Menschen besitzen die ausgeprägte Fertigkeit, ihre Emotionen und ihre Aufmerksamkeit zu analysieren. Sie steuern die eigene Gefühlswelt derart, dass sie hohe Belastungen nicht als Stress, sondern als Herausforderung empfinden. So können sie kurz darauf wieder voll agieren (siehe: emotionale Reife).
4. Optimismus
Für den Neurowissenschaftler und Mitbegründer des Deutschen Resilienz-Zentrums in Mainz, Raffael Kalisch, zählt Optimismus zu einer DER tragenden Säulen der Resilienz. Resiliente Menschen verallgemeinern bei einer Niederlage nichts, Motto: „Ich schaffe es nie“, sondern sagen sich: „Diesmal hatte ich keinen Erfolg, nächstes Mal schon.“ Widerstandsfähige Menschen akzeptieren die Situation wie sie ist, beschönigen nichts, blicken aber weiterhin zuversichtlich in die Zukunft. So bekommt die Krise erst gar kein Schwergewicht, sondern bleibt ein zeitlich begrenztes Ereignis, aus dem man sich selbst herausführen kann.
5. Handlungskontrolle
Statt impulsiv zu handeln, reagieren resiliente Menschen auf entsprechende Verhaltensanreize kontrolliert und überlegt. Dazu gehört, sofortige Belohnungen zugunsten eines höheren Ziels in der Zukunft aufzuschieben. Im Fachjargon heißt diese Fähigkeit „Gratifikationsverzicht“. Diese Kontrolle ist ebenfalls eine wichtige Komponente der schon erwähnten emotionalen Intelligenz.
6. Realismus
Resilienz bedeutet, langfristig zu denken und für sich realistische Ziele zu entwickeln. So können Sie von temporären Wendepunkten im Leben, wie zum Beispiel dem Tod der Eltern oder einem unfreiwilligen Berufswechsel, nicht aus dem Gleichgewicht geworfen werden. Weil Sie sich schon gedanklich auf ihr Leben „danach“ vorbereiten, meistern sie diese Herausforderungen souveräner und schneller. Aus der Desaster-Forschung (die gibt es wirklich) weiß man heute: Resiliente Menschen sehen das Unheil nicht durch eine rosarote Brille. Vielmehr gehen sie konstruktiv mit ihrem Schmerz, mit der Tragödie um (siehe: realistischer Optimismus).
7. Analysestärke
Resiliente Menschen sind imstande, eingefahrene Denkpfade zu verlassen. Sie können die Ursachen eines negativen Erlebnisses genau identifizieren und analysieren. Das hilft ihnen, zukunftsorientiert damit umzugehen und so alternative und oft bessere Lösungen zu erkennen (siehe: Perspektivwechsel).
Resilienz Test: Wie belastbar sind Sie?
Wie resilient sind Sie? Mit dem folgenden Resilienz Test können Sie es herausfinden: Wie viele der folgenden Aussagen treffen auf Sie zu? Haken Sie diese gleich online im Browser ab.
- Ich glaube, mein Schicksal selbst in der Hand zu haben.
- Ich komme über Hindernisse hinweg, egal wie groß diese sind.
- Ich kann auch das Negative in meinem Leben akzeptieren.
- Trotz Misserfolge halte ich mich für einen wertvollen Menschen.
- Ich habe ein klares Ziel für mein Leben vor Augen.
- Ich habe einen starken Glauben an die eigenen Fähigkeiten.
- Ich habe gute Freunde, auf die ich mich verlassen kann.
- Wenn mal etwas nicht klappt, versuche ich es einfach noch einmal.
- Jeder ist seines Glückes Schmied, das ist mein Lebensmotto.
- Ich weiß um meine Stärken und bin stolz darauf.
- Ich bin unter Stress leistungsfähig und kann gut mit Druck umgehen.
- Ich glaube selbst in der Krise daran, dass sich alles zum Guten wenden wird.
- Bei Problemen suche ich aktiv nach einer Lösung – und finde sie auch.
Je öfter Sie bei den obigen Aussagen zustimmen konnten, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Sie zu den resilienten Menschen zählen. Zu dem artverwandten Thema „Burnout“ finden Sie bei uns ebenfalls einen ausführlichen Burnout-Test.
Resilienzforschung: Leid gehört zum Leben dazu
Früher hätte man von „Gelassenheit“ oder „Abhärtung“ gesprochen: „Was mich nicht umbringt, macht mich stark“, sagte schon Friedrich Nietzsche. Oder man hätte Resilienz mit Stehaufmännchen verglichen. Die Metapher verleitet allerdings zum Trugschluss der Unverletzlichkeit: Kurz auf die Nase fallen, flugs wieder aufstehen, die Krone richten und weiter geht’s… So einfach ist das nicht.
Eine schwere Krankheit, ein Autounfall, der Tod des Partners oder eines Kindes, der Verlust des eigenen Arbeitsplatzes können selbst die stärksten Charaktere niederschmettern. Der Soziologe Bruno Hildenbrand vertritt die Meinung, dass die Krise im Leben „nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall“ sei. Mit stoischer Gelassenheit, dem Ideal antiker Philosophen, käme man da nicht weiter. Wer sein Gefühlsleben abtötet, trainiert nur Gleichgültigkeit. Ein Weg, den die Psychiatrie für pathologisch bedenklich hält.
Das Geheimnis der inneren Stärke
Wichtige Ereignisse, wie Heirat, die Geburt eines Kindes, Schicksalsschläge oder der Renteneintritt können eine Persönlichkeit verändern. Wahre Lebenskunst kann aber nicht darin liegen, das Leid zu verleugnen, die Schmerzgefühle zu unterdrücken. Leiden gehört einfach zum Leben dazu – und oft müssen wir es in einer Art Achterbahnfahrt der Gefühle (PDF) durchlaufen.
Der entscheidende Unterschied ist: Menschen mit Resilienz gelingt dies schneller als dem Rest von uns. Auch, weil Sie den Umständen oder Schicksalsschlägen eine andere Bedeutung geben.
Resilienz Übungen: Wie Sie Resilienz stärken
Die amerikanische Psychologenvereinigung hat schon vor einiger Zeit eine Art „Anleitung zum Erlernen von Resilienz“ formuliert, mit der Sie Ihre Resilienz stärken können. Darin finden sich unter anderem Ratschläge, wie…
- Akzeptiere den Wandel als etwas, das zum Leben gehört.
- Betrachte Krisen nicht als unüberwindbare Probleme.
- Glaube an deine (realistischen) Ziele und dein Können.
- Treffe aktiv Entscheidungen und verlasse die Opferrolle.
- Sieh die Dinge aus einer langfristigen Perspektive.
- Baue soziale Beziehungen auf.
- Achte auf dich selbst.
- Denke positiv über dich.
Training: 6 Tipps für mehr Widerstandskraft
Sie selbst können noch mehr tun, um sich schneller von einem Schicksalsschlag oder aus einer Krise zu erholen und positiv zu bleiben:
- Reflektieren Sie bisherige Krisen
Selbst die kleinsten, wie Liebeskummer in der Adoleszenz. Durch die Selbstreflexion lernen Sie, welche Herausforderungen Sie bereits in Ihrem Leben bewältigt haben, aber auch wie und vor allem: DASS Sie es können. Durch die Analyse wird Ihnen deutlich, welche Ressourcen und Stärken Sie mitbringen, und Ihre Zuversicht steigt. - Schreiben Sie sich alles von der Seele
Viele Menschen empfinden das Aufschreiben als heilsamen und positiven Prozess. Es hilft, mit der Krise oder einem Schicksalsschlag fertig zu werden. Durch das Schreiben gewinnen sie Klarheit über Gedanken und Gefühle. Studien der Pennsylvania State Universität mit mehr als 50 Probanden konnten nachweisen, dass schon zehn Tage ausreichen, um sich seine Sorgen buchstäblich von der Seele zu schreiben. 30 Tage, nachdem die Studienteilnehmer täglich notiert hatten, was ihnen Sorgen macht, fühlten sich diese sogar besser als die Kontrollgruppe ohne jeglichen Kummer. - Akzeptieren Sie Niederlagen
Die Dinge und das Leben laufen nun mal nicht immer so, wie wir es planen und gerne hätten. Das ist aber keine böse Macht, die sich da gegen Sie und nur Sie richtet. Es passiert einfach. Je eher Sie das akzeptieren, desto eher erkennen Sie in Niederlagen aber zugleich auch Chancen. - Richten Sie Ihren Blick auf Lösungen
Wer sich auf die Suche nach einem Ausweg konzentriert, wird mit den vor ihm liegenden Problemen besser fertig. Dann werden die Lösungen zu Zielen, auf die hingearbeitet werden kann. - Bauen Sie stabile Beziehungen auf
Wer eine Bezugsperson hat, ist resilienter. Dieser positive Anker kann in der Familie sein, doch auch andere Personen kommen in Frage, beispielsweise ein guter Freund, ein Lehrer oder ein Mentor. Wichtig ist zudem, dass Sie in schweren Zeiten bereit sind, Hilfe von diesen Personen anzunehmen. - Suchen Sie neue Herausforderungen
Wer sich in seinem Leben fortwährend weiterentwickelt, sammelt neue Erfahrungen, erweitert das eigene Spektrum und rüstet sich für kommende Krisen. Kurz: Resilienz rechnet immer auch damit, sich weiterzuentwickeln. Außerdem steigert jede gemeisterte Herausforderung Ihren Glauben an sich selbst – und damit Ihre Resilienz bei zukünftigen Rückschlägen.
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